Lancia 1ZMIsonzo, 1917von Stefan Szymanski (1:72 Copper State Models)Zur GeschichteIn Italien setzte man sich schon sehr früh mit dem Bau von Panzerkraftwagen auseinander. So konnte der Hersteller Ansaldo schon 1915 den ersten Prototypen des Lancia 1Z präsentieren. Bemerkenswert war dabei die Bewaffnung. So wurden zwei Maschinengewehre in einem Drehturm untergebracht, auf dem sich ein weiterer Drehturm mit einem Maschinengewehr aufbaute. Die daraus resultierende Höhe von ca. 2,75m wirkte sich aber negativ auf die Fahreigenschaften aus, gerade bei schwierigen Geländebedingungen, so dass man bei den Folgeversionen auf den zweiten aufgesetzten Turm verzichtete. So wurde aus dem 1Z der 1ZM, der ab 1917 an die Truppen ausgeliefert wurde. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs wurden noch 110 dieser Fahrzeuge hergestellt, die auf Seiten Italiens selbst noch während des Spanischen Bürgerkriegs, sowie im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kamen. Der BausatzCopper State Models hat sich mittlerweile in der Modellbaugemeinde einen sehr guten Namen gemacht. Gerade zum Thema „Erster Weltkrieg“ wird man hier fündig, wobei die bisher veröffentlichen Bausätze über eine hervorragende Qualität verfügen. Viele der bisher veröffentlichen Kits (bezogen auf Fahrzeuge) sind aber in größeren Maßstäben gehalten. So war mit der ersten Veröffentlichung des Lancia 1ZM im kleinen Maßstab die Freude besonders groß. Angeblich soll wohl im Laufe der Zeit noch das eine oder andere Modell des großen Ablegers (1:35) auch im Maßstab 1:72 folgen. Bis dato ist es aber nicht bestätigt, wäre aber mehr als begrüßenswert. So handelt es sich bei dem ersten Spritzgussbausatz aus dem Hause Copper State Models um ein ausgezeichnetes Modell. Feinster Guss und Details wissen zu überzeugen und machen einfach sofort Vorfreude auf den Bau. Mit dem beiliegenden Decalbogen lassen sich insgesamt acht verschiedene Versionen des Lancias bauen, die sich vom Ersten Weltkrieg über die italienische Kolonialzeit in der Zwischenkriegszeit bis zum Zweiten Weltkrieg erstrecken. Eine sehr schön und liebevoll gestaltete Bauanleitung werten dabei den schon sehr guten ersten Eindruck weiter auf. Der BauDer erste Eindruck ließ nur gutes erahnen und dieser Ersteindruck wurde beim Bau des Modells nicht enttäuscht. Zu Anfang irritierte mich die Teil-Inneneinrichtung in Form des Lenkrads, doch macht dieses Bauteil bei geöffneter Fahrerluke absoluten Sinn, da dieser Bereich später von außen zwar beschränkt, aber immerhin einsehbar ist. Während des Baus muss man die Wahl treffen, ob man sich nun für eine Weltkriegs- oder Nachkriegsversion entscheidet. So verfügen die jeweiligen Versionen über andere Maschinengewehre (Fiat-Revelli oder St- Etienne) und auch die Radkästen können in der einen oder anderen Variante entfallen. Der Bau ging sehr zügig und unkompliziert voran. Geringe Mengen Spachtelmasse kamen nur im Turmbereich zum Einsatz, was der Wahl der jeweils verwendeten MGs geschuldet ist. Wie schon bei vorherigen Arbeiten teilte ich den Kit zwecks Lackierung und Alterung in Baugruppen ein, die erst später nach dem kompletten Abschluss aller Farbarbeiten montiert werden sollten. In diesem Fall versprach ich mir ein besseres Handling durch die separate Einteilung in Chassis, Turm, Turm-MGs und Räder.
Die FarbgebungDen Anfang machte hier wie immer eine gute Grundierung. Dabei ist es aus meiner Sicht immer nebensächlich, ob diese Grundierung nun hell oder dunkel ausfällt. Wichtig ist nur, dass ein guter Haftgrund für die weiteren Lackierungsarbeiten gegeben ist und man vielleicht noch die eine oder andere Unsauberheit besser erkennt.
Da ich mich für die italienische Weltkriegs-Version entschieden hatte, standen nun zuerst die italienischen Nationalkennzeichnungen im Turmbereich im Focus. Während die roten und weißen Horizontalstreifen als Decal beiliegen, muss das italienische Grün per Farbe aufgebracht werden. In der Nachbetrachtung eine sehr gute und logische Lösung, um die italienischen Kokarden sauber wiederzugeben. Für dieses knallige Grün verwendete ich das „Signal Green“ von Ammo/ MIG (A.MMIG-0054). Da mir das Grün doch ein wenig zu knallig wirkte, schwächte ich diesen Effekt mit einem „Grey Light Base“ (A.MIG-0909) leicht ab. Nach Aufbringung des „Signal Greens“ musste dieser Bereich des Turms nur noch abgeklebt werden, bevor nun die eigentliche Farbgebung des Lancias folgen konnte. Copper State Models empfiehlt hier ein Grün-Grau. Meine Wahl fiel hier auf ein „Spanish Green-Khaki“ des gleichen Farbherstellers (A.MIG-031), welches ich in Teilbereichen mit einem „Sand-Grey“ (A.MIG-0067) leicht aufhellte, um den Modell mehr optische Tiefe zu verleihen. Mit einem stark aufgehellten Grün (A.MIG-0608) folgte nun schon ein erstes kräftiges Drybrushing zur besonderen Betonung von Kanten und erhabenen Gravuren. Nachdem die Grundfarbgebung gegeben und Kleinarbeiten mit dem Pinsel erledigt waren, konnte nun das Maskierband im Bereich des Turms wieder entfernt werden, um Platz für die Decals zu schaffen. Um alle unnötigen Komplikationen zu vermeiden, schnitt ich die rot-weißen Kokarden ziemlich passend aus dem Decalbogen und brachte diese mit viel Weichmacher im Turmbereich an. Um wirklich alle Spannungen aus dem Decals zu nehmen, wiederholte ich in mehreren Schritten den Einsatz mit dem Weichmacher, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war. Um die Decals vor Beschädigung durch Lösungsmittel zu schützen und zudem eine glatte Oberfläche zu schaffen, versiegelte ich nun das ganze Modell mit Acryl-Klarlack von Vallejo (70.510). Die AlterungHier arbeitete ich nun ausschließlich mit Ölfarben. Ein Metalleffekt, den ich mit einem Rostbraun mischte, machte den Anfang. So setzte ich dezent an den typischen Stellen einige Akzente, die beim Original besonderem Verschleiß ausgesetzt waren (Türen-/ Lukenbereich, Kanten, sowie die Winkeleisen-Ableitung im vorderen Bereich des Lancias). Dadurch, dass Ölfarben eben sehr langsam abtrocknen, hatte man hier den Vorteil, dass man gerade in den vertikalen Bereichen leichte Rostschlieren setzen konnte. Nun folgten die typischen Wetterschlieren. Mit diversen Grün- und Grautönen wurde hier ähnlich verfahren. So setzte ich mit einem kleinen Pinsel kleine Punkte und rieb diese anschließend mit Hilfe von ein wenig Terpentin-Ersatz immer vertikal nach unten ab. Dabei konnte ich durch das langsame Abtrocknen so lange arbeiten und verbessern, bis ich mit dem Gesamtergebnis zufrieden war. Als nächsten folgte nun ein punktuelles Washing im dunklen Braun, bevor ich mit einem helleren Braun einen leichten Filter setzte. Zu guter Letzt wurde das gesamte Modell mit einem Ultra-Matt versiegelt. Nach der Mattierung setzte ich nun nur noch mit Hilfe von Pigmenten und Pigment-Fixer leichte Verschmutzungen, gerade im unteren Bereich des Modells. Dabei verwendete ich hier schon die gleichen Pigmente, die beim späteren Diorama den Grundfarbton des Bodens bilden sollten. Mit dem Zusammenbau der jeweiligen Komponenten waren dann die Arbeiten am Lancia abgeschlossen. Das DioramaIm Vorfeld war ich schon auf diese wunderschöne italienische Kirchenruine von Dio72 gestoßen. So war mir auch sehr schnell klar, dass diese Kirche und der Lancia füreinander bestimmt waren. So hatte ich auch schnell ein Bild vor meinem geistigen Auge, bei dem diese Kirche das Diorama durch die Höhe des Turms dominieren sollte. Den Anfang machte hier also die Planungen auf einem Blatt Papier. Meine Planungen sahen vor, dass sich das Diorama auf zwei horizontale Ebenen aufteilte, wobei hier auch eine Naturbruchsteinmauer zum Einsatz kommen sollte. Des weiteren hielt ich eine Statue aus dem Hause White Stork Miniatures (St. Nepomucen) für die Szenerie sehr geeignet.
Wie bei allen anderen Projekten machten hier eine passende Pressspanplatte und Zierleisten den Anfang. Nachdem der Holzrahmen angepasst, verschliffen und anschließend schwarz lackiert worden war, wurde nun alles mit Maskierband abgeklebt. Mit Styrodurplatten gestaltete ich den erhöhten Bereich, auf dem später Kirche und Statue ihren Platz finden sollten.
Zu Anfang plante ich, auch die Bruchsteinmauer mit Styrodur und Strukturwalzen zu erstellen, doch war ich mit dem Ergebnis alles andere als zufrieden. Es musste also etwas anderes her. Durch Zufall stieß ich auf zwei unterschiedliche Sortimente der Firma Preiser (18215 und 18219), mit denen man unterschiedliche Arten von Bruchsteinmauern erstellen kann. Die jeweiligen Bauteile lassen dabei die unterschiedlichsten Kombinationen zu, beziehen sich zwar auf den Eisenbahnbereich im Maßstab H0 (1:87), können aber ohne weiteres auch im 72er Sektor verwendet werden. Schnell war die passende Mauer gefertigt, wobei ich diese Bauteile auch direkt für die Treppe, sowie dem späteren Steinweg vor der Kirche verwendete.
Auch die Kirche war schnell zusammengebaut und fand nun ihren Platz auf der vorgesehenen Stelle. Die Bodenstruktur gestaltete ich aus feinem Vogelsand, den ich gerade im oberen Bereich mit noch feinerer Heilerde ein wenig auflockerte. Zur Fixierung diente hier ein dünnes Holzleim-Wassergemisch, wobei ich nach dem Abtrocknen den Boden mit einem Erdfarbton (Revell 87) weiter verfestigte. Mit verschiedenen Acrylfarben gestaltete ich nun die Grundfarbgebung von Mauer, Statue und Kirche. Gerade bei der Mauer arbeitete ich dabei mit verschiedenen Grau- und Sandtönen. Natürlich sieht eine solche Grundfarbgebung immer sehr künstlich und zu sehr nach Modell aus, so dass man hier einfach von einer gewissen Basis sprechen muss, auf der man nun farblich aufbaut.
Auch hier arbeitete ich nur mit Ölfarben und ging dabei ähnlich wie schon beim Modell des Lancias vor, indem ich gewisse Stellen auf- oder auch abdunkelte und die Vorteile des langsamen Abtrocknen nutzte. In gleicher Manier wurde anschließend noch ein Washing durchgeführt, welches gerade den Fugen des Mauerwerks zu Gute kam. Den Abschluss bildete wieder ein hellbrauner Filter und eine Mattversiegelung. Es war nun Zeit für die farbliche Gestaltung des Bodens. Hier verwendete ich ausschließlich Pigmente mit einem passenden Pigment-Fixer und ließ alles einen Tag gut und langsam durchtrocknen.
Nun musste noch die Vegetation gesetzt werden. Den Anfang machte das Efeu von Fredericus Rex. Zwar ist das Setzen von Efeu gerade im kleinen Maßstab schon sehr mühselig und fordert viel Geduld, eine spitze Pinzette und eine ruhige Hand, doch entschädigt das Ergebnis immer wieder den Aufwand. Als nächstes folgten Gasbüschel, die ich unregelmäßig im Gelände verteilte. Aus Geäst und passenden Buschwerk wurden nun noch zwei kleine Bäumchen gestaltet, die die ganze Szenerie ein wenig einrahmen sollten. Mit verschiedenen Grün- und Brauntönen fand hier im ganzen Vegetationsbereich noch eine leichte farbliche Nachbearbeitung statt. Zu guter Letzt lockerte ich die ganze Vegetation noch mit kleineren Setzlingen auf. Dabei griff ich auf das Ammo/ MIG-Sortiment „Lasercut-Blätter 8452“ zurück, welches mir schon in der Vergangenheit bei diversen Vegetationsdarstellungen gute Dienste erwiesen hatte. Nachdem nun das Maskierband entfernt worden war, fehlte nur noch das passende Schildchen, um auch die Arbeiten am Diorama abzuschließen.
Die FigurenHier fängt bis dato das größte Problem an, wenn man sich mit italienischen Figuren aus dem Ersten Weltkrieg beschäftigt: es gibt nämlich kaum welche. Zwar führt der eine oder andere Hersteller Weichplastikfiguren im Sortiment, doch sind diese auf Grund der Qualität und Posen für den Dioramenbau kaum zu gebrauchen. So kann man bisher nur auf die Kleinserienhersteller GB Modelli und Germania-Figuren zurückgreifen. So führt gerade Germania schon Alpinis inklusive Lastesel im Sortiment, doch sind diese natürlich auch nur begrenzt für gewisse Szenerien geeignet. Das sieht bei GB Modelli zwar anders aus, doch dafür können diese Figuren mit der ausgezeichneten Qualität der Alpinis nicht wirklich mithalten. Nichts desto Trotz und dem Fehlen passender Alternativen sollten die beiden Figurensets ein wesentlicher Bestandteil des Dioramas werden. Die Bemalung erfolgte hier ausschließlich mit Ölfarben. Mit einem anschließenden Washing mit „Umbra gebrannt“, einen Drybrushing mit einem warmen Grau und einer Mattversiegelung waren auch die Arbeiten zügig beendet und die Figuren konnten ihren vorgesehenen Platz auf dem Diorama finden. FazitWie schon zu Anfang erwähnt, bin ich vorm ersten Wurf im kleinen Maßstab aus dem Hause Copper State Models mehr als angetan. Man kann nur hoffen, dass in Zukunft noch einige tolle Kits im Maßstab 1:72 folgen werden. Auch die sehr schön proportionierte Kirche von Dio72, sowie die Natursteine von Preiser haben einen guten Eindruck hinterlassen, so dass ich mit Sicherheit noch das eine oder andere Dio72-Set ins Auge fassen werde. Auch die Natursteine werden mit Sicherheit noch bei dem einen oder anderen Diorama Verwendung finden. Auch die Statue von White Stork Miniatures sollte nicht unerwähnt bleiben. So ist dieser Kleinserienhersteller mit Sicherheit schon so manchem durch sehr interessante und gute Figurensets und Dioramenzubehör ins Auge gefallen. Zum jetzt verwendeten „ St. Nepomucen“ führt White Stork Miniatures auch eine Lenin-Statue im Sortiment, die ich mir natürlich schon gesichert habe und irgendwann in Zukunft Verwendung finden wird. Wie auch schon bei vergangenen Arbeiten nimmt die Gestaltung des jeweiligen Dioramas mittlerweile weitaus mehr Zeit in Anspruch als der Bau des eigentlichen Modells, doch lohnt sich die Arbeit immer wieder, wenn man dann das Endresultat vor sich stehen hat. Auch erfordert der Dioramenbau eine gewisse Erfahrung, doch kann man hier einfach und klein anfangen und sich dann langsam vorarbeiten. So wurde auch Rom nicht an einen Tag gebaut und dementsprechend macht es am Anfang vielleicht schon ein kleiner Feldweg oder Straße, um seinem Modell eine gewisse Aufwertung zu verleihen. Man muss sich nur trauen, den ersten Schritt machen und gerade am Anfang nicht zu viel wollen…
Stefan Szymanski Publiziert am 10. Dezember 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |