Lippisch P.01-112"Der rote Adler"von Thomas Brückelt (1:72 Bird Models)Ein weiteres Lippisch-Projekt stellt die Lippisch P.01-112 dar. Der nie realisierte Entwurf stammt aus dem Jahre 1940 und sah einen Schulterdecker als Nurflügel vor, der mit einer Strahlturbine vom Typ BMW P.3302 und einem Raketenmotor mit der Bezeichnung BMW 3304 ausgestattet werden sollte. In Rudolf Vogels ebay-Shop findet man diesen exotischen Resinbausatz unter der Bezeichnung Lippisch P.01-113. Dieselbe Bezeichnung ist auch dem Buch „Die deutsche Luftrüstung 1933-1945" von Heinz J. Nowarra zu entnehmen. Allerdings fehlt in der Auflistung der Lippisch-Projekte im Buch die „112". Zwei Quellen im Internet (www.the-blueprints.com & www.nurflugel.com) zu Folge handelt es sich jedoch bei der Lippisch P.01-113 um einen Entwurf, der die Lufteinlässe seitlich am Rumpf hat. Auf den beiden Webseiten erscheint die hier gezeigte Konfiguration unter der Bezeichnung Lippisch P.01-112, woraufhin ich diese - v.a. wegen dem gänzlichen Fehlen des Entwurfs mit zwei Lufteinlässen im Buch - auch für mein Modell übernehmen möchte. Zum Modell ist zu sagen, dass es eine recht einfache Interpretation des projektierten Flugzeugs ist. Daher nahm ich einige Modifikationen vor, um etwas näher an die gefundenen 3-Seiten-Ansichten zu kommen. Dazu erweiterte ich die Tragflächen rumpfseitig, um die Pfeilung zu reduzieren und die Spannweite anzupassen. Weiterhin fräste ich ein ganzes Stück vom Lufteinlauf weg, da dieser gemäß den Zeichnungen nach vorne hin deutlich eingeschnürt und die Einlauflippe etwas nach vorne gezogen ist. Das ist auch sinnvoll, denn der Querschnitt des Einlasses sollte ungefähr dem der Düse entsprechen. Den neuen Lufteinlauf zog ich aus Polystyrol über einer aus Balsaholz angefertigten Form tief. Mit dem Schleifklotz flachte ich den vorderen Bereich des Rumpfrückens ab und brachte auch die Nase neu in Form, da die Haube der Vorlage nach im Strak des Rumpfrückens und der Nase liegt. Somit war es auch nötig den Cockpitboden etwas tiefer zu setzen, was ich mit einem kleinen Fräser bewerkstelligte. Für das Cockpit liegt ein Sitz bei, ich detailliere es noch mit einer Kopfstütze, einem Instrumentenbrett und dem Steuerknüppel nach. Trotz der Umgestaltung des Cockpits konnte ich die beiliegende, sehr sauber tiefgezogene Haube verwenden. Eine weitere Änderung betrifft das Seitenleitwerk: Das verkleinerte ich etwas und passte den Winkel der Klebefläche zum Rumpf hin so an, dass die Scharnierkante des Seitenruders rechtwinklig zur Längsachse ausgerichtet ist. Ein weiteres, auffälliges Merkmal der „112" ist, dass sie zwei Landekufen besitzt. Um das etwas hervorzuheben stellte ich sie ausgefahren dar. Dazu bohrte ich den Rumpf und die Kufen auf, um zugeschnittene Ø 0,8mm-Drahtstücke einzusetzen. Nach dem Ausrichten und Verkleben ergänzte ich die jeweils vorderen Gestänge aus gezogenen Gießästen. Antenne und Staurohr fertigte ich auf dieselbe Weise an. Nachdem alle Spachtel- und Schleifarbeiten abgeschlossen waren, ging es an die Lackierung. Um etwas Abwechslung ins Regal zu bringen, kam ich auf die Idee den Hybriden einer fiktiven „Propagandastaffel" zuzuordnen, die ich „Die Roten Adler" nannte. Der Raketenstart und darauf folgende Kunstflugvorführungen in der Formation hätten das Publikum sicherlich beeindruckt. Die Lackierung erfolgte mit dem Pinsel. Das Seitenleitwerk und die Bereiche der weißen Balkenkreuze auf den Tragflächen lackierte ich zuerst in Weiß, da ich mir lediglich die rote Umrandung der Markierungen auf Transparentfolie von ACT drucken konnte. Später zog ich die weißen Markierungen mit einem dünnen Pinsel nach. Ein seidenmatter Klarlacküberzug versiegelt das Modell. Gerade durch die recht schlichte Vorlage, die der Bird Models-Bausatz liefert, hatte ich viel Freude beim Ausgestalten und Bauen des Modells. Trotz der zahlreichen Modifikationen hatte ich die Lippisch P.01-112 innerhalb einer Woche fertiggestellt, wobei der Großteil der aufgebrachten Zeit der Lackierung zukam. Thomas Brückelt, Publiziert am 17. November 2015 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |