Hawker Hurricane Mk.IIcvon Roland Sachsenhofer (1:48 Arma Hobby)
Wie muss es wohl geklungen haben, als Kuttelwaschers britische Vorgesetzte zum ersten Mal seinen Namen auszusprechen versucht haben? Selbst für deutsche Ohren ungewohnt, muss Karels Familienname für englischsprachige Zungen eine harte Nuss zu knacken gewesen sein. Pragmatisch wurde daraus schnell die Kurzform „Kut“, wann immer die Rede auf Flight Lieutenant Karel Kuttelwascher kam - und dazu sollte es reichlich Anlass geben, denn Kuttelwascher war einer der erfolgreichsten Jagdflieger der RAF und mit Abstand der erfolgreichste Nachtjäger auf der gesamten alliierten Seite. Zu Karel Kuttelwascher und den „night intruder“ Missionen
Man ahnt schon, dass die Lebenswege des 1916 im böhmischen Svaty Kriz geborenen Fliegers nicht geradlinig verlaufen sind. 1934 trat er in die tschechische Luftwaffe ein, wo er als Jagdflieger ausgebildet wurde. Als deren Angehöriger erlebte er im April 1939 die Annexion seiner Heimat durch Nazi-Deutschland. Auf abenteuerlichem Weg gelang ihm über Polen die Flucht nach Frankreich, wo er unmittelbar vor Kriegsausbruch in die Fremdenlegion übernommen wurde. Den Zeitumständen entsprechend blieb Kuttelwaschers Leben abenteuerlich: in den rund drei Wochen vom Beginn des deutschen „Westfeldzugs“ bis zur Niederlage Frankreichs flog er in den Reihen der französischen Luftwaffe zahlreiche Einsätze als Jagdpilot und verzeichnete einige - allerdings nicht verifizierte - Abschüsse. Nach der überraschend schnellen Niederlage Frankreichs gelang ihm abermals die Flucht aus einem von den Deutschen überrannten Land in einen vermeintlich sicheren Hafen: über Algerien und Marokko gelangte er nach Großbritannien.
Dort wurden in den dramatischen Tagen der beginnenden „Battle of Britain“ eigene Einheiten für die vom Kontinent entkommenen polnischen und tschechoslowakischen Piloten aufgestellt. Seltsamerweise landete Kuttelwascher aber nicht bei einer der vier neuen tschechoslowakischen RAF Squadrons, sondern wurde einer der traditionsreichsten Einheiten der Royal Air Force zugewiesen: am 3.Oktober 1940 trat er seinen Dienst bei der No. 1 Squadron an.
Karel Kuttelwascher bliebe zwei volle Jahre bei dieser Einheit, bei deren Einsätzen es ihm gelang, bis Juni 1941 drei Bf 109 abzuschießen. Von ihrer Basis Tangmere aus nahm die No. 1 Squadron an den Kämpfen rund um den versuchten Kanaldurchbruch der beiden Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau am 12. Februar teil. Zwei Hurricanes gingen an diesem Tag bei den Angriffen auf den deutschen Großschiffsverband verloren, Kuttelwascher selbst gelangen Bordwaffenangriffe auf einen begleitenden Zerstörer, die erheblichen Schaden anrichteten.
Wenige Wochen nach diesem berühmt gewordenen „channel dash“ begann die No. 1 Squadron auf eine neue Rolle umzuschulen, die Kuttelwaschers fliegerischen und kämpferischen Fähigkeiten offensichtlich entgegenkam. Um bei Nacht einfliegende deutsche Bomber effektiver zu bekämpfen, war man Anfang 1942 zu einer neuen, offensiven Strategie übergegangen. In „night intruder“ genannten Missionen lauerten die britischen Nachtjäger über den deutschen Bomberplätzen, um entweder die schwer beladenen startenden Bomber abzufangen oder aber vom Einsatz zurückkehrende Maschinen bei der Landung abzuschießen. In beiden Flugphasen erwiesen sich die Bomber, oftmals dicht gedrängt und in niedriger Flughöhe unterwegs, als besonders verletzlich. Den Gegner beim Start abzuschießen hatte den Vorteil, dass diese ihre tödliche Fracht nicht über englische Ziele abwerfen können würden, während bei landenden Maschinen mit übermüdeten gegnerischen Besatzungen und Treibstoffmangel gerechnet werden konnte. Die No. 1 Squadron war vom 1. April bis 2. Juli 1942 intensiv in diese riskanten Nachtjagdoperationen involviert, danach wurde sie in dieser Rolle von der No. 43 Squadron abgelöst.
Kuttelwaschers Einheit war zu diesem Zeitpunkt mit Hawker Hurricane Mk.IIc ausgerüstet. Die vier 20 mm Hispano-Suiza Kanonen dieser Version prädestinierte sie als Tiefangriffsflugzeug und, wie sich bei den Fernnachtjagdmissionen bestätigen sollte, zur Bekämpfung von schweren Bombern. Um zur für diese Missionen benötigten Reichweite zu kommen, wurden die Maschinen mit zwei je 45 Gallonen fassenden Langstreckentanks ausgestattet, was ihr die notwendige Einsatzzeit von über drei Stunden verschaffte. Die nächtlichen Missionen schlugen sich auch in einem neuen Anstrich mit mattem Schwarz nieder, das zu Beginn an den Unterseiten der Hurricanes, bald aber auf allen Oberflächen aufgetragen wurde.
Kuttelwascher gelangen schon beim ersten Einsatz zwei Abschüsse: in der Vollmondnacht vom 1. zum 2. April fiel südlich von Paris eine startende Ju 88 seinen Bordwaffen zum Opfer, kurz darauf beschädigte er ein ähnliches Flugzeug schwer, das noch am Boden rollte. Schon dieser Auftakt weist auf ein Schema hin, dass sich in den nächsten drei Monaten verfestigen sollte: Kuttelwascher fand seine Gegner oft innerhalb kürzester Zeit - und meist kehrte er mit mehr als einem Abschuss zurück. Einen Höhepunkt fand dies in der Nacht vom 4. auf den 5. Mai. Innerhalb von nur vier Minuten brachte Kuttelwascher drei He 111 zur Strecke. Dies sollte keinem anderen Nachtjäger nach ihm mehr gelingen. Noch beim letzten Fernnachtjagd-Einsatz der No. 1 Squadron in der Nacht auf den 2. Juli zerstörte Karel Kuttelwascher zwei Do 217 und beschädigte eine weitere. Mit diesen waren in den intensiven Wochen der „night intruder“ Missionen den Kanonen seiner „Night Reaper“ getauften Hurricane 15 feindliche Bomber zum Opfer gefallen - und Kuttelwaschers schwieriger Name war für kurzer Zeit in aller Munde. Um seine Leistungen besser einzuordnen, ist interessant zu wissen, dass die gesamte No. 1 Squadron für diese drei Monate den Abschuss von 22 feindliche Maschinen und die Beschädigung von 13 weiteren verzeichnete.
Nach dem 2. Juli übernahm die No 43 Squadron die „night intruder“ Operationen, während No 1 nach Acklington verlegte, um auf die Hawker Typhoon umzurüsten. Karel Kuttelwascher selbst dagegen fand sich für kurze Zeit bei der 23. Squadron in Ford, wo er die "intruder" Missionen mit der De Havilland Mosquito wiederaufnahm - ohne dabei jedoch auch nur eine einzige Feindmaschine zu sehen. Bis Kriegsende folgten seine Verwendung in den Stäben der tschechoslowakischen Exil-Luftwaffe sowie, nach einem sechsmonatigen Aufenthalt in den USA, eine Zeit bei der No. 32 Maintenance Unit. Hier flog er als Testpilot und war in der Entwicklung neuer Bomber eingebunden. Nach dem Krieg kehrte der hoch dekorierte Kuttelwascher für kurze Zeit in die Tschechoslowakei zurück, verließ jedoch bei Übernahme der Kommunisten erneut seine alte Heimat Richtung Großbritannien. In der kurzen Zeit, die ihm noch gewährt war, blieb er der Fliegerei treu und flog als Pilot für die BEA, der „British European Airways“. Mit nicht einmal 43 Jahren ereilte ihn am 17. August 1959 ein überraschender und früher Tod in Folge eines Herzinfarkts. Zum Bausatz von Arma Hobbies
Was Arma Hobbies hier in die Schachtel legt, gleicht keinem der Hurricane Bausätze, die ich bis jetzt in Händen gehalten hatte. Zum einem meint dies die Qualität der Spritzgussteile: ich habe selten eine so präzise und feine Ausgestaltung von Detailformen wie jene der Cockpitausstattung oder der Innereien des breiten Fachwerkschachtes gesehen, auch die Art der Darstellung von Nietenreihen oder der Struktur von bespannten Oberflächen finde ich sehr überzeugend.
Durchdacht zeigt sich auch die Aufteilung der einzelnen Baugruppen; hier findet logisch eins zum anderen. Dies sorgt mit einer Passgenauigkeit, die einfach fantastisch ist, dafür, dass der Bau schon als Vergnügen startet und nach relativ kurzer Zeit auch als solches endet. Qualität in den entscheidenden Punkten kann man auch den Decals attestieren; die beiliegenden passgenauen Maskierfolien tun ebenfalls das ihre, von der hohen Qualität des neuen Bausatzes zu überzeugen. Soweit hat mich der neue Bausatz also beeindruckt und der damit verbundene Bauprozess erfreut.
Einen Kritikpunkt merke ich abschließend allerdings an: zu meiner Überraschung fehlen die Griffbügel der Kabinenhaube, sowohl jene an der Innen- wie an der Außenseite werden weder in der Anleitung berücksichtigt, noch sind sie als Bauteile aufzufinden. Ich habe dieses Thema mit einem Griff in die Restekiste aber sehr schnell lösen können.
Arma Hobbies hat hier tatsächlich einen fulminanten Auftakt zu ihrer 48er Hurricane-Reihe auf die Werktische gelegt; ich werde wohl auch bei den nachfolgenden Versionen mit Freuden dabei sein! Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 18. Dezember 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |