MiG-21bis Fishbed-Lvon Bill Retoff (1:72 Fujimi)Vor ein paar Monaten gelangte eine meiner Katzen ins Haus und lief schnurstracks hoch in mein Modellbaureich, um dort auf eines von mehreren Regalen im Schrank zu klettern, in dem ich meine Bausätze aufbewahre - sie mag es, hinter die Schachteln zu kriechen und dort zu schlafen. Ich war hinter ihr her so schnell ich nur konnte. Aber nicht schnell genug. Als sie auf das Regal sprang, stieß sie einen Stapel Kartons um, den Stapel, auf den ich meine Fujimi MiG-21bis gestellt hatte. Dieselbe MiG-21bis, die bereits vor einiger Zeit hier auf MV vorgestellt wurde.Da ich so gut wie keine Stellfläche für fertige Modelle habe, stelle ich sie überall dort hin, wo nur etwas Platz ist. Geschützt in ihrer Nische und relativ staubfrei war die MiG an einem sicheren Ort - jedenfalls dachte ich das. Nach einem halben Meter freien Fall und der anschließenden Landung sah die MiG reif für die Mülltonne aus. Die meisten der kleinen Teile - die Antennen, die Kanzel, Räder und das Leitwerk waren abgebrochen. Das komplette Fahrgestell war gebrochen, ein paar der hydraulischen Stellzylinder verschwanden bis zum heutigen Tag im Teppich. Und das lange dürre Pitorrohr? Natürlich in zwei Teile zerbrochen! Ich warf das Flugzeug und die Teile, die ich wiederfinden konnte, in die Schachtel einer anderen Fujimi MiG. Vielleicht würden sie eines Tages für mein nächstes MiG-Projekt zu gebrauchen sein. Wochen später kündigte sich der IPMS Region 5 Wettbewerb 2010 an. Er sollte in Portage, Indiana abgehalten werden, eine annehmbare Autofahrt von meinem Haus in Nordzentral-Illinois entfernt. Und eine der Sonderpreiskategorien war „Kleine Luftwaffen" - eines meiner Lieblingsthemen! Mein Modellbautempo kann bestenfalls (oder nur) als eiszeitlich beschrieben werden. Wenn ich also etwas beim Region 5 Wettbewerb auf den Tisch stellen wollte, dachte ich mir, ich sollte besser sofort mit einem Modell beginnen, das bereits zu einem guten Teil zusammengebaut war - ich habe so einige von diesen halbfertigen Modellbauleichen, das kann ich euch sagen! Aber stattdessen entschied ich mich für die MiG-21, ein Urgestein in den Flotten vieler kleiner Luftwaffen. Vielleicht, nur vielleicht wäre sie ja noch zu retten und könnte renoviert werden.Das erste, was zu tun war, war das Modell zu säubern. Ich entfernte vorsichtig die paar Kleinteile, die nach der KATastrophe (sorry) noch an Ort und Stelle waren, verschliff ihre Klebestellen und legte sie zur sicheren Aufbewahrung in eine Streichholzschachtel. Da ich mich dazu entschieden hatte, eine MiG-21bis zu bauen, entsorgte ich alle bisSAU Anbauteile von der früheren DDR-Luftwaffen Inkarnation der MiG. Dann wurde der Rumpf emsig nassgeschliffen, zuerst mit 600er Sandpapier, dann 1000er. Einerseits ließ dieser Prozess leider ein paar der Ecken und Kanten der MiG abflachen, andererseits glättete das stundenlange Schleifen die komplette Modelloberfläche. Ein paar Tage später, während eines obsessiv-zwanghaften Fiebers, griff ich mir meine Graviernadel und gravierte und vertiefte jede Strukturlinie auf dem Modell. Danach gab es ein gründliches Bad im warmen Spülmittelwasser, gefolgt vom Trockenföhnen. Die Neulackierung war jetzt nur noch einen Steinwurf entfernt. Einer der schwierigsten aber zugleich spaßigsten Teile des ganzen Projektes war die Suche nach einem neuen Tarnschema. Ich würde sagen ungefähr zwei Dutzend Varianten fielen mir auf. Alle von ihnen beinhalteten Mehrfarbtarnungen; ich fürchtete, dass eine erneute hellgraue oder gar metallfarbene Lackierung auch die kleinsten Macken ans Tageslicht bringen würde. Schließlich, nach mehreren unterhaltsamen Bildersafaris im Netz, einer Durchsicht meiner MiG-21 Decalsammlung plus einer entspannenden Begutachtung meiner Zeitschriften und Bücher, entschied ich mich für eine Maschine der kroatischen Luftwaffe aus Mitte der 90er Jahre. Alle drei Farben wurden nach Augenmaß gemischt. Das Grün startete als FS34079, zu dem ich Dunkelblau und Hellgrau mischte. Das Braun war ursprünglich FS30219, dem ich Rot, Gelb und Grau hinzufügte. Das Blau der Unterseite kam aus einer halb aufgebrauchten Flasche FS36495, die ich mit Dunkelblau und viel Weiß wieder fast ganz auffüllte. Im Laufe der Jahre las ich mehrmals, dass die Fujimi-Bausätze der MiG-21 Familie so ihre Fehler in der Form haben. Und als ich versuchte, das Tarnschema mit Hilfe von Vorbildfotos korrekt dimensioniert auf das Modell zu übertragen, bestätigten sich für mich diese Fehlermeldungen. Für mich scheint es so, als ob der Rumpf vielleicht nicht lang genug ist, oder eventuell sind die Flügel zu weit vorne angebracht - auf jeden Fall scheint irgend etwas ein wenig falsch zu sein. Nach der Lackierung brachte ich kroatische Markierungen vom Delta Decals Bogen DD 72-005 auf und ging dann zum abschließenden Wiederaufbau über. Überraschenderweise ließ sich das Fahrgestell an den Bruchstellen mit etwas Tubenkleber wieder leicht anbringen, gefolgt von einem verstärkenden Tropfen Sekundenkleber. Und ich war geradezu erstaunt, als sich das Pitotrohr ohne große Schwierigkeiten wieder zusammenfügen ließ. Nun, letztendlich nahm ich diese MiG dann doch nicht zum Wettbewerb mit. Ich wollte früh wieder zu Hause sein und konnte wirklich nicht mehr bis zur Preisvergabe bleiben. Aber ich hatte auch so eine schöne Zeit mit diesem Projekt - das zu restaurieren, von dem ich zuerst dachte, es sei ein hoffnungsloser Fall. Und ja, eines Tages werde ich Gefallen daran finden, eine weitere Fujimi MiG-21 zu bauen, aber das nächste Mal direkt frisch aus der Schachtel. Der Bausatz lässt sich leicht zusammenbauen und er fängt das ein, was ich als die kräftige Zähigkeit dieser dritten und vierten Generationen dieses berühmten Kriegsflugzeugs sehe. Bill Retoff Publiziert am 08. August 2010 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |