PropellerflitzerUmbau auf Basis des Turbinenflitzers von MPM in 1:72von Falko Bormann (1:72 Eigenbau)
VorbildIn einer Phase des technischen Um- und des militärischen Zusammenbruchs versuchte die deutsche Luftwaffe, mit dem turbopropgetriebenen Flitzer die Quadratur des Kreises. Die Propellerjäger boten nur noch wenig Entwicklungspotential, wogegen die Jets bei ansonsten guten Leistungen durch ihre ungenügenden Start- und Landeeigenschaften und eine gewisse Behäbigkeit in der Reaktion auf den Gashebel abfielen. Was lag also näher, als die Vorzüge beider Antriebe zu vereinigen. Dass dieses Antriebskonzept nach dem Krieg in der Jägerklasse nur noch bei einigen Prototypen zur Anwendung kam, lag an der rasanten Weiterentwicklung der Turbine. Der Vergleich mit dem unveränderten Revell-Modell (links) zeigt die Abweichungen im Grundaufbau, aber auch in den Proportionen, die Farbgebung des Düsenflitzers orientiert sich am Volksjäger. Der Flitzer stammt aus dem Konstruktionsbüro von Prof. Tank. Ursprünglich als reiner Turbinenjäger gedacht, sollte die Auslegung mit Leitwerksträgern einen kurzen Rumpf ermöglichen, um die Leistungsverluste des Düsentriebwerks im Ein- und Ausströmkanal zu minimieren. Vom strahlgetriebenen Flitzer wurde noch ein Holz-Mockup erstellt, dann wurden die Arbeiten u.a. zugunsten der Ta 183 eingestellt. In der Konstruktionsphase wurden auch verschiedene Varianten mit einem kombinierten Turbinen-Propeller-Antrieb untersucht. Im Buch „Geheimprojekte der Luftwaffe Teil 1“ waren 2 Varianten abgebildet. Als Vorbild für den Umbau wählte ich die Variante mit versetzten Achsen von Turbine und Propeller und dadurch möglicher durch die Propellernabe schießender Kanone.
ModellBasisbausatz war der Flitzer von MPM, ein recht kruder Bausatz aus Shortrunformen weit nach Ende ihrer Lebenszeit. Das Modell von Revell war zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht verfügbar. An den Rumpfhälften wurden die Ansätze des Raketentriebwerkes und der Turbinenauslass abgetrennt. Nach dem Einrichten des Cockpits und dem Zusammenbau der Rumpfhälften wurde ein passendes Rohr als Schubdüse eingesetzt und der Spalt der jetzt fehlenden Rakete ausgefüllt und verschliffen. Die Rumpfspitze wurde abgetrennt, der Hohlraum mit Blei versehen und mit einem kreisrunden Spant verschlossen, ein neuer Bugfahrwerksschacht eingebaut und die anschließenden Rumpfbereiche entsprechend der neuen Form aufgespachtelt. Damit waren die Arbeiten an der Zelle geschafft. Der weitere Zusammenbau erfolgte nach der Anleitung. Die Ruder wurden abgetrennt und angelenkt montiert, die Fahrwerke verfeinert. Kabinenhauben ziehe ich in der Regel sowieso selber, sodass hier eine geöffnete Kanzel dargestellt werden konnte. Den Propellerspinner übernahm ich von einer Bf 109, den Propeller von einer Avia S199. Als Wellenkanone dient eine Kanüle. Eine P.1101 spendierte die beiden Abwurftanks.
Die Farbgebung des Projektes eines Projektes lässt viel Spielraum offen. Ich entschied mich für eine kleingefleckte Tarnung in Braun und Grün auf RLM 76-Untergrund, die aber leider in Verbindung mit der farbenfrohen Geschwaderkennung unangemessen bunt wirkt. Vielleicht erhält der Flitzer mal eine Wintertarnung zur „Beruhigung“. Soweit ich weiß, ist in 1:72 kein Bausatz des Propellerflitzers verfügbar. Mit verhältnismäßig wenig Aufwand kann man abseits ausgetretener Pfade ein Projekt erstellen, das allerdings in Deutschland nie Chancen auf Verwirklichung hatte. Das aerodynamische Konzept fand nach dem Krieg in der britischen „Vampire“ seine Bestätigung. Als ein Stück Technik- bzw. Entwurfsgeschichte finde ich den Flitzer hochinteressant, Spekulationen über seine möglichen Einsatzerfolge oder gar über kriegsentscheidende Auswirkungen halte ich allerdings für mehr als müßig. Literatur
Falko Bormann Publiziert am 24. September 2006 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |