Antarctic Snow Cruiservon Marco Coldewey (1:144 Bs design)Infos zum Original:
Der US-Polarforscher Richard E. Byrd nahm ab Mitte der 1920er Jahre an Polar-Expeditionen teil. Die Versorgung dieser Expeditionen wurde mit einigen Fahrzeugen und Hundeschlitten durchgeführt. Da die Fahrzeuge nur bedingt mit den Gegebenheiten in der Antarktis klar kamen, entschied sich Byrd mit Thomas Poulter, von 1937 bis 1939 den „Snow Cruiser“ zu entwickeln. Da auch das Deutsche Reich zu diesem Zeitpunkt sehr aktiv in der Antarktis war, unterstützte die US-Regierung dieses Vorhaben mit $150.000.
Dieses Fahrzeug sollte zur Antarktis-Erforschung eingesetzt werden. Das 17 x 6 m große Gefährt (entspricht in etwa zwei nebeneinanderstehenden Sattelzügen) beherbergte sechs Crew-Unterkünfte, eine Werkstatt und ein Labor. Die von Goodyear gefertigten Reifen hatten einen Durchmesser von über drei Meter, die Räder konnten hydraulisch in der Höhe verstellt werden. Zusätzlich erhielt der Snow Cruiser ein Bordflugzeug, welches auf dem Rücken mitgeführt und mittels eines Derrickkran abgesetzt wurde, dazu gab es verschiede Punkte, um diesen zu montieren. Bei dem Bordflugzeug handelte es sich eine Beechcraft Model 17 „Staggerwing“. In den Tanks wurden 9.500 Liter Diesel und 3.785 Liter Kerosin mitgeführt. Angetrieben wurde das 34 Tonnen schwere Gefährt von vier Elektromotoren, der Strom stammte von zwei Dieselmotoren. Schon bei den Testläufen stellte sich das Fahrzeug als leistungsschwach heraus, unbeirrt davon wurde es jedoch Ende 1939 auf der USCGC North Star, einem Schiff der Küstenwache, in die Antarktis verschifft.
Anfang 1940 erreichte die North Star das Camp „Little America“, welches den USA von 1929 bis 1958 als Ausgangsbasis für Expeditionen diente. Als Poulter den Snow Cruiser über die hölzerne Rampe auf das Schelfeis fuhr, kam es fast zum Unglück, als eins der Räder durch die Rampe brach. Auf dem Eis merkte man schnell, dass der Snow Cruiser nicht für den Einsatz geeignet war. Die Reifen drehten durch und versanken im Schnee, selbst kleinere Erhebungen konnten nicht gemeistert werden. Der Crew gelang es dann doch, die Traktion zu erhöhen. Zunächst baute man die Ersatzräder an die Vorderreifen und montierte Ketten auf die hinteren Räder. Es stellte sich heraus, dass man beim Rückwärtsfahren mehr Vortrieb hatte. Man fuhr insgesamt 148 km, alles rückwärts und funktionierte das Gefährt abschließend zu einer stationären Einrichtung um. Es wurden seismologische Experimente, Messungen der kosmischen Strahlung und Untersuchungen von Eiskernproben durchgeführt. Aufgrund des Zweiten Weltkriegs wurde die Finanzierung für das Projekt eingestellt.
Während des US Navy Einsatzes „Operation Highjump“ (1946-47) in der Antarktis wurde der Snow Cruiser gefunden und befand sich in einem recht guten Zustand. Eine weitere Expedition erreichte das Fahrzeug 1958 und markierte die Stelle. Seit dem fehlt von dem Snow Cruiser jegliche Spur. Mitte 1960 brach ein großes Stück des Ross-Schelfeises ab, genau durch den Bereich des früheren Camps „Little America“, vermutlich versank dabei der Snow Cruiser auf den Grund des Meeres. Die Beechcraft Model 17 „Staggerwing“ wurde von 1932 bis 1949 produziert. Das Flugzeug war beliebt für den Transport von Führungskräften, vor allem weil es sehr stabil in der Luft lag. Die Staggerwing wurde mit normalem Fahrwerk, Schwimmern und Kufen eingesetzt. Trotz des recht hohen Alters sind von den 785 gebauten Exemplaren noch rund 160 Maschinen im flugbereiten Zustand. Infos zum Bau:
Was soll ich sagen? Dieses Fahrzeug definiert schon fast den Ausdruck „Exot“ und allein durch die Größe und die Anordnung des Bordflugzeugs ist ein imposantes Modell. Nicht nur im Original sondern auch im Modell ist der Snow Cruiser ein Exot, auch bedingt durch die enormen Ausmaße, im üblichen LKW-Maßstab 1:24 wäre das Modell 25 x 71 cm groß. Die Bausatzkombination in 1:144 wird von BS Design angeboten. Die Teile sind von eher durchschnittlicher Qualität, es ist viel Nacharbeit nötig. Auch die Details sind eher rudimentär. Es bleibt viel Raum für Verbesserungen. Die Decals für den Snow Cruiser haben eine gute Qualität, so bleibt viel von der „Cheatline“ über, so dass man nicht bis auf den letzten Millimeter genau arbeiten muss. Die Fenster hingegen sind in Grau und etwas grobkörnig. Bei der Staggerwing sehen die farbigen Decals nicht so toll aus (unsauber), auf Fenster wurde verzichtet. Das Fahrwerk der Staggerwing ist leider sehr schlecht wiedergegeben, auch der Propeller hat eine falsche Form, dort ist viel Eigenarbeit nötig. Eine Bauanleitung ist für diesen Bausatz nicht vorhanden.
Starten möchte ich mit dem Snow Cruiser: Der Bau lief erst mal recht problemlos ab. Wie schon oben angedeutet habe ich die Fenster lackiert, die Decals waren einfach zu verarbeiten, auch die „Cheatline“ passte gut. Weiter geht es mit den Verbesserungen: Die Abgasanlagen wurden von mir mit zusätzlichen Halterungen ergänzt. Die Richtantenne sowie der Suchscheinwerfer auf dem Dach habe ich selbst gebaut, inklusive Anschlusskabel. Es folgten noch die obligatorischen Scheibenwischer, Scheinwerfer und Abdeckungen für die Aufnahmen des Krans. Die Staggerwing war dann doch ein anderes Kaliber. Auch hier habe ich die Fenster lackiert, die Streben zwischen den Tragflächen musste ich selber bauen. Dann folgte die Verspannung zwischen den Flügeln, die sich doch, aufgrund des kleinen Raums dazwischen (10 mm) als recht knifflig herausstellte. Das Fahrwerk habe ich komplett aus Draht selber gebaut, hier und da hätte es etwas realistischer aussehen können. Der Propeller stammt aus der Restekiste und musste noch etwas umgebaut werden.
Die „Hochzeit“ beider Modelle war dann nochmal bis zum Ende ein Nervenspiel. Erst brach mir eine Kufe ab und dann hatte ich noch andere diverse Dinge, die nicht so liefen, wie ich sie mir vorstellte. Ich fügte noch einige Fixierpunkte auf dem Snow Cruiser hinzu, sowie eine Stange für die Spornkufe. „Fixiert“ wurde die Staggerwing dann noch mit Ketten in 1:144, ja, sowas gibt es tatsächlich von Shelf zu kaufen. Eigentlich hätte ich diese noch biegen müssen, was ich aber ausgelassen habe, da meine vorhandenen Pinzetten zu groß sind. Weitere Bilder
Marco Coldewey, Publiziert am 12. Mai 2021 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |