Messerschmitt Bf 109 E-7/Tropvon Daniel Stihler (1:72 HobbyBoss)Das Original:Über die Messerschmitt Bf 109 braucht hier wohl kaum noch etwas geschrieben zu werden. Vorstellen möchte ich aber den Piloten der von mir gebauten Maschine. Der 1917 in Düsseldorf geborene Ludwig Franzisket war ein Freund von Hans-Joachim Marseille und erzielte 25 seiner insgesamt 43 Luftsiege über Nordafrika. Vier Wochen nach dessen Tod erlebte Franzisket am 2. Oktober 1942 einen ähnlichen Unfall wie Marseille. Seine Bf 109 wurde von Spitfires abgeschossen, nach dem Ausstieg prallte er ebenfalls gegen das Seitenleitwerk der abstürzenden Maschine, konnte aber seinen Fallschirm öffnen und überlebte mit einem gebrochenen Bein. Die Folgen dieser Verletzung beeinträchtigten ihn allerdings den Rest seines Lebens. Bei Einsätzen gegen US-Bomber über Deutschland verzeichnete er seine vier letzten Luftsiege, wurde aber am 12. Mai 1944 auch erneut abgeschossen und schwer verletzt. Er beendete den Krieg als Kommodore des Jagdgeschwaders 27 und ging mit den Resten seiner Einheit am 8. Mai 1945 in Salzburg in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Sein späteres Leben widmete Ludwig Franzisket der Biologie. Er studierte dieses Fach ab 1946, promovierte 1950 und war von 1956 bis 1984 Direktor des Westfälischen Landesmuseums für Naturkunde in Münster. Darüber hinaus unternahm er Forschungsexpeditionen in tropische Meere (unter anderem mit dem bekannten Tauchpionier Hans Hass), hatte eine Professur an der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe inne und war als Experte für Museumspädagogik ein viel gefragter Fachmann. Er starb 1988 im Alter von 71 Jahren in Münster. Quellen: Wikipedia, Nachruf in "Natur und Heimat" Bd. 49 Das Modell:Die Messerschmitt Bf 109 E-Varianten gehören zumindest unter dem Aspekt der Baubarkeit zu den angenehmsten und besten Modellen von Hobbyboss. Selbst das an sich rudimentäre Cockpit kann immerhin mit einem separaten Armaturenbrett, Pilotensitz und Steuerknüppel aufwarten. Eine andere, bei diesem Hersteller immer notwendige Frage ist die, ob hier auch tatsächlich drin ist, was auf der Box steht. Mir ist nichts aufgefallen, was nicht zu einer E-7 passen würde, außer dem zu langen Bein des hinteren Spornrads, aber die Experten finden da sicher noch mehr. Ein zweites Thema ist immer auch die Korrektheit der Markierungen und der Angaben zur Bemalung. Hier zeigt sich Hobbyboss mal wieder recht kreativ, denn auf der Schachtel ist eine E-7 zu sehen, deren Markierungen dem Bausatz gar nicht beiliegen („Schwarze 8", Leutnant Werner Schroer, 2./JG27). Auch der Verweis "1/JG27 Marseille" ist falsch, es gibt keine Markierungen für eine von Hans-Joachim Marseille geflogene Bf 109. Diese Mischung von Liebe zum Detail und Schlamperei ist ein Markenzeichen von Hobbyboss! Tatsächlich gibt es Markierungen für die "Weiße 12", 7./JG 26, geflogen von Joachim Müncheberg in Gela (Sizilien) bei Einsätzen über Malta im März 1941. Die Markierungen sind unvollständig (u.a. fehlen die Abschussmarkierungen auf dem Seitenleitwerk) und auch die Bemalungsanleitung stimmt so nicht. Dafür ist dann die zweite Variante, die E-7 von Ludwig Franzisket, offenbar korrekt und außerdem die richtige Therapie für alle, die von deutschen Flecktarnungen genervt sind: einfach RLM 79-Oberseite und RLM 78-Unterseite, eine gelbe Motorhaube, und das war's schon. So lässt sich über den Bau auch gar nicht viel sagen; das Modell war an einem Abend im Wesentlichen zusammengebaut. Spachtelmasse habe ich nicht benötigt. Die Lackierung erfolgte mit den bewährten Xtracrylics-Farben. Die Decals sind - was Wartungshinweise angeht - etwas spärlich, aber eigentlich ausreichend. Da die Xtracrylics-Farben von Haus aus glänzend sind, konnte ich sie direkt aufbringen. Schließlich habe ich das Ganze mit Revell-Mattlack überzogen und dezent mit verschiedenen Farben aus den Tamiya-Alterungssets gealtert und verschmutzt. Meine Tochter, die mein Hobby eigentlich für kindisch hält, stellte großzügig einen schwarzen Holzstift zur Verfügung, mit dem ich die Blechstöße hervorgehoben habe. Außerdem stiftete sie eines ihrer Haare für den Antennendraht, der dann allerdings von blond auf schwarz umgefärbt werden musste. Wenn einem der Modellbau wegen endloser Schmirgelorgien oder komplizierter Lackiermuster anfängt, auf die Nerven zu gehen, sind Hobbyboss-Modelle (zumindest die besseren von ihnen) eine wunderbare Therapie! Daniel Stihler Publiziert am 31. Januar 2018 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |