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Minenräumpanzer Keiler

von Hauke Ahrendt (1:35 Elite Models)

Ungewöhlich ist die Position des taktischen Kennzeichens, hab ich für die 120 aber so gesehen
Ungewöhlich ist die Position des taktischen Kennzeichens, hab ich für die 120 aber so gesehen

Vorwort

Diesen Bereicht habe ich anders als sonst mal parallel zum Bau geschrieben, daran erkennbar, dass ich hier die Emotionen aus der Frustphase mal ganz bewusst nicht voll unterdrückt habe. Hätte ich ihn wie sonst erst lange nach Abschluss des Baus geschrieben, wäre er anhand des doch schießlich recht guten Ergebnisses etwas positiver ausgefallen, was aber dem Bau-Erlebnis nicht gerecht geworden wäre. Sollte ich öfter machen ;-)

Das Vorbild

Der Minenräumpanzer Keiler basiert, wie man unschwer erkennen kann, auf dem Fahrgestell des M 48 A2 C. Zum Zeitpunkt der Entwicklung des Keilers waren diese Wannen im Rahmen der Abrüstung nach dem Ende des Kalten Krieges vielfach vorhanden. Ein anderer wesentlich entscheidender Grund war die stark gepanzerte Wanne des M 48.

Im Jahr 1985 wurden zwei Prototypen geliefert, die beteiligten Firmen waren MaK als GU zusammen mit MTU und Kaelble-Gmeinder. Die Truppenversuche dauerten bis 1990 und führten 1995 zu einer Bestellung von 24 Fahrzeugen, zunächst sollten sogar 72 Fahrzeuge beschafft werden.

Hier ist die Transportstellung im Bereitstellungsraum zusehen.
Hier ist die Transportstellung im Bereitstellungsraum zusehen.

Die Serienfahrzeuge wurden von 1996 bis 1998 an die Pioniertruppe ausgeliefert. Der Keiler kann bei einer Räumtiefe von 250 mm eine Minen-freie Schneise mit einer Breite von 4,70 m schaffen, die Räumeffektivität in der Gasse liegt bei 98 %. Dabei werden die Minen durch die rotiernenden Wellen mit an Ketten hängenden "Elefantenfüßen" wie mit einer Bodenfräse entweder ausgelöst, technisch zerstörz oder aus der Gasse geschleudert.

Im Straßentranport müssten sonst die drei seitlich angebauten Kästen demontiert...
Im Straßentranport müssten sonst die drei seitlich angebauten Kästen demontiert...

Für den Tranport wird die Räumvorrichtung auf das Fahrzeug geschwenkt und arretiert, weiterhin müssen einige seitliche Anbauteile demontiert und die großen Lüfter am Heck nach oben umgeklappt werden, um das zuläsige Breitenprofil zu erreichen.

Die Keiler konnten im Rahmen des IFOR/SFOR-Einsatzes ihre Leistungsfähigkeit demonstrieren, allen voran der eine der beiden Prototypen. 

Im Spätsommer 2014 habe ich in Trier bei der WTD 41 einen Keiler mit einer Kette vom Leo 2 oder Leo 1 gesehen, dazu war das Treibrad auch etwas anders gestaltet. Soweit ich weiß läuft die Umrüstung auf die neue Kette bereits.

...und die beiden hinteren Lüftungskästen um 180° hochgeklappt werden.
...und die beiden hinteren Lüftungskästen um 180° hochgeklappt werden.

Ein Wort zu Elite-Bausätzen

Der Keiler ist auch ein typischer Elitebausatz. Ein Vorbild, das es als Bausatz in 1:35 nur bei Elite gibt und daher alternativlos ist, wenn man nicht einen kompletten Scratchbau durchführen möchte. Mit Elitebausätzen hat man also zumindest eine solide Grundlage, vieles gleicht aufgrund der nicht verwendungsfähigen Bauteile aber dennoch einem Neubau. Das gilt überwiegend für die kleineren Teile. Zwar gibt es oft einge dieser Teile doppelt, die dann aber ebenfalls nur bedingt brauchbar sind. So nützt eine Qualitätskontrolle nur wenig! Elite hat meiner Meinung nach irgendein generelles Problem mit dem Resin, den Formen (Luft kann nicht entweichen) oder dem Gießverfahren. Bei keinem anderen Hersteller von Resinmodellen, von denen ich bisher Bausätze verwendet habe (und das sind mindestens zehn Lieferanten), habe ich auch nur ansatzweise so umfangreiche Probleme mit den Blasen und defekten Bauteilen gehabt, dass als Folge viele Bauteile unbrauchbar sind. Bei dieser Aussage nehme ich Transportschäden hier bewusst aus, denn diese treten ja erst nach dem Versand auf und deuten ggf. auf eine ungenügende Verpackung hin, hat aber nichts mit vor der Versendung erkennbaren Schäden bzw. ungenügender Qualität zu tun.

Wer sich also für einen Bausatz von Elite entscheidet muss wissen, was auf ihn zukommt. Die Preise sind keine Schnäppchen und entsprechen in keiner Weise dem gebotenem Produkt, sondern begründen sich irgendwie durch die Einmaligkeit der Bausätze, insbesondere für Liebhaber der gelboliven Bundeswehrzeit. Fehlende Teile erhält man bei Eilite auf Anfrage allerdings problemlos und kostenfrei (meine bisherige Erfahrung). Eine Reklamation von defekten Kleinteilen kann man sich dagegen normalerweisse sparen, die Ersatzteile sind nicht viel besser. Ein Eigenbau oder Griff in die Restekiste spart Zeit. Das ist wohl eben so bei Elite, und sie sehen offenbar keinen Grund ihre Qualität systematisch zu verbessern. Vielleicht haben sie aber einfach nur einen anderen Anspruch an sich selbst und ihre Produkte als andere Hersteller. Eine gut gefüllte Restekiste ist also unbedingt erforderlich.

Blick in den Karton

Der Inhalt des Bausatzes. Auf den ersten Blick könnte der Bau beginnen...Großteile gehen, doch bei genauerem Hinsehen.....gibt es z.B. überall an Details kleine Blasen und nicht voll ausgegossene Konturen, die optisch stören.Diese Blasen sind gerade eben unter der Oberfläche, aber wehe man kommt dagegen!Das sind typische Löcher. Wer hat, sollte ein altes Tamiya-Laufwerk nehmen, oder After-Sale-Markt-Produkte.Typsches Aussehen von Kleinteilen. Glück hat, wer wie ich, viele Tamiya-Reste hat.Auch diese Teile müssen gerettet werden. Man benötigt vier, im Bausatz waren 8 - reicht gerade so.
Scheinwerfer, Spiegel und Lampenbügel. Ein Fall für die Ersatzeilkisten und Draht.Die Wanne ist okay.Da ist einiges zu versäubern und auszubessern.Von eigentlich vorhandenen sechs Stoßdämpfern (links) waren am Ende nur zwei brauchbar, die anderen waren mit Blasen durchsetzt, sieht man hier nur beim ganz linken.Glück: Die Grätings waren einwandfreiVersäubern wird hier zur Geduldsprobe.Und das ist eine Auswahl dessen, was ich zusätzlich einsetzen wollte und auch eingesetzt habe.

Der Inhalt des Bausatzes. Auf den ersten Blick könnte der Bau beginnen...

Der Inhalt des Bausatzes. Auf den ersten Blick könnte der Bau beginnen... 

Das Modell

Als Fan der M 48 konnte ich am Keiler einfach nicht vorbei, und im Rahmen einer Weihnachtsaktion habe ich unter anderem den Bausatz des Keilers gekauft. Die Kosten reduzierten sich dadurch etwas, ein wahres Schnäpchen wurde es aber natürlich nicht. Der Bau des Keilers hat sich bei mir allerdings stark verzögert: Ich habe den Karton über zwei Jahre mehrfach aufgemacht und wieder geschlossen, weil ich angesichts der zu erwartenden Arbeit nie die Motivation hatte, den Bau zu beginnen. Weil einfach schon auf den ersten Blick zu viele beschädigte, unbrauchbare Teile zu erkennen waren. Nach zwei Jahren war es dann im etwas verregneten Sommer 2016 aber soweit. Ich habe mir vorher folgende Teile besorgt bzw. aus der Restekiste bereitgelegt:

  • M48-Laufräder von DEF
  • Treibrad und Vorgelege von MR
  • Schwingarme aus der Grabbelkiste (Elite hat die Laufräder und Schwingarme von Tamiya abgegossen
  • Jede Menge Plastikplatten und Draht in verschiedenen Stärken
  • Kleinteile verschiedener M48-Bausätze
  • Reste aus meiner Ätzteilekiste
  • BW-Antenne von Schatton
  • Nebelbecher von Voyager

Aus der Bauphase

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Minenräumpanzer Keiler

 

Ich halte mich selten an die Bauanleitungsreihenfolgen bei Elite, da ich erst das Grobe passend haben will. Zu früh montierte Kleinteile brechen bei den im Bauprozess oft fälligen Spachtel- und Schleifarbeiten bei der Beseitigung von Passproblemen doch immer ab.

Die Wannenbauteile waren schnell zusammengefügt, ebenso das Fahrwerk. Wegen vieler Blasen waren hier schon einige Maßnahmen erforderlich. Ich nehme dafür oft dünnere "stangenförmige" alte Resinangüsse oder Reste alter Teile, die ich in die Blasen stecke und verklebe, dann bündig abschneide und verschleife. Häufig muss man dann nicht einmal spachteln. Diese Reparaturen dauern jedoch oft die halbe Zeit des gesamten Bauvorgangs, aber besser als Teile ganz neu anzufertigen. Nerven kostet es trotzdem, weil man sich immer wieder fragt wie das sein kann bei dem Preis, und weil man von anderen Herstellern weiß, es geht viel besser.

Minenräumpanzer Keiler

Es gab einiges zu korrigieren, so ist z.B. der untere Teil des Befestigungsgestelles für das Gassen-Markierungsgerät am Heck in den Proportionen total falsch. Neuere Bilder der Keiler zeigen, dass die untere Befestigung heute wohl anders aussieht, aber früher war es so wie Elite es darstellt, nur eben mit etwas anderen Geometrien. Eine weitere Aufgabenstellung war, das vordere Stützschild beweglich zu machen, auch hierfür waren einige Anpassungen erforderlich. So ist z.B. der Hubzylinder viel zu lang. Dem Bausatz lag aber ein kürzerer bei, dessen Verwendung mir nicht klar ist (in der Bauanleitung taucht er nicht auf), der hat die richtige Länge. Trotzdem ist es nicht ganz korrekt, denn Elite hat zwischen dem unteren Drehpunkt und der Platte zwei Stangen vorgesehen, die ich so nicht an Detailfotos vom Vorbild entdecken konnte, aber zumindest kann man so die Beweglichkeit am Modell darstellen. Jedenfalls passt die Kinematik nicht, ich konnte nur über Langlöcher in der Plattenaufnahme die Beweglichkeit und die vorbildähnlichen Endpositionen erzeugen. Korrekt ist das natürlich auch nicht.

Auf meinen Bildern aus der Bauphase kann man sehen, welche Teile ich ausgetauscht habe: Alles was vom helleren Elite-Grau abweicht stammt aus anderen Bausätzen oder der Grabbelkiste und erfordert teilweisen Anpassungen. Sieht nicht nach viel aus, macht aber Arbeit. Und wer die Teile nicht irgendwo übrig hat kann sich auf Instandsetzungarbeiten schadhafter oder schlecht aussehender Bausatzteile gefasst machen. 

Unbedingt muss man mit Vorbildfotos arbeiten, vieles ist nicht in der Elite Anleitung angegeben, z. B. die vielen Griffe. Auch helfen Bilder in nicht ganz eindeutigen Montagesituationen, die Bauanleitung besser zu verstehen (die Anleitung ist aber nicht schlecht!). Vorbildfotos helfen auch zu erkennen, an welchen Bauteilen man dringenden Bedarf von Nacharbeiten hat. 

Minenräumpanzer Keiler

Der Ausleger ist ein Bausatz für sich. Es waren viele kleine Bläschen und Poren an der Oberfläche, vor allem beim rohrförmigen Querausleger. Die konnte ich auch nicht mit Spachtel verschließen: Nach dem Schleifen waren Sie (oder neue) immer wieder da. Da habe ich mir mit Spritzspachtel aus der Spraydose geholfen, nach zwei Schichten war alles mehr oder wenige gefüllt und konnte abgeschliffen werden. Wie auch immer Elite das beim Gießen jedesmal hinbekommt bzw. alle andern das besser machen.....

Ich habe den Auslieger beweglich gebaut, dazu bedurfte es einiger Anpassungen, die aber im wesentlichen aus Bohren bestanden.

Auch hier gilt, Vorbildfotos von Details zu Rate zu ziehen, um bei Bedarf Transportsicherungen für den Eisenbahntransport zu ergänzen, von denen es einige gibt (Spindeln, Stangen mit Kugelköpfen) und die im Modell nicht enthalten sind.

Minenräumpanzer Keiler

Lackierung:

Bundeswehr Flecktarn in  Bronzegrün, Braun und Schwarz. Alternativ wäre nur eine weiße UN-Lackierung möglich, doch diese hat meiner Kenntnis nach nur der Prototyp gehabt.

Decals:

Zwingend muss man sich hier bei TL bedienen, hier gibt es den Satz 2527, der alle benötigten Schilder beinhaltet. ich hatte diese schon und zum Glück die erforderlichen Schilder nicht schon für andere Zwecke eingesetzt. Ansonstge benötigt man die BW-Kreuze, Kennzeichen etc.

Minenräumpanzer Keiler

Fazit

Der Bau ist, wenn man ihn erstmal abgeschlossen hat, weniger schlimm als es vorher den Anschein hat. Das fertige Fahrzeug ist imposant und schon das Modell hat ein enormes Gewicht. Ein Blickfang stellt es allemal dar. Aber es gab bei mir Frustphasen beim Bau, und es ist kein Bausatz für Anfänger. Erst recht, wenn man das Fahrzeug beweglich ausführen möchte. Und (diese Aussage bezieht sich allerdings nur auf meine eigene Erfahrung!) für Elite-Bausätze gilt im Allgemeinen: Wer erwartet, die Bausätze ohne hohen Anteil von Eigeninitiative fertigstellen und einfach aus der Box bauen zu können, sollte unbedingt die Finger davon lassen.

Wer aber etwas Besonderes in der Sammlung stehen haben möchte ist hier gut bedient. 

Weitere Bilder

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Minenräumpanzer Keiler

 

Hauke Ahrendt

Publiziert am 30. März 2017

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