Swedish Regal Warship Vasa(Revell - Nr. 05414)Produktinfo:
Besprechung:Das VorbildDas schwedische Regalschiff Vasa (auch Wasa) gehört ganz sicher zu den berühmtesten und bekanntesten Erzeugnissen barocker Schiffbaukunst. Dies aber allein Aufgrund ihres unglücklichen und sehr kurzen Lebenslaufes über Wasser, ihres Untergangs und der Bergung ihres Rumpfwracks 330 Jahre nach ihrem blamablen Kentern im Stockholmer Hafen. Ihre Geschichte hier zu wiederholen wäre müßig und letztendlich redundant - sie steht an vielen Stellen im Netz und der einschlägigen Literatur mit äußerster Genauigkeit und Detailfreude beschrieben. Wer sich für das Schiff interessiert kennt seine Geschichte ohnehin. Hier also keine weiteren Details zum Original - es ist ja auch nicht wirklich viel passiert... Wenn ich das Modell auf der Werkbank habe will ich aber nicht das Übliche einfach zusammenbauen sondern spekulieren „was wäre wenn" die Vasa nicht nach 1700 Metern umgekippt und abgesoffen wäre sondern eine glanzvolle Laufbahn als das berühmteste schwedische Kriegsschiff absolviert hätte? Die Frage stellt sich dabei ob wir dann genau soviel über barocke Schiffbaukunst erfahren hätten oder ob Vasa nach glorreichen Fahrten in 60 oder 70 Jahren auf Abriss verkauft worden wäre? What if...? Der BausatzVorab bemerkenswert ist das sich REVELL im Jahr 2011 einer solch komplexen und echten Neuauflage annimmt, neue Formen produziert und einen schönen, neuen Bausatz auf den Markt bringt der eine Menge Bastelspaß verspricht. Der etwa gleich große Kit der Vasa von AIRFIX hätte damit ausgedient und spielt bestenfalls noch auf dem Vintage-Markt eine Rolle. Der neue Kit von REVELL kommt in einem nicht zu großen Karton von etwa 44 x 25 x 11 cm daher, die Spritzrahmen sind somit gut gestaut und rutschen und fliegen nicht in der Box herum. Die Rahmen sind gruppenweise in Plastiktüten verpackt, der Bauplan, die Vacusegel, Flaggensatz und Naßschiebebilder befinden sich in einer Tüte.
Die DetailsDer Karton ist schön gestaltet, den Deckel ziert ein Gemälde der Vasa vom deutschen Marinemaler Olaf Rahardt: Vasa unter vollen Segeln mit Ausnahme Vor- und Großbram, alle Flaggen gesetzt und beiden Booten im Schlepp. Im rechten Bildmittelgrund sind weitere Fahrzeuge unter Segeln, ein größeres Schiff wohl in der Ausrüstung und im Hintergrund schlossartige Gebäude, vermutlich die königliche Burg Tre Kroner. Die Farbfassung des Schiffes orientiert sich wohl an den letzten Ergebnissen der Restauratoren die mit dem Wrack befasst sind. Auf dem Deckel des Kartons sind auch Teileanzahl, Gesamtlänge und -höhe angegeben. Die Rückseite des Kartons zeigt neben Bildern des fertigen Modells noch einen Teil der benötigten Farben, Klebstoff und Werkzeuge. In einem kurzen Text wird auf die „reiche"(?) Geschichte des Vorbildes hingewiesen und die detailgetreue Modellierung des Modells angepriesen. Wie immer bei Segelschiffen wird auch hier mit großer Freude die ausmodellierte Holzstruktur hervorgehoben. Bei allem Lob, denn endlich kam mal etwas Neues auf den Plastikseglermarkt, als ich den Karton voller Erwartung öffnete und mir sogleich die Tüten mit den Rumpfhälften in die Hände rutschten fiel sofort etwas fehlerhaftes auf das ich aber nicht gleich bestimmen konnte: Bei genauerem Hinschauen zeigte sich dann ein merkwürdiges Bild der meiner Meinung nach ohnehin übertrieben dargestellten Nagelreihen der Rumpfbeplankung: Bis etwa zur sechsten oder siebten Nagelreihe sind sie noch richtig dargestellt, nämlich senkrecht oder rechtwinklig auf dem Kiel, danach werden die Abstände zwischen den Nagelreihen unten immer größer, die Reihen schweifen gleichsam nach achtern aus und bilden statt einer auf dem Kiel stehenden senkrechten Reihe eine nach achtern laufende Schräge mit ca 70° zum Kiel statt 90°... Sehr unverständlich warum man sich solchen Fehler leistet bei der sonst sehr schönen Gestaltung des Plastikkits. Mit etwas mehr Arbeit durch das Abschneiden der falschen Pickel resp. aller Nagelpickel ist das Problem aber schnell behoben. Auf einigen der Fotos ist der falsche Verlauf der Nagelreihen weiß markiert. Aber das soll der einzige gravierende Fehler bleiben, alle anderen Teile sind ordentlich gespritzt, sicher gibt es auch bei diesen modernen Formen auch den einen oder anderen Grat zu entfernen aber nichts wirklich schlimmes. Der Figurenschmuck ist recht fein modelliert - den sollte man eher hervorheben als die Holzmaserung - immerhin sind sie 150 fach verkleinert und verlangen dem Modellbauer bei der Bemalung sicher einiges ab. Bei den Booten ist das sichtbare Spantgerüst modelliert - auch eher selten zu sehen. Leider sind nur zwei Anker im Bausatz, voll ausgerüstet hätte Vasa mindestens vier Anker an den Fockrüsten befestigt und noch weitere unter Deck gestaut. Die Kanonen sind schön gespritzt, leider ohne offene Mündung - auch hier lohnt sich ganz sicher die Mehrarbeit beim vorsichtigen Aufbohren der Rohrmündungen. Die Lafetten der Kanonen sind nicht einzeln zu bauen sondern sind mit einem schmalen „Decksstreifen" gespritzt der im Stück mit den noch aufzuklebenden Rohren innen im Rumpf montiert wird. Dies wiederum erleichtert und beschleunigt den Bau sicher erheblich.Die Wanten liegen als Spritzgussteile bei, leider auch hier nicht so ganz korrekt da die Wanten eher sehr dicke Taue waren und die Webeleinen hingegen bestenfalls eine halbzöllige Leine. Auch hier gibt es recht einfache Methoden diese Stütztakelage zu korrigieren. Die beiliegende Garne sind nicht ausreichend für eine halbwegs korrekte Takelung - mit wenigen Ausnahmen fehlen sowieso die Takelblöcke im Kit. Das weiße Fadenstück soll wohl das Ankerkabel darstellen, auch das eher ein Witz.Die tiefgezogenen Segel sehen meiner Meinung nach sehr „klinisch" aus und bedürfen - so man sie denn überhaupt verwendet - einer intensiven Behandlung mit washing.
Die BauanleitungMit 24 Seiten ist das Planheft recht umfangreich. Nach den üblichen Sicherheitshinweisen, Basteltipps, Farb- und Teilelisten wird der Rumpf in 35 Baustufen montiert, in weiteren 24 Stufen der Bau von Takelage mit Masten und Segel erläutert. Der „Takelplan" bleibt wie so oft rudimentär, auch hier also kann einiges nachgebessert werden. Einige vorgeschlagene Seilführungen machen auch gar keinen Sinn... Die letzten fünf Baustufen befassen sich dann mit der Anbringung der zwei Anker und der Boote welche an einem Seil außenbords geführt werden sollen, entsprechend dem Deckelbild. Wie REVELL sich das vorstellt wird nicht näher beschrieben. Die beiden letzten Seiten befassen sich dann mit der sehr üppigen malerischen Ausgestaltung des Figurenschmucks. Wurde früher so etwas gern einfach mit Gold bemalt sollen die Figuren hier nach den Erkenntnissen der Vasarestaurierung bemalt werden - zum Teil sehr bunt, dem barocken Zeitgeschmack entsprechend. Die fünf Flaggen und zwei Flammen sind auf Papier gedruckt, der Schiffsname liegt in drei Sprachen als Decal bei. Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Ein Level 4 Bausatz, empfohlen für Modellbauer ab einem Alter von 12 Jahren. Fazit:REVELL hat mit dem Bausatz ein schönes Bastelvergnügen auf den Markt gebracht. Der kuriose Fehler mit den Nagelreihen und die andere Kritik tut dem keinen Abbruch. Mit Skill Level 4 liegt REVELL glaube ich ganz richtig, mit viel Geduld kann aus dem Plastikkit ein schöner und nicht alltäglicher Zimmerschmuck werden. Auch das einige Dinge fehlen ist heutzutage kein Problem mehr, gibt es doch auch für Plastiksegler einen gewissen „aftermarket" in dem Teile zugekauft werden können die man nicht selbst machen kann. Für um die 30€ auch nicht zu teuer. Kaufen! Weitere Infos:Referenzen: Eine mögliche Bezugsquelle für den Bausatz ist hier auf de Webseite des Herstellers zu finden. Die Bauanleitung der Erstauflage des Bausatzes aus dem Jahr 2011 kann hier als PDF geladen werden. Diese Besprechung stammt von Frank Brüninghaus - 15. September 2025 © 2001-2025 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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