USS Wagner (DER-539)Umbau auf Basis DE John C. Butler Class Pit-Roadvon Christian Bruer (1:700 Pit Road)Geschichtlicher HintergrundNachdem die USA das Atomzeitalter mit dem Abwurf der Atombombe auf Hiroshima und Nagasaki eingeleitet hatten, dauerte es nicht lange bis die damalige Sowjetunion nachzog. Erste Spannungen zwischen den beiden Blöcken zeigten sich 1948 während der Blockade Berlins und Anfang der 50er Jahre im Korea Konflikt. Um gegen die Bedrohung durch mögliche Angriffe auf das Kernland eine ausreichende Frühwarnzeit zu haben, arbeiteten die US Streitkräfte ab 1949 an einem entsprechenden System bestehend aus festen Radarstationen und mit Radar ausgerüsteten Flugzeugen und Schiffen. Der Aufbau der „Distant Early Warning Line“ (DEW) genannten Kette wurde 1953 begonnen und 1957 abgeschlossen. Der Schutz umfasste die Küsten der Vereinigten Staaten und Kanadas. Zwischen 1951 und 1952 reaktivierte die Navy die ersten sechs Schiffe der dieselgetriebenen Edsall Klasse. Insgesamt wurden 34 Schiffe der Edsall Klasse und 2 Schiffe der John C. Butler Klasse umgebaut. Den dieselgetriebenen Edsall’s gab man dabei aufgrund ihrer Reichweite von rund 11.500 nautischen Meilen den Vorzug gegenüber den Turbinengetriebenen Schiffen der John C. Butler Klasse. Die Umbauten an den Schiffen umfassten unter anderem die Erhöhung des Freibords Mittschiffs. Die Brücke wurde umgestaltet und achtern auf dem Aufbaudeck wurde ein Deckhaus aufgebaut. Eine wesentliche Änderung war der Einbau von zwei Dreibeinmasten, diese trugen die neuen Radargeräte. Am vorderen Mast waren ein SPS10 Luftüberwachungsradar und eine SPS-28 Seeüberwachungsradar mir einem Schwenkbereich von 360° installiert, am achteren Mast befand sich ein SPS-8 Höhenradar. Die Schiffe trugen noch weitere, teilweise unterschiedliche Radargeräte (SPS-4. SPS-12 und Leitradar für Flugzeuge), die auf dem achteren Deckshaus platziert waren. Bei den Edsall’s wurde die Bewaffnung von 5“/38 caliber auf radargelenkte 3“ Geschütze umgestellt, lediglich die beiden Butler behielten die 5“ Geschütze samt Turm. Die Flak- und Torpedobewaffnung wurde vollkommen entfernt. Vor der Brücke wurde ein MK-15 Hedgehog Werfer und am Heck ein Ablaufgestell für Wasserbomben installiert. Die Einheiten waren in vier Escort Squadrons gegliedert wobei jeweils zwei im Atlantik und zwei im Pazifik stationiert waren. Die Dauer der Einsätze variierte je nach den Patroullienbereichen zwischen vier und acht Wochen. Die Einsätze waren recht eintönig und nicht ungefährlich, so geriet die DER-336 Roy O. Hale im Februar 1962 mitten im Atlantik in einen schweren Wintersturm. 13 Männer der Besatzung wurden dabei teilweise schwer verletzt und das Schiff arg in Mitleidenschaft gezogen. Ab 1960 wurden für die Aufgaben in der DEW zunehmend umgebaute Liberty Schiffe (AGR’s) eingesetzt. Diese konnten mehr Radargeräte tragen und waren den Unbilden des Wetters nicht so arg ausgesetzt wie die kleinen DER’s. Mit der Installation der ersten Satelliten im All und den immer leistungsfähigeren Radaranlagen verlor die Schiffgestützte Distant Early Warning Line langsam an Bedeutung. Bereits 1965 wurde damit begonnen die Schiffe zu deaktivieren. Zwölf der Schiffe wurden zu DE’s umgerüstet und fanden u.a. im Vietnamkrieg Verwendung, die restlichen Schiffe wurden eingemottet und nach und nach aus den Listen gestrichen und abgewrackt. Die dem Modell zugrunde liegende DER-539 USS Wagner wurde am 8. November 1943 auf Kiel gelegt. Der Stapellauf erfolgte am 27. Dezember 1944. Aufgrund der Vielzahl an Escort Schiffen die bereits im Dienst waren, wurde die Fertigstellung des Schiffes aufgeschoben und im Krieg nie beendet. Im Februar 1947 wurde das zu 61% fertiggestellte Schiff in der Naval Industrial Reserve Shipyard in Boston eingemottet. Im Juli 1954 viel die Entscheidung, die Wagner zu einem Radar Picket Schiff umzubauen. Die Umrüstung erfolgte in der Bostoner Navy Werft. Das Schiff stellte, rund 12 Jahre nach der Kiellegung, am 22. November 1955 unter Lt. Comdr. Edward A. Riley in Dienst. Am 4. Januar 1956 stach die Wagner von Boston aus zu ihrer Probefahrt in See. Anschließend wurde die Wagner der Escort Squadron 18 in Newport zugeordnet. Ihre gesamte Dienstzeit verbrachte sie bis zur Außerdienststellung am 31. März 1960 im Nordatlantik. Das ModellZur Zeit bietet kein Hersteller ein Modell eines DER im Maßstab 1:700 an. Will man also eines dieser interessanten Schiffe in seine Sammlung aufnehmen, bleibt nur das Selberbauen. Pit-Road liefert die Basis in Form des Bausatzes der John C. Butler Klasse. Hieraus kann im Grunde jedes der 36 DER’s gebaut werden. Ich entschied mich für die DER-539 Wagner, eines der beiden John C. Butler. Bis auf wenige Fotos konnte ich bei meinen Recherchen keine Pläne finden, so mussten die Skizzen und Bilder in dem Heft „Destroyer Escort“ von Squadron Signal ausreichen. Für die Radargeräte, Reling etc. fanden diverse Ätzteilsätze von Gold Medal Model Verwendung. Die Abmessungen für den Umbau ermittelte ich so gut es ging nach Fotos und der Skizze die mir vorlag. Begonnen wurde der Bau mit dem Rumpf der erst einmal mit der Grundplatte verbunden wurde. Anschließend sollten diverse Gravuren und Aufnahmen an Oberdeck entfernt werden. Für die neuen, bis zum Oberdeck reichenden Rumpfseitenwände, fanden Plastikplatten unterschiedlicher dicke Verwendung. Als Basis für die Höhe der Seitenwände und als Unterstützung des Decks klebte ich kurzerhand die Deckaufbauten aus dem Bausatz auf. Die neuen Seitenwände schnitt ich grob zu und verklebte sie mit dem Rumpf. Hierbei ist auf eine bündige Passung zum Rumpf zu achten um sich nachher viel Schleif- und Spachtelarbeit zu ersparen. Wichtig ist auch, dass die obere Beschnittkontur dem Decksprung folgt. Zum Bug und Heck hin wird das ganze mit Plastikplatten verschlossen. Nun konnte das Deck aufgeklebt und zugeschnitten werden. Die Aufbauten entstanden ebenfalls aus Plastikplatten, für die Brücke nahm ich das Grundgerüst der Bausatzteile welches mit den Platten verkleidet wurde. Für den Schornstein und die 5“ Geschütze können die Bausatzteile verwendet werden. Das Deckhaus achtern ist ein übrig gebliebenes Teil aus einem anderen Bausatz welches überarbeitet wurde. Die Masten entstanden aus Plastikrundmaterial und diversen Abfällen von Ätzplatinen. Nachdem die Hauptkomponenten fertig gestellt waren, habe ich alle Teile sauber verschliffen, verspachtelt und noch einmal verschliffen. Die Bullaugen an Rumpfseiten und Aufbauten habe ich mit einem Bohrer (0,5 mm) aufgebohrt. Anschließend konnten die Teile zusammengeklebt werden. Die weitere Arbeit umfasste die Detaillierung mit etlichen Kleinteilen. Der MK-15 Hedgehog entstand aus dem Werfer des Bausatzes erweitert um Grundplatten und Gestell aus Ätzteilabfällen. Der Stand für den Werfer entstand ebenfalls aus einem Bauteil aus dem Bausatz das ich aber entsprechend umgebaut habe. Die diversen Boxen, Luken, Türen und Niedergänge an Oberdeck entstanden aus Plastikmaterial und Ätzteilen (GMM Türen und Luken). Die Radarantennen stammen ebenfalls aus verschiedenen GMM Sätzen, dort finden sich SPS-8, SPS-10 und 28 Antennen. Die Radardome am Mast achtern fertigte ich aus Plastikprofil. Das Rundmaterial wurde in einem Schleifdremel eingespannt und vorsichtig mit Feile und Schleifpapier in Form gebracht. Die Davids und das Beiboot fanden sich wiederum in der Ersatzteilkiste. Nachdem mir der Gesamteindruck soweit zusagte, konnte es an die Bemalung gehen. Das ganze Modell wurde mit Haze Grey aus dem Colourcoats Programm von White Ensign lackiert. Nach dem Durchtrocknen erfolgte die Bemalung der Decks mit Deck Grey. Für die Alterung verwendete ich Acry- und Marabufarben, vor der Alterung habe ich einige Bereiche mit aufgehellter bzw. abgedunkelter Grundfarbe etwas abschattiert. Abschließend wurden die vorlackierten Ätzteile, Reeling, Leitern, etc. angebracht. Die Nummern am Bug entnahm ich meinem Fundus. Zu guter letzt wurde das Display für die Wagner nach dem bewährten Muster aus einem Bilderrahmen, Silikon und etwas Farbe hergestellt. Alles in allem, ein recht einfacher Umbau, der einzig seine Schwierigkeit in der Größe des Modells hat. Etliche Teile sind bedingt durch den Maßstab doch recht fummelig, betreff der Detaillierung sollte man halt seine Grenze setzten. Schade nur, dass ich keine Pläne bzw. Maßskizzen auftreiben konnte. So ist der Umbau letztendlich ein wenig Spekulation was die genauen Größenverhältnisse anbelangt. Vergleiche zwischen Fotos der Originale und dem Modell zeigen, dass ich zumindest nicht ganz falsch damit liege. Christian Bruer Publiziert am 19. 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