Focke-Wulf Ta 154 Mistel V"Berlin ist in Sicht" - Entdeckung durch US-GI´s im Mai 1945von Alexander Jost (1:48 Revell)Das Original:Im Sommer 1944 erstellte das Konstruktionsbüro von Focke-Wulf eine Kurzbeschreibung für das Mistelflugzeug Tank (Ta) 154 A mit dem Führungsflugzeug Fw 190 A-8. Die zu etwa 50 Prozent in Holzbauweise konstruierte Ta 154 sollte als unbemannter "Pulkzerstörer" gegen die amerikanischen Bomberformationen zum Einsatz gebracht werden. Bei einem Startgewicht des Mistelgespanns von rund 14,5t ließ sich ein 2,5 bis 3,5 t schwerer Sprengkopf am Bug der Ta 154 anbringen. Das Hauptfahrwerk der Ta 154 wurde beibehalten, der Reifendruck erhöht und am Bug unter dem Sprengkopf ein Bugfahrgestell angebracht, das nach dem Start abgesprengt werden sollte. Die Fw 190 A-8 wurde als Führungsflugzeug mit einem Strebengerüst über dem Rumpf der Ta 154 aufgesetzt. Vom Führungsflugzeug aus wurden sämtliche Steuerflächen und die Motoren des Mistelgespanns kontrolliert. Die Spritversorgung erfolgte beim Zielanflug durch beide Maschinen zu Gunsten der Reichweite des Trägerflugzeugs. Der Pilot sollte das Gespann von hinten oder frontal im Bahnneigungsflug auf das Ziel zusteuern, die Führungsmaschine durch Zünden von Sprengbolzen abtrennen und die Ta 154 mittels Fernzündung in der Bomberformation zur Explosion bringen. Der Sprengkörper hätte nach den Berechnungen alle Flugzeuge in einem Umkreis von etwa 200 Metern zum Absturz gebracht. Andere Quellen sprechen auch von einem geplanten Einsatz des "Beethovengerätes" gegen strategische Ziele, wie beispielsweise Brücken oder Gebäude. Im Herbst 1944 sind noch einige Ta 154 A-0 entsprechend im Junkers-Werk in Dessau vorbereitet worden. Zu Testflügen oder einem Einsatz ist es nicht mehr gekommen. (nach den unten benannten Quellen.) Nach dem Einmarsch der Allierten in Deutschland stießen die Truppen neben verschiedenstem verlassenem Kriegsgerät auch auf die wundersamen Mistelgespanne, die oftmals von Luftangriffen zerschossen, aber manchmal auch vollkommen intakt auf Fliegerhorsten und Feldflugplätzen in den Geschwadern oder bei den Erprobungskommandos herumstanden. Hier zeige ich nun die (fiktive) Entdeckung eines "Beethoven"-Gespanns auf einem Flugplatz im April 1945 durch US-Truppen. Fiktiv deshalb, weil bisher die Existenz dieses Misteltyps über das Reißbrettstadium und einige Prototypen im Junkers-Werk in Dessau hinaus nicht nachgewiesen werden konnte. Das Ta 154-/Fw 190-Mistelgespann wird von einer US-amerikanischen Aufklärungseinheit in einer Splitterbox aufgefunden. Der Trupp ist mit Jeep und M8 Greyhound Spähpanzer vorgerückt und erkundet das Gelände. Einer der GIs war mutig und hat das Jagdflugzeug über die angelehnte Leiter erklommen, sitzt nun auf dem linken Flügel der Focke Wulf 190, und schaut zum Horizont. "Kannst Du Berlin sehen?" rufen seine Kameraden ihm zu. "Yeah," antwortet er, "Berlin ist in Sicht!"
Das Mistel-ModellDer Bausatz ist eine Wiederauflage des Dragon-Modells und besteht aus dem bei Promodeller erschienenen Ta 154-Moskito und der aus Ex-Trimasterformen stammenden altbekannten Fw 190 A, die es von Dragon in zahlreichen Ausführungen gibt und die auch bei Revell und Italeri erschienen ist. Für das vorliegende Modell ergänzte ich die Fw 190 mit aus Messing gedrehten Flügelkanonen und Pitotrohr von Master und dem Detailsatz für Cockpit, Waffenanlage und Motorausschnitt von Verlinden. Der Bau verlief bei den Revellteilen problemlos, die von Verlinden waren allerdings eine Herausforderung und ließen sich nur mit viel "Probieren und Studieren" anpassen. Ich würde das Verlinden-Set im Nachhineien niemandem weiterempfehlen, weil die Teile den Motorraum unter der Cowling der Fw 190 nur sehr sporadisch und den Bereich zwischen MG-Aufhängung und Sternmotor zudem falsch wiedergeben. Zumindest die Landeklappen (Ätzteile) und die Waffenschächte an den Flügelwurzeln sind ganz O.K.
Personal und FahrzeugeBei der Ausstattung des Spähtrupps bediente ich mich des M8-Schützenpanzers No.32551 von Tamiya, bei dem ich einen Sandsack-Korb am Bug aus Ätzteilresten scratch ergänzte und mit modellierten Sandsäcken aus mit Pigmentpulver gefärbtem Milliput auffüllte. Die Resin- und Ätzteile für das M2 cal.50 Browning-MG, das auf dem M8 lafettiert ist, stammen von Aires. Hinzu gesellt sich ein Willy's Jeep samt Fahrer, beide ebenfalls von Tamiya. Die Panzercrew besteht aus den hervorragend detaillierten und lebendig gestalteten Figuren von calibre48. Der Airforce-Mechaniker kommt von ICM, der Militärpolizist von GASO.LINE. DioramaDas Diorama besteht aus schichtweise aufgebauten Styrodurplatten für die Schutzwälle, Holzlatten (Kaffee-Rührstäbchen) für die Schutzwände und Bodenplanken. Die Instandsetzungspodeste und der Werktisch entstanden scratch aus Plastikkarten und Messing- und Kunststoffrundprofilen. Bei den Tarnnetzen handelt es sich um grün vorgefärbtes Verbandsmaterial, das mit verdünntem Weißleim in Form gebracht wurde. Außerdem fügte ich noch Werkzeug aus dem Wahnsinns-Ätzteile-Set 48A09 von ABER hinzu. Das sind wohl die kleinsten und fitzeligsten Teilchen, die ich je verbaut habe. Einige der Winzlinge waren kaum von der Platine zu knipsen, die Werkzeugkiste ist ein Modell für sich und verschlang zwei ganze Bastelsitzungen. Die Schraubschlüssel haben eine "Herstellerprägung", die Feile ist gekörnt, die Säge gezahnt - und das in 1:48! Markierungen und BemalungBei der Bemalung des Sprengstoffträgers hielt ich mich an ein mögliches Tarnschema, orientiert an einem Nachtjäger-Anstrich der Ta 154, den ich einmal auf einem Foto des Originals gesehen hatte. Das Flugzeug hat ob seines bisherigen kurzen Einsatzlebens kaum Verwitterungsspuren abbekommen. Die Fw 190 A-8 hingegen stammt aus einem aktiven Geschwader und hat schon einige Luftkämpfe auf dem Buckel. Sie wurde als abgekämpfter Krieger mit dem Standardsichtschutz RLM 74/75/76 versehen. Ein übermaltes rotes Rumpfband des in der "Reichsverteidigung" eingesetzten Jagdgeschwaders 1 schimmert am Heck noch durch.
Fazit:Es gibt Modellbauprojekte, bei denen man es kaum erwarten kann, mit der Arbeit zu beginnen. So war es in diesem Falle, weil ich noch nie ein "Mistel"-Gespann gebaut habe und unbedingt wissen wolte, ob sich so ein "Ding" überhaupt auf die Beine stellen lässt. Ich war zudem von der Geschichte dieser fliegenden Waffen derart fasziniert, dass ich kurze Zeit nach dem Erscheinen des Bausatzes von Revell mit den Planungen zu diesem Diorama begann. Quellenverzeichnis:
Januar 2017 Alexander Jost Publiziert am 23. Januar 2017 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |