Baureihe 52 Kriegslok52 2495von Stefan Szymanski (1:72 HobbyBoss)Mit dem Beginn des Unternehmens "Barbarossa" (Russlandfeldzug) wurde die Logistik der deutschen Wehrmacht eine immer größere Herausforderung. Um den großen Nachschubbedarf über diese weite Strecke zu bewältigen, orderte die Wehrmacht 3000 neue Lokomotiven. Da die vorhandenen Baureihen sehr aufwendig konstruiert waren, plante die deutsche Industrie eine Vereinfachung der Produktion/ Herstellung, aus der dann die Baureihe 52 entstand. Die BR 52 war der direkte Übergang aus der 50er Baureihe, die schon über eine vereinfachte Ausführung verfügte und auch als "Übergangskriegslok" bekannt war´. Dabei konnten 3000 Bauteile stark vereinfacht werden, während auf 1000 Bauteile ganz verzichtet wurde. Das Buntmetall wurde zum größten Teil ersetzt, doch die wichtigste Veränderung war der Übergang vom Barren- zum Blechrahmen, der von Krauss-Maffei konstruiert worden war. Insgesamt konnten durch die "Entfeinerungen" knapp 31t Gewicht eingespart werden, so das die Baureihe nur noch über ein Gesamtgewicht von 134t verfügte. Durch die stark vereinfachte Ausführung war eigentlich nur eine Lebensdauer von ca. 5 Jahren vorgesehen. Doch durch die Robustheit und Zuverlässigkeit war die BR 52 in den ersten Nachkriegsjahren das Standbein der jungen Bundesrepublik Deutschland und der DDR. Während die DDR die zuverlässige Lok Ende der siebziger Jahre endgültig außer Dienst stelle, nutzten andere Ostblockstaaten diese Kriegsbeute bis in die neunziger Jahre. Bisher konnte der Modellbauer im Maßstab 1:72 nur auf das Resinmodell von tschechischen Hersteller Planet Models zurück greifen. Obwohl es sich dabei um ein sehr schönen Bausatz handelt, ist dieser mit einem Preis über 100 Euro nicht für jedermann erschwinglich. Hobby Boss hat nun mit einem Spritzgussbausatz der BR 52 dem Modellbauer mit dem kleinen Geldbeutel ein sehr detailliertes Modell für einen moderaten Preis von ca. 35 Euro zugänglich gemacht. Mit weit über 280 Bauteilen handelt es sich aber auch um einen sehr komplexen Bausatz, der eine ausführliche Planung verlangt. Der Bauplan setzt sich dabei aus mehreren Baustufen zusammen, die wiederum in Unterbaustufen unterteilt sind. Da ist größte Aufmerksamkeit geboten! Das Dach des Führerhauses steckte ich nur lose auf, da ich später noch einen passenden Lokführer mit Heizer platzieren möchte. Doch auch hier lassen sich schon durch die seitlichen Luftspalten mögliche Probleme erkennen. Die Windleitbleche (A2, A3) weisen zwar eine schöne Holzstruktuierung auf, fanden aber beim Bau keine Berücksichtigung. Während die aus Holz gefertigten Leitbleche nur für Versuchszwecke dienten, kamen bei einigen wenigen BR 52 nur die Witte-Leitbleche zum Einsatz. Die meisten dieser Loks waren aber ohne Windleitbleche ausgestattet, da diese Bleche zur Einsparung bei der Herstellung gehörten und zu dem ihre Wirkung erst ab einer Geschwindigkeit von 80 Km/ h entfalten konnten, die aber von der BR 52 nicht erreicht wurde. Da diese Lok eine von vielen Komponenten eines Großdioramas werden soll, verzichtete ich auf zuzügliche Detaillierungsarbeiten. So ersetzte ich nur beim Tender die aus Vollmaterial ausgeführten Griffe aus Draht, während ich mir die weitere Detaillierung der Anhängekupplungen noch offen lasse. Der große Minuspunkt des Bausatzes sind eindeutig die im schwarzen Vinyl ausgeführte Besandungsanlage. Nicht nur das Vinyl bei der Verklebung (auch mit Sekundenkleber) Probleme der Haftung mitbringt, verfügen die Leitungen über eine starke Fischhaut, die sich selbst mit dem schärfsten Skalpell auf Grund der schwierigen Handhabung nicht entfernen lassen. Hier sollte sich Hobby Boss, oder der Zubehörmarkt auf jeden Fall eine alternative Lösung einfallen lassen. Mir blieb also nichts anderes übrig, als diese Bauteile selbst aus Plastiksheet herzustellen, wobei ich die Leitungen aus Kupferdraht fertigte und diese erst bei den Abschlussarbeiten montierte.
Nun fährt eine Lok bekannter Weise auf Schienen und diese hat Hobby Boss in Form von einem schon unterlegten Schotterweg mit den nötigen Schienen und Verlaschungen dem Bausatz beigelegt. Mit dem vier Segment- und zwei Abschlussstücken lassen sich insgesamt 500mm Schienenstrecke mit einer Spurweite von 21mm darstellen. Leider ist die Unterschotterung viel zu grob dargestellt. Auch ist es bei den Unebenheiten schwierig den Übergang der jeweiligen Segmentstücke zu kaschieren. Ich montierte nur drei Hauptsegmente, die von der Länge vollkommen ausreichend waren. Anschließend bestrich ich den ganzen Schotterunterbau großzügig mit unverdünnten Klarlack, wobei ich die Holzbalken natürlich ausließ. Bevor der Lack abtrocknen konnte, bestreute ich die ganze Fläche mit Schotter aus dem Modelleisenbahnbereich. Der Bausatz ist allein durch seine Komplexilität und der etwas unüberschaubaren Bauanleitung nichts für Anfänger. Auch die im Vinyl ausgeführte Besandungsanlage dürfte manchen an seine Grenzen bringen. Ich möchte dabei aber auch den Bausatz nicht schlecht machen. Dieser ist halt sehr detailliert und irgendwie muss Hobby Boss auch dem komplizierten Aufbau einer Dampflokomotive Rechnung tragen. Man sollte sich einfach schon im Vorfeld im klaren sein, auf was man sich beim Bau dieser Lok einlässt. Es ist halt keine Arbeit für "nebenbei". Einen ausführlichen Baubericht mit vielen Baustufenbildern kann man in der Modell-Fan 09/ 2008 finden. Stefan Szymanski Publiziert am 07. Juli 2009 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |