Matilda Mk.IIvon Daniel Stihler (1:72 Italeri)Das OriginalDie "Matilda" Mark II, offiziell "Infantry Tank Mark II", entstand nach einer Ausschreibung der britischen Armee von 1936, die eine Ergänzung zu dem lediglich mit einem MG bewaffneten "Infantry Tank Mark I" vorsah. "Infantry Tanks" sollten laut der in der Zwischenkriegszeit entwickelten britischen Panzerkriegsdoktrin Angriffe der Infanterie unterstützen und waren zum Schutz gegen Artillerie- und Pak-Beschuss schwer gepanzert. Das alsbald als "Matilda" Mk II oder nur "Matilda" benannte Fahrzeug hatte vier Mann Besatzung, wog etwa 27 Tonnen, war mit maximal 26 km/h auf der Straße zwar relativ langsam, mit einer bis zu 78 mm dicken Panzerung aber praktisch immun gegen alle damals üblichen Panzerabwehrgeschütze. Die Hauptbewaffnung bestand aus dem 2-Pfünder-Geschütz (40 mm). Während des Frankreichfeldzugs konnten die in nur geringer Anzahl verfügbaren "Matildas" einzelne taktische Erfolge erzielen, die angesichts der deutschen Übermacht jedoch bedeutungslos blieben. Eine weitaus wichtigere Rolle spielte der Panzertyp in der Anfangsphase der Kämpfe in Nordafrika, als britische Truppen die auf Ägypten vorgestoßenen Italiener nach Lybien zurückdrängten. Die italienischen Panzer- und Panzerabwehrgeschütze waren gegen die Panzerung der "Matildas" weitgehend wirklungslos, die daraus resultierenden Erfolge brachten dem Panzer den Ehrennamen "Queen of the desert" (Königin der Wüste) ein. Als nachteilig erwiesen sich allerdings die unzuverlässige Steuerung, die niedrige Geschwindigkeit und das Fehlen von Explosivmunition, was ein Bekämpfen "weicher" Ziele wie Pak-Stellungen sehr erschwerte. Das deutsche Afrikakorps setzte zunächst die 88mm-Flak gegen "Matildas" ein und erhielt mit der Pak 38 (50 mm) und der Pak 40 (75 mm) wirkungvollere Panzerabwehrgeschütze. Obwohl die "Matildas" ab Herbst 1941 durch die neueren "Valentine"-Panzer ersetzt wurden, spielten sie während der "Operation Crusader" gegen den deutsch-italienischen Belagerungsring um Tobruk trotz erheblicher Verluste noch einmal eine entscheidende Rolle. "Matildas" wurden auch von den Australiern im Pazifikkrieg gegen die Japaner eingesetzt und von der Roten Armee an der Ostfront verwendet. Daneben bildete sie die Basis von Spezialfahrzeugen wie dem mit Dreschflegeln zum Minenräumen ausgerüsteten "Matilda Scorpion". Gebaut wurden insgesamt knapp 3.000. (Quelle: wikipedia.org) Das Modell
Italeri hat hier ein älteres Modell von Esci neu heraus gebracht. Das ist durchaus begrüßenswert, denn die "Königin der Wüste" ist einer der besten Esci-Bausätze und kann sich auch heute noch sehen lassen. Er ist sehr gut detailliert, hat schön strukturierte Oberflächen und trifft das Original offenbar sehr gut - der wohl ernsthafteste Beschwerdepunkt der Nietenzähler-Fraktion ist, dass die Schweißnähte am Bug falsch verlaufen. Wenn es nichts Schlimmeres gibt... Die Werkzeuge sind nicht angegossen, sondern zum Aufsetzen, und es gibt zwar Vinylketten, die jedoch ausreichend detailliert sind und auch die Farbe einigermaßen gut halten.
Der Bausatz ist angesichts der hohen Teilezahl (121) und der komplizierten Konstruktion des Originals recht aufwändig, die einzigen nenenswerten Schwierigkeiten gab es aber am Bug, wo Ober- und Unterseite partout nicht ohne einen Spalt zusammen zu bringen waren. So musste ein wenig gespachtelt und geschliffen werden; die dabei verloren gegangenen Schweißnähte versuchte ich mit Spachtelmasse nachzubilden, was recht gut funktioniert hat. Nicht dem Modell, sondern meiner Ungeschicklichkeit zuzuschreiben ist der Verlust eines der Pionierwerkzeuge, das beim Abtrennen vom Gussast davonsprang und auf Nimmerwiedersehen in den Krallen des Parkettmonsters verschwand. Ich würde auch bezweifeln, dass eine "Matilda" nach einigen Wochen Wüstenkrieg noch immer ihre komplette Ausstattung besaß...
Erfreulich ist die Beigabe eines bei den meisten moderneren Bausätzen leider fehlenden Panzerkommandanten. Sein Gesicht ist bei genauem Hinsehen aber leicht verunglückt, sicher eine Folge der Strapazen des Wüstenkriegs. Der Decal-Bogen ist zwar klein, erlaubt aber den Bau von immerhin vier verschiedenen Panzern. Hiervon war einer auf Malta stationiert und hatte einen ungewöhnlichen Tarnanstrich in einem Mauerwerksmuster, einer wurde von der Roten Armee 1942 bei Brjansk eingesetzt. Außerdem gibt es eine Wüstenversion der 7th Armoured Division mit einer dreifarbigen Tarnung und eine weitere, einfarbige des 7th Royal Tank Regiments. Eine gewisse Bequemlichkeit war der Hauptgrund, warum ich mich für die letzte Variante entschieden habe.
Für den Tarnanstrich habe ich "Light Stone" aus dem Lifecolor-Set "Middle East British Vehicle Camouflage" verwendet, die Ketten und der Auspuff erhielten eine Mischung aus Revell "Eisen" und "Rost" und einem Washing mit "Vallejo Model Wash Rust" (bei zweiterem deutlich dezenter). Mit Letzerem habe ich auch den Panzer selbst behandelt, der außerdem ein Drybrushing mit Revell "Eisen" erhielt. Allzu rostig dürfte die "Matilda" im trockenen Wüstenklima wohl eher nicht gewesen sein. Der Panzerkommandant wurde mit verschiedenen Revell-Farben bemalt und einem Washing mit Revell Anthrazit unterzogen, damit er auch ausreichend mitgenommen aussieht. Einzige Zugabe zum Bausatz ist eine Funkantenne aus gezogenem Gussast. Als Foto-Hintergrund diente wieder das sehr schöne Mini-Diorama für den deutschen Panzer II von Matchbox/Revell. Daniel Stihler Publiziert am 06. April 2016 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |