Mgebrov-WhiteRussischer Panzerwagen während des russischen Bürgerkriegsvon Stefan Szymanski (1:72 Modelltrans)Zur Geschichte
Bei dem Mgebrov-White handelt es sich um einen 1915 von Vladimir Avelevich Mgebrov entwickelten Panzerwagen, der auf dem Lkw-Unterbau des White basierte. Der Mgebrov-White verfügte über eine Hotchkiss-37 mm-Kanone im hinteren Turm (mit einer Drehung von 260°), sowie zwei 7,62 mm-Maxim-Maschinengewehre und zeichnete sich durch die Verwendung von abgewinkelten Panzerplatten aus, die die Kugelsicherheit erhöhten. Wegen den spezifischen russischen Wetterverhältnissen erfreuten sich diese Art der gepanzerten Fahrzeugen nicht nur bei den Russen während des Ersten Weltkriegs einer wachsenden Beliebtheit. So wurden von russischer Seite viele Arten und Varianten dieser Panzerfahrzeuge entworfen, wobei man die Aufbauten mit herkömmlichen Fahrwerken diverser Lkws erfolgreich kombinierte. Diese Panzerfahrzeuge kamen während des Ersten Weltkriegs und im daraus resultierenden russischen Bürgerkriegs, sowie des polnisch-sowjetischen "Unabhängigkeitskrieges" (1919-1920) zum Einsatz. Dabei wurden viele dieser Fahrzeuge von den Polen erbeutet und versahen dort bis zum Ende der 1920er Jahre ihren Dienst.
Das Modell
Modelltrans hat anscheinend die Zeichen der Zeit und die Vorzüge des 3D-Drucks erkannt. So kann man gerade bei den jüngsten Veröffentlichungen des Kleinserienherstellers aus Essen eine deutliche Qualitätssteigerung in Sachen Detaillierung und Aufbau erkennen. Ich möchte damit nicht zum Ausdruck bringen, dass die vorherigen Produkte schlecht waren, doch sind die aktuellen Kits auf einem sehr, sehr hohen Niveau und müssen sich in keinster Weise vor den Spritzguss-Massen-Produkte z.B. aus Fernost verstecken und das ist gerade für einen Kleinserienhersteller nicht unbedingt typisch. So zeichnet sich auch der Mgebrov-White durch eine sehr schöne und feine Detaillierung aus - ob nun Nietenstuktur oder auch die kleinsten Luken. Alles ist scharf und knackig wiedergegeben. Während der Aufbau sich nur aus drei Teilen zusammen setzt, kommen alle weiteren Kleinteile direkt aus dem 3D-Drucker. Dabei macht der 3D-Druck es möglich, dass auch die kleinsten Bauteile eine hervorragende Detaillierung aufzeigen. So verfügen selbst die MGs schon über offene Mündungen! Auch hier ist der Aufbau sehr simpel und einfach, so dass ein kleines Faltblatt mit Bildern und Nummerierung der einzelnen Bauteile vollkommen ausreichend ist. Als kleinen Wermutstropfen kann man vielleicht einen fehlenden Decalbogen sehen, doch wird man hier bei Bedarf auf dem Zubehörmarkt schnell fündig. Alle Bauteile des Mgebrov-White im Überblick Der Zusammenbau
Wie schon vorher erwähnt, bereitet der Zusammenbau keine großen Schwierigkeiten. So war das auch bei mir schnell erledigt. Lediglich bei der Vorderachse (Bauteil D2) ist Achtung geboten. So zeigt die Bauanleitung an, dass die schmale Querstange der Vorderachse in Fahrtrichtung montiert werden sollte. Dies ist aber falsch! Die Montage sollte also entgegengesetzt der Fahrtrichtung erfolgen, bzw. horizontal um 180° gedreht werden. Wie auch bei vorherigen Projekten, teilte ich das Modell in verschiedene Baugruppen auf, um die folgenden Lackier- und Alterungsarbeiten zu vereinfachen. Die Türme sollten also erst später ihren Platz auf dem Chassis finden.
Die Lackierung:
Als Basis diente hier ein „Green-Khaki“ (A.MIG-031), welches ich zum Teil mit einem „Light Sand Grey“ (A.MIG-0067) aufhellte, um diverse Blechstöße besser zu betonen. Anschließend erfolgte das erste Drybrushing mit einem hellen Grün, um das einheitliche „Green-Khaki“ weiter zu brechen.
Die Decals
Wie schon weiter oben erwähnt, muss man sich hier auf dem Zubehörmarkt umschauen. Fündig wurde ich dabei mal wieder bei Black Lion Decals aus den Niederlanden. So bietet der Decalbogen 72007 verschiedene Varianten für die Weiße Armee während des russischen Bürgerkriegs an. Darunter befinden sich auch die bekannten Adler-Embleme, die man auf Originalbildern des Mgbrov-White vorfindet. Nachdem ich nun das Modell mit Glanzklarlack (Acryl) versiegelt hatte, um eine glatte Oberfläche und damit optimale Basis für Decals zu erzielen, fanden die ausgesuchten Decals ihren vorgesehenen Platz. Anschließend wurden die aufgebrachten Decals wieder mit Klarlack versiegelt, um diese vor Beschädigungen bei den folgenden Alterungsarbeiten zu schützen.
Die Alterung
Die Alterung sollte dieses Mal eher dezent, aber gezielt gesetzt erfolgen. Mit schoko-brauner Ölfarbe setzte ich nur einige wenige Rostpunkte an gewissen Punkten, die viel Gebrauch und Verschleiß ausgesetzt waren. Anschließend wurden ebenfalls mit Ölfarben vertikale Wetter- und Regenschlieren gesetzt. Nun folgte ein brauner Filter, der auf dem ganzen Modell zum Einsatz kam. Um Nieten, Kanten und Vertiefungen noch weiter zu betonen, setzte ich nun ein punktuelles Washing mit einem dunklen Braun. Mit einem anschließenden Drybrushing mit einem warmen Grau waren die eigentlichen Farbarbeiten am Modell abgeschlossen. Das Modell musste nun nur noch mit einem ultra-matten Klarlack versiegelt werden. Nach der matten Versiegelung wurden mit erdfarbenen Pigmenten und Pigment-Fixer nur im unteren Bereich des Fahrzeugs leichte Akzente gesetzt. Das Diorama
Natürlich bot sich gerade bei einem russischen Fahrzeug und der typisch russischen Weite ein simpler Feldweg an, doch war mir diese Lösung zu einfach und langweilig. Da stand bei mir der Wille eindeutig nach mehr. So entschied ich mich dafür, Teile eines Festungsforts als Hintergrund zu wählen. Als Vorlage dienten mir hier Anschauungsbilder der Festung Przemysl im heutigen Polen, die zu Zeiten des Ersten Weltkriegs eine wichtige Rolle an der damaligen Ostfront spielte. Gerade die Kombination aus herkömmlichen Ziegelsteinen mit wuchtigen Betonwänden und -dächern machte die ganze Sache für mich interessant. So waren die Planungen schnell gemacht. Der Bunker entstand dabei aus Styrodur. Lediglich beim Ziegelsteingemäuer griff ich auf Bauteile eines alten Vacubausatzes zurück, den ich vor Jahren im Internet ersteigert hatte. Eine Kombination vom Vacubausatz und Styrodur war schnell geschaffen und fand Platz auf einer vorher passend zurecht gesägten Preßspanplatte. Mit Vogelsand und Heilerde wurde nun die eigentliche Bodenstruktur erstellt. Dabei blieb auch der Dachbereich nicht ausgespart, da hier später noch eine üppige Vegetation ihren Platz finden sollte. Die Bemalung des Bunkers erfolgte auch hier hauptsächlich mit Ölfarben, wobei ich auch hier wieder die typischen Wetterschlieren setzte. Mit einem Filter rundete ich die ganze Sache harmonisch ab. Wie auch schon bei vorherigen Arbeiten wurde der Boden ausschließlich mit Pigmenten und Pigment-Fixer farblich gestaltet. Nun wurde es Zeit für die Vegetation. Den Anfang machten dabei Grasbüschel, die ich nach meiner Vorstellung im Gelände setzte. Anschließend folgte das Buschwerk. Dabei achtete ich darauf, zumindest eine herbstliche Stimmung zu erzeugen. Dementsprechend musste auch viel Laub im Gelände verteilt werden. Mit Mattlack und wenig Druck wurde zum Abschluss das Laub und Buschwerk versiegelt und verfestigt. Das fertig strukturierte Diorama Die (passende) Figur
Leider ist der Markt gerade beim Thema Russen und Erster Weltkrieg mehr als rar gesät. Klammert man unterdurchschnittlich schlechte Weichplastikfiguren aus, bleibt quasi nichts übrig. So musste ich mir irgendwie selbst helfen. Beim Durchstöbern meiner Figurenbestände stieß ich dabei auf eine Gruppe Partisanen von MBM. Dabei fiel mir eine Art Kosake mit langem Wintermantel ins Auge, der zwar der Epoche des Zweiten Weltkriegs zugeordnet, aber durchaus auch Verwendung im Ersten Weltkrieg finden konnte. Hier musste eigentlich nur der Kopf getauscht werden. Hier kam mir ein Freund zu Hilfe, der einige Versuche mit Figuren am 3D-Drucker unternommen hatte und mir einen dementsprechend runter skalierten Kopf zukommen lassen konnte. Dieser Kopf war mit dem Kosakenrumpf schnell kombiniert und schon hatte ich die gewünschte Figur nach meinen Vorstellungen, die nun nur noch mit Ölfarben bemalt werden musste, um anschließend ihren Platz auf dem Diorama zu finden. FazitDie neuen Modelle von Modelltrans machen einfach nur Spaß und zeichnen sich durch eine hohe Detaillierung und einfacher Bauweise aus, so dass hier auch Anfänger vor keine großen Probleme gestellt werden. Als weiteres Plus kann man sehen, dass Modelltrans auch ein Auge auf die sogenannten Nischentypen geworfen hat, für die ich bekannterweise eh eine große Schwäche habe. So wurde das Sortiment u.a. mit dem Mgebrov-Benz und Mgebrov-Renault mit verschiedenen Turmvarianten, sowie mit einem Austin-Kegresse erweitert, die alle danach schreien, schnellstmöglich in meinen Besitz zu kommen und gebaut zu werden.
Stefan Szymanski Publiziert am 14. Mai 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |