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Seenotrettungskreuzer Hermann Marwede

(Revell - Nr. 05238)

Revell - Seenotrettungskreuzer Hermann Marwede

Produktinfo:

Hersteller:Revell
Sparte:Schiffe Zivil
Katalog Nummer:05238 - Seenotrettungskreuzer Hermann Marwede
Maßstab:1:72
Kategorie:Bausätze (Plastik)
Preis:ca. 39 €
Inhalt:1 Rumpf, 8 Gussäste, 1 20seitige Bauanleitung, 1 Decalblatt, 1 DGzRS Flyer, indgesammt über 300 Teile.

Besprechung:

Das Original

Die HERMANN MARWEDE zählt weltweit zu den modernsten Schiffen ihrer Bauart und ist der größte jemals in Deutschland in Dienst gestellte Seenotkreuzer. Die Schiffstaufe erfolgte im Sommer 2003, stationiert ist er auf der Hochseeinsel Helgoland. Seit der Gründung 1865 haben die Seenotretter der DGzRS über 72.000 Menschen aus lebensbedrohender Gefahr befreit und sie vor dem nassen Tod bewahrt. Bei unzähligen technischen Hilfeleistungen für Seefahrzeuge aller Art konnten die Seenotretter außerdem dazu beitragen, schwere Unfälle im Vorfeld zu verhindern. Die Arbeit der Seenotretter finanziert sich ausschließlich durch Spenden und freiwillige Zuwendungen. Der neue Kreuzer ist Bestandteil eines Konzeptes, das Vormänner, Nautiker und Techniker der DGzRS entwickelt haben, damit die Besatzungen auch in Zukunft die selbst gestellte Aufgabe erfüllen können bzw. den veränderten Rahmenbedingungen gerecht werden, Menschen aus Seenot zu retten. Häufigere und intensivere Schlechtwetterperioden mit anhaltenden Starkwind- und Sturmphasen, so lauten die Prognosen der Meteorologen und Klimaforscher für die Zukunft. Hinzu kommt ein Umschlagzuwachs von 50 Prozent innerhalb der nächsten Jahre für den nordeuropäischen Schifffahrtssektor und eine Zunahme des Seeverkehrs auch für den Nord- und Ostseeraum. Schon heute werden Fährschiffe auf der Ostsee jährlich von mehr als 50 Millionen Reisenden genutzt. Beide Perspektiven -Verschlechterung des Wetters und steigender Seeverkehr -erfordert frühzeitige Initiativen im Bereich der Sicherheit auf See, so dass der Bau dieses neuen Seenotkreuzers den neuen Einsatzbedingungen optimal angepasst ist. Die HERMANN MARWEDE bildet eine ideale Ergänzung zur Gesamtflotte der DGzRS. Durch ihre Größe operiert sie im Zusammenspiel der Einheiten auch unter schwierigsten Einsatzbedingungen als On-SceneCoordinator. Die Kapazität zur Aufnahme von Schiffbrüchigen orientiert sich an aktuellen Notfallszenarien. Die technische Ausstattung wurde von den Vormännern, Nautikern und Technikern nach ihren Erfahrungen und Bedürfnissen geplant und entspricht modernen Sicherheitsaspekten. Bei einer Wasserverdrängung von max. 404 Tonnen erreicht der Seenotkreuzer eine maximale Geschwindigkeit von 25 Knoten (46 km/h), maximale Reichweite 2.120 Seemeilen (3.926 km) bei 15 Knoten. Für den Antrieb sorgt ein Mittelmotor (MTU Diesel) mit 2720 KW (3.700 PS) sowie zwei Seitenmaschinen mit je 2.040 KW (2.775 PS). Zur hochmodernen Ausrüstung gehören unter anderem neue ARPA Radargeräte, elektronische Seekarte, Satellitentelefon, Echolot-Anlage, Funkpeiler und Flugfunkanlagen. Ebenfalls an Bord befindet sich ein Mehrzweckraum mit Bordhospital, ein Kran, ein Festrumpfschlauchboot, Feuerlöscheinrichtungen (Leistung über 40.000 LiterIMin.) und Helikopterdeck. Das Tochterboot "Verena" erreicht eine Geschwindigkeit von 18 Knoten (33 km/h) und kann durch den geringen Tiefgang auch in flachen Gewässern agieren.

Das Modell

Die Euphorie war groß, als Revell das Modell auf der Neuheitenpräsentation für den Maßstab 1:72 angekündigt hatte. Noch spannender war es dann als ich ohne Bauanleitung das erste Modell aus einem Testshot bauen konnte. Dafür hatte ich aber einen Ordner mit Fotos vom Schiff und vom Werftmodell. Für den Preis von 39,90 Euro fragt man sich wirklich, ob Revell an diesem Modell überhaupt noch etwas verdient, zumal auch noch ein Euro pro verkauften Bausatz an die DGzRS abgeführt wird (meine Hochachtung dafür), denn was da so in diesem riesigen Karton enthalten ist, ist schon bemerkenswert. Schön verpackt: Der einteilige Rumpf ist schön in eine Papphalterung gesteckt und die übrigen Teile sind sorgfältig in Plastiktüten verpackt, wobei die Klarsichtteile ein einer Extraverpackung liegen, um diese nicht zu zerkratzen. Alle Teile sind übrigens sauber ausgeführt, wobei mir die Teile für das Tochterboot noch besser gefallen. Sicherlich waren hier zwei verschiedene Konstrukteure am Werk. Im Rumpf sind vorne zwei Bohrungen enthalten, in die die Bugstrahlruder eingebaut werden. Beim Einbau dieser sollte man allerdings aufpassen, damit diese nicht falsch herum eingeklebt werden (Die Schrauben zeigen nach steuerbord!).

Das einteilige Rumpfstück, leider ohne Spanten
Das einteilige Rumpfstück, leider ohne Spanten

Auf den Rumpf werden noch zwei Seitenteile montiert. Da im Rumpf keine Spanten angeordnet sind, ist die Montage dieser Wände und des aufliegenden Decksteil etwas fummelig. Man sollte hier dringend vor dem Weiterbau entsprechende Trockenzeiten berücksichtigen und mit Gummibändern sichern. Die beiden Decksteile haben übrigens im Original einen leichten Stich (Wölbung nach oben), auf die man dringend achten sollte, da sonst die Deckshäuser nicht passen! Hier zeigt sich das Fehlen der formgebenden Schotten negativ, da sich das Deck so etwas eigendynamisch in der endgültigen Form erweist. In der Baunanleitung ist übrigens in der Baustufe 2 + 3 schon das Montiereren der Schauben und Ruder vorgesehen. Ich würde dringend von dieser Vorgehensweise abraten und diese so spät wie möglich anbauen, weil man sich diese recht schnell schrottet!

Revell - Seenotrettungskreuzer Hermann Marwede

Die Deckshäuser sollten während des Zusammenbaus dringend trocken auf der Deckswölbung angepasst werden, um später böse Überraschungen zu vermeiden. Gummibänder helfen den Aufbautenteilen, aufgespannt auf das Deck, die Form zu erhalten. Das Heck ist im übrigen ausgespart. Hier wird eine Heckklappe zum Einsatz kommen, die wahlweise offen oder geschlossen dargestellt werden kann. Für eine bewegliche Darstellung hätte die Mimik der Scharniere anders ausgeführt werden müssen. Der Schiffsmodellenthusiast wird hier sicherlich seine eigene Lösung parat haben. Für die offene Dastellung sollten an der Innenseite der Klappe die Auswurfmarken beseitigt werden. Das Helideck ist im Original mit einer transparenten Gitterrostabdeckung versehen, die den Blick auf das Tochterboot freigibt. Im Bausatz ist dieses Deck als solides Bauteil enthalten mit einer ca. 2mm Rasterung, welches das Beiboot versteckt. Hier wäre wohl nur mit sehr großem Aufwand entsprechendes realisierbar gewesen. Mittlerweile wurde am Original das "H" entfernt, weil es im Einsatz immer zu Unfällen führte, wegen Ausrutschen.

Revell - Seenotrettungskreuzer Hermann Marwede

Beim vorden Aufbautenteil (Aufenthaltsräume und Brücke) muss gespachelt und verschliffen werden, da diese Teile aus mehreren Teilen bestehen. Auch die Aufkantungen, die als Schutz der Brücke am unteren Aufbautenhaus nach oben streben, müssen entsprechend sauber gearbeitet werden, da sonst ein leichter Überstand gegenüber den unteren Teilen besteht. Was am vorderen Aufbau leider dem Rotstift des Budgets zum Opfer fiel, sind die Nischen für die Positionslampen, diese sind in der Bemalungsanleitung lediglich als farbige Markierung vorgesehen, sowie zwei Schäkel im vorderen Bereich für die Sicherheitsleinen, die zum vorderen Flaggenstock führen. Der Flaggenstock, der eigentlich in Baustufe 10 berücksichtig sein müsste, fehlt dem Bausatz und sollte durch einen gezogenen Gussast selbst hergestellt werden.

Revell - Seenotrettungskreuzer Hermann Marwede

Wer übrigens in Baustufe 10 das Deck noch nicht lackiert hat, bekommt ein Problem, denn hier sollen schon die Relings befestigt werden, was ich jedem Modellbauer abraten möchte. Diese sollten ganz zum Schluß angebracht werden. Für das Schlauchboot sind nur 5 Teile vorgesehen, wobei der Bug der Gummiwülste zu spachteln und zu schleifen sind. Außerdem weist der Sitz an sichtbarer Stelle eine Sinkstelle auf. Armaturenbrett, Steuerrad und hinterer Bügel am Sitz sind nicht berücksichtigt. Im Original ist das Schlachboot übrigens mit einer Plane abgedeckt! Der Kran ist bei diesem Bausatz das am stärksten vereinfachteste Teil. Hier muss der Modellbauer, wenn er es möchte, einen weiteren Haken ergänzen und den Führerstand sowie Kranwinde scratchen.

Revell - Seenotrettungskreuzer Hermann Marwede

Alle Relings sind hochfiligran hergestellt. Ätzteileentwickler werden es hier schwer haben entsprechende Zurüstteile gewinnbringend in den Markt zu bekommen. Das einzig, wo ich es mir vorstellen könnte wäre im Bereich der Sicherheitsnetze am Helideck. Hier sind im Modell die Netze solide dargestellt, was diese im originalen transparent wirkenden Teile im Modell zu wuchtig darstellt. Hier kann der Modellbauenthusiast auch Hand anlegen. Die Teilung der Relingsstützen ist etwas abstrahiert, da im vorderen Bereich des Helidecks Teile der dreigeteilten Reling abgeklappt werden können, um die Gangway beim Anlegen zu installieren.

Revell - Seenotrettungskreuzer Hermann Marwede

Eine tolle Idee ist es die Scheuerleisten separat beizufügen, wird doch so die Lackierung extrem erleichert. Diese soll theoretisch bereits in Baustufe 7 montiert werden. Ich würde sie allerdings ganz zum Schluß ankleben, zumal der Bereich des letzen Feldes direkt am Rumpf auch vorher mit Orange lackiert werden sollte, da der im Original dort befindliche Kissenfender im Modell vernachlässigt wurde und so mindestens als farbige Fläche erscheinen sollte.

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Ein unbedeutender Schwachpunkt ist noch am Mast wiederzufinden. Erstens sollte man hier sehr genau arbeiten um das vordere und hintere Mastteil passend zu bekommen, zweitens sind die Steigeisen nur aufgeprägt, was natürlch schade ist, da für den Aufbautenbereich diese als Bügel realisiert wurden. Das Tochterboot ist einfach genial gelungen und toll detailliert. Eigentlich sollte es nicht auf die Rampe im Heck der Marwede, sondern außerhalb präsentiert werden, sonst sieht man nicht mehr so viel von diesem Schmuckstück.

Revell - Seenotrettungskreuzer Hermann Marwede

Die Klarsichtteile sind sauber gegossen und haben durch die gute Verpackung keinerlei Beschädigungen. Was natürlich für diesen großen Maßstab schade ist, ist die Tatsache, dass man auf die eigentlichen Fensterbereiche und auf Lippendichtungen verzichtet hat die im Original deutlich sichtbar sind. So liegen diese Fenster einnfach zu tief in den Aufbautenwänden. Interessant sind die transparenten Abdeckungen der offenen Fahrstände vor der Brücke, jeweils an Steuer- und Backbordseite.

Revell - Seenotrettungskreuzer Hermann Marwede

Das Decal ist super. Hauchdünn, präzise und ohne Versatz gedruckt. Lediglich das DGzRS Symbol vorne ist leicht außermittig. Zwei Ungenauigkeiten gibt es allerdings: Die schrägen Wasserstandszeiger am Bug des Originals haben eine "weiße 30"! Die Markierungen für die beiden Poller würde ich lackieren, da sie im Original Orange-Rot und Grün sind. Die Beschilderung "Hermann Marwede" ist im Original auf einer Platte montiert, die einige Zentimeter absteht. Der Bauplan sieht diese Beschriftung direkt auf der Aufbautenwand vor.

Revell - Seenotrettungskreuzer Hermann Marwede

Die Bauanleitung weist den Modellbauer übersichtlich und leitet ihn in 67 Baustufen zum Ziel. Dennoch sollte man bevor man beginnt diese genaustens studieren und sich eine eigene Montagevorgehensweise überlegen, da einige Teile und Baugruppen vorab lackiert werden müssen, damit man noch drankommt. Ansonsten schön gezeichnet! Mit einigen Farbangaben gehe ich nicht konform: Das Deck ist nach einer Farbübersicht der DGzRG in Smaragdgrün Revell 61 (RAL 6001) zu lackieren, nicht wie in der Bauanleitung in Laubgrün. Auch das Weißgrün (RAL 6019) sollte vielleicht individuell gemischt werden. Die Scheuerleisten sind auch in Alu 99 angegeben. Da ich bei der Übergabe der Modelle an die DGzRS mit an Bord war, kann ich aus Erfahrung sagen, da diese zwar schon aus unbehandeltem Metall gefertig sind, aber schon kräftig angelaufen sind und so deutlich matt Grau aussehen. Die Innenwände des Tochterbootes sollten auch Weißgrün ausfallen und nicht wie vorgegeben in Glanzweiß.

Revell - Seenotrettungskreuzer Hermann Marwede

Stärken: Umfangreicher Bausatz, teilweise sehr schöne Detaillierung, super Bauanleitung, hauchdünne Decals. Stimmige Proportionen.
Schwächen: Einiges für diesen großen Schiffsmaßstab nicht umgesetzt.

Fazit:

Es gibt hier für diesen irren Preis von 39,90 Euro eines der besten Preis-/Leistungsverhältnisse in der Modellbauwelt. Wer hier durchhält und das Modell bis zum Schluß zuende baut, bekommt ein super Modell. Wer jetzt noch ein wenig mehr Arbeit hineinsteckt und einige Teile ändert oder scratcht, bekommt ein noch stimmigeres Ergebnis. Trotz der oben beschrieben Einschränkungen, die aber eh nur 3% der Modellbauwelt interessieren: Sehr empfehlenswert.

Weitere Infos:

Anmerkungen: Einen ausführlichen Baubericht gibt es in ModellFan Ausgabe 12/2005. Das gebaute Modell gibt es hier: Erstes Vorserienmodell

Diese Besprechung stammt von Martin Kohring - 10. Dezember 2005

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