HMCS Snowberry(Revell - Nr. 05132)Produktinfo:
Besprechung:Das Original
Neben dem Typ VIIc U-Boot und dem Liberty Typ Frachter, ist es die Flower Class Corvette, die untrennbar mit der Schlacht im Atlantik verbunden ist. Kurz vor dem Beginn des zweiten Weltkrieges konzipiert, wurde der Typ so ausgelegt, dass auch Werften, die nicht auf Kriegsschiffe spezialisiert waren, diesen Typ bauen konnten. Derartige Werften gab es an der britischen Küste zu Hauf. Ausgestattet mit einer Dreifach-Expansion-Dampfmaschine sollte die technische Handhabung einfach sein und somit auch die Ausbildung der benötigten Mannschaften. Haupteinsatzgebiet des Typs sollte der Geleitdienst entlang der Küstenlinien sein, die folgenden Jahre sollten es anders fordern! Ab 1940 wurden die ersten Einheiten der Royal Navy zugeführt. Die Einheiten fanden sich recht schnell im Convoy Dienst in den Weiten des Atlantiks wieder. Der Mangel an Einheiten zum Schutz der Gleitzüge zwang die Admiralität zu diesem Schritt. Im Laufe des Krieges wurden auf über 30 Werften in England, Wales, Schottland, Kanada und den USA 271 Einheiten gebaut, wovon 35 im Verlauf des Krieges verloren gingen. Der Einsatz auf den Schiffen ist in diversen Büchern und dem Film "Der große Atlantik", im Original "The Cruel Sea", nach dem Buch von Nicolas Monsarrat verewigt. Die HMCS Snowberry wurde im November 1940 bei der Royal Navy in Dienst gestellt und diente den ganzen Krieg über im Geleitdienst im Atlantik, Mittelmeer, der Normandie und in kanadischen Gewässern. 1941 wurde die Einheit an die Royal Canadian Navy übergeben. 1943 erfolgte der Umbau in den Bauzustand, wie er in dem vorliegenden Bausatz dargestellt ist. Snowberry wurde 1947 abgewrackt. Im Original ist heute lediglich die HMCS Sackville im kanadischen Halifax in Nova Scotia zu bewundern.
Der Bausatz
Da lag er nun vor mir, ein dem Gewicht nach zu urteilen prall gefüllter Karton in typischer Revell Aufmachung. Das Deckelbild zeigt eine recht dynamisches Szene der Snowberry im Einsatz, sowie einige Fotos eines gebauten Modells. Textinformationen in sechs Sprachen verleiten dazu, den Karton nicht gleich aufzureißen, sondern zuerst das Äußere zu studieren. Die Spannung steigt, ein erster Überblick ist verschafft, nun wollen wir endlich den Inhalt in Form von zehn Spritzgussrahmen mit ihren insgesamt 501 Bauteilen begutachten! Alle Spritzgussrahmen sind fein säuberlich in Tüten aus Klarsichtfolie verpackt und schützen so die Bauteile vor Verlust und Beschädigung. Mit einem Klebestreifen verschlossen, kann auf ein Aufschneiden der Tüten verzichtet werden. Auf den ersten Blick zeigt sich hier ein sehr umfangreicher Bausatz. Mit Ausnahme der 20 Klarsichtteile sine alle Spritzgussteile in einem grauen, leicht glänzendem Kunststoff gespritzt. Leider fehlen die Klarsichtteile in dem vorliegenden Rezensionsmuster, hier hilft aberdie bekannte Abteilung X im Hause Revell. Neben dem zweiteiligen, in der Längsachse geteilten Rumpf, fällt der Blick auf die Decksegmente, den zweiteiligen Schornstein, das Ruderhaus und die weiteren Aufbauten sowie die Teile für die Bewaffnung, Lüfter, Schlauchtrommeln, Davids, Rettungsboote und Flöße, Niedergänge, Leitern, Reling etc. Das sieht alles sehr umfangreich und vollständig aus und verspricht schon einmal viel Modellbauspaß. Die typischen Formen des Rumpfes sind gut getroffen, und nach den Fotos des gebauten Modells zu urteilen, stimmen auch die Gesamtproportionen. Alle Bauteile sind sauber ausgeformt und weisen keinen unnötigen Grat auf. Man darf rundum zufrieden sein, wie es scheint. Gussrahmen A und B Nähere Betrachtung und Details
Bei dem zweiten, etwas kritischeren Blick, fallen bei diversen Teilen wenig präzise und ausgeprägte Übergänge und Bauteilkanten auf. Das fällt besonders bei den angeformten Schotten und Luken, aber auch bei dem markanten Podest für die 20mm Oerlikon auf der Brücke auf. Diese sind noch dazu direkt mit angespritzt. Das erleichtert dem Einsteiger oder Gelegenheitsmodellbauer den Bau, erschwert dem ambitionierten Modellbauer aber das Ersetzen des wenig detaillierten Teiles. Auswerfer sind erfreulicherweise überwiegend in den nicht sichtbaren Bereichen platziert. Die wenigen sichtbaren, z.B. an den Wasserbombenwerfern, lassen sich mit etwas Spachtel recht einfach kaschieren. Bei der weiteren Betrachtung der Kleinteile fallen viele Kompromisse zwischen einer einfachen Baubarkeit und einer möglichst guten Detaillierung auf. Das führt leider nicht immer zu einem guten Ergebnis, in diesem Maßstab ist mehr möglich! Als Beispiel mögen hier die Wasserbombenwerfer sowie die Beiboote und Flöße dienen. Wer will sollte hier unbedingt nachbessern. Das gilt auch für die Bauteile mit einer für diesen Maßstab recht dicken Wandstärke, wie z.B. den Schutzschilden der Geschütze und des Mastkorbes. Einige Bauteile wiederum sind ungünstig getrennt, sodass sichtbare Stoßfugen entstehen, die u.U. zu verspachteln und zu verschleifen sind - siehe an den Wasserbomben. Mit dem beschriebenen Detaillierungsgrad und der spritzgusstechnischen Qualität und Ausführung des Bausatzes liegt die Vermutung nahe, dass Revell alle Zielgruppen, Einsteiger, Gelegenheitsmodellbauer und Profis gleichermaßen ansprechen möchte und daher diverse Kompromisse eingegangen ist. Das spiegelt auch das Preissegment des Bausatzes wieder. Dem Bausatz liegen keine Fotoätzteile bei, was bei dem Preis auch nicht zu erwarten ist. Ich gehe davon aus, dass entsprechende Sets seitens der Zubehörindustrie zeitnah folgen. Etwas nostalgisch anmutend liegt dem Bausatz eine Garnrolle mit schwarzem Garn zur Darstellung der Takelung und zur Wiedergabe der Relingzüge bei. Offene Brücke mit angespritzten Details, siehe Podeste für die 20mm Oerlikon Decals
Leider liegt dem Bausatz nur eine Decalvariante bei. Hier hätte ich mir mehrere Varianten gewünscht, denn bei 271 gebauten Einheiten ist die Auswahl groß! Neben einem White Ensign sind Wasserstands-Marken, Kennnummern, etc. vorhanden. Die Decals sind sauber gedruckt und von guter Qualität. Bauanleitung
101 Bauschritte erklären in einer leicht verständlichen Bildersprache den Verbau der einzelnen Bauteile und Segmente. Fragen bleiben hier so gut wie keine offen. Die Farbangaben beziehen sich auf Farben aus dem Revell Programm. Ein Takelplan sowie ein farbiger Seitenriss samt Draufsicht, vervollständigen die mehrseitige Bauanleitung. HMCS Snowberry - DeckelbildDarstellbare Einheiten: Aus dem Bausatz nur HMCS Snowberry. Grundsätzlich aber alle modifizierten Flower Class Corvetten aus britischer Produktion.Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Sowohl für den Einsteiger wie auch für den Profi geeignet. Voraussetzung für den Einsteiger, die nötige Geduld aufgrund der großen Teilezahl. Für den Profi bietet sich viel Spielraum für die weitere Detaillierung und Verfeinerung, ob mit oder ohne Zubehör! Fazit:Revells neue Flower Class ist ein umfangreicher Bausatz, der dem Einsteiger und Gelegenheitsmodellbauer die Möglichkeit bietet, mit einem überschaubaren Aufwand ein schönes Replik einer Flower Class Corvette zu bauen. Der ambitionierte Modellbauer vermisst formentechnische Qualität und diverse Details, findet aber dennoch eine gute Basis für Verfeinerungen und Detailierungen, entweder scratch oder mittels zu erwartender Produkte der Zubehör-Industrie. Empfehlenswert! Weitere Infos:Referenzen:
Diese Besprechung stammt von Christian Bruer - 08. Juni 2016 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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