Porsche Diesel Junior 108(Revell - Nr. 07820)Produktinfo:
Besprechung:Zum Vorbild
Porsche gleich Sportwagen - das war nicht immer so: im Jahr 1937 erteilte die Deutsche Arbeitsfront an Ferdinand Porsche den Auftrag, einen landwirtschaftlichen Kleinschlepper zu entwickeln, der billig, robust, leicht zu handhaben und zu warten und für alle in der Landwirtschaft anfallenden Arbeiten verwendbar sein sollte. So entstanden erste Prototypen und Versuchsmodelle mit luftgekühlten Zweizylindermotoren, aber der Zweite Weltkrieg unterbrach die weitere Entwicklung und Produktion. Nach dem Krieg nahm Porsche die Entwicklungsarbeit für landwirtschaftliche Traktoren wieder auf, worauf vier Baureihen unterschiedlicher Leistungsklassen entstanden und bei der Porsche-Diesel Motorenbau GmbH in Manzell am Bodensee gefertigt wurden. Die Junior-Reihe war die kleinste Baureihe der Porsche-Traktoren, die Markteinführung des 108 erfolgte im Herbst 1957. Er wurde von einem luftgekühlten Einzylinder-Wirbelkammer-Dieselmotor mit 822 cm² und 14 PS Leistung angetrieben. Durch das „Porsche-Optima-Verbrennungsverfahren“ konnte gegenüber früheren Motoren eine Leistungssteigerung von 10 % erzielt werden. Das Getriebe war mit sechs Vorwärts- und zwei Rückwärtsgängen ausgestattet. Ab Mitte 1958 konnten die Typen Junior 108 L und 108 K mit ölhydraulischer Voith Strömungskupplung geliefert werden. Damit verbunden war die Hydrostop-Einkehrung, die das Anfahren, Anhalten und Lenken ohne Fahrer auf dem Schlepper erlaubte und auf dem Feld eine erhebliche Arbeitserleichterung darstellte. Der Junior 108 war in verschiedenen Ausführungen erhältlich, so als Kurz- und Langversion oder mit schmalerer Spurweite für den Einsatz beispielsweise in Weinbergen. Von 1957 bis 1969 wurden insgesamt ca. 23.000 Junior 108 der verschiedenen Modellreihen gebaut. Vom 108 K, den das Modell darstellt, entstanden lediglich 3.000 Stück. Seine Langlebigkeit und Zuverlässigkeit machen ihn heutzutage zu einem beliebten Schlepper unter Sammlern und Fans von Oldtimertraktoren. Das neue Konzept
Dieser Kit ist einer der ersten Vertreter von Bausätzen mit dem "Easy-Click-System", mit denen Modellbauer ab zehn Jahren angesprochen werden sollen. Laut Revell werden bei diesen Bausätzen mehrfarbig hergestellte Bauteile durch einfaches Zusammenstecken ohne Kleben stabil miteinander verbunden. Mit den einfach anzubringenden Stickern entstehen attraktive und detaillierte Modelle. So soll ein schneller Bastelerfolg garantiert werden. Man darf gespannt sein, wie Revell diese Ansprüche - einfacher Bau ohne zu kleben und gute Detaillierung - unter einen Hut gebracht hat. Rahmen A Der Bausatz
In der von Revell altbekannten Faltschachtel, die diesmal sehr üppig dimensioniert ist, hat der Hersteller die paarweise in Tüten untergebrachten Spritzrahmen sicher verpackt. Dennoch war bei meinem Bausatz bereits ein Stützfuß der Kotflügelsitzbank abgebrochen. Die Teileanzahl ist - passend für einen Anfängerbausatz - mit 76 Teilen übersichtlich, wobei die Bauteile allesamt in aktueller Qualität gefertigt sind. Hin und wieder findet man leichte Fischhäute und Auswerfermarken an sichtbaren Stellen, die aber durchwegs einfach zu entfernen sind. Größere Verbindungsstellen zeichnen sich bisweilen, besonders am Motor- und Getriebeblock, durch leichte, jedoch kaum wahrnehmbare Sinkstellen auf der Außenseite ab. Wie sauber und sicher sich die Teile ohne Klebstoff verbinden lassen wird sich beim Bau zeigen. Hier dürfte die Nagelprobe bei der aus vier Teilen zu bauenden und später am Motor- und Getriebeblock einzurastenden Motorhaube liegen. Motor- und Getriebeblock, rechte Seite
Was das Gesamptpaket betrifft, hat Revell hier meiner Ansicht nach eine sehr gute Synthese getroffen: einen einfach zu bauenden und vorgefärbten Anfängerkit, der zusammengesteckt wird, dabei aber so gut und fein detailliert und ausgeführt ist, dass der ambitionierte Modellbauer ein Vitrinenmodell daraus erstellen kann. In der Tat ist die Detaillierung auf der Höhe der Zeit, trotz der konzeptionell bedingten Vereinfachungen muss man im Detailbereich kaum Abstriche machen. Details sind fein, scharf und umfangreich wiedergegeben. Allerdings sind zwei Hebel am Getriebeblock angegossen, die der amitionierte Modellbauer abtragen und freistehend wieder aufbauen wird. Auch der Anlasser ist am Motorblock angegossen. Sehr angenehm: Scheinwerfergläser aus Klarsichtmaterial, ein durchbrochener Kühlergrill und an den Hinterradfelgen nachgebildete Ventile. Die aus mattem, festem Gummimaterial hergestellten Reifen machen ebenfalls einen guten Eindruck. Sie zeigen ein fein wiedergegebenes Profil, Formtrennnähte sind kaum wahrnehmbar. Das Armaturenbrett
Auch von der Ausführung erfüllt das Modell ohne weiteres die Erwartungen beider Klientel: mit seiner stabilen Konstruktion und dreh- und lenkbar gestalteten Rädern fordert, aber überfordert es auch einen Modellbaueinsteiger nicht beim Bau und ist durchaus als Spielzeug geeignet. Der ambitionierte Modellbauer erhält eine solide Basis, mit der er mit Farbe und weiteren Details ein schönes Ausstellungsmodell erstellen kann. Darüber hinaus lassen Variationsmöglichkeiten wie unterschiedliche Fahrer- und Kotflügelsitze sowie alternative Schmutzfangbleche für die Vorderräder das Herz höher schlagen. Eine klapp- und arretierbare Haube zeigt die schönen Motordetails. Dazu sind am Getriebeblock Aufnahmen samt Antrieb für ein Balkenmähwerk nachgebildet – ob uns Revell mit Anbaugeräten überrascht? Batterie und Kleinteile Die Dekorationsmöglichkeiten
Hier fährt Revell für das unterschiedliche Kundenklientel zweigleisig: dem Bausatz liegt ein Decalbogen und ein Stickerbogen bei. Die Bilder auf beiden Bögen sind sauber, scharf und versatzfrei gedruckt. Wie einfach sich jedoch die teilweise winzigen Stickerbilder anbringen lassen, mag dahingestellt sein. Man sieht neben verschiedenen Hinweisschildern Herstellerschriftzüge in zwei Farben, weiterhin drei Kennzeichenvarianten. Für die Rücklichter sind ebenfalls Bilder vorgesehen, die aber nur aus einem roten und gelben Farbfeld ohne simulierte Glasstruktur bestehen, wobei hier die Decalvariante detailreicher ausgeführt ist. Es fällt auf, dass der Decalbogen umfangreicher gehalten ist als der Stickerbogen. Hier sind neben Decals für Fahrersitz und Batterie noch verschiedene Abzeichen und Schilder von Oldtimertreffs vorhanden, mit denen man das Modell individuell gestalten kann.
Die Bauanleitung
Die 16-seitige, farbig gedruckte Bauanleitung führt in 32 Baustufen zum fertigen Modell. Die Zeichnungen sind übersichtlich und aussagekräftig, die einzelnen Baustufen mit Bemalungsangaben ergänzt. Alternative Baumöglichkeiten sind deutlich gekennzeichnet, ebenso die Verwendung von Stickern und Decals. Am Ende ist eine Vierseitenansicht des fertigen Modelles zu finden. Die Farbangaben beziehen sich, wie üblich, allein auf die Revell-Palette.
Darstellbare Maschinen: Porsche Junior 108 K Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Anfängertauglich Fazit:Toll, dass uns nun auch Revell einen historischen Schlepper beschert und wir mit dem Junior 108 einen Klassiker auf den Basteltisch bekommen! Toll auch, dass Revell mit dem neuen Bausatzkonzept einen wertvollen Beitrag zur Nachwuchsarbeit leistet! Als sehr angenehm empfinde ich es, dass als Vorbild ein Vertreter der kleinsten Porsche-Baureihe Pate stand - im LKW-Bereich bekommen wir ja üblicherweise die Topausführungen präsentiert. Der Bausatz verspricht ein schönes Modell eines Junior 108 K und ist deshalb für Anfänger wie Fortgeschrittene absolut empfehlenswert! Diese Besprechung stammt von Roland Kunze - 25. November 2017 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |