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Swedish Regal Ship VASA

(Revell - Nr. 05414)

Revell - Swedish Regal Ship VASA

Produktinfo:

Hersteller:Revell
Sparte:Schiffe Militär Militär bis 1939
Katalog Nummer:05414 - Swedish Regal Ship VASA
Maßstab:1:150
Kategorie:Bausätze (Plastik)
Preis:ca. 29 €
Inhalt:
  • Zwei Rumpfhälften und 330 Einzelteile an 10 Spritzrahmen
  • 1 Tafel mit tiefgezogenen Segeln
  • 1 Rolle Takelgarn
  • 1 Ankertau 
  • 1 Flaggentafel
  • 1 Bauanleitung

Besprechung:

Das Original

Die Vasa, von Schwedens König Gustav II. Adolf im Jahr 1625 in Auftrag gegeben, ist eine Galeone mit zwei Kanonendecks. Mit 69 m Länge, 1.200 Tonnen Verdrängung und einer Bewaffnung von 64 Kanonen zählte sie zu den größten und stärksten Kriegsschiffen ihrer Zeit. Der Dreimaster ist aus Eichenholz gebaut und hatte damals eine Segelfläche von ca. 1.300 m². Die Bezeichnung „Regalskeppet“ leitet sich höchstwahrscheinlich vom lateinischen „regius“=königlich ab, bedeutet also „königliches Schiff“. Kiellegung war am 1.1.1626, die Bauzeit dauerte nur rund zweieinhalb Jahre. Die Vasa wäre Flaggschiff einer Flotte geworden, die schwedische Interessen in der Ostsee zur Geltung bringen sollte. Darüber hinaus war das mit über 700 Figuren prunkvoll verzierte Schiff dazu auserkoren, als Prestigeobjekt die Stärke Schwedens zu demonstrieren.

Bereits vor der Indienststellung bestanden jedoch erhebliche Zweifel an der Seetüchtigkeit des Schiffes. Entsprechende Tests hatten gezeigt, dass die Lagestabilität mangelhaft war, was jedoch bereits im Entwurf begründet lag. Die Schiffsbaukunst Anfang des 17. Jahrhunderts basierte auf meist mündlich weitergegebenen Erfahrungswerten und bisher bewährten Abmessungstabellen. Diese wurden im Falle der Vasa aber abgeändert, um die geforderte ungewöhnlich hohe Anzahl an Kanonen unterbringen zu können. Danach stimmte das Verhältnis Breite – Höhe – Tiefgang sowie die Gewichtsverteilung nicht mehr, das Unterwasserschiff war nicht voluminös genug ausgelegt. Es bot einfach nicht ausreichend Platz für den nötigen Ballast, um das hohe Gewicht der Geschütze auszugleichen. So tauchte das Schiff insgesamt zu tief ins Wasser ein, dennoch lag der Schwerpunkt zu hoch. Daraus resultierend gerieten die Stückpforten der unteren Kanonen bereits bei geringer Krängung unter die Wasserlinie.

Trotz der Kenntnisse über die Konstruktionsfehler und der damit verbundenen Instabilität wurde nichts dagegen unternommen und die Vasa in Dienst gestellt. Der Jungfernfahrt am 10. August 1628 wohnte eine zunächst jubelnde Menschenmenge bei, die am Ende Zeuge einer Katastrophe wurde: die erste stärkere Windböe ließ die Vasa nach 1.300 zurückgelegten Metern bei gerade einmal 20 Minuten Fahrtdauer so weit überkrängen, dass Wasser durch die offenen unteren Stückpforten eindringen konnte und zum schnellen Untergang des Schiffes führte. Obwohl auch Familienangehörige der Schiffsbesatzung mit an Bord waren, starben bei dem Untergang „nur“ ca. 50 Menschen.

In den folgenden Jahren versuchte man wiederholt vergeblich, das Wrack zu heben. Schließlich beschränkte man sich auf die Bergung der bronzenen Geschützrohre, von denen über 50 gehoben werden konnten. In den 1670er Jahren wurden die über die Wasseroberfläche ragenden Masten gekappt, einerseits, um die Hafeneinfahrt wieder frei zu bekommen, andererseits, um die Schande des Untergangs zu tilgen. Danach verschwand die Vasa aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit.

Anfangs der 1950er Jahre machte sich der Meeresarchäologe Anders Franzén in der Stockholmer Bucht auf die Suche nach der Vasa. Nach ca. fünf Jahren entdeckte er im August 1956 südlich der Insel Beckholmen das gesunkene Schiff. Tauchgänge bestätigten einen außergewöhnlich guten Zustand des auf ebenem Kiel in 33 Metern Tiefe liegenden Wracks. Weitere fast fünf Jahre der Vorbereitung waren nötig, dann gelangte die Vasa am 24.4.1961, 333 Jahre nach ihrem Untergang, wieder ans Tageslicht. Auch an diesem Tag war eine jubelnde Menschenmenge zugegen. Es glich einer Sensation, dass man es schaffte, ein so großes und altes Schiff in einem Stück zu heben.

Umgehend begannen die Arbeiten zum Erhalt des Fundes. Zunächst wurde das Schiff in ein Trockendock auf der Insel Djurgården geschleppt, dann weiter zu seinem jetzigen Standplatz verbracht, der zunächst wetterfest mit einer Aluminiumkonstruktion überspannt war. Dort konnten der Schiffsrumpf und die Fundstücke in jahrelanger Kleinarbeit restauriert und konserviert werden. Um zu verhindern, dass das Holz beim Trocknen schrumpft und reißt, wurde es 17 Jahre lang mit Polyethylenglycol imprägniert. Eine weitere Gefahr bildet der sich im Lauf der Jahrhunderte im Holz angereicherte Schwefel, der sich mit der Luft zu Schwefelsäure verbindet und droht, das Holz zu zerstören. So bleibt der Erhalt der Vasa eine dauernde wissenschaftliche Herausforderung.

Heute ist die Vasa so gut wie möglich wieder hergestellt und besteht aus 95% ihrer Originalteile. Die restlichen Partien wurden ersetzt, aber unbehandelt gelassen, so dass sie sich von dem dunkleren Originalholz deutlich abheben. Das Schiff steht in einem 1990 eröffneten Museumsgebäude und wurde seither von über 25 Mio. Menschen besucht. Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist die Vasa das weltweit einzige erhaltene Schiff aus dem 17. Jahrhundert. Das Schiff selbst und die bei der Bergung und der Reinigung mehr als 15.000 gefundenen Artefakte sind Zeugnisse aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges und bieten damit einen einzigartigen Einblick in die Geschichte Schwedens.

Revell - Swedish Regal Ship VASA

Der Bausatz

In dem von Revell allseits bekannten Faltkarton, der in diesem Falle ruhig größer hätte ausfallen dürfen, sind die Bausatzbestandteile untergebracht. Die einzelnen Beutel enthalten bis zu drei Spritzrahmen, Segel, Garn, Decals und Bauanleitung bekommen eine weitere Tüte spendiert. Aus dunkelbraunem Kunststoff gefertigt, sind die Rahmen nach aktuellen Standards sauber, ohne Fischhäute und Sinkstellen hergestellt, Formtrennnähte kann man kaum erkennen. Bei meinem Bausatz hat die Tafel mit den Segeln die Enge des Kartons voll zu spüren bekommen: zwei Segel waren stark eingebeult, auch nach dem Richten bleiben zunächst noch Dellen zurück.

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Swedish Regal Ship VASA

 

Die Rumpfhälften sind sauber abgeformt und zeigen eine Plankenstruktur mit erhaben wiedergegebenen Nagelköpfen. Die vielen Figuren könnten bisweilen etwas schärfer nachgebildet sein, was beim Bemalen hilfreich wäre. Der Galion zeigt schöne Details, besonders der freistehende Zierrat an der Unterkante und die filigran nachgebildete Gräting fallen hier ins Auge. Der Heckspiegel besteht aus mehreren Teilen, die ebenfalls mit sehr umfangreichem Zierrat versehen sind. Auch hier könnte eine etwas schärfere Wiedergabe beim Bemalen helfen. Die in diesem  Bereich vorhandenen Sprossenfenster sind durchbrochen, leichte Fischhäute lassen das Ganze aber etwas unscharf erscheinen. 

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Swedish Regal Ship VASA

 

Auf dem durchgehenden Oberdeck zeigen die Planken eine schöne Holzmaserung, die in diesem Maßstab aber fast etwas zu prominent wirkt. Die Decksgrätings sind nicht durchbrochen, die Stirnwände mit den Niedergängen wiederum scharf wiedergegeben. Von der Rumpfform etwas Prahmartig-Plumpes haben die beiden Beiboote an sich, in wie weit dies vorbildgetreu ist, vermag ich nicht zu sagen. Wie gut die teilweise sehr fein ausgeführten Nagelbänke die Takelarbeit verkraften, muss sich beim Bau zeigen.

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Swedish Regal Ship VASA

 

Nicht durchgehend sind die Batteriedecks ausgeführt, die Lafetten der Kanonen sind auf innerbords anzubringenden Balkonen angegossen, was hier durchaus in Ordnung geht. Schön und scharf nachgebildet sind die Rohre, die verschiedenen Kaliber sind berücksichtigt. Bei den größeren sollte man allerdings die Mündungen aufbohren, um ein realistischeres Erscheinungsbild zu erzielen. Auf den Außenseiten der Stückpforten sind Scharniere nachgebildet, die Löwenköpfe auf der Innenseite dürften aus bereits erwähnten Gründen wiederum schärfer wiedergegeben sein.

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Swedish Regal Ship VASA

 

Die unteren Segmente der Masten sind aus zwei Hälften zusammenzubauen, die Verankerung im Deck dürfte stabil genug sein. Je weiter es nach oben geht, desto filigraner wird es: hier muss sehr sorgfältig und vorsichtig getakelt werden, um die da recht feinen Mastsegmente und Rahen nicht zu verbiegen. Sicher nicht jedermanns Geschmack und Vorstellung von einem Segelschiff treffen die als Kunststoffteile ausgeführten Wanten, dürften aber zur Stabilisierung der Masten beitragen. Die beiliegenden Blöcke dagegen helfen, eine vorbildgetreue Takelung zu erstellen. Die eine Rolle braunes Takelgarn ist eigentlich nur für das laufende Gut zu verwenden, schwarzes Garn für das stehende Gut liegt nicht bei. Ob das vorhandene Material für eine vollständige Takelung ausreicht, darf jedoch angezweifelt werden. 

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Swedish Regal Ship VASA

 

Die zehn Segel werden in einer Tafel aus tiefgezogenem Kunststoff mitgeliefert. Der Kunststoff ist sehr dünn, die Farbgebung lässt auf kaum benutzte Segel schließen. Wie in solchen Fällen allgemein üblich, sind die Segel in geblähtem Zustand dargestellt. Die Nähte der Segelbahnen wirken recht prominent, weitere Strukturen, wie beispielsweise Reffbändsel, sind nicht nachgebildet. Besonders von den Segeln fordert, wie bereits erwähnt, die enge Verpackung ihren Tribut: ob sich die verbeulten Segel wieder herstellen lassen, muss sich zeigen. Andererseits fragt man sich: warum ein kompletter Segelsatz? Die Vasa ist nie unter vollen Segeln gefahren, den Überlieferungen zu Folge waren bei der Jungfernfahrt gerade mal vier davon gesetzt (die restlichen hat man im Schiffsrumpf gefunden und konserviert, derzeit sind sie die ältesten erhaltenen Segel der Welt). Jedoch erlaubt ein kompletter Satz dann wieder Spielraum bei der Darstellung des Schiffes.

Revell - Swedish Regal Ship VASA

Flaggentafel und Decals

Die Flaggentafel ist sauber gedruckt, allerdings werden die Papierflaggen, die zusammengeklebt werden sollen, sehr steif im Wind stehen. Die Zacken der Fahnen sind aufgedruckt und müssen entsprechend ausgeschnitten werden. Ebenso sauber ist der Decalbogen hergestellt, er beinhaltet aber lediglich Namenszüge des Schiffes in drei verschiedenen Sprachen für den Ständer.

Revell - Swedish Regal Ship VASA

Die Bauanleitung

Revell-typisch übersichtlich und gut gestaltet führt die 24-seitige Bauanleitung in 65 Schritten zum fertigen Modell. Sechs Stufen davon zeigen die Takelung des Schiffes, dazu kann das Kartonbild bei Unklarheiten als Hilfe dienen. Weitere drei Seiten sind der sehr detaillierten Bemalungsanleitung gewidmet. Die Farbgebung der Vasa war lange Zeit nicht bekannt, man ging von blauen Tönen mit vergoldeten Figuren und Zierrat aus. Neuere Forschungen zeigen jedoch, dass Partien des Rumpfes in einem dunklen Rot gehalten und die Figuren bunt bemalt und teilweise vergoldet waren. Auf diese Farbgebung bezieht sich die Anleitung. Die Farbangaben beziehen sich wie gewohnt allein auf die Revell-Palette, wobei hier wieder fleißig gemischt werden darf.  

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Swedish Regal Ship VASA

 

Darstellbare Maschinen:

Schwedisches Prunkschiff Vasa 1628, die Farbgebung basiert auf den aktuellen Forschungsergebnissen

Anwendung:

Das Schiff an sich ist nicht allzu schwer zu bauen, allerdings fordern Takelung und Bemalung, besonders der kleinen Figuren und des Zierrates, dem Modellbauer sehr viel Geduld und Fingerspitzengefühl ab. Level 5 ist hier zweifellos angebracht.

Fazit:

Was man aus diesem schönen Modell macht, bleibt dem Geschmack, den Ambitionen und dem handwerklichen Geschick des Modellbauers überlassen. Möglichkeiten der Darstellung gibt es genug: zum Beispiel in voller Pracht auf seiner kurzen Jungfernfahrt oder (was das Ganze bezüglich Takelung und Bemalung wesentlich einfacher gestaltet) der momentane Zustand im Museum. Jedenfalls baut man hier ein durchaus empfehlenswertes Modell von einem Schiff mit einer langen, interessanten Geschichte und Vergangenheit.

Diese Besprechung stammt von Roland Kunze - 01. Februar 2017

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