USS Defense (AM-317)von Frank Ilse (1:350 Commander Models)Die Minensucher der Auk-Klasse gehörten zu den größten ihrer Art im Zweiten Weltkrieg. Mit einer Länge von 67 Metern, einer Einsatzverdrängung von 1200 Tons und einer Besatzung von 10 Offizieren und 95 Mann waren diese vielseitigen Schiffe für weitaus mehr Aufgaben geeignet als nur zum Suchen und Legen von Minen. 18 Knoten schnell und mit einer Bewaffnung, die aus einer Drei-Zoll-Kanone, zwei 40mm Zwillingen, bis zu acht 20mm Flak sowie vier Wasserbombenwerfern und zwei Ablaufgestellen für Wasserbomben bestand, war die Auk-Klasse gerade im Pazifik der ideale Geleiter für Landungsschiffe oder Versorgungskonvois im Rückraum der Front. Die Auk-Klasse gehörte also zu den Einheiten, die als „Mädchen für alles“ eingesetzt wurden und einen aufreibenden, wenn auch vielfach unspektakulären Dienst schoben. Ich habe mich für den Bau von USS „Defense“ entschieden, Kennung AM-317. Das Schiff hat eine bewegte Geschichte. „Defense“ ging 1944 in Dienst und fuhr zunächst als Konvoy-Eskorte nach Majuro, um anschließend vor Tarawa Minen zu suchen und in den Gilbert-Inseln weitere Eskorten-Aufträge abzuarbeiten. Nach Heimatdienst an der Westküste ging „Defense“ im Januar 1945 als Teil der Landungsstreitkräfte nach Iwo Jima, um anschließend nach Okinawa zu verlegen. Dort wurde der Minensucher am 6. April von drei Kamikaze-Fliegern angegriffen. Einer wurde abgeschossen, doch die beiden anderen trafen das kleine Schiff. Trotz ihrer eigenen Beschädigungen schleppte „Defense“ die beiden schwer getroffenen Zerstörer „Newcomb“ und „Leutze“ noch nach Kerama Retto. 1946 wurde der Minensucher bis 1952 außer Dienst gestellt und wechselte 1966 von der US- zur mexikanischen Marine. Commander-Models aus den USA steht in dem Ruf, besonders viele unterschiedliche Schiffsklasse der US-Navy in 1:350 im Angebot zu haben. Und sie stehen in dem Ruf, keine besonders gute Qualität bei ihren Gießharzmodellen abzuliefern. Dafür ersetzen sie anstandslos und sehr großzügig fehlenden Teile, was offenbar auch sehr oft notwendig ist. Die Auk-Klasse läuft im Angebot der Firma unter „USS Osprey“. „Osprey und „Raven“ waren die unmittelbaren Vorläufer der Klasse. Die Übereinstimmungen sind allerdings so zahlreich, dass man glatt von Prototypen reden kann. Im Grunde hatten sie nur schwächere Maschinen. Für 110 $ bekommt man einen Vollrumpf aus Resin, bei dem Teile der Aufbauten bereits angegossen sind. Die Form ist alt, der Rumpf, den ich erhielt, wies etliche Dellen und Spuren einer ausgeleierten Form auf. In zwei kleinen Plastikbeuteln sind die Kleinteile aus Gießharz verpackt: Bewaffnung, weiter Aufbautenteile, Winden, Winschen, Boote und Scheinwerfer. Bei näherem Hinsehen stellte ich fest, dass es zwei komplette Kleinteil-Sätze waren. Abgerundet wird der Bausatz durch eine Fotoätzplatine mit Niedergängen, Reling und Davits sowie ein paar Messingstäbe. Zuerst wurde das Unterwasserschiff mittels Dremel mit aufgesetzter Kleinkreissäge abgetrennt. Das ist bei Gießharz eine ziemliche Sauerei, Schutzbrille und Mundschutz gehören unbedingt dazu. Anschließend unterzog ich den Rumpf einer umfassenden Schneide- und Schleifaktion. Die angeformten Schanzkleider trennte ich ab, ebenso einen Teil der Schotts. Einige wurden aufgebohrt und durch fotogeätzte Schotts von Toms Modelworks ersetzt. Die Minenschienen entlang der Decksseiten wurden verkürzt, angeformte Luken auf dem Achterdeck schliff ich ab und ersetzte sie durch fotogeätzte Luken von GMM. An Deck muss einiges ergänzt werden. So bastelte ich aus Styrene-Profilen und –Rundstäben (0,5 mm) Poller. Die hatte man bei der Commander der Einfachheit halber weggelassen. Auch die Ankeranlage wurde neu aufgebaut. Die Kette stammt aus dem Anker-Fotoätzsatz von GMM. Dem entnehme ich später auch die Anker selbst. Anschließend bekamen die Seitendecks neue Schanzkleider aus 0,5 mm Styreneplatte, in die ich vor dem Aufkleben die rechteckigen Öffnungen zum Ablauf des Spritzwassers von Deck schnitt. Die waren ursprünglich am Modell auch nicht vorhanden. Die Aufbauten sind einigermaßen sauber gegossen. Doch auch hier habe ich die Schanzkleider abgeschnitten und durch 0,5 mm Styrene ersetzt. Das Brückendeck bekam zusätzlich noch Windabweiser, die gleichzeitig als Handlauf dienen. Besonders groß sind die Defizite des Bausatzes, wenn es an die Ausrüstung und Bewaffnung geht. Bis auf die kleinere Winde auf dem Achterdeck lautet das Urteil: unbrauchbar! Also: Selber bauen. Als erstes kam die große Kabelwinde auf dem Achterdeck an die Reihe. Der Resinklumpen aus dem Bausatz und Fotos dienten mir als Grundlage und aus unterschiedlichen Styreneprofilen (0,5 mm bis 0,75 mm) entstand eine neue Winde. Die Trommel wurde mit Kupferlitze, die ich aus einem Kabel für den Eisenbahnmodellbau entnahm, umwickelt. Die Fla-Bewaffnung stammt aus der Grabbelkiste. Die sechs 20 mm-Kanonen stammen vom Tamiya-Fletcher, ergänzt um die entsprechenden Fotoätzteile von GMM aus dem 350er Fletcher-Satz. Aus dem Tamiya-Bausatz ist auch die Rohrhalterung für die 40 mm Zwillinge. Die Geschützbasis ist wiederum Eigenbau. Die Rohre habe ich aus meinem Franklin-Bausatz von Trumpeter geklaut. Der Träger wird es verschmerzen können. Reling, Handräder und Visiereinrichtung stammen wiederum von GMM. Die Wasserbomben-Ablaufgestelle sind von einer Toms Modelworks-Ätzplatine, die Nachlademagazine für die Wabo-Werfer von der GMM-Fletcher-Platine. Die Wasserbomben sind Stückchen von einem 1,6 mm Styrene-Rundstab. Ein Kapitel für sich ist der Mast des kleinen Schiffs. Der Bausatz enthält einen Mast aus Gießharz sowie – ebenfalls aus Resin – den sehr prominenten Bootskran, der wohl auch zum Aussetzen des Minensuchgeschirrs an der Backbordseite Verwendung fand. Da der Mast keinerlei Verwindungen hatte und auch sonst einen guten Eindruck machte, habe ich ihn verwendet, ebenso den Kranausleger. Die im Bausatz vorhandene Scheinwerferplattform ersetzte ich durch ein Stück Styrene, eine fotogeätzte Leiter sowie das passende Radargerät für die Mastspitze fanden sich in der Grabbelkiste. Fertig war der Mast, der auch gleich auf dem Boot montierte wurde. Eine fatale Entscheidung, wie sich noch zeigen sollte... Doch zunächst ging es an die Bemalung. Es gibt Fotos von der "Defense" in den Tarnschemen Measure 21 und Measure 22. Measure 21 ist Navy Blue über alle vetikalen Flächen und Deck Blue auf den horizontalen Flächen. Das Foto datiert auf das Frühjahr 1944. Die Fotos in Measure 22 – Haze Grey über Navy Blue – sind undatiert, aber mutmaßlich später aufgenommen, etwa zur Zeit der Okinawa-Operationen. Die modernere Radaranlage weist darauf hin. Das ist die Zeit, in der Dirk Mennigke und ich unser Diorama ansiedeln, also mein gesuchtes Tarnschema. Zunächst wurde das Modell mittelgrau grundiert. Es zeigte sich, dass keine Nacharbeiten erforderlich waren. Also wurde zunächst der Rumpf in Navy Blue gespritzt. Ich verwendete Dark Sea Blue von Modelmaster, das durch Light Ghost Grey aufgehellt wurde. Den Haze Grey Ton mischte ich aus Anteilen von Dark- und Light Ghost Grey, etwa zu gleichen Teilen. Der Mast wurde komplett in Light Ghost Grey gespritzt. Die Decks wurden in Gunship Grey mit dem Pinsel bemalt. Details wie Poller, Flak-Bewaffnung, Geschütze und Scherkörper bemalte ich in Light Ghost Grey. Anschließend rüstete ich das Schiffchen weiter aus. Am Heck entstanden die beiden Kräne zum Aussetzen der Scherkörper beim Minensuchen. Das Beiboot stammt aus dem Tamiya-Fletcher-Bausatz. Ich ergänzte es um eine Schraube, die ich aus einem fotogeätzten 1:700 Dreiblattpropeller für eine Corsair zurechtschnippelte und ein Ruderblatt aus Papier, das ich zuvor mit Sekundenkleber bestrichen hatte. Dadurch wird das Papier schön hart, wie eine Fotoätzplatine. Die Manntaue stammen aus dem Liberty-Ätzsatz von Toms Modelworks. Die Ausleger für das Boot sind einfache Evergreen-Rundprofile, 0,75mm Stärke. Die vier Schlauchboote stammen ebenfalls aus dem Fletcher Bausatz. Ich bohrte sie in der Mitte auf und klebte die perforierten Bodenplatten aus dem Fletcher-Ätzsatz von Toms an. Anschließend wurden die Schlauchboote montiert und bemalt. Die Haltetaue fertigte ich aus feiner Kupferdraht-Litze. Als nächster Arbeitsgang wurde der Minensucher gealtert. Dazu verwende ich eine größere Auswahl von Pastellkreiden in unterschiedlichen Grautönen sowie in einem Rostton. Pastellkreide hat den Vorteil, daß sie auf der matten Oberfläche der Modellfarben gut haftet, aber nur dezente Schattierungen hinterläßt. Man kann also unterschiedlich stark altern und aufhellen. Auch der Rostton baut sich sehr dezent auf. An einigen Rumpfstellen habe ich vor dem Auftragen der Rostfarbe mit feinem Sandpapier die darunter liegenden Farbschichten angerauht oder weggeschliffen. Das gibt einen schönen, realistischen Effekt. Nachdem alles gealtert worden war, wollte ich abschließend die Reling auf dem Vordeck anbringen ..... und brach dabei den Mast ab! Nach einigen vergeblichen Versuchen, das Teil wieder zu montieren, riß ich ihn unter kräftigen Flüchen kurzerhand ab und ersetzte das Resinteil durch Messingprofile. Gut so! Denn jetzt hatte ich einen Mast, der auch die Takelage hält und so leicht nicht mehr bricht. Ehrlich gesagt, hatte ich den Resinmast ursprünglich nur aus Faulheit montiert. Jetzt erledigte ich die Arbeit, die ich mir gleich hätte machen sollen und bekam auch ein Ergebnis, das ich mir gewünscht hatte. Nun konnte auch die Reling montiert werden und die Anker wurden in ihre Klüsen gesetzt. Es handelt sich um Anker aus dem 1:700 GMM –Satz. Die Anker für meinen Minensucher sind dort für Schlachtschiffe vorgesehen. Aus dem Satz stammt auch die Ankerkette. Die Bugnnummern wurden als Abziehbilder aufgebracht und abschließend erhielt das ganze Schiff noch eine Schicht Mattlack. Ich schwöre dabei auf Matte varnish von WEM. Der Lack sorgt für absolut gleichmäßige Farbtöne, gleich ob vorher mit dem Pinsel oder der Airbrush lackiert wurde, und versiegelt die Pastellkreide. Die Figuren an Deck stammen von Preiser. Ich habe 30 Mann an Deck. Sie wurden in Khaki – Offiziere und Chief Petty Officers – sowie in Mittelblau mit dunkelblauen Hosen – Mannschaften – bemalt. Getakelt wurde mit einer dünnen Angelschnur, die Flagge ist ein Abziehbild, das ich über ein Stückchen Haushalts-Alufolie geklebt habe. Alles in allem dauerte der Bau der „Defense“ rund sechs Wochen. Der Bausatz bietet dabei lediglich eine Basis. Doch dieses Phänomen kennen ja viele Flugzeugbauer von Vacu-Modellen auch. Das Ergebnis ist ein außergewöhnliches Schiffchen, abseits des Glamours von Flugzeugträgern und schnellen Kreuzern. Und vielleicht gerade deshalb interessant. Frank Ilse Publiziert am 04. Juli 2005 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |