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Westland Whirlwind Mk I

von Jacqueline Fischer (1:48 Classic Airframes)

Westland Whirlwind Mk I

Historisches

Ob Westland selber (der zu der Zeit lieber Lysanders produzierte, die keiner haben wollte), der Motorenhersteller Rolls-Royce (der die RR-Peregrine-Triebwerke nicht rechtzeitig und in genügender Anzahl produzieren konnte oder wollte) oder die Schnarchnasen vom Air Min (deren Begeisterung für zweimotorige Jäger sich in Grenzen hielt) Schuld daran waren, dass sich die Westland Whirlwind nie richtig durchsetzen konnte, ist nicht schlüssig zu erklären. Wahrscheinlich haben sie alle ihren Teil dazu beigetragen, dass dieser schnittige Jäger erst ziemlich spät, ab Ende 1940, einsatzbereit war und auch nie in größerer Stückzahl zur Verfügung stand – es wurden blos 112 Stück gebaut. Trotz relativ schwacher Motoren (je 870 PS) konnte sie der zeitgenössischen "Konkurrenz" davonfliegen – allerdings nur in niedrigen Höhen. Oberhalb 3000 Meter gingen den Peregrines allzu schnell die Puste aus. Zuviel Pech für den kleinen Zweimot, der in der Folge nur noch zur Schiffsbekämpfung und als Jagdbomber zum Einsatz kam, bis 1943 die Hawker Typhoon die Nachfolge antrat. 1947 wurde die letzte Whirlwind verschrottet und somit die Chance vertan, wenigstens ein Exemplar für die Nachwelt zu erhalten.

Westland Whirlwind Mk I

Der Bausatz

Classic Airframes ist eine US-Firma, welche ihre Bausätze bei MPM in Tschechien produzieren lässt und sich an Projekte rantraut, welche die Sales Managers "renommierter" Hersteller in den Suizid treiben würden, z.B. Wyvern, Hornet, Defiant, frühe Versionen der Brewster Buffalo - und die hier vorgestellte "Whirli".

 

Es handelt sich um einen Short-Run Multimedia Kit, d.h. die Komponenten bestehen aus Spritzguss-, Resin-, Weissmetall- und Ätzteilen, was den relativ hohen Kaufpreis begründet und weitgehend rechtfertigt. Die Cockpitverglasung war bei der ersten Auflage noch Vacu; mein Exemplar stammt aus der zweiten Auflage und hat netterweise Klarsichtteile aus Spritzguss. Genau genommen ist es eigentlich e i n Glasteil, aber wozu hat die praktisch denkende Hausfrau eine Feinsäge...?

Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Tatsache, dass die Bauteile auf den Spritzlingen nicht nummeriert sind und nur anhand von Zeichnungen im Bauplan identifiziert werden können, was bei den zahlreichen, z.T. sehr ähnlich aussehenden Resinteilen nicht immer einfach ist.

Westland Whirlwind Mk I

Die Landescheinwerfer fehlen resp. sind nur angedeutet, müssen also vor dem Verkleben der Flügel aufgebohrt werden. Als "Leuchtkörper" verwende ich in solchen Fällen jeweils die "Spiegel" von Kreditkarten (Tipp: nur abgelaufene Karten zerschneiden, sonst ist es aus mit der Kreditwürdigkeit...). Anschliessend wird das Loch "verglast", d.h. mit Acryl-Hochglanzlack ausgegossen.

Die Bauteile sind für einen Short-Run Kit erstaunlich sauber gegossen. Entgraten ist kaum notwendig und die Bauteile passen so gut, dass die Spachtel- und Schleifarbeiten im Rahmen des Erträglichen bleiben. Die Gravuren sind extrem fein - fast eine Spur zu fein, was sich für das spätere Washing als sehr nachteilig erweist.

Die Radschächte sind sehr spartanisch oder besser gesagt: gähnend leer. Ein Paradies für Scratch-Builder, aber nix für mich. Ich habe noch andere Dinge vor in diesem Leben. Weshalb die Fahrwerksbeine aus Weissmetall sind, ist mir ein absolutes Rätsel und auch ziemlich lästig, da sie sich beim Einbauen ständig verbiegen.

Die Kanonenläufe im Bausatz sind aus Resin, schön anzusehen - und haben ein viel zu großes Kaliber. Ich bin keine Waffenexpertin, aber das können niemals 20-mm-Hispanos in 1:48 sein. Ersatz folgte von Aires.

Westland Whirlwind Mk I

Die verwendeten Farben stammen zur Hauptsache von Vallejo und Xtracrylics. Die Decals im Bausatz sind von ausgezeichneter Qualität; trotzdem habe ich sie mit Microscale-Fixierer vorbehandelt... Vorsicht ist die Mutter aller ModellbauerInnen...

Fachliteratur ist für diesen Vogel ziemlich rar. Mir hat bei den Recherchen das Buch "Whirwind" von Victor Bingham (Airlife Publishing, ISBN 1 85310 004 8) sehr geholfen.

Fazit

Alles in allem ist der Bausatz– wie alle von Classic Airframes – nur für Fortgeschrittene empfehlenswert, aber auch für solche, die schon etwas Erfahrung haben und sich erstmalig an einem Multimedia Kit versuchen wollen.

Jacqueline Fischer,
Jacquelines Modellbauseiten

Publiziert am 04. Mai 2005

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