Supermarine Spitfire Mk Iavon Daniel Stihler (1:72 Airfix)Das OriginalUm nicht Eulen nach Athen zu tragen, will ich auf allgemeine Informationen zum wohl bekanntesten Jagdflugzeug des Zweiten Weltkriegs verzichten. Nicht unterschlagen will ich hingegen die Geschichte der hier dargestellten Maschine. Die Spitfire Mk Ia mit der Seriennummer P9317 wurde in Eastleigh gefertigt und hatte ihren Erstflug am 29. Januar 1940. Sie ging an die 222 Squadron der Royal Air Force und erhielt die Kennung "ZD-A". Mit Pilot Officer Hugh Falkus am Steuer gehörte sie am 1. Juni 1940 zu einem Verband aus Spitfires der 222, 19 und 616 Squadron, der über Dünkirchen auf Bf 110C des Zerstörergeschwaders 1 und Bf 109E des Jagdgeschwaders 26 stieß. In einem 15 Minuten dauernden Luftkampf schossen die Briten drei Bf 109 und zwei Bf 110 ab und beschädigten eine weitere Bf 110. Eine vierte Bf 110 stürzte nach einer Frontalkollision mit einer Spitfire ab. Auf britischer Seite waren sechs Maschinen als Totalverlust zu verbuchen, eine weitere machte eine Bruchlandung in Rochester. Die meisten Verluste trafen die 222 Squadron. Ein Pilot starb, ein weiterer wurde aus dem Ärmelkanal gefischt und zwei mussten auf französischem Boden notlanden. P/O Morant gelang dies im alliierten Brückenkopf, Falkus hingegen brachte seine durch einen Treffer im Kühlsystem beschädigte Spitfire auf dem deutsch besetzten Flugfeld von Le Touquet südlich von Bologne auf den Boden. Er verbrachte den Rest des Kriegs in deutschen Gefangenenlagern, wo er laut Nachruf im "Independent" die deutschen Kriegsanstrengungen unter anderem dadurch sabotierte, dass er die Lieblingskatze eines Lagerkommandanten verspeiste! Nach dem Krieg arbeitete Falkus trotz dieser Vorgeschichte als Tierfilmer für die BBC und schrieb mehrere Standardwerke über das Angeln. Er starb 1996 im Alter von 78 Jahren. Zur Freude heutiger Modellbauer war sein Flugzeug als zweite (einigermaßen) intakt erbeutete Spitfire eine viel bestaunte und oft fotografierte Sehenswürdigkeit für deutsche Soldaten. Das Flugzeug wurde später repariert, in ein Depot der Luftwaffe gebracht und offenbar - versehen mit der fiktiven Kennung "G-X" - für Scheinluftkämpfe zur Anfertigung von Propagandafotos verwendet. Der endgültige Verbleib von P9317 ist unbekannt. Das Modell
Eigentlich ist die 1978 von Airfix herausgebrachte Spitfire Mk I ja durch den neuen und sehr gelungenen Bausatz von 2010 abgelöst geworden. Die alte Version galt aber trotz ihrer zeitbedingten Mängel, wie erhabenen Blechstößen und einem Cockpit ohne jegliche Details, viele Jahre als beste Mk I in 1:72 und ist einfach ein Modellbau-Klassiker. Deswegen wollte ich sie nicht länger im Schrank verstauben lassen, sondern fing den Bau als schnelles Nebenprojekt an, um die eine oder andere Technik auszuprobieren. Um das "schnell" war es bald geschehen, da ich es nicht lassen konnte, ein neues Cockpit komplett aus Plasticard zu bauen, wobei ein Ätzteilset von Eduard für die Italeri-Mk V als Schablone herhalten musste. Die Instrumente simulierte ich mit weißen und schwarzen Farbpunkten. Abgesehen von diesen feinmotorisch doch ziemlich herausfordernden Exerzitien floss die meiste Arbeit in die Bemalung, denn eigentlich gibt es hier nur wenig Teile zu verkleben, und die Passgenauigkeit ist so gut, dass kaum Spachtelmasse gebraucht wird. Ich wollte eine Maschine aus einer frühen Phase des Kriegs darstellen - die Airfix-Decals waren wegen des Versatzes beim Druck sowieso größtenteils unbrauchbar. Die (von oben gesehen) linke Flügelunterseite war schwarz, die andere weiß, der Rest der Unterseite silbern, was offenbar schießwütige Flakkanoniere an voreiligen Taten hindern sollte. Dies alles wurde nun mit Revell-Aquacolor-Farben mit dem Airbrush lackiert, wobei alle nicht-schwarzen Flächen noch ein Preshading bekamen. Für die Oberseiten benutzte ich Dark Green und Middle Stone von Xtracrylix, wobei ich die Übergänge mit Hilfe von dünnen Rollen aus Uhu-Tac etwas "weicher" gestaltete. Das ist wahrscheinlich nicht ganz originalgetreu, sieht aber schön aus und war eines der Dinge, die ich ausprobieren wollte. In dieser Phase spielte mir das Parkettmonster einen bösen Streich - es ließ nämlich nach einem an sich harmlosen Absturz auf dem Schreibtisch ein Höhenruder auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Nach fruchtlosem Suchen und einem Moment der Verzweiflung fiel mir glücklicherweise ein, dass ich denselben Bausatz vor über 30 Jahren schon einmal gebaut habe. Er war einst der Stolz meiner von der Kinderzimmerdecke baumelnden Luftflotte. Erstaunlicherweise hat diese alsbald aus einem verstaubten Karton auf dem Dachboden geborgene Spitfire mehrere Umzüge überlebt und konnte als "Organspender" dienen. Vorher aber wurde dieses charakteristische Relikt jugendlicher Modellbaukunst der 1980er Jahre noch einmal abgelichtet, auf dass sich auch noch die fernere Nachwelt daran erfreuen möge! Nach dem Herunterschmirgeln einer dicken Farbschicht ließ sich das Seitenruder dann problemlos einbauen und nachlackieren. Die Wartungshinweise stammten größtenteils vom Bausatz-Bogen, die in weißer Schrift für den schwarzen Flügel kamen von einem Techmod-Set. Selbige sind wunderbar gedruckt, aber äußerst empfindlich! Für die individuellen Markierungen von P9317 griff ich auf das sehr empfehlenswerten Set "Forgotten Operations - Dynamo, May-June 1940" von DP Casper zurück. Hier werden einem Markierungen für nicht weniger als 18 verschiedene britische, deutsche und französische Maschinen geboten, die an den Kämpfen um Dünkirchen beteiligt waren. Sie sind hervorragend gedruckt und offenbar gut recherchiert. Schließlich gab es noch einen Überzug mit Revell-Mattlack, leichte Verschmutzungen mit verschiedenen Tamiya Weathering Master-Farben und mit einem Silberstift simulierte Lackabplatzer. Die Antenne besteht aus EZ Line. Die erhaben dargestellten Blechstöße habe ich dann noch mit einem bei meiner Tochter "befreiten", scharzen Holzmalstift hervorgehoben. Zwei Dinge kann ich als Fazit festhalten: Erstens braucht es für Modellbauspaß und gute Ergebnisse nicht immer den neuesten Wundervogel von Eduard, und zweitens hat es sich bezahlt gemacht, meine letzten alten Modelle aus Jugendzeiten aus reiner Sentimentalität gegen die Entrümpelungs- und Wegwerf-Ambitionen gewisser Personen zu verteidigen... Daniel Stihler Publiziert am 21. Juli 2016 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |