PZL P.11cvon Bernhard Schrock (1:48 Mirage Hobby)Der Bausatz von Mirage kommt gleich in drei Varianten in einer jeweils sehr ansprechenden Schachtel und erhebt fast den Anspruch eines Multimediakits. Nebst recht gut detaillierten und sauber gespritzten Kunststoffteilen bietet der Bausatz eine kleine, dennoch sehr wertvolle Ätzplatte sowie einen Kühler aus Resin. Die Oberfläche der Plastikteile ist fein gestaltet und besitzt versenkte Gravuren. Die Wellblechstruktur ist sehr schön wiedergegeben, welche bei dem ersten Bausatz der „11“ von LTD viel zu grob wiedergegeben waren. Auf dem (nächsten) Foto der Tragfläche ist die feine Struktur gut zu sehen. Sehr gut gelungen ist auch der Bauplan, der viele wertvolle Tips beinhaltet, auf kleine Unterschiede zwischen den einzelnen Baulosen eingeht, sowie keine Fragen zur Bemalung offenläßt. Die Rückseite des Kartons dient zugleich als Bemalungsanleitung und gibt das schwer in Worten zu beschreibende polnische Khaki recht gut wieder. Der Abziehbilderbogen ist sauber gedruckt und erlaubt die Markierung zweier Flugzeuge. Das Bausatzcockpit besteht aus einem Dutzend Plastikteilen, die das Originalgerüst aus U-Profilen gut wiedergeben. Die Ätzplatte ist eine feine Sache und beinhaltet für diesen Bereich einige wertvolle Teile wie z.B. das Instrumentenbrett, die Gurte und zwei gelochte Teile für den Boden. Dem Rotstift zum Opfer fielen leider viele gut sichtbare Details des Cockpits wie z.B. der Gashebel auf der linken sowie die Sauerstoffflasche und der Hebel für die Sitzhöhenverstellung auf der rechten Seite. Es lohnt sich, diese Teile zu ergänzen. Die Kühlungsschlitze im Rumpf zu öffnen ist zugegeben eine Sisyphusarbeit, die allerdings ihre Mühe allemal wert ist. Ein Dünnerfräsen der Rumpfwände auf der Innenseite mit einer Kugelfräse erleichtert dieses mühselige Unterfangen. Die Stützstreben für die Tragflächen gehen beim Original sozusagen nahtlos in die Streben des Fahrwerkes über, bzw. die Übergangsstelle ist mit einem Profilblech verkleidet. Im Modell sind die Tragflächenstreben ca. um 1,5 mm zu kurz und lassen einen Spalt an dieser Stelle entstehen. Dieser Fehler wird durch einen weiteren verstärkt, denn die Fahrwerksbeine „treten“ zu weit innen aus dem Rumpf heraus. Ein Zukleben der Mulden im Rumpf, Abschneiden der Zäpfe an den Fahrwerksstreben und eine Neuausrichtung mittels Drahtstifte schafft Abhilfe. In der Grabbelkiste fand sich ein geätzter Lauf für ein WWI MG, wohl von Tom Modellworks... Die länglichen Schlitze paßten wie die Faust auf‘s Auge zu denen der Kühlmäntel der Vickers MG’s und so wurde das Ätzteil in viere geteilt, jedes Stück um einen 0,8 mm Bohrer gewickelt und mit einem Stück eines 0,8 mm starken Rundstabs kombiniert. Der Rundstab diente hierbei als Halter bzw. Zentrierung für die 0,5 mm starke Kanüle als Nachbildung des MG-Laufs. Als Antrieb diente dem Flugzeug der in Lizenz bei Skoda gebaute Bristol Mercury Sternmotor mit 9 Zylindern. Mirage ist die Nachbildung recht gut in der 48-fachen Verkleinerung gelungen. Nach dem Zusammenbau des Motors mit dem vorderen Auspuffring sowie mit dem Verkleidungskonus sieht das Ergebnis überzeugend aus. Auch hier bleibt Raum zum Detaillieren für den ambitionierten Modellbauer, der unter Anderem die Befestigungsstruktur des Auspuffringes sowie die Zündkabel nachbilden kann. Der Auspuffring war im Original an 6 Punkten mittels V-förmigen Streben an den Zylinderköpfen befestigt, die im Modell mittels 0,2 mm starkem Draht nachgebildet wurden. An den gleichen Befestigungspunkten war andererseits der „Verkleidungskonus“ bzw. „Spinnerbasis“ mit strömungsgünstigen Flachprofilen befestigt, die im Modell aus ca. 0,3 – 0,4 mm starkem Rundmaterial entstanden. Je zwei Zündkabel pro Zylinder aus 0,2 mm starken Draht komplettieren das Werk. Der letzte lackiertechnische Arbeitsgang bestand aus dem Lackieren des Auspuffsammlers, der mit einer Mischung aus Kastanienbraun, Mr. Metall Kupfer von Gunze Sangyo sowie Aluminium Metalizer lackiert wurde. Alle drei Farben trugen hierbei etwa gleich zu der Mischung bei. Anschließend erfolgte ein leichtes Washing mit H131 (Rostbraun) sowie eine dezente Behandlung mit Pastellkreide Auf diesem Foto ist deutlich die korrigierte Lage der Fahrwerksbeine zu sehen, die nicht im Bereich des unteren Blechpanels sondern innerhalb der seitlichen Blechverkleidung aus dem Rumpf „heraustreten“. Nicht ganz glücklich ist die Befestigung der Höhenflossen gelöst. Um dem Original zu entsprechen, müssen diese innerhalb des Rumpfschlitzes auf Stoß waagerecht zusammen geklebt werden und zwar so, daß die Vorderkanten beider Höhenruder eine gerade Linie bilden. Dieser Job verspricht, ein mühseliges Unterfangen zu werden! Zwecks Vereinfachung der Montage wurde kurzerhand vor dem Zusammenkleben der Rumpfhälften jeweils das Seitenruder abgetrennt. Die beiden Höhenflossen wurden mittels zweier Drahtstücke korrekt zueinander zusammengefügt und nach dem Verkleben der Rumpfhälften von hinten in den Rumpfschlitz geschoben. Gleichzeitig wurde die nicht ganz richtige Lage der Höhenflossen korrigiert bzw. die Flossen nach ca. 1,5 nach vorne verschoben. Das große Instrument links oben hatte weiße Ziffern und ein orangefarbenes Ziffernblatt. Die zwei kleinen Instrumente links unten davon hatten ein hell- bzw. mittelbraunes Zifferblatt. Der Spiegel stammt von einem Universalset Nr. 156 von Reheat. Die 2 Einstiegsbügel unter dem Glasteil sind im Bausatz ein wenig zu dick und sollten durch Pendants aus ca. 0,4 mm starken Draht ersetzt werden. Das Klarsichtteil für die Windschutzscheibe ist nicht schlecht obwohl mit dem Original verglichen die viel zu dicken Wände eher den Eindruck von Panzerglas vermitteln. In Wirklichkeit war die Originalverglasung nur wenige Millimeter stark und so half auch in diesem Fall der Modellbaukollege PC, eine Zeichnung mit der Abwicklung der Verglasung auf einer Ebene zu zeichnen. Korrekturwürdig ist auch die Kopfstütze, die ein wenig zu hoch geraten ist. Im Original war sie dem Querschnitt des Rumpfes nachempfunden und endete oberhalb der Trennlinie zwischen dem eigentlichen Rumpf und dem Rumpfrücken. Ein Kürzen auf der Oberseite um ca. 1 mm schafft Abhilfe. Die Lackierung erfolgte mit selbst zusammen gemischten Farben. Der Vorschlag von Mirage für das Hellblau trifft gut den Originalfarbton. Verglichen mit farbigen Originalfotos aus dem polnischen Heft „Modelmania“ ähnelt das polnische Khaki einem relativ schwach gesättigten Mittelbraun mit einem deutlichen Mittelgrauanteil und ist von Grün sehr weit entfernt. Die Differenz zum Farbton der Graspiste auf Fotos im Heft Modelmania zeigt es nur zu deutlich. Die Abziehbilder von Mirage sind sauber gedruckt, zeigten sich allerdings bei den Nationalabzeichen für das Leitwerk ein wenig störrisch, als es darum ging, sich den zahlreichen Gravuren anzupassen. Glücklicherweise habe ich den LTD-Bausatz jahrelang nicht weggeschmissen, der mit seinen sehr gut gedruckten und viel dünneren Elementen aushalf. Die Wahl fiel auf eine Maschine der 112. Staffel mit der Bestandsnummer 8.14 und der Tragflächenkennung 64 N, welche mit einem Foto dokumentiert ist.
Das schwarze Gebilde mit silberfarbenen geschwungenen Einlässen ist vermutlich der Vergaser. Im Bausatz ist er mehr schlecht als recht dargestellt, denn die Einlässe fehlen gänzlich genauso wie die anderen Details in Richtung der Öffnung Fazit: Ein schöner Bausatz, der ungeachtet seiner Fehler das Original gut wiedergibt. Gegenüber der PZL-37 Los eine deutliche Steigerung. Gespannt auf die PZL P-23 Karas! Bernhard Schrock Publiziert am 18. August 2005 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |