Seversky P-43 Lancervon Roland Sachsenhofer (1:48 Dora Wings)Zum Vorbild
Die Geschichte der P-43 Lancer ist mit der Entwicklung einer der bekanntesten Ikonen der amerikanischen Luftfahrt, der P-47 Thunderbolt, auf das Engste verbunden. Schon ein Blick auf das verblüffend ähnliche Aussehen der beiden Flugzeuge kann diese Behauptung belegen. Interessant ist dabei, dass die P-43 nur einen Zwischenschritt von den Anfängen der Entwicklung, die mit der P-35 in der ersten Hälfte der 30er Jahre gestartet hatte, bis zur ausgereiften P-47, die im Mai 1941 zu ihrem Jungfernflug abheben sollte, darstellt.
Alexander Kartweli, umtriebiger und einflussreicher Entwickler bei Seversky Aircraft Production und so wie Firmengründer Alexander de Seversky selbst russischer Emigrant, stand federführend hinter all diesen Entwürfen.
Sein erster großer Wurf, die P-35 hatte mit dem Pratt & Whitney R-1830 einen starken Antrieb und überlegene Flugeigenschaften, was Seversky bei einer Ausschreibung der USAAC 1935 den Sieg gegenüber den Konkurrenten Curtiss und Northrop sowie einen Auftrag zur Serienfertigung einbrachte.
Mit dem aus diesem erfolgreichen Entwurf abgeleiteten Rennflugzeug AP-2 und vor allem mit der wenig später daraus hervorgegangenen AP-4 („Advanced Pursuit 4“) wurde eine konstruktive Auslegung gefunden, die für die folgenden Jagdflugzeuge von Seversky/Republic charakteristisch bleiben sollte: die ohnehin schon beachtliche Leistung des Antriebs konnte mit einem raffiniert verbauten Abgasturbolader noch weiter gesteigert werden. Aus dem bisherigen Tiefdecker wurde durch die unter dem Tragflächenholm geführten Leitungen des voluminösen Laders ein Mitteldecker. Hier tauchte übrigens auch das für Republic typische „Razorback“ –Design des oberen Rumpfrückens erstmals auf.
Schon im Mai 1941 bestellte das USAAC dreizehn Vorserienmaschinen dieses nun als YP-43 bezeichneten Musters, die bis September 1941 ausgeliefert wurden. Die hervorragende Geschwindigkeit der P-43 veranlasste darüber hinaus die Entwicklung einer mit dem Pratt & Whitney R-2180 Twin Hornet oder, alternativ mit dem Pratt & Whitney R-2800 angetriebenen Version, die als P-44 Rocket ebenfalls vom USAAC in der Größenordnung von 827 Maschinen geordert wurde.
Diese Entwicklungen hatten sämtlich noch vor dem aktiven Kriegseintritt der USA stattgefunden. Die Nachrichten aus Europa zeigten jedoch schon damals deutlich, dass die Leistungen sowohl der P-43 wie jener der P-44 nicht ausreichen würden.
Diese Erkenntnis hatte zwei Folgen: zum einen wurden nun alle Anstrengungen übernommen, den soliden Grundentwurf fortzuentwickeln und weiter auszureizen, so dass ein an den Bedingungen des tatsächlich scharfen Einsatzes gemessenes, überlegenes Kampfflugzeug entstehen würde. Dieser nächste Schritt sollte wenig später zur P-47 Thunderbolt führen.
Eine andere Konsequenz war, dass die Bestellungen des USAAC verkleinert sowie der Verkauf ins befreundete Ausland genehmigt wurde. Im Zuge der „Land Lease“ Verträge kamen etwa 50 P-43 Lancer auf den Kriegsschauplatz China, wo sie schnell hohes Ansehen erlangen sollten. So war sie etwa die einzige Konstruktion im Arsenal der Chinesen, welche die hochfliegenden schnellen Ki-46 „Dinah“ Aufklärer der Japaner abfangen konnte.
Obwohl eines der leistungsstärksten Flugzeuge der Chinesen, erwies sich die bullig und kämpferisch aussehende Lancer als äußerst beschussempfindlich; vor allem Ihr empfindliches Tanksystem machte in diesem Zusammenhang beständig Sorgen.
So blieb der Kampfeinsatz der P-43 Lancer auf China beschränkt, einzig Australien setzte einige wenige Maschinen als schnell fliegende Aufklärer ein.
Mein Modell zeigt eine der Vorserienmaschinen, die vom USAAC Anfang 1941 gemeinsam mit den Serienmaschinen in den Truppendienst übernommen worden waren. Die Attraktivität des Entwurfes wird hier durch die Tatsache gesteigert, dass die frühen Lancer noch eine Naturmetalloberfläche zeigten. Zum Bausatz
Dieses Exemplar im Naturmetall-Kleid ist eine von vier Markierungsversionen, die sich aus dem neuen Bausatz von Dora Wings verwirklichen lassen. Die Ausstattung erfreut und ermöglicht ein zügiges Bauvergnügen. In diesem Zusammenhang finde ich vor allem die beigelegten Klarteil-Masken vorbildlich. An Eduard „Kabuki“ Material gewohnt, habe ich die eher steif wirkenden Masken zwar anfangs mit etwas Skepsis verwendet, darf aber nach geglückten Bau sagen: es funktioniert hervorragend!
Zur Ausstattung gehört mit dem Inhalt einer sinnvoll bestückten Ätzteilplatine auch alles, was für eine angemessene Detaillierung des Cockpits gebraucht wird. Dass jedoch auch die Kühlerklappen aus diesem Material gefertigt werden müssen, finde ich dagegen nicht so gut, dies führt auch zu meiner einzigen negativen Kritik. Das dünne Blech ließ sich von mir einfach nicht in eine angemessene Rundung formen und wurde auch durch die notwendige Montage mittels CA-Kleber nicht gerade „verschönt“. Dies wiederum führte in Folge zu aufwendigen Nachbearbeitungen - die ich mir mit einfachen, schönen Bauteilen aus Kunststoff gerne erspart hätte.
Ob für die Beschreibung der Bausatzteile die Bezeichnung „short run“ noch einen Sinn macht, bezweifle ich. Zwar gibt es keine Passzapfen, auch manche Angussstellen fallen wirklich mächtig aus, aber die Oberflächen zeigen wunderbare versenkte wie erhabene Details, erscheinen formscharf gegossen und überzeugen durch angenehme Passgenauigkeit in der Montage.
Die zwar wenigen, aber dafür an manchen Stellen potentiell heikel anzubringenden Decals erfreuen in allen Kategorien. Der dünne Trägerfilm schmiegt sich willig an die Konturen und verschmilzt förmlich mit der Oberfläche - so mag man das!
Alles in allem war das für mich ein feines und problemfreies Projekt zu einem tatsächlich aufregenden Vorbild! Herstellern wie Dora Wings ist wirklich zu danken, dass der Interessierte sich mit solch faszinierenden Meilensteinen der Fliegerei auseinandersetzen kann.
Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates“ Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 07. Dezember 2020 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |