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Panavia Tornado GR.1

"MiG Eater"

von Roland Sachsenhofer (1:48 Revell)

Panavia Tornado GR.1

Operation Granby...

...stellte den britischen Beitrag der von einer internationalen Allianz getragenen und unter dem Titel der UN-Resolution 678 durchgeführten militärischen Antwort auf die irakische Invasion Kuwaits vom August 1990 dar. Besser bekannt sind die amerikanischen Benennungen "Desert Shield" und "Desert Storm". Erstere bezeichnet jene bis Mitte Jänner 1991 andauernde Phase des Konflikts, in der noch versucht wurde, mit diplomatischen Mitteln zu einer Einigung zu kommen. Diese ging dann ab dem 17. Jänner in die massiven Militäroperationen von "Desert Storm" über. Die über Jahre auch vom Westen hochgerüsteten irakischen Streitkräfte, vom 1988 zu Ende gegangenen achtjährigen Ringen des Ersten Golfkriegs sowohl gezeichnet als auch mit Kampferfahrung ausgestattet, wurden überraschend schnell besiegt. Am 12. April 1991, nach der vollständigen militärischen Niederlage des Irak, trat ein zwischen den Kräften der internationalen Koalition und der irakischen Führung vereinbarter Waffenstillstand in Kraft; als Voraussetzung war schon am 5. März vom Irak die Annexion Kuwaits als beendet erklärt worden.

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Dieser als „Zweiter Golfkrieg“ bezeichnete Konflikt bot nicht nur für die US-Streitkräfte nach Ende des Vietnamkriegs einen ersten bedeutenden Testlauf - und zwar nicht nur von seither neu entwickelten Waffensystemen, sondern auch von neu formulierten Einsatzdoktrinen. So war eine Erkenntnis, die man in Fernostasien deutlich gelernt hatte, die Bedeutung des Medienkriegs. Nun wollte man es besser machen: der Begriff der „Embedded Journalists“ wurde geboren: gut instruierte und sorgsam ausgewählte Berichterstatter durften direkt und mit ausgewählten Inhalten von der Frontlinie berichten. Zensiertes Bild- und professionell geschnittenes Filmmaterial erzählte der Öffentlichkeit die passenden Geschichten. Zur auch heute noch präsenten öffentlichen Erinnerung an diesen Krieg zählen allerdings auch einige veritable PR-Desaster, verursacht durch das Aufstellen allzu schnell widerlegbarer Behauptungen und allzu plumper Täuschungsversuche.

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Tornado GR.1 im Zweiten Golfkrieg

Ein Echo des verstärkten Bewusstseins, den Krieg der eigenen Öffentlichkeit in erträglichen Bildern und vor allem eingebettet in positive Rahmenerzählungen verkaufen zu müssen, bietet auch die hier gezeigte Tornado GR.1 mit der Kennung ZA 477.

Im Stil der nose art alliierter Maschinen des Zweiten Weltkriegs ist hier nebst einem eindrucksvollen Haifischmaul eine Illustration des Namens „MiG Eater“ an die linke Bugseite gepinselt. Weitere ausgewählte Maschinen der in das Kriegsgebiet verlegten Tornado-Einheiten erhielten ebenfalls entsprechende, durchwegs anzüglich gehaltene Grafiken, die zusammen mit einer martialisch-saloppen Namensgebung dieser Flugzeuge wohl den rauen Heldencharme vergangener Tage beschwören sollten. Ich persönlich halte es für gut möglich, dass diese angesprochenen nose-art Bilder koordiniert der Feder eines einzelnen Grafikbüros entsprungen sind: die einheitliche formale Gestaltung sowie der gleichbleibende machohafte Witz dieser Kunstwerke scheinen mir darauf hinzuweisen.

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Die britischen Tornados GR.1 und GR.1a waren in drei Geschwadern organisiert, die von den saudischen Basen Tabuk und Dhahran sowie von Muharraq in Bahrain aus ihre Missionen flogen. Die Squadrons 2, 15, 16 und 20 stammten von RAF Laarbruch, Squadrons 14, 17 und 31 hatten von RAF Bruggen in den Irak verlegt, während die 17. sowie die berühmte „dambuster“ der 617. Squadron aus dem englischen RAF Marham kamen. Die 13. Squadron aus RAF Honington steuerte diesem Aufgebot noch ihre Tornado GR.1a bei.

Acht britische Tornados gingen im Einsatz verloren, fünf Besatzungsmitglieder fanden dabei den Tod, drei weitere kamen bei Unfällen ums Leben. Insgesamt 2.500 Einsätze wurden von britischen Tornados in diesem Konflikt geflogen.

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Tornado GR.1 ZA 477 „MiG Eater“

Die Namensgebung „MiG Eater“ bezieht sich auf einen Luftsieg, der mit ZA 477, einer von der Besatzung Sqn Ldr Pete Batson and Wg Cdr Mike Heath geflogenen Tornado der 15. Squadron, auf höchst ungewöhnliche Weise erzielt worden war.

Bei einem Angriff in der Nacht vom 17. auf den 18. Jänner gegen die irakische Luftwaffenbasis Al Asad führten die beiden eine Formation von acht Tornados von ihrer Basis Tabuk aus ins Zielgebiet. Alle Maschinen waren mit dem Streubombenbehälter JP233 beladen, um die Rollwege und Pisten der gegnerischen Basis zu zerstören. Die Munitionsbehälter waren dabei mit einer Mischung aus Streubomben und Minen ausgestattet, die Munition wurde bei Überflug mit Treibsätzen nach unten herausgeschossen, stabilisierte mittels kleiner Fallschirmen die Flugbahn und sprengte Krater in die Beton- oder Asphaltdecke, um so die Benützung als Start oder Landebahn zu verunmöglichen.

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Angriffsmissionen wie diese waren kennzeichnend für den ersten Abschnitt der britischen Luftkriegsplanung. In Phase 1 sollte die Bedrohung durch die schwer einschätzbare irakische Luftwaffe so schnell wie möglich ausgeschaltet werden: mit hohem Risiko durchgeführte Tiefflugangriffe auf die gegnerischen Basen sollte die irakische Luftwaffe nachhaltig und rasch lahmlegen. In Phase 2 wurden Bombenangriffe in mittlerer Höhe gegen taktische und strategische Ziele durchgeführt werden. Erst in Phase 3 waren dann Präzisionsschläge mit gesteuerter Abwurfmunition gegen ausgewählte Punktziele wie Brücken oder einzelne Flugzeugbunker vorgesehen.

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Sqn Ldr Pete Bateson beschreibt in einem Missionsbericht, wie die Formation nach Überquerung der irakischen Grenze in den Tiefflug überging und Geschwindigkeit aufnahm: Je näher sie dem Ziel kamen, umso mehr wurde beschleunigt und umso tiefer wurden die Maschinen an den Boden gedrückt; eine Aufgabe, bei der die Flugsteuerung an das Terrain Following Radar (TFR) gekoppelt werden musste. Erst wenige Sekunden vor dem Ziel ging man zur manuellen Steuerung über. Bateson berichtet weiter, dass er die Anlagen von Al Sadat rund eine Minute vor dem Überflug sehen konnte - zu diesem Zeitpunkt war der Platz noch beleuchtet. Was er ebenfalls erkennen konnte, waren die Positionslichter eines Flugzeugs im Landeanflug. Dreißig Sekunden vor dem Ziel begann die irakische Luftabwehr aktiv zu werden, plötzlich waren die über den Platz donnernden Tornados in die Farben der detonierenden AA-Granaten getaucht und die Luft mit dem Gewitter der Sprengmunition und Leuchtspurgarben erfüllt. Trotz dieses bedrohlichen und verwirrenden Szenarios erkannte Bateson in seinem Zielanflug auf die ausgewählte Landebahn ein dort ausrollendes Flugzeug - eben jenes, das er Sekunden davor im Landeanflug erkannt hatte. Eine kleine Kurskorrektur - und ihre Tornado war in dem Moment, in dem die Streumunition aus dem Behälter nach unten gefeuert wurde, genau über der ausrollenden Maschine.

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Der Angriff beschränkte sich auf einen einzigen Überflug; im Tiefflug wurde über festgelegte Korridore die saudische Grenze erreicht. Glücklicherweise für die 15, Squadron hatten alle Tornados die Mission überstanden, der Angriff selbst wurde als voller Erfolg verbucht. Im Nachhinein wurde übrigens klar, dass Batesons und Heaths Opfer keine MiG gewesen sein dürfte, sondern eine Mirage F.1; der Name „MiG Eater“ war zu diesem Zeitpunkt allerdings schon vergeben - und einfach zu gut, um der Wahrheit Platz machen zu können.

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Bausatz und Bauprozess

Den kurzen Überblick über das Baugeschehen kann ich mit folgender Bemerkung einleiten: diesen Bausatz von Revell werde ich mit Sicherheit nicht mehr bauen! Um dieses vielleicht hart erscheinende Urteil zu illustrieren, möchte ich folgende Punkte ansprechen:

  • der Bausatz ist in weiten Bereichen ärgerlich kompliziert aufgebaut. Eine zweifelhafte Mechanik, die den Schwenkflügelmechanismus zum Funktionieren bringen soll, scheitert spätesten beim Einbau der Plastikteile zur Darstellung der beiden Gummilippen am Rumpf, die die Hinterkanten der angelegten Flächen abdichten: hier muss man sich nämlich für eine geschlossene oder eine geöffnete Version entscheiden - was das ganze zweifelhafte Spektakel davor ad absurdum führt
  • die Aufteilung der Bauteile folgt in manchen Bereichen einer Logik, die sich mir einfach nicht erschließen wollte. Ärgerlichstes Beispiel ist der vielteilige Aufbau der Lufteinläufe. Dieser ist so beschaffen, dass eine scharfkantige Darstellung der Vorderkanten fast unmöglich wird. Es hat mich Stunden gekostet, um das Ganze soweit zu präparieren, dass es als Lufteinlauf einer Tornado durchgehen kann

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  • Die Passgenauigkeit ist generell enttäuschend, in manchen Bereichen wird es allerdings sogar echt grausam. Hierfür soll der gesamte Heckbereich als Beispiel dienen; im Speziellen ist dabei die Darstellung der eingefahrenen Luftbremsen nur mit größtem Aufwand zu bewerkstelligen. Auch dafür habe ich Stunden gespachtelt, geschliffen, nachgraviert
  • Details fehlen an manchen entscheidenden Plätzen, speziell die gut einsehbaren Fahrwerksbuchten leiden an weitgehender Leere. Seltsam ist auch das Fehlen eines Schotts, welcher die Position des Pilotensitzes nach rückwärts abschließen würde. Die Situation am Original ist hier zwar durchaus komplex - aber eine Nachbildung erst gar nicht zu versuchen, sondern das Ganze einfach wegzulassen, ist dann doch schon fast provokant

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Als Zurüstteile wurde ein Eduard Interior Set für das Cockpit verwendet und das Pitotrohr/ Messsonde am Bug gegen ein solches aus Metall ausgetauscht. Die Decals für „MiG Eater“ stammen von PrintScale.

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Fazit

Auch wenn die Beschreibung des Bauprozesses anderes vermuten lassen könnte: rückblickend hat der Bau der beiden Revell-Tornados durchaus Spaß gemacht, dabei meine modellbauerischen Fertigkeiten ein wenig gefordert (somit gefördert) und mich mit der Überzeugung zurückgelassen, dass ich noch weitere Modelle dieser beeindruckenden Maschine bauen müssen werde. Nun, zum Glück haben sich auch andere Hersteller der beeindruckenden Panavia Tornado angenommen!

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Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates“.

Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at

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Roland Sachsenhofer

Publiziert am 10. Juni 2023

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