Messerschmitt P.1106 B-1Fliegerass 1946von Thomas Brückelt (1:72 AZ model)
AZmodel hat mit der Me 1106B gleich mehrere Varianten eines What if-Modells herausgebracht, das eine doppelsitzige Variante der tatsächlich geplanten, einsitzigen Messerschmitt P.1106 darstellt. Am besten gefiel mir die erste Bemalungsvariante des Kits „Aces“, der noch zwei weitere fiktive Einsatzmaschinen zur Auswahl stellt. Tituliert wird das gebaute Modell von AZ mit: „Me 1106B-1, JG 52, geflogen von Hptm. Claus Thaller, Bordfunker Horst Fischer, Flugplatz Wilden-Schwert-West, Juli 1946“. Da könnte man ja fast schon eine Geschichte darum basteln...
Zu der allgemeinen Auslegung machte ich mir Gedanken. Der zweite Mann im Cockpit sollte eine gesteigerte Daseinsberechtigung erhalten, daher versah ich mein Modell mit zwei Ruhrstahl X-4-Raketen von Antares Models (Resin). Während der Erprobung der Rakete stellte sich heraus, dass es sehr schwer für den Piloten war, sein Flugzeug zu steuern und gleichzeitig die drahtgelenkte Rakete ins Ziel zu manövrieren. Daher wäre ein Zweisitzer als Träger der Waffe eher in Frage gekommen.
AZmodel hat dem ursprünglichen Entwurf in Form von Außenflügeln mit negativer V-Form mehr Spannweite gegeben, was das Gerät etwas spektakulärer aussehen lässt. Das hätte am Original zur Folge, dass der Neutralpunkt (Punkt an einem Flugzeug, an dem die Summe aller Auftriebskräfte 0 ist) sich nach hinten verlagert und somit auch der Schwerpunkt. Vermutlich hat man sich dabei gedacht, dass der Schwerpunkt am Original etwas nach hinten verschoben werden sollte, um die höhere Zuladung am Heck durch das zweite Cockpit zu kompensieren. Soweit wäre das in Ordnung. Allerdings hätte man dann auch das Hauptfahrwerk um den entsprechenden Betrag nach hinten verschieben müssen. In der von AZmodel dargestellten Konfiguration läge der Schwerpunkt hinter dem Hauptfahrwerk und die Maschine würde nach hinten kippen. Die spezielle Optik durch den Knickflügel wollte ich meinem Modell nicht ganz nehmen, aber um die Erscheinung etwas realistischer zu gestalten, trennte ich etwas mehr als die Hälfte von den Außenflügeln ab. In der Anleitung wird aufgezeigt, dass man 15-20 g Ballast in die Nase packen soll. Daher baute ich eine Bleikammer ein. Auch das nicht einsehbare Innenleben des Triebwerks wurde mit Bleistücken beladen. Auf 15 g kam ich bei dem zur Verfügung stehenden Platzangebot nicht. Es sollte sich aber später zeigen, dass das Modell auch mit deutlich weniger Gewicht auskommt.
Der Bausatz an sich ist schön detailliert. Ein paar Kleinigkeiten gibt es jedoch zu bemängeln: Es liegt keine Antenne bei – schließlich will Horst Fischer ja nicht arbeitslos sein. Diese stellte ich aus gezogenen Gießästen her. Schön wäre es auch gewesen, wenn man das beiliegende Visier dem transparenten Gießast hinzugefügt hätte. Die Passgenauigkeit war nicht ganz optimal. Die Rumpfhälften klafften etwas auseinander und das fertig gebaute Cockpit sträubt sich etwas, in seine vorgesehene Position zu kommen. Das sind jedoch nur Kleinigkeiten, die man gut in den Griff bekommt. Der Decalbogen ist hervorragend. Die Nassschiebebilder sind sauber gedruckt, hauchdünn und passen sich gut der Oberfläche an. Dazu hat man noch Decals übrig, mit denen sich auch andere „Luftwaffe ´46-Typen“ schön gestalten lassen. Lackiert habe ich mein Modell mit dem Pinsel, bzw. mit dem Schwamm getupft. Matter Klarlack von Tamiya versiegelt den Jäger.
Der Bau ging recht zügig voran und hat gerade durch die kleineren, individuellen Modifikationen viel Spaß gemacht. Durch die spezielle Auslegung mit dem weit hinten angebrachten Cockpit und dem V-Leitwerk tanzt das Messerschmitt-Projekt 1106 etwas aus der Reihe und bringt Abwechslung in die Sammlung. Weitere Bilder
Thomas Brückelt, Publiziert am 02. Januar 2017 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |