McDonnell Douglas F-4J Phantom IIVF-142 Ghostridersvon Hubert Ortinger (1:48 Hasegawa)Die McDonnell Douglas F-4 Phantom II ist ein zweisitziges, überschallfähiges Jagdflugzeug mit hoher Reichweite und Allwetter- sowie Jagdbomber-Fähigkeiten. Die F-4 war eines der weltweit am weitesten verbreiteten Kampfflugzeuge und wurde von der US Navy, den Marines und der Air Force zwischen 1961 und 1995 geflogen. Sie befindet sich in einigen Ländern, so auch in der Bundesrepublik Deutschland bis voraussichtlich 2012, noch immer im Dienst. Die Serienproduktion der Phantom begann 1961 mit der F-4B für die US Navy und das Marine Corps. Als erste Staffeln rüsteten die Jagdstaffeln VF-74 und VF-114 auf die Phantom II um. Die Produktion endete 1981, nachdem insgesamt 5.195 Stück gebaut worden waren. Sie zählt damit, neben der Bf 109 mit rund 33.000 und der MiG-21 mit rund 11.000 Exemplaren, zu den meistgebauten Militärmaschinen in der Welt. Vorbild
Mein Modell der F-4J Phantom II stellt eine Maschine des Geschwaders VF-142 „Ghostrider“ dar und wurde offensichtlich von einem Piloten namens Jewell geflogen. Das Geschwader war Anfang 1974 auf dem Flugzeugträger USS Amerika stationiert, der zu dieser Zeit im Mittelmeer operierte, und an mehreren NATO-Übungen teilnahm, wobei dieser verschiedene Häfen zu Freundschaftsbesuchen anlief. Nachdem die CV-66 wieder in ihren Heimathafen einlief und die Flugzeuge nach Miramar abkommandiert wurden, erfolgte die Umstellung des Geschwaders auf das Nachfolgemodell F-14A Tomcat. ModellDer Hasegawa Bausatz ist zwar schon etwas in die Jahre gekommen, überzeugt aber noch immer Dank seiner feinen Gravuren und Details, so dass er noch gut mit moderneren und aktuellen Kits mithalten kann. Ich aber wollte versuchen keine allzu ordinäre Phantom zu bauen – ein bisschen 'rausstechen sollte sie schon, unter den auf Ausstellungen zu sehenden F-4s! Es gäbe zwar ein umfangreiches Detailset für die Aufklärerversion mit abgeklappten Fotokameras, aber es sollte nun mal eine Navy Maschine mit typischer Waffenlast werden! Für angestrebte Museumsqualität schaut man gerne mal bei Aires vorbei, und so orderte ich auch gleich das Cockpit- und Radschächte Set sowie die Jetdüsen dieses Herstellers. Dickere, abgeflachte Räder und die „Seamless Intakes“ kamen von Cutting Edge, Landeklappen von Paragon und die obligatorischen Ätzteile von Eduard. Extra Decals von Eagle Strike machten das Kraut auch nicht mehr fett! VorarbeitenDutzende im Internet gefundene Reverenzfotos wurden ausgedruckt und dabei stachen mir auch gleich geöffnete Spoilerklappen auf der Flügeloberseite ins Auge. „Das hab' ich in 1:48 noch nicht gesehen!“, dachte ich mir und schon waren sie ausgesägt. Ebenso die Landeklappen, Querruder und Seitenruder. Weiter geht's mit dem Abtrennen der Lufteinlässe und den Klappen für die Kühlluftversorgung der Triebwerke zwischen den Radschächten. Hier wollte ich den Öffnungsmechanismus detaillieren, was eigentlich problemlos war, aber ich hatte Angst, dass man später ins Innere sehen könnte, was mich veranlasste, zwei Triebwerksattrappen aus Lippenstiftkappen für diesen Bereich zu basteln. Wie sich später herausstellte hätte ich mir das sparen können, da man sogar den Klappmechanismus kaum noch sehen konnte!
Den Einbau der nahtlos glatten Lufteinläufe kann man keinem Modellbauanfänger empfehlen, da hier noch viel geschnitzt werden muss, um sie in die richtige Position zu bringen. Einiges an Angüssen muss entfernt werden, damit sie exakt parallel zueinander passen. Außerdem sind die hinteren Löcher zu klein, um sie über die ersten Verdichterschaufeln zu schieben. Dieses einheitliche Teil wird kurzentschlossen in der Mitte geteilt, um den Anschluss zu erleichtern. Letztendlich wurde auch der Rumpf in diesem Bereich noch um ein paar Millimeter gespreizt, damit dieser später besser zwischen die Tragflächen eingeklebt werden konnte. Der Schlund wurde mit Hellgrau seidenmatt und Weiß glänzend 50/50 lackiert, die vorderen Verdichterschaufeln bringt man mit Alclad „Polished Seel“ auf Hochglanz. Die (Pitot-) Staudruckrohre aus Plastikplättchen und zurechtgefeilten Kanülenröhrchen werden sinnvollerweise erst zum Schluss eingeklebt. CockpitDas Resin-Cockpit von Aires ist spitzenmäßig, aber der Einbau verläuft etwas komplizierter als ich dachte. Gerade im hinteren Bereich beim Übergang zum Rumpfrücken verbleiben Öffnungen, die aufwendig verspachtelt und mit Hilfe von Vorbildfotos nachdetailliert werden mussten. Auch der Eduard Ätzteilesatz war nicht umsonst, da die bei den Einstiegen entstandenen feinen Spalten verspachtelt und verschliffen wurden, um anschließend die geätzten Paneele der Verriegelung aufkleben zu können. Im Gegenzug wurden auch die klappbaren Kanzeln unten verbreitert und mit den entsprechenden Riegeln detailliert. Die Feinheiten der Dichtung rund um den Kabinenrahmen verwirklichte ich mit dafür vorgesehenen Ätzteilen und dünnsten Plastikprofilen. Obgleich die Resinteile inklusive der makellosen Schleudersitze nahezu perfekt sind, finden noch jede Menge Eduardteile der geätzten Platine Verwendung. Für noch mehr Authentizität werden auch die oberen Armaturen des Copiloten rückseitig verkabelt, und die Rückspiegel mit verchromter Folie beklebt. Mit einer aufwendigen Detailbemalung und dem Setzen von farblichen Nuancen wird dem Ganzen nach und nach Leben eingehaucht.
Rumpf und TragflächenBevor die Tragflächen zusammengeklebt werden, bemühte ich mich den Mechanismus für die Spoilerklappen freihand zu detaillieren. Dies beinhaltet die relativ problemlose Verstrebung/Verstärkung der Klappen selbst, inklusive der Vorrichtung diese abzuwinkeln, sowie der schwierigere Teil der darunter liegenden Mechanik zum Ausfahren der Landeklappen. Verwendet wurden hierzu diverse Plastikprofile und –rohre in verschiedenen Stärken. Lackiert wird dieser Bereich, ebenso wie die Innenseiten der Klappen, anschließend mit Chromatgelb. Der Einbau der vorbildgerecht tiefen Radschächte von Aires gestaltet sich erwartungsgemäß einfach und so konnten jetzt die Tragflächen zusammengesetzt und mit dem Rumpf verklebt werden. Diverse Öffnungen für Kühlluft werden noch vertieft bzw. mit Ätzteilen detailliert. Auch das Fahrwerk erfährt noch etwas Beachtung in Form von Zurrösen, geätzten Federbeinscheren und Führungen für die Bremsleitungen. Das Frontfahrwerk wird leicht eingeschlagen modifiziert. Die Luftbremsen der Unterseite werden zuerst dünner geschabt, anschließend die Perforation ausgebohrt, und erhalten dann außen ein neues leicht überstehendes „Blech“ in Form von dünnem Sheet. Das Überarbeiten der Hydraulikkolben samt Befestigung ist reine Formsache.
Bewaffnung
Nachdem dann endlich Tragflächensektion und Rumpf vereint waren, galt es sich um die Bewaffnung zu kümmern. Da sich in meinem Hasegawa Waffenset keine vier AIM-7 Sparrow mehr befanden, überarbeitete ich die Bausatzraketen durch dünner Schleifen der Steuerflächen. Passende Sidewinder, und die TERs (triple ejection rack) entnahm ich wiederum diesem Set, genauso die dazugehörenden LAU Pötte (Raketenabschussbehälter), von denen im Original üblicherweise der unterste nicht montiert wurde. Um diese unter die inneren Pylonen hängen zu können, muss man lediglich den Adapter für dazwischen aus Plastikkarte basteln, da dieser meines Wissens nur dem Bausatz der Aufklärerversion bzw. den neueren Bausätzen beiliegt. Die erhabenen Panelstöße der Pylone selbst werden abgeschliffen und graviert, um sie dem Standard der Flugzeugoberfläche anzupassen. Die Sway Braces aller Pylone werden überarbeitet und mit gestanzten Plastikscheibchen detailliert, die im Original das Wackeln der Außenlasten verhindern sollen. Mit dem Eduard-Set könnten auch die Startschienen der Sidewinder aufgemotzt werden. Passende Tankdeckel für die „Zigarren“ sind auch vorhanden. Lackierung
Die Farbgebung eines 70er-Jahre-Jets ist ziemlich langweilig, wäre da nicht die farbenfrohe Staffelkennzeichnung – in meinem Fall das fast komplett gelbe Seitenleitwerk und die Balken, die sich über den Rumpfrücken nach vorne ziehen und man wirklich wieder als high-visibility bezeichnen kann. Ich begann mit einer grauen Grundierung aller Teile, auf der ich dann die Panelstöße und diverse Details mit Panzergrau vorschattierte und partiell betonte. Als nächstes nimmt man sich logischerweise die Unterseite vor, wobei ich anfangs die Rad- und Bremsklappenschächte, sowie die Fahrwerkskomponenten mit hochglänzendem Weiß spritzte. Alles Übrige, was weiß erscheinen sollte, besprühte ich mit Hellgrau seidenmatt, das ich mit fast glänzendem Weiß lichtete. Bei der Oberseite begann ich mit abgedunkeltem Möwengrau, das ich wiederum mit dem Originalton aufhellte. Die mittige, wellenförmige Trennlinie erzielte ich mit einer aus Papier geschnittenen Schablone, die ich nur locker auflegte, um einen nicht zu scharfen Kontrast zu erreichen.
Für das Navy-typische OrangeYellow maskierte ich die verbleibenden Stellen und schattierte den Bereich mit Rot vor, dem dann das satte Gelb folgte. Beim Blendschutz bleichte ich Anthrazit mit Panzergrau aus, das der Einfachheit halber anschließend gleich für die Grundierung der Alclad Farben herhalten musste. Nach ausreichender Trocknung fand im Heckbereich, bei den Jet-Düsen und auf den Höhenrudern eine aufwendige Abklebeorgie statt, um den Effekt von blankem Metall, das großer Hitze ausgesetzt ist, zu imitieren. Verständlicherweise war die wichtigste Farbe hierbei „Burnt Iron“, die jedoch auch mit anderen Alclad Tönen vermischt wurde. Zum Schutz vor dem abschließenden Patinieren firnisste ich noch alles mit glänzendem Klarlack. Trotzdem die entsprechenden Schiebbilder des Bausatzes unproblematisch zu sein schienen, entschloss ich mich vorher noch, die Trittschutzflächen mit dunkelgrauer Farbe aufzusprühen. Vor dem partiellen Waschen aller Komponenten mit in Waschbenzin aufgelöster brauner Ölfarbe werden noch unermüdlich die unzähligen Decals aufgebracht, die Dank Set und Sol von Microproducts keinen Widerstand leisteten. Letztendlich erhalten noch alle zur Zelle des Flugzeugs gehörenden Flächen einen klaren seidenmatten Anstrich. Bei einigen Stellen, zum Beispiel beim Trittschutz, wird der Glanz mit Pastellkreide gebrochen. Figuren und so...
Schon während des Zusammenbaus reifte in mir der Vorsatz die Phantom mit passenden Figuren auszustaffieren. Wie bei meiner F-14 Tomcat müssten sich diese auch alle auf dem Flugzeug aufhalten, aber es sollten keine Piloten sein. Daraus ergab sich diese Szene einiger Personen des Trägerdeckpersonals, die sich um das Cockpit scharen, um ein imaginäres, augenscheinlich sehenswertes „Problem“, oder das offenkundig großartige Aires Cockpit, zu begutachten...
Mit Teilen aus der „Figuren-Reste-Kiste“, dem Eduard „US Navy Personal“ und der Verlinden „US Navy Carrier Deck Crew“ bastelte ich mir die benötigte Mannschaft. Die Posen entstanden spontan und wurden durch Abtrennen und neu Ankleben von Gliedmaßen verwirklicht. Dabei entstandene Spalten mussten dann natürlich mit Zweikomponentenspachtel aufgefüllt werden und verloren gegangene Details oder der Faltenwurf von Kleidungsstücken neu geschnitzt werden. Da sich natürlich die Frage stellte, wie sie auf das Flugzeug gekommen sind, blieb mir nichts anderes übrig als eine passende Leiter aus Messingdraht zusammenzulöten. Das Vorbild dazu entstammt der „Walk around“ Publikation über diesen Flugzeugtyp, die Maße dafür wurden geschätzt. Die Farbgebung dieses Arrangements erfolgte mit diversen Enamel Farben von Revell, teilweise auch mit Ölfarben gemischt. Während der Trocknungsphasen nutzte ich die Zeit, um endlich den auf irgendeiner Ausstellung erstandenen Navy Traktor klarzumachen. Von Zusammenbauen kann hier nicht die Rede sein, denn ist erst mal der dicke Anguss des Resinteils entfernt, muss er eigentlich nur noch lackiert werden. Dann die Decals aus teilweise alten Beständen drauf, gealtert und fertig.
Wer etwas mehr Zeit, Eigeninitiative und je nach Geschmack ein paar Euros in die Zubehörindustrie investiert, kann aus dem überaus akzeptablen Bausatz von Hasegawa ein sehr ansehnliches, wenn nicht sogar außergewöhnliches Modell zaubern. Ich persönlich finde wenig Gefallen an einem nur aus der Schachtel, womöglich noch mit geschlossener Cockpitkanzel gebauten Modell. Dass ich für meinen Spleen schlappe 200,-- € investiert habe, kann mir keiner vorwerfen, insofern ich dieses Budget auf fast ein Jahr Bauzeit umrechne. Denn: Nicht nur der Teufel liegt im Detail, sondern auch die Herausforderung!
Hubert Ortinger Publiziert am 30. November 2012 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |