Fiat G.91R/4von Bernd Korte (1:72 Revell)Die Fiat G. 91 war eines der ersten multinationalen Rüstungsprojekte Europas nach dem 2. Weltkrieg und ging am 18. März 1954 aus einer Spezifikation der Nato für ein leichtes Erdkampfflugzeug hervor. Nachdem sich Fiat 1958 gegen seine französischen Konkurrenten Bréguet und Dassault durchsetzen konnte, lief die Serienproduktion für die Abnehmerländer Italien und Deutschland an. Frankreich entschied sich zugunsten der eigenen Flugzeugindustrie gegen die Gina und auch Griechenland und die Türkei zogen letztendlich die Northrop F-5A vor. Daher gingen die ursprünglich für diese Länder vorgesehenen 50 G. 91 R.4 ab 1961 an die Luftwaffe, die später 40 Flugzeuge an Portugal abtrat. Portugal flog seine Maschinen in verschiedenen Farbschemata, darunter auch in einem eher schlichten Grau, das bei einigen Flugzeugen aber durch ein attraktives Haifischmaul wettgemacht wurde. Mit Hilfe des Bogens SC72.30 von Santa Cruz Decals kann solch eine R.4 nachgebaut werden. Der Bausatz:Offiziell sind beide bisher veröffentlichten G. 91 Kits - eine BW Version und der hier benutzte portugiesische Tigermeetbausatz - R.3 Baulose, doch man hat bei Revell auch an die Zukunft gedacht und die notwendigen Alternativteile zum Bau einer R.4 dazugegeben. Der größte äußerliche Unterschied besteht in der unterschiedlichen Bordbewaffnung. So ist die R.3 mit zwei 30 mm Kanonen ausgestattet, die R.4 besitzt jedoch vier 12,7 mm MGs. Anstelle der Teile 12 und 13 benutzt man also zur Darstellung einer R.4 die Teile 14 und 15 (MGs). Weiterhin entfällt beim Bau einer R.4 die laut Bauplan vorgesehene Anfertigung eines zweiten Staurohres für den Backbordflügel - die R.4 hatte nur das schon richtig wiedergegebene Pitotrohr auf der Steuerbordseite. Der Zusammenbau:Der von mir verwendete Tigermeetbausatz ist von Hause aus gelb eingefärbt und wurde daher als erstes mit Revell-Grundierfarbe grundiert. Der Zusammenbau beginnt erwartungsgemäß mit dem Cockpit, dem mit einem "Zoom" Ätzteilbogen von Eduard noch ein paar Details wie ein neues Instrumentenbrett, Pedale und Gurtzeug spendiert werden. Nachdem die Cockpitwanne plus Instrumentenbrett (Eduard), ein selbstangefertigtes Buggewicht aus Bleistücken, die Fahrwerksschächte und die Schubdüse in eine Hälfte des Rumpfes geklebt wurden, konnten beide Hälften geschlossen werden. Der Schleudersitz wird allerdings erst später von oben ins Cockpit eingefügt, um die Abklebearbeiten während der Lackierung zu vereinfachen. Die Zusatztanks wurden separat fertig gestellt und mit ein paar Details des Eduard-Bogens bzw. Scratchbauteilen aufgewertet. Die zugehörigen Pylone allerdings klebte ich schon an die Tragflächen, da sie so später mitlackiert werden können. Vor der Lackierung wurden nur noch alle Öffnungen wie Fahrwerksschächte und Lufteinlauf abgeklebt. Bei meinem Modell trat hinter dem Cockpit ein etwas größerer Spalt auf, der, wie auch ein kleiner Versatz der Rumpfhälften im vorderen Bugbereich mit Spachtelmasse kaschiert werden musste. Nun wurden die Tragflächen komplettiert und zusammen mit dem Leitwerk mit dem Rumpf verklebt. Die Lackierung:Die Lackierung beginnt mit einem kleinen metallfarbenen Bereich rund um die Triebwerksöffnung. Nachdem dieser abgeklebt worden war, kamen alle schwarzen Flächen an die Reihe: Blendschutz, Nachbildung der vorderen Kamerafenster etc. Als auch diese Bereiche lackiert und maskiert waren, konnte schon die letzte Farbe gespritzt werden...was ich mir irgendwie leichter vorgestellt hatte. Für diese Farbe light ghost grey FS 36375 hatte ich mir Humbrol 127 ausgesucht. Eigentlich hatte ich bisher mit Humbrol-Farben immer ganz zufriedenstellende Ergebnisse erzielt, nur diesesmal ging so ziemlich alles daneben. Wahrscheinlich hatte ich die frisch geöffnete Farbe nicht genügend umgerührt, jedenfalls wollte und wollte sie nicht decken. In der aufkommenden Panik fiel mir dann auch noch die Farbdose um und mein Farbmischstäbchen auf eine frisch lackierte Fläche. Insgesamt brauchte ich drei Lackier-Gänge bis der Anstrich akzeptabel ausfiel. Dadurch war allerdings die Dicke der Farbschicht soweit angewachsen, dass sich an den vorher abgeklebten schwarzen Flächen unschöne Kanten zeigten, die mit einem sehr scharfen Skalpell gaaaanz vorsichtig abgetragen werden mussten. Jetzt wurde noch eine Schicht Erdal Glänzer aufgetragen, um das Modell für das Aufbringen der Decals vorzubereiten. Soweit die Lackierung... ...und die DecalsDoch auch die Decals hatten es in sich. Von der Qualität her sind die Santa Cruz Decals ungefähr mit denen von Tamiya zu vergleichen. Top Druckqualität - nur etwas zu dick und unflexibel. Bei den meisten Decals war das kein Problem, erst bei dem einteiligen Haifischmaul stieß die Biegsamkeit der Abziehbilder und meine Geduld an ihre Grenzen. Eine schnelle E-Mail an Santa Cruz Decals brachte jedoch wieder neue Hoffnung. So war die dargestellte Fiat mit der Kennnummer 5429 nicht während ihrer gesamten Einsatzzeit mit dem auffälligen Haifischmaul versehen, sondern erst nach ihrer Verlegung nach Mozambique 1970. Nochmal Glück gehabt... Und noch an einer anderen Stelle muss man höllisch aufpassen: Die grün-rote Flagge am Seitenleitwerk. Auf der Backbordseite "liest" man von links nach rechts erst grün, dann rot. Auf der Steuerbordseite jedoch muss die Flagge genau andersherum plaziert werden: links rot - rechts grün. Bildlich gesehen könnte man die Flagge also aus dem Leitwerk ausstanzen und die jeweils gleichen Farben lägen übereinander. Eine weitere Schicht Glänzer folgte, und ich konnte ein Washing aus verdünnter schwarzer Ölfarbe aufbringen. Nachdem diese Arbeit beendet war, folgte die Versiegelung mit seidenmattem Klarlack von Humbrol. Die Endmontage:Nun konnten auch alle bisher separat gefertigten Kleinteile montiert werden. Dabei benutzte ich für die Fahrwerksbeine noch normalen Plastikkleber; Teile wie Fahrwerksklappen etc., die keiner dauerhaften Belastung ausgesetzt sind, verklebte ich jedoch mit Weißleim. Das hat den Vorteil, dass überschüssiger Leim einfach von der Modelloberfläche wieder abgezogen werden kann, ohne häßliche Spuren zu hinterlassen. Auch die Zusatztanks wurden mit Weißleim fixiert. Der Einbau des Steuerknüppels und des Schleudersitzes in das Cockpit sowie das Anbringen der geöffneten Cockpithaube und des heißgezogenen Funkdrahtes brachten alle Arbeiten zu einem Abschluss. Wie gesagt, die kleine Fiat gehört nicht zu meinen Top-Ergebnissen was zum einen an meinem Fehler bei der Lackierung als auch an den an vielen Stellen etwas unsauber ausgeführten Gravuren lag, die daher besonders unter einem zu dicken Farbauftrag litten. Und hätte ich einen vernünftigen Weichmacher zur Hand gehabt, wäre wahrscheinlich auch das Anbringen der Abziehbilder weniger problematisch verlaufen. Es bleibt also viel Raum für Verbesserungen bei meiner nächste Gina in Naturmetall mit Santa Cruz Decals für eine G.91 R.3 in Jubiläumsmarkierungen. Dann werde ich aber zuerst alle Gravuren nachziehen und auch den Umgang mit Weichmachern vorher etwas üben... Literatur und Referenzen:
Dank an Deun Yu für die fototechnische Unterstützung! Bernd Korte Publiziert am 07. Mai 2003 Die Bilder stammen von Deun Yu. © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |