Supermarine Spitfire Mk Vbvon Daniel Stihler (1:72 Airfix)Das Original
Während nachtaktive Hawker Hurricanes eine gewisse Bekanntheit erlangt haben, ist weitgehend unbekannt, dass es auch kurzzeitig Spitfire-Nachtjäger gab. Im November 1941 verlegte das "Fighter Command" der Royal Air Force die 111 Squadron und die 65 Squadron mit ihren Spitfires Mk Vb für ein Nachtjagd-Trainingsprogramm auf den Flugplatz Debden in der Nähe von Saffron Walden (Essex). Die Maschinen wurden, abgesehen von den Kokarden und den Geschwaderkennungen auf dem Rumpf sowie dem "fin flash", komplett schwarz lackiert.
Hintergrund waren Befürchtungen, dass die deutsche Luftwaffe ihre nächtlichen Bombenangriffe auf britische Städte wieder aufnehmen könnte. Für diesen Fall hatte sich offenbar ein Schreibtischstratege ein reichlich kompliziertes System ausgedacht, das den Codenamen "Smack" erhielt. Bei einem Alarm sollten Spitfires starten und um senkrecht nach oben leuchtende Scheinwerfer kreisen. Würden gegnerische Bomber (per Radar) erkannt, sollte der Scheinwerferstrahl in die Richtung "nicken", in die der Jäger fliegen sollte. Wenn dieser sich dem Bomber näherte, würden weitere Scheinwerfer diesen anleuchten und damit zum (theoretisch) einfachen Ziel machen. Aus Gründen der Geheimhaltung hat man dieses Konzept nie komplett (d.h. mit Flugzeugen in der Rolle von Bombern) erprobt, was die Erfolgschancen sicher nicht gerade erhöhte.
Da die Angriffe nicht kamen, flogen die schwarzen Spitfires ihren einzigen Kampfeinsatz bei Tag, und zwar am 12. Februar 1942 bei der "Operation Cerberus", dem Durchbruch der deutschen Schlachtschiffe "Scharnhorst" und "Gneisenau" sowie des Kreuzers "Prinz Eugen" durch den Ärmelkanal. Zu den beteiligten Piloten gehörte auch Sergeant Peter Durnford von der 111 Squadron, der eine schwarze Spitfire mit der Kennung JU-H flog. Sein Geschwader wurde alarmiert und nach dem Start über dem Ärmelkanal in sehr niedriger Höhe in einen Lufkampf mit deutschen Jägern verwickelt. In etwa 30 m Höhe schoss Durnford auf eine Bf 109, die auf den Rücken rollte und senkrecht nach unten stürzte. Der Absturz des wohl einzigen Opfers einer schwarzen Spitfire blieb unbestätigt, weshalb dem Piloten ein "wahrscheinlicher" Luftsieg zuerkannt wurde. Durnford gelangen später fünf bestätigte Siege. Schließlich wurde er im November 1942 bei seinem 137. Einsatzflug über Frankreich von deutscher Flak abgeschossen und verbrachte den Rest des Kriegs in Gefangenschaft.
Seine schwarze Spitfire (Seriennummer vermutlich W3848) hatte eine längere Karriere als ihr Pilot. Bald nach dem Einsatz vom 12. Februar wurde sie wieder im normalen Tagjäger-Tarnschema umlackiert, diente bis 1943 bei verschiedenen Einsatzgeschwadern (41, 122 und 222 Squadron), fand dann für Trainings- und Ausbildungszwecke Verwendung und wurde schließlich im Dezember 1945 ausgemustert und verschrottet Quelle: Alfred Price: Spitfire Mark V Aces 1941-1945, Botley, Oxford 1997, S. 22-24, 91-92 Das Modell
Hier handelt es sich - je nachdem, wie man es sehen will - um einen total veralteten Bausatz oder einen Modellbau-Klassiker, nämlich die Spitfire Mk Vb von Airfix, deren Formen auf das Jahr 1975 zurückgehen. Die Formtreue ist für einen Bausatz dieses Alters bekanntermaßen gut, aber das Cockpit ist sehr spartanisch, die Fahrwerkschächte sind einfach Löcher in der unteren Flügelseite und die meisten Blechstöße sind erhaben dargestellt. 2005 hat Airfix den Bausatz mit zusätzlichen Flügeln für eine Mk Vc herausgebracht. Da die neuen Flügel eingetiefte Blechstöße aufwiesen, schien mir die Kombination mit dem Rumpf unpassend und ein Bau als Vb sinnvoller. Die mit starkem Versatz gedruckten Decals waren ohnehin unbrauchbar. Stattdessen konnte ich auf die Markierungen für Peter Durnfords Spitfire zurückgreifen, die einem Mk Vb-Bausatz von AZ Model beilagen.
Der Bau des Modells ist unproblematisch, abgesehen davon, dass man v.a. an den Flügelwurzeln ein wenig Spachtelmasse braucht. Die H-förmigen Strukturen in den Fahrwerkschächten wurden mit Plasticard nachgebildet. Dasselbe Material diente auch der Detaillierung des Cockpits. Hierfür habe ich die Seitenwände mit Strukturen versehen, Cockpit-Rückwand bzw. Panzerplatte, Boden, Pedale, Pilotensitz und ein Armaturenbrett gebaut (kleine Plastikscheiben dienten als Instrumente) und die Gurte aus Tamiya-Tape ergänzt. Das Endergebnis sieht zweifellos etwas grobschlächtig aus, aber bei einer geschlossenen Cockpithaube reicht es für meinen Geschmack aus.
Beim Lackieren habe ich erstmals die "Salztechnik" verwendet. Hierfür wurden die in Frage kommenden Bereiche mit Vallejo Aluminium lackiert, anschließend mit feuchtem Salz bestreut und dann mit Vallejo Schwarz übersprüht. Mit dem Ergebnis (nach dem Abkratzen des Salzes) bin ich nicht ganz zufrieden, denn das Salz war offenbar etwas zu grobkörnig.
Bei den Markierungen war es mir eine besondere Freude, guten Gewissens die ganzen lästigen Wartungshinweise etc. weglassen zu können, allerdings sah ich mich genötigt, Ersatz für die Kokarden zu finden, denn die von AZ Model mitgelieferten sind definitiv zu klein. Glücklicherweise fand ich in meinem Vorrat ungenutzter Decals noch welche in der richtigen Form und Größe. Das ganze wurde dann mit Revell-Mattlack überzogen, die Blechstöße habe ich mit einem grauen Farbstift etwas hervorgehoben. Abgas- und Schmauchspuren sowie mit Ölfarben simuliertes, ausgelaufenes Öl auf der Unterseite sind auf der schwarzen Grundfarbe natürlich kaum zu erkennen. Die komplett schwarze Lackierung betont für meinen Geschmack die eleganten Formen der Spitfire auf ausgesprochen vorteilhafte Weise - sozusagen eine "Lady in Black"... Daniel Stihler Publiziert am 21. November 2017 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |