Focke-Wulf Fw 190 A-8/R2Sturmjäger, die "Kürassiere der Luft"von Werner Thümling (1:72 Eduard Bausätze)Geschichtlicher Hintergrund
Auch dieses Diorama soll wieder ein wenig Luftfahrt-Historie erzählen. Zunächst ist anzumerken, dass Eduard augenscheinlich für jedes seiner Modelle eine gründliche historische Recherche durchführt. Die hier dargestellte Maschine zeigt das Luftfahrzeug von Hauptmann Gerhard Schröder, welcher ab Mitte September 1944 Kommandeur der zweiten Gruppe des Jagdgeschwader 4 war. Das Diorama dreht sich um die Fw 190 auf einem Liegeplatz auf dem Fliegerhorst Welzow, welcher rund 20 km südwestlich von Cottbus lag und unter anderem ein Einsatzplatz der Reichsluftverteidigung war. Das Jagdgeschwader 4 war zu diesem Zeitpunkt ein recht junges Geschwader. Der Geschwaderstab war erst im April 1944 in Kassel aufgestellt worden und das Geschwader bestand praktisch erst ab August 1944, wobei die zweite Gruppe den Kern des Geschwaders bildete. Bei dieser Jagdgruppe handelte es sich um sogenannte Sturmjäger oder auch “Kürassiere der Luft”. Diese Jäger waren mit zusätzlich gepanzerten und schwer bewaffneten Flugzeugen des Typs Fw 190 A-8 ausgerüstet. Sie sollten die angreifenden viermotorigen Bomber ungeachtet des Abwehrfeuers in einer geschlossenen Phalanx angreifen und bekämpfen.
Die hier gezeigte Sturmjäger-Version A-8/R2 hat im Vergleich zur reinen Jägervariante A-8 eine verstärkte Panzerung mit rund 200 kg mehr an Gewicht. Diese Panzerung schützte das Luftfahrzeug vor allem von vorne und durch zusätzliche Panzerplatten an der Seite des Cockpits, ebenfalls waren beide Seiten der Schiebehaube mit zusätzlichem Panzerglas in einem Holzrahmen verstärkt worden. Diese Modifikationen sind im Bausatz von Eduard sehr schön dargestellt. Hinzu kam, dass man die äußeren 20 mm-MG 151 in der Tragfläche durch die schweren 30 mm MK 108-Kanonen ersetzt hatte. Um Gewicht zu sparen, waren gleichzeitig die über der Motorhaube montierten 13 mm-MG 131 ausgebaut worden und der Rumpf wurde an dieser Stelle mit einer entsprechenden Verkleidung versehen. In dieser Ausführung war das Luftfahrzeug eine äußerst wirkungsvolle Waffe gegen die schweren Bomber, hatte aber durch die Zunahme an Gewicht gleichzeitig so viel Beweglichkeit eingebüßt, dass es gegen die allgegenwärtigen Begleitjäger der USAAF nur geringe Chancen hatte, wenn es in Luftkämpfe vor dem Erreichen der Bomber verwickelt wurde. Dies war also die Situation, in der sich auch die hier auf ihrem Liegeplatz dargestellte Maschine befand. Insgesamt zeigt die Szene des Dioramas ein Luftfahrzeug, welches von Flugzeugmechanikern (“schwarze Männer” nannte man sie damals) vermutlich am Ende eines Einsatztages betreut wird. Natürlich darf in der Darstellung auch der technische Offizier der Gruppe nicht fehlen, was aber den in sein Abendessen vertieften Flugzeugmechaniker nicht weiter stört. Soweit zur Geschichte hinter dem Diorama.
Das Modell
Der Bausatz von Eduard lässt aus meiner Sicht keine Wünsche offen, was Detaillierung, Passgenauigkeit, Originaltreue und Qualität des Spritzgusses angeht. Aus meiner Sicht ist er allen anderen Bausätzen dieses Flugzeuges in diesem Maßstab vorzuziehen. Insbesondere denke ich, dass die Weekend-Edition auch alles bietet, was für die Darstellung in diesem Maßstab erforderlich ist. Die Fummelei mit den PE-Teilen muss man sich aus meiner Sicht in 1:72 nicht unbedingt antun, wenn es vermeidbar ist. Die Sitzgurte sind auf dem Decal-Bogen vorhanden und ich habe sie einfach auf eine farblich angepasste Blechfolie aufgebracht (Kapsel von einer Weinflasche) und ausgeschnitten, so dass sie stabil und gut zu verarbeiten waren. Insgesamt waren auch die Decals sehr gut gedruckt und ebenso gut zu verarbeiten.
Lackiert wurde das Modell im Wesentlichen mit Revell AquaColor-Farben über AquaColor Basic Primer. Versiegelt wurde mit Vallejo-Klarlack glänzend und dann matt. Zum Altern wurden Vallejo Model-Wash und Pastellkreiden verwendet. Für das Diorama habe ich das übliche Material aus dem Landschaftsbau für H0-Bahnen und die Holzstäbchen, mit denen man üblicherweise Kaffee rührt, genommen. Die Figuren und das Zubehör sind von Preiser. Und wer denkt, da steht eine Getränkekiste mit roten Flaschen mitten auf dem Platz, weit gefehlt, bei der damaligen Luftwaffe wurde das Schmierfett in solchen Kartuschen verpackt und geliefert :-) .
Fazit
Ein schönes Modell und ein ganz entspannter Bau, Eduard sei Dank. Werner Thümling Publiziert am 16. Dezember 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |