Do 17Z-10(ICM - Nr. 48243)Produktinfo:
Besprechung:Das OriginalIm Sommer 1940 begannen bei der deutschen Führung die ersten Überlegungen zu einem Luftkrieg bei Nacht. Denn es zeigt sich, dass die deutschen Jagdflugzeuge relativ hilflosen gegen bei Dunkelheit einfliegende englische Bomber waren. Die ersten deutschen Flugzeuge der neugegründeten Nachtjagdgeschwader besaßen zu Beginn ihrer Einsätze noch keine besondere Ausrüstung. Spezielle Radar- oder Such-Geräte waren noch nicht serienreif. Neben Messerschmitt Bf 109 E, Bf 110 C/D und später Junkers Ju 88 C, waren auch Dornier Do 17 die ersten deutschen „Nachtjäger". An eine Maschinen der Serie Do 17 Z-3 wurde die Bugspitze der Ju 88 C-2 montiert und ein rundes Stück Panzerglas eingepasst. Darum herum wurden vier Stück MG 17 buw. MG FF platziert. Hinter dem Panzerglas war ein Infrarot-Sensor installiert, die sogenannte „Spanner-Anlage". Damit sollten die Hitzeemissionen der Motoren und Abgasanlagen der feindlichen Flugzeuge aufgespürt werden. Diese Signale wurden auf einen kleinen Bildschirm übertragen, der in einem Rohr (Q-Rohr) montiert war, welches durch die Frontscheibe führte und dann durch den Piloten abgelesen werden konnte. Eine Unterscheidung nach Freund/Feind war aber nicht möglich. Weitere Feldumbauten waren vergrößerte Treibstofftanks und Munitionsvorräte. Die Maschine wurde als Do 17 Z-6 „Kauz I" geführt. Mit der Do 17 Z-10 „Kauz II" wurden die Umbauten verbessert, standardisiert und in einer kleinen Serie von etwa zehn Maschinen gebaut. Die „Spanner-Anlage" wurde jetzt um einen Infrarot-Scheinwerfer ergänzt, der das Abbild des angeleuchteten Flugzeuges auf den Bildschirm des Piloten der Do 17 wiedergab. Ebenso wurde die Bewaffnung verstärkt. Den „Kauz II"-Maschinen gelangen zwar einige Abschüsse bei Nacht, jedoch erwies sich das System als zu wenig effektiv für eine Großserienherstellung. Anfang 1942 wurden die Maschinen aus dem aktiven Dienst zurückgezogen und gegen Do 215 und insbesondere die Ju 88 C ersetzt, die mit der Radar-Ausrüstung wesentlich erfolgreicher war. Eine Do 17 Z-10 (Kennung CD+PV) wurde auch noch mit einer Vorgängerversion des Lichtenstein-Radars und den entsprechenden Radarantennen erprobt. Der BausatzInstabile Kartons aus dünner Kartonage gehören bei ICM offenbar der Vergangenheit an. Unter einem attraktiv gestalteten Kartondeckel befindet sich ein stabiler Karton, der mit drei steckbaren Laschen versehen ist. Das ergibt eine stabile Verpackung und schützt zuverlässig die Bauteile. Mit sechs Spritzlingen, einer Bauanleitung und einem Markieungsbogen ist der Karton auch gut gefüllt. Auch wenn 1:48 nicht unbedingt „mein" Maßstab ist, so bin ich begeistert, was ICM abgeliefert hat. Bis vor kurzem war die Do 17 ein von den Modellbaufirmen eher vernachlässigtes Modell, insbesondere in 1:48. Hier setzt ICM mit dem vorliegenden Bausatz (und der noch folgenden Version) eine neue Bestmarke! Die versenkten Gravuren an den Bauteilen sind stimmig für diesen Maßstab. Unsauberkeiten sind fast keine zu finden. Auch Gravuren für die diversen Wartungsöffnungen sind vorhanden. Da das Modell über großflächige Klarteile verfügt, sind das Cockpit und Teile der Rumpfstruktur gut einzusehen. Hier hat ICM an den Details nicht gespart. Besonders hervorzuheben sind die Sitze der restlichen Besatzung. Jedoch bleibt noch Raum für eigene Verbesserungen in Form von Verkabelung der Kabine, des Instrumentenbrettes und der Funkanlage. Ebenso fehlen Sitzgurte und das eine oder andere Reservemagazin.
Gut umgesetzt wurde, dass die Rumpfspitze als ein Bauteil dargestellt ist. Die vielen Details des Bombenschachtes laden dazu ein, diesen geöffnet darzustellen. Alle Ruder lassen sich eingelenkt montieren. Die Stoffbespannung der Ruder ist ebenfalls nicht zu übertrieben dargestellt. Separate Bauteile für die Landeklappen sind nicht vorhanden. Das Fahrwerk besteht aus einer Reihe bruchempfindlicher Streben, die in zwei Schritten zu montieren sind. Es ist fraglich, ob es alternativ als fertige Baugruppe erst am Ende eingebaut werden kann. Die Reifen sind nicht abgeflacht. Sehr detailreich sind auch die Sternmotoren. Hier bietet sich zusätzlich die Möglichkeit, die Abdeckbleche geöffnet darzustellen. Wer diese Option wählt, sollte aber noch weiter detaillieren. Die Zugangsöffnung für die Besatzung kann zwar geöffnet dargestellt werden, jedoch fehlen dazu fast alle Details. Wer also diese Öffnung darstellen möchte, muss hier den Bohrer ansetzen. Was mir persönlich am wenigsten gefällt, ist dass ICM in der Rumpfspitze zwar das Klarteile für den IR-Scheinwerfer hat, dahinter aber nur gnadenlose Leere zu finden ist. Da man dort ein Stück in den Rumpf hineinschauen kann, fällt die Abwesenheit des Details sofort auf. Aber vermutlich (oder hoffentlich) wird hier der eine oder andere Zurüstanbieter Abhilfe schaffen. Oder man baut sich selbst eine scheinwerferähnliche Apparatur.
Die Zeichnungen der Bauanleitung haben eine angenehme Größe und führen auf 20 Seiten in 81 Schritten zum fertigen Modell. Die Angaben zur Bemalung und Platzierung der Markierungen sind farbig gedruckt. Wahlweise können zwei Maschinen dargestellt werden. Die Markierungen sind versatzfrei und glänzend gedruckt. Auf mir bekannten Fotos von „Kauz"-Maschinen kann ich keine, wie sonst bei der Z-Reihe üblichen, Wartungshinweise finden. Deswegen ist auch das Fehlen solcher Details auf dem Markierungsbogen zu verschmerzen. Außerdem zeigen die Fotos einen tief-schwarzen Anstrich. Auch das wird eine Herausforderung für den Modellbauer darstellen. Der Spritzling mit den Klarteilen ist separat verpackt. Die Bauteile sind klar und schlierenfrei. Das Klarteil für den oben genannten IR-Scheinwerfer ist zwar vorhanden (Bauteil E9), jedoch wird es in der Bauanleitung, Seite 17, Schritt 80, nicht erwähnt.
Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Der Hersteller empfiehlt den Bausatz für Modellbauer ab einem Alter von 14 Jahren. Fazit:Der vorliegende Bausatz der Do 17 Z-10 ist zwar eine „exotische“ Variante, doch sie bereitet den Weg zu weiteren Versionen der Do 17. So soll Ende 2015 die Z-2 Version auf den Markt kommen. Die optionalen Bauteile dafür sind schon jetzt vorhanden. Das fertige Modell hat eine Spannweite von 37,5 cm und eine Länge von 34,4 cm. ICM hat hier einen tollten Bausatz abgeliefert, der mit ein wenig zusätzlicher Arbeit (oder kommenden Ätz- oder Resinteilen) zu einem wahren „Hingucker“ werden kann. Auf jeden Fall ein möglicher Kandidat zum „Modell des Jahres“. Weitere Infos:Referenzen: Weitere Information zum Bausatz gibt es hier beim Hersteller. Diese Besprechung stammt von Bernd Heller - 06. Oktober 2015 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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