M109 Gvon Hauke Ahrendt (1:35 Italeri)Das Vorbild
Die 155 mm Panzerhaubitze M109 wurde in zwei Losen 1964 (364 Stück) und dann 1972 (240 Stück) bei der Bundeswehr eingeführt und quasi umgehend auf einen deutschen Rüststandard umgebaut. Dadurch entstand die Version M 109 G. Zumindest die äußeren Umbauarbeiten sind außen quasi nachfolgend in der Modellbeschreibung aufgelistet. Andere Modifikationen betreffen die Waffenanlage und vergrößerte Reichweite und Schussfolge. Die M 109G ersetzte bei der BW die M 7 B2, M 44 und M 52.
Später wurden weitere Umrüstungen und NDVs durchgeführt. Nach dem Erscheinen der ersten deutschen Panzerhaubitze 2000 wurden die M109 bis 2007 ausgemustert. Die Haubitzen hatte eine Wirkungsweite bis 18 km. Zur Gewichtseinsparung bestand die Panzerung aus Aluminiumdruckguss. So konnte trotz der Größe ein Gewicht von 24,5 t gehalten werden. Ein ca. 400 PS-starker Dieselmotor ermöglichte eine maximale Marschgeschwindigkeit von 56 km/h. Die Besatzung bestand aus fünf Mann.Das Modell
Das Modell ist der aktuelle Bausatz von Italeri. Ich dachte beim Erscheinen des Bausatzes noch leichtgläubig: "Prima, deutsche Version dabei, das Ding ist schnell mal nebenher gebaut". Pustekuchen! "6 Nebelbecher machen noch kein G". Ganz klar kann an dieser Stelle gesagt werden, dass nur durch Beigabe deutscher Nebelbecher, einigen BW-Decals und eines Pseudo-MG3, dazu noch ohne die dazugehörende deutsche Lafette, längst nicht ausreicht, um diesen Bausatz als M109G zu titulieren. Hier wird der Käufer erheblich in die Irre geführt. Wer aus dem Kasten baut, hat nur die Möglichkeit, eine extrem kurze Periode 1964 darzustellen, als die Fahrzeuge noch in US-Ausführung fuhren bzw. teilumgerüstet noch mit US-Kette waren. Dann sind aber runde Spiegel wie beim M113 zu verwenden! Doch der Reihe nach. Beim Öffnen des Kartons schon der erste Schock. Der Turm! Mit vielen angegossenen Teilen, die Details eher spartanisch und simplifiziert, im Grunde wie ein Tamiya-Modell Ende der 70er und damit nicht auf der Höhe der Zeit. Nachdem ich mich von der Schnappatmung erholt hatte, der nächste Hammer: Auf dem Dach sind hinter der Kanonenblende zwei Kisten angegossen, die es bei der BW nicht gab. Dummerweise von unten mit Rezess, so dass bei einfachem Abtragen ein Loch in der Turmdecke entstehen würde. Außerdem war die Zugänglichkeit nicht ganz einfach. Nachdem ich aus dem Sauerstoffzelt wieder raus kam, ging es los ;-))
Also meine alte Methode für solche Fälle angewendet: Sekundenkleber in den Rezess auf der Unterseite des Daches laufen lassen, und da hinein Kunststoffspäne geschüttet (die Späne entstehen z.B. beim Abschaben von Gussästen mit der Klinge). Die Mischung reagiert recht schnell und härtet fix aus. Dann kann man die Kisten von oben abtragen, es entsteht in der Decke des Turmes wegen der Kleber-Plastikmischung aber kein Loch, das man dann mühsam wieder schließen müsste. Die Staukörbe am Heck entsprechen ebenfalls nicht der deutschen Bauweise. Also Neubau.
Als weitere Abwandlung musste noch die deutsche Lafette für das MG3 gebaut werden. Dazu forme ich Nägel um, das geht prima. Die Kommandantenkuppel stammt bei mir von einem M113-Bausatz von Tamiya, die mal übrig geblieben war. Wieso habe ich die ersetzt? Da bei der Kuppel des M109-Bausatzes der amerikanische MG-Halter gleich angegossen ist. Kein Kommentar dazu!
Jetzt Restekiste durchstöbern und jede Menge deutsches Werkzeug finden. Dann geht es schnell weiter gemäß Bauplan. Interessanterweise hatten die deutschen M 109 sehr lange die amerikanischen Rücklichter. Die wurden zusammen mit den Scheinwerfern erst bei der Umrüstung zur A3 GE A2-Variante gegen deutsche Beleuchtungsmittel getauscht. Auch habe ich keine Tarnleitkreuze auf Bildern entdecken können. Vorne müssen die Tarnbegrenzungsleuchten ergänzt werden. Antirutschfelder gab es in der gelboliven Zeit nicht unbedingt, jedenfalls habe ich auf den Bildern keine finden können. Zum Glück. Ich stelle sowas aus grobem Papier dar, das ich ausschneide und aufklebe. Von den Aufstreu-Methoden mit Mehl usw. halte ich nicht soviel, da die Flächen am Ende in der Regel zu grob werden oder die Schicht zu dick ist. Mit Papier ist es relativ einfach, aber hier wären es unheimlich viele kleine Felder gewesen.
Nun geht es aber schnell weiter voran, dachte ich. Der Wannenbug muss noch etwas verspachtelt und der untere Knick in der Frontplatte etwas besser abgerundet werden, außerdem müssen die sechs Befestigungspunkte entfernt werden.
Dann aber ein neuer Schreck. Vor dem Turm befindet sich über die gesamte Breite ein erhöhter sichelförmiger Kanal oder Kragen, den es bei der deutschen Variante nicht gab. Gleiches Spiel wie beim Turm, nur hatte ich das Wannendeck schon verklebt. Da war die Füllung des Rezesses mit Sekundenkleber und Plastikspänen ungleich schwerer. Aber erforderlich: Ich wäre beim Abtragen durchgebrochen und hätte das entstandene Loch verspachteln müssen. So musste ich nur etwas glätten. Dann musste die kleine Lüfteröffnung noch nachgraviert werden, damit sie eckig ist. Dann erst ging es nach Plan weiter.
Am Ende noch eine deutsche Kette, die gerade neu von Friul erschienen ist. Die Ätzteile sind eigentlich für die M109A6, aber einige Teile der Platinen kann man trotzdem gebrauchen, die Ausbeute betrug ca. 20%. Vieleicht wartet man doch besser, bis geeignetere Ätzteile für die alte M109-Variante wieder auf dem Markt sind. Dann noch die Nebelwerfer gegen die von Lionroar getauscht, fertig! Fazit: Ohne erhebliche Umbauarbeiten ist zumindest eine typische deutsche M109 G nicht korrekt darstellbar. Damit man weiß, was da auf einen zukommt auch ein paar Bilder vor dem Lack. Lackierung: Airbrush mit Revell 42 Gelboliv, unter Beimengung von etwas 57 Grau und wenig 88 Ocker. Decals: Grabbelkiste RohbauDer Kragen oder Kanal vor dem Trum, der weg muss. Hauke Ahrendt Publiziert am 08. August 2013 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |