Der verrückte eiserne HolzfällerEine Begegnung auf der Landstraßevon Martin Schiffel (1:35 verschiedene Hersteller)Modellversium ist eine unpolitische Website, die keine Wertung über zeitgeschichtliche Vorgänge unternimmt, die sich hinter den Vorbildern der dargestellten Modelle oder Dioramen verbergen. Neutralität ist uns wichtig. Modellbau von Originalen militärischer Nutzung wird ohne favorisierte Gruppierungen oder Ausschlüsse hier auf MV dargestellt. Somit werden sämtliche Beiträge uneingeschränkt (und natürlich gesetzeskonform) freigeschaltet. Dies gilt auch hinsichtlich des Konflikts in der Ukraine, dessen Ende leider noch lange nicht in Sicht gekommen ist, und auch im Falle des Kriegsendes der Konflikt nicht plötzlich vergessen sein wird. EinleitungSeit nunmehr anderthalb Jahren dauert Putins Krieg gegen die Ukraine an und immer wieder habe wahrscheinlich nicht nur ich mich gefragt, wie es zu diesem Krieg kommen konnte, wieso nach über einem halben Jahrhundert unter dem Motto „Nie wieder Krieg!“ nun doch auf europäischem Boden ein klassischer Eroberungskrieg geführt wird. Wie konnten wir uns nur so irren? Warum haben wir die Zeichen der Zeit nicht verstanden? Oder haben wir sie bewusst ignoriert? Verwechseln wir immer noch Russland mit der Sowjetunion und halten wir gar „die“ Ukraine „nur“ für eine Region oder Landschaft wie beispielsweise „die“ Normandie? Haben wir die einstigen sowjetischen (und nicht nur russischen) „Befreier“ vom Nationalsozialismus dauerhaft verklärt und Veränderungen ausgeblendet? Der verrückte eiserne HolzfällerBeim Stöbern im schier unendlichen Fundus an 3D-Druck-Figuren des Sockelshops stieß ich auf eine merkwürdige Figur. „Curse of Emerald City - Clockwork Cogrider 2“ stand dort als Bezeichnung und irgendwie kam sie mir bekannt vor. War das nicht der gütige eiserne Holzfäller aus Alexander Wolkows „Der Zauberer der Smaragdenstadt“, nun mutiert zu einem auf einem Motorrad reisenden Schlächter, der Hände und Füße seiner Opfer sammelt? Ja, dachte ich, diese Figur eignet sich gut als Metapher für ein zum Bösen verändertes Russland, das vom einstigen (wenn auch nicht wirklich herzensguten) Befreier zum brutalen Eroberer mutiert ist.Inwiefern sich die Figurenserie „Curse of Emerald City“ mit der Ursprungsgeschichte des in Kasachstan geborenen sowjetischen Schriftstellers Alexander Wolkow beschäftigt, habe ich nicht herausgefunden, im Internet las ich, dass es eine zehnteilige Fernsehserie ähnlichen Titels gibt: „Emerald City - die dunkle Welt von Oz“. Vielleicht handelt es sich hierbei um eine böse „Spiegelwelt“, in der die Ursprungscharaktere in ihr Gegenteil verkehrt werden.
Der „Clockwork Cogrider 2“ bzw. verrückte eiserne Holzfäller wurde in einem Stück geliefert, an einigen Stellen waren Reste der Stützkonstruktion aus dem 3D-Druck zu entfernen sowie Transportbeschädigungen nachzuarbeiten und schon konnte mit der Bemalung begonnen werden. Die Figur wurde mit anthrazitfarbenem Acrylspray von Revell grundiert und danach mit zwei Metalltönen aus der Sprayflasche eingesprüht. Der nächste Bemalungsschritt war eine rostfarbene Brühe, die dann mit Email- und Ölfarben akzentuiert wurde. Die gruseligen Trophäen des Holzfällers wurden ebenfalls mit Email- und Ölfarbe bemalt. Eine abschließende Alterung erfolgte mit Gouache- und Aquarellfarben. Die ukrainische MotorradfahrerinNatürlich benötigte der verrückte eiserne Holzfäller noch einen Kontrahenten oder Kontrahentin, der oder die mutig genug ist, ihm das Handwerk zu legen. Selbstverständlich sollte sich die Figur auch auf einem Motorrad fortbewegen. Meine Wahl fiel auf die „Zombie-Hunterin“ aus dem Masterbox-Set 35175. Die Schachtel enthält neben der Zombie-Hunterin und einigen Gepäckstücken vier verschiedene Zombie-Figuren, aber kein Motorrad. Masterbox macht zwar ein paar Vorschläge, auf welches Motorrad man die Fahrerin setzen kann, ich ging kein Risiko hinsichtlich eventueller Montageschwierigkeiten ein und orderte das (bei Masterbox nicht vermerkte) „German Motorcycle Orderly Set“ 35241 von Tamiya, was eine DKW NZ 350 aus dem Zweiten Weltkrieg enthält. Das Motorrad baute sich natürlich tamiya-typisch wie von selbst und erhielt nur ein paar zusätzliche Drähte. Die Motorradfahrerin (problemlos zu bauen und ergänzt durch eine Gasmaske aus der Grabbelkiste) ließ sich aber nicht ohne Nachhilfe auf die DKW setzen, während die rechte Hand gut nach dem Lenker griff und auch die Füße ordentlich zu positionieren waren, war der Sitz des Motorrades zu niedrig und musste mit einem Kunststoffstück angehoben werden. Die im Masterbox-Set enthaltenen Gepäckstücke und Benzinkanister ließen sich dann vergleichsweise einfach am Motorrad montieren.
Die Farbgebung verlief ähnlich wie beim verrückten eisernen Holzfäller, auf eine Grundierung mit anthrazitfarbenem Acrylspray von Revell folgte eine Bemalung mit Email- und Ölfarben und eine abschließende Alterung mit Gouache- und Aquarellfarben. Die blaugelbe Armbinde ist aus Kreppband und wurde mit einer Mischung aus Email- und Ölfarbe bemalt. Die VignetteBasis der Vignette bildet ein Stück gebrochenen Asphalts von der Firma Reality in Scale, welches ziemlich weich, aber ohne Verzug war. Es wurde mit Polystyrolstreifen eingefasst und auf die schwarze Grundplatte einer Acrylglashaube von Trumpeter geklebt. Rechts und links der Fahrbahn wurde mit Material von MK 35, Royal und mini Natur ein steiniger, mit Grasbüscheln bewachsener Sandstreifen geschaffen. Das Ganze wurde mit dunkelgrauem Acrylspray grundiert, mit Email- und Ölfarben bemalt und mit Gouache- und Aquarellfarben gealtert. Das durchlöcherte Stoppschild entnahm ich dem Miniart-Set „Traffic Signs. Ukraine 35635“ Das hat der verrückte eiserne Holzfäller nicht erwartet: Sie wehren sich! Verwundert stoppt er seine Fahrt angesichts der mit einer Pistole bewaffneten Motorradfahrerin auf der Gegenfahrbahn. Er kann es immer noch nicht glauben, sie richtet ihre Waffe auf ihn… Martin Schiffel Publiziert am 23. September 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |