Armored Car No.1 JefferyPancho Villa Expedition New Mexiko 1916von Stefan Szymanski (1:72 Modelltrans)GeschichtlichesDie Thomas B. Jeffery-Company aus Wisconsin hatte sich in den USA schon früh einen Namen als Hersteller von Allradfahrzeugen gemacht. So war das Unternehmen 1915 mit dem Armored Car No.1 Jeffery auch der erste Testlieferant des US-Militärs. Mit einer imposanten Höhe von 2,5 Metern, einem Wendekreis von 8,5 Metern und ausgestattet mit einem 25 PS-Vierzylinder-Motor war der Jeffery angeblich in der Lage, einen ca. 40 cm tiefen Flusslauf zu durchqueren. Die Bewaffnung setzte sich aus insgesamt vier Benet-Mercier-MGs zusammen, die bei Bedarf aus den beiden Geschütztürmen bedient werden konnten. Zum ersten Einsatz soll es bei General John Pershings Strafexpedition gegen Pancho Villa in New Mexiko im Jahr 1916 gekommen sein, wobei hier keinerlei Aufzeichnungen über die damaligen Kämpfe existieren. Eine Reihe dieser Fahrzeuge wurden 1916 auf Jeffery-Lkw-Fahrgestelle montiert und kamen bei den Briten in Britisch-Indien zum Einsatz, um u.a. den Mohman-Aufstand von Hadschi Mullah im Nordwesten des Landes einzudämmen. Ab 1917 diente der Jeffery No.1 bis zu seiner Außerdienststellung in Maryland. Mindestens eines dieser Fahrzeuge soll später noch in Kanada bei den Canadian-Motor-Machine-Gun-Batteries in Toronto Verwendung gefunden haben. Das ModellDer Kleinserienhersteller Modelltrans hat sich bei mir mittlerweile mit seinen zum Teil doch außergewöhnlichen und gut detaillieren Kits einen guten Namen gemacht. So steht hier auch der Armored Car No.1 Jeffery in nichts nach. Ein außergewöhnliches Fahrzeug in einem außergewöhnlichen Einsatzgebiet, weit außerhalb des „modellbauerischen kommerziellen Mainstreams“. Dass dieser Kit dabei noch eine sehr gute und knackige Detaillierung aufweist, lässt das Bastlerherz noch ein wenig höher schlagen. So kommt der Bausatz mit drei größeren Resinbauteilen daher (Rumpf und Türme), die mit mehreren sehr feinen Kleinteilen aus dem 3D-Druck ergänzt werden. Also eine Kombination, die schnellen und unkomplizierten Bastelspaß verspricht. Besonders erwähnenswert ist hier die charismatische Nietenstruktur und auch das liebevoll gestaltete Fahrwerk, welches später nach dem Einbau leider kaum noch einsehbar ist. Die kurz gehaltene Bauanleitung kann man auf Grund der überschaubaren Anzahl an Bauteilen als vollkommen ausreichend bezeichnen. Decals werden für den Jeffery nicht benötigt und liegen dementsprechend dem Bausatz auch nicht bei. Auf Grund der wenigen Bauteile hielt sich der Aufwand des Zusammenbaus in Grenzen, wobei hier das Hauptaugenmerk dem Fahrwerk galt. Obwohl sehr fein und schön detailliert, musste hier noch mit Feile und Messer ein wenig nachgearbeitet werden, um die jeweiligen Achsen passgenau zu positionieren. Mit der Montage der hinteren Anhängerkupplung waren diese Arbeiten aber zügig abgeschlossen.
FarbgebungDa zur damaligen Zeit noch keine genormten Farbvorgaben existierten, hat man hier einen gewissen Spielraum. Ich entschied mich dabei für eine grün-braune Farbgebung. Die Hauptkomponenten spielten dabei eine 70/30-Mischung von „Green Moss“ (A.MIG-074) und „Brown Soil“ (A.MIG-0076) von Ammo/ MIG, welches ich bei Bedarf mit einem „Light Sand Grey“ (A.MIG-0067) leicht aufhellte. Anschließend führte ich hier mit einem hellen Grün ein erstes Drybrushing durch. Kleinere Farbarbeiten wurden hier mit dem Pinsel durchgeführt. Zu guter Letzt habe ich das ganze Modell mit glänzendem Acryl-Klarlack versiegelt, um damit eine gute und glatte Basis für die folgenden Alterungsarbeiten zu erhalten.
Alterung des Fahrzeugs
Bei den Alterungsarbeiten setzte ich mit den typischen Abnutzungsspuren die ersten Akzente. Dabei wurde dezent an bestimmten Stellen, die besonderer Abnutzung ausgesetzt sind (Blechkanten, Griffe, Luken etc.), ein Metallton gesetzt, den ich wiederum mit einem kurzen Pinsel ein wenig abrieb, um einen feineren auslaufenden Übergang zu erzielen (ich nutze dabei immer eine Ölfarbenmischung von Silber und Eisenoxidschwarz). Nach einer Trocknungszeit wurde diese gesetzten Metalltöne teilweise mit einem schoko-braunen Farbton weiter bearbeitet, um eine leichte Korrosion darzustellen. Dabei setzte ich auch die ersten Schlieren, in dem ich diesen Braunton vertikal von oben nach unten abstrich. Für weitere Wetterschlieren kamen hier noch unterschiedliche Grüntöne (alles Ölfarben) zum Einsatz. Nun folgte ein dunkelbraunes punktuelles Washing, um gerade die schöne Nietenstruktur besser zu betonen. Mit einem weiteren Drybrushing, dieses Mal mit einem warmen Sandton (Revell 89) wurden alle Strukturen nun noch weiter betont. Gerade in den kleineren Maßstäben sind diese Schritte immer wieder empfehlenswert, um eben diesen kleinen Modellen eine gewisse optische Tiefe zu verleihen. Nun war es Zeit zum Filtern. Den Anfang machte hier ein „Tan for tritonal Camo“ (F242) von Ammo/ MIG, welches auf dem ganzen Modell zum Einsatz kam. Da diese Fahrzeuge in den heißen Gebieten New Mexikos im Einsatz und dementsprechend starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt waren, sollte die Farbe in gewissen Bereichen ausgebleichter wirken. Dafür nutzte ich das „Sun Bleach“ (F430) vorwiegend in den horizontalen Dachbereichen. Mit einer Mattlackversiegelung waren dann die Arbeiten am Modell fast abgeschlossen. So wurden gerade noch im unteren Bereich des Modells dezent die Pigmente aufgebracht, die später auch auf dem Diorama die Hauptkomponenten bilden sollten. Zu guter Letzt erhielt das ganze Modell eine Übernebelung per Airbrush mit einem Tamiya „Buff“, wobei auch hier dem unteren Fahrwerksbereich die meiste Aufmerksamkeit galt. Das DioramaNatürlich stand schon zu Beginn des Projekts fest, dass sich der Schauplatz auf die typischen Wüstenlandschaften beziehen würde, wie man diese im Süden der USA im Bereich der mexikanischen Grenze vorfindet. Dabei war es für mich auch ein absolutes „Muss“, dass die typischen Kakteenarten dieser Region einen wesentlichen Bestandteil bilden sollten. Bei den Kakteen wurde man im 3D-Druckbereich fündig. So war es ein guter Modellbaukollege, der mir die passenden Kakteen in großzügiger Stückzahl in verschiedenen Größen ausdruckte. Meine Planungen sahen dabei vor, dass ich das Diorama in verschiedenen terrassenartigen Höhen gestalten wollte, um der ganzen Sache eine bessere Perspektive zu verleihen. Gestaltung der WüstenlandschaftDen Anfang machten hier die typischen Sägearbeiten, um eine Preßspanplatte und Leisten in die passenden Größen zu bringen. Diese wurden dann verleimt und verspachtelt. Nun gestaltete ich aus Styrodur die groben „Höhenzüge“ und passte diese dem Holzrahmen an. Erst jetzt ermittelte ich die genauen Abmessungen, um die seitlichen Holzleisten stufenförmig anzupassen. Nun fanden die Kakteen ihren Platz, bevor ich feinen Vogelsand und Heilerde mit Hilfe eines Holzleim-/ Wassergemischs auf dem Diorama aufbrachte. Um die spätere Szenerie ein wenig aufzulockern, wurden dabei auch einige größere Steine aus Balsafoam an diversen Stellen platziert. Mit diversen Grüntönen erhielten nun die Kakteen ihre passende Farbgebung. Dabei arbeite ich mich von dunklen zu den helleren Grüntönen Stück für Stück vor. Erst danach folgte die farbliche Bodengestaltung. Hier arbeitete ich ausschließlich mit Pigmenten. Die Hauptkomponenten bildeten dabei eine Mischung aus „Vietnam Earth“ (AK 141) und „Negev Sand“ (A.MIG-3024), welche ich mit Pinsel und Pigment-Fixer auf dem Diorama aufbrachte. Nach dem Abtrocknen arbeitete ich die farbliche Struktur nur mit „Negev Sand“ weiter aus. Im Bereich der Fahrspuren hellte ich den „Negev Sand“ mit „Europe Earth“ (AK 042) weiter auf, um eben weitere Kontraste zu schaffen. Als ich endlich mit dem Resultat zufrieden war, setzte ich nun noch einige Grasbüschel, die ich mit Grün- und Brauntönen (unverdünnte Ölfarben) der ganzen Szenerie farblich anpasste. Mit der von mir bekannten Methode des Übernebelns des ganzen Dioramas mit Tamiya „Buff“ waren dann auch die Arbeiten am Diorama abgeschlossen. Dieses Tamiya „Buff“ dient dabei vorwiegend den Zweck, alles auf dem Diorama farblich (in diesem Fall staubig) anzugleichen, so dass hier für den späteren Betrachter nichts aufgesetzt wirkt. Als kleinen Eye-Catcher fanden dann noch eine Klapperschlange und eine kleine Vogelspinne ihren Platz, die ich einem Papierbogen von Ammo/ MIG entnahm, der eigentlich der Dschungelgestaltung dient.
Die FigurenSucht man im kleinen Maßstab die typisch amerikanischen „Doughboys“, dann kann diese Suche ziemlich ernüchternd sein. Die aktuelle Angebotspalette kann man dabei als sehr bescheiden bezeichnen. Zwar schaffte hier schon vor Jahren ein Kleinserienhersteller aus Wales Abhilfe, doch hat sich dieser nun mittlerweile zur Ruhe gesetzt. So kann sich der glücklich schätzen, der sich schon im Vorfeld mit W^D-Figuren fleißig eingedeckt hat, also auch meine Wenigkeit. So zeichnen sich die W^D-Figuren, die sich ausschließlich auf den Ersten Weltkrieg beziehen, durch eine liebevolle Gestaltung aus, die sich in Sachen Detaillierung in keinster Weise vor neuen Fertigungstechniken aus dem 3D-Druck verstecken müssen. Es ist also sehr schade, dass ein solch talentierter Kleinserienhersteller nun auch nur noch Geschichte ist. Man hat bei den Figuren die Wahl, diese entweder mit Stahlhelm oder eben den typischen Hüten der US Army zu gestalten, die mittlerweile ein Markenzeichen bei den US Marines geworden sind. Die Bemalung erfolgte hier ausschließlich mit Ölfarben. Nach Abschluss der Bemalung wurden die Figuren nur noch mattiert und selbstverständlich auch noch mit dem Tamiya „Buff“ bearbeitet, um den Namen „Doughboy“ zumindest ein wenig gerecht zu werden. FazitRückblickend hat man wieder ein außergewöhnliches Modell in einem doch eher außergewöhnlichen Diorama auf dem Tisch stehen. Die eindeutig wenigste Zeit nahm dabei der eigentliche Bau des Jeffery in Anspruch. Das Hauptaugenmerk galt also der Farbgebung, Alterung und Gestaltung des Dioramas - eine Schwerpunktsetzung ganz nach meinem Geschmack. Dass man den Jeffery nicht unbedingt als ein bekanntes Fahrzeug und kommerzielles Modellbauprodukt bezeichnen kann, kam mir dabei ebenso entgegen, da ich mittlerweile grundsätzlich eine Schwäche für Modelle außerhalb des „modellbauerischen Mainstreams“ bekommen habe. Der Kit ist für den Einsteiger sowie Fortgeschrittenen geeignet und verspricht insgesamt mehr Bastelspaß als gedacht, da man sich hier durch die charakteristische Formgebung gerade bei der Farbgebung und Alterung richtig austoben und natürlich probieren und testen kann, um seine Fertigkeiten weiter zu verbessern oder/ und zu optimieren.
Stefan Szymanski Publiziert am 09. Dezember 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |