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MOWAG Eagle IV

von Stefan Szymanski (1:72 Balaton Modell)

MOWAG Eagle IV

Bei dem in der Schweiz und auch teilweise in Deutschland gefertigten MOWAG Eagle handelt es sich um ein leicht gepanzertes militärisches Einsatzfahrzeug, welches einen Schutz gegen Minen, Sprengsätze und Kleinkaliberwaffen bietet.

Während die Vorgängermodelle noch auf dem Fahrgestell des Hummers basierten, wurde der Eagle IV auf den LKW MOWAG Duro aufgebaut. Dies ist dem Gewicht von fast neun Tonnen geschuldet, welches sich auf die erweiterte Panzerung bezieht. Als Antrieb dient ein Dieseltriebwerk mit Turboaufladung (242 PS). Ein permanenter Allradantrieb mit Automatikgetriebe und vollautomatischer Differentialsperre, ein Luftregulierungssystem für die Reifen, eine Zentralverriegelung, sowie eine Nebelwurfanlage gehören ebenso zum festen Bestandteil eines jeden Eagle IV.

Die für den Eagle IV verfügbare Waffenstation ist automatisch stabilisiert und für leichte MGs ausgelegt. Je nach Kabinenaufbau finden bis zu sechs Personen Platz in diesem Fahrzeug.

Mittlerweile führen mehrere Nationen den Eagle IV in ihrem Fuhrpark (u.a. Schweiz, Dänemark). Auch die Bundeswehr setzt den Eagle seit Mai 2009 in Afghanistan ein. Hier soll die Lücke zwischen dem kleineren Mungo und dem größeren Dingo 2 geschlossen werden. Geplant ist dabei die Anschaffung von insgesamt 495 Fahrzeugen mit Spezialausrüstung. Der Stückpreis beläuft sich hier auf ca. 500.000 Euro pro Fahrzeug.

Das Balaton-Modell des Eagles setzt sich aus Resinbauteilen, zwei kleinen Ätzteileplatinen, sowie vormarkierter Klarsichtfolie zur Darstellung der Windschutzscheiben zusammen. Ich kann behaupten, dass ich bis dato noch keinen besseren Resinbausatz eines Kleinserienherstellers in diesem Maßstab in den Händen gehalten habe. Die Detaillierung und Passgenauigkeit ist einfach nur vorbildlich. Auch findet man hier keine schon abgebrochenen Bauteile, was leider ansonsten immer wieder typisch für diese Art von Bausätzen ist. Selbst der Lauf des 50er Kaliber-MG ist vorbildhaft und bruchfest verpackt und liegt sogar in zweifacher Ausführung bei. Ebenso verhält es sich mit der klar verständlichen Bauanleitung, die keine Fragen offen lässt. Wenn man überhaupt etwas bemängeln könnte, so sind es fehlende Decals zur Darstellung diverser Einsatzfahrzeuge. Da sich dies zumeist nur auf Nummernschilder und Hoheitsabzeichen beziehen dürfte, kann man hier aber mit Sicherheit mit Hilfe von „Decalresten“ anderer Bausätze Abhilfe schaffen.

Die sehr detaillierten und überschaubaren Resinteile
Die sehr detaillierten und überschaubaren Resinteile

Trotz der hohen Qualität des Bausatzes ist dieser nicht einfach zu bauen. Dies ist zum einen der Strukturierung des Fahrzeugs, zum anderen meiner Vorgehensweise bei Lackierungsarbeiten geschuldet. So bilde ich immer separate Baugruppen, die sich ohne Probleme lackieren und später zum fertigen Modell zusammen bauen lassen.

In diesem Fall unterschied ich zwischen dem sehr detaillierten Fahrwerk, dem ausreichend detaillierten Innenraum, dem Fahrzeugaufbau, sowie der Waffenstation mit MG.

Der Innenraum verfügt dabei über eine gute Basis, lässt aber in Sachen Detaillierungen noch Luft nach oben. Weitere Detaillierungen lohnen sich aber nur bei der Darstellung geöffneter Türen. Da ich meinen Eagle im geschlossenen Zustand darstellen wollte, konnte hier auf weitere Detaillierungen verzichtet werden.

Zwei Ätzteilplatinen und eine vorgedruckte Klarsichtfolie ergänzen das Inventar.
Zwei Ätzteilplatinen und eine vorgedruckte Klarsichtfolie ergänzen das Inventar.

Der Bau bereitete keine Probleme, nur das Handling des Modells wurde mit der Zunahme von kleinen Ätzteilen immer schwieriger. Schnell konnte das eine oder andere Kleinteil abbrechen und auf immer in den Weiten des Teppichs verloren gehen. Als einzige zusätzliche Detaillierungsmaßnahme gestaltete ich zwei Antennen-Vorrichtungen auf dem Dach.

Der fertig gebaute und lackierte Eagle
Der fertig gebaute und lackierte Eagle

Bei der Farbgebung orientierte ich mich an dem Zweifarbtarnton, den unter anderem die Einsatzfahrzeuge der Schweizer Armee tragen. Nur verzichtete ich hier auf jede weitere Kennung, um das Modell für die spätere Szenerie im Diorama anonym zu halten.

Die Gesamtansicht des Dioramas
Die Gesamtansicht des Dioramas

Nach Abschluss der Lackierungs- und Alterungsarbeiten (wobei ich mich mehr auf die Verschmutzung des Modells konzentrierte), konnten nun auch die einzelnen Baugruppen zusammen gebaut werden. Den Anfang machte dabei die Einarbeitung der Windschutzscheiben. Zwar bietet Balaton eine vormarkierte Klarsichtfolie mit den jeweiligen Fensterscheiben an, doch sind diese nicht korrekt, um an der Außenkarosserie bündig abzuschließen. So wurden die Folien von mir passend zurecht geschnitten (also im Verhältnis kleiner) und mit Holzleim an den vorgesehenen Stellen verklebt.

Natürlich durften auch keine Propagandabilder und Graffities fehlen.
Natürlich durften auch keine Propagandabilder und Graffities fehlen.

Anschließend folgte die Montage der Scheibenwischer, der Einbau des Innenbereichs und die Anbringung des Fahrwerks. Da ich die Fahrwerksfedern schon im Vorfeld am Fahrwerksrahmen mit Holzleim fixiert hatte, mussten diese nur noch von der Position passend korrigiert und verklebt werden.

Die Antennen gestaltete ich aus feiner Angelschnur.

Man kann erkennen, dass die Tarnung des Eagle doch zweckmäßig ist.
Man kann erkennen, dass die Tarnung des Eagle doch zweckmäßig ist.

Bei der Gestaltung des Dioramas wollte ich mich an ländlichen Orten im Nahen Osten, Afghanistan oder auch Afrika orientieren. Wo letztendlich die Szenerie spielt, sollte der Phantasie des jeweiligen Betrachters überlassen werden. Die Kernelemente bildeten eine unbefestigte Straße, ein Stück Mauer, ein Straßen-/ Abwassergraben, sowie eine auffällige Menge an Müll und Abfällen.

Auch nach hinten wird abgesichert.
Auch nach hinten wird abgesichert.

Der Rahmen des Dioramas war schnell aus passend zurecht geschnittenen Holzleisten und einer Pressspanplatte gefertigt. Im Bereich des später dargestellten Abwassergrabens gestaltete ich im Rahmen mit Hilfe eines bekannten Stabschleifers eine Ausnehmung. Damit wollte ich zum einen dem Diorama eine bessere „Tiefe“ und Abstufung verleihen, zum anderen sollte hier auch ein uneingeschränkter Blick auf den zugemüllten Graben mit Abwasserohr möglich sein.

Die Strukturbasis der Straße und Mauer bildete ich aus Styrodur. Die eigentliche Formgebung erfolgte mit Spachtelmasse, Vogelsand und Heilerde.

Wahrend ich den Boden mit immer helleren Farbtöne bemalte (desto heller, desto weniger Farbe am Pinsel), griff ich bei der Farbgebung der Mauer auf Grautöne zurück. Bei den Graffitis, die ich frei Hand per Pinsel und Ölfarbe gestaltete, bezog ich mich auf Anschauungsbeispiele aus dem Internet. Um der Mauer den letzten „Touch“ zu verleihen kamen dazu noch einige Plakate (vorwiegend politischer Natur) zum Einsatz.

Die schräge Draufsicht auf den zugemüllten Abwassergraben
Die schräge Draufsicht auf den zugemüllten Abwassergraben

Nach der Einzelbemalung diverser Einzelteile (Blechkanister, Ölfass etc.) konnten diese nun auch auf den vorgesehenen Stellen platziert werden.

Den Bach gestaltete ich aus Holzleim und Klarlack, wobei ich den Holzleim immer wieder mit ein wenig Wasser verdünnte und nach dem Abtrocknen mit Klarlack versiegelte. Um dem Bachlauf einen dreckigen Eindruck zu verleihen, kamen hier noch Ölfarben (vorwiegend Braun und Grün) zum Einsatz.

Mit den typischen Produkten aus dem Landschaftsmodellbau gestaltete ich die Grasbüschel und das Schilf.

Mit Restteilen aus der bekannte „Grabbelkiste“ eines jeden Modellbauers, sowie mit kleinen Papierstückchen arbeitete ich das vermüllte Diorama weiter aus.

Den Abschluss bildete eine komplette „Einstaubung“ des Dioramas mit Tamiya „Buff“.

Natürlich durfte auch ein Abwasserrohr nicht fehlen
Natürlich durfte auch ein Abwasserrohr nicht fehlen

Wie schon zu Anfang des Berichtes erwähnt, schwebte mir eine Gestaltung der Szenerie mit anonymen Special Forces oder Söldnern vor. Fündig wurde ich hier wieder bei Vepaminiatures. Die aus Weichmetall gefertigten Figuren verfügen über eine ausgezeichnete Qualität, wobei das momentan noch sehr überschaubare Sortiment immer weiter ausgebaut wird.

Die Bemalung der Figuren gestaltete sich nicht als schwierig, aber als sehr aufwendig. Schließlich handelte es sich hier um keine formelle Einheit mit gleicher Uniform. Jede Figur sollte individuell gestaltet werden, wobei der Aspekt der unterschiedlichen Tarnfarben der Bekleidung eine große Rolle spielte. Die Vorlagen der jeweiligen Tarnmuster besorgte ich mir aus dem Internet und hatte diese auch immer als Vorlage bei der Bemalung auf dem Tisch liegen. Dies ist sehr wichtig, um die Farben, Proportionen und Größen der unterschiedlichen Tarnflecke richtig wieder zu geben.

Es war eine Menge an Farbmischungen nötig, da ich bei der Figurenbemalerei grundsätzlich nur Ölfarben verwende. So kann ich nicht auf irgendwelche Farbtöpfchen zurückgreifen und muss mir stattdessen jeden Farbton selbst passend zusammen mischen. Diese Methode mag aufwendiger erscheinen, gibt mir aber selbst mehr Freiheiten bei der Farbgestaltung. Auch sind die Pinselarbeiten mit Ölfarben weit entspannender als mit Acryls (Ölfarben trocknen sehr langsam ab, Acryls sehr schnell).

Während ich die einfarbigen Bekleidungsstücke in der herkömmlichen Vorgehensweise mit drei Farbtönen bemalte (Normalfarbton, Abdunkelung und Aufhellung), beließ ich es bei den mehrfarbigen Tarnkleidungen auf jeweils einem Farbton. Hier erzeugte ich die benötigte „Farbtiefe“ durch ein „Washing“ (Umbra gebrannt) und „Drybrushing“ (warmes Grau).

'Sondierung der Lage'
'Sondierung der Lage'

Zum Abschluss wurden die Figuren mit Mattlack versiegelt und konnten nun passend auf dem Diorama platziert werden.

Fazit:

Balaton macht Geschmack auf „mehr“. Das liegt zum einen an der außergewöhnlich hohen Qualität der Bausätze, zum anderen auch an der sehr außergewöhnlichen Produktpalette des Herstellers, in der man eigentlich nur sehr interessante Exoten vorfindet.

Aber auch der Figurenhersteller Vepaminiatures verdient hier ein großes Lob. Zwar wird der Figurenmarkt im kleinen Maßstab von Neuveröffentlichungen mittlerweile fast überschwemmt, doch siegt hier meist die Quantität vor der Qualität. Auch wird hier immer nur die gleiche Produktpalette neu abgearbeitet, während manche Figurennischen (z.B. ehemalige Ostblockstaaten, Naher Osten etc.) kaum Berücksichtigung finden. Diese Nische weiß Vepaminatures gut zu schließen. Wenn dann dazu die Figuren noch über eine ausgezeichnete  Detaillierung verfügen, bleiben eigentlich keine Wünsche mehr offen (außer, dass man sich vielleicht eine schnell wachsende Angebotspalette wünscht)…

Stefan Szymanski

Publiziert am 28. März 2014

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