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North American T-6G Texan

von Bernhard Schrock (1:48 Occidental)

North American T-6G Texan

Im Jahr 1950 wurden die alliierten Streitkräfte am koreanischen Himmel mit einer Situation konfrontiert, die kaum unterschiedlicher sein mochte als jene aus den letzten Tagen des WWII. Von einer Luftüberlegenheit konnte kaum die Rede sein, mussten doch die alliierten Verbände von den Basen in Japan bzw. von den Flugzeugträgern einen weiten Weg über das Meer zurücklegen, um zum Operationsgebiet zu gelangen.

Die Technik der Luftbetankung war noch nicht hinreichend fortgeschritten, und so konnten die Flugzeuge ungeachtet der Zusatztanks nur kurze Zeit über dem Zielgebiet verbleiben. Lange Zielsuche war zeitlich einfach nicht „drin“, und so wurde die Idee von Zielmarkierern geboren, die den Einsatzstaffeln die Ziele markieren sollten.

Nach anfänglichen Versuchen mit leichten Beobachtungsflugzeugen des Typs L-5 und L-19 als Forward Air Controler (FAC), die sich als zu langsam und zu verwundbar erwiesen, fiel die Wahl auf die Texan. In großen Stückzahlen verfügbar, mit einem 550 PS starken Motor gut motorisiert und recht schnell, waren die Texan dank ihrer Ganzmetallbauweise für diese Rolle ideal geeignet. Auf einen Schlag wurden die fortgeschrittenen Trainer der im Juli 1950 neu formierten 6147th Tactical Control Group (TCG) zu „Augen“ der 5th Airforce der USAF während des Koreakrieges.

North American T-6G Texan

Um die Größenordnung bzw. Wichtigkeit der Mosquitos der 6147th TCS, wie sie in der Umgangssprache hießen, innerhalb eines Zeitraums von knapp fünf Monaten bis zum Einschreiten von China in den Konflikt im November 1950 zu verdeutlichen, sei die Anzahl von fast 4902 Flugeinsätzen genannt, die zur Zerstörung von 436 Panzern, 2332 Fahrzeugen, 598 Geschützen, 1045 Truppenquartieren bzw. 1302 Truppenansammlungen, 29 Brücken, 8 Lokomotiven nebst 1001 Waggons und über 300 diversen Magazinen und Lagern beitrugen (Quelle: In Action).

 

Zu den markantesten Modifikationen an mit der Bezeichnung LT-6G versehenen Flugzeugen gehörte eine umfangreiche Radioausstattung, eine TACAN-Blattantenne hinter der Kanzel, ein weiterer Antennenbehälter auf dem Rumpfrücken sowie sieben Tragflächenstationen für diverse Außenlasten.

An der mittleren Station wurde ein 55 gal (ca. 248 l) Zusatztank, bzw. an den zwei inneren Stationen üblicherweise je ein 0,30“-MG Behälter, mitgeführt. Die äußeren vier Lastenträger dienten als Befestigungspunkte für die „Bewaffnung“ der Mosquitos, die aus 12 Stück 2,5“ Rauchraketen für die Zielmarkierung bestand.

North American T-6G Texan

12 Jahre modellbauerisch tätig, mit einem Schwerpunkt im Bereich der Flugzeuge aus Nord Amerika, blieb mir dennoch die Rolle der Texan als „Forward Air Controller“ verborgen.

Vielleicht deswegen schnellte meine Hand zuerst hoch, als bei der Planung der Beiträge für den MF-Schwerpunkt Koreakrieg die Frage fiel: „Wir könnten noch eine Texan gebrauchen, wer baut eine?“ Im Ansatz ging es bei dieser Idee weniger darum, eine Texan zu supern, zu detaillieren oder aufzuwerten, sondern im Rahmen dieser Beitragsserie ein wenig über die wichtige, jedoch wenig bekannte Rolle der Texan bei dem Koreakrieg zu erzählen.

Deswegen war die Freude groß, mal wieder zur „Entspannung ein Modell aus dem Kasten zu bauen“. So schlecht war weder der altbewährte Bausatz von Monogram noch der relativ neue aus Portugal in Erinnerung geblieben... Als Forward Air Controller sollte die Maschine naturmetall über alles lackiert werden und nur wenige Farbakzente erhalten. Durch Erfahrung aus anderen Naturmetall-Projekten ein wenig schlauer, war klar: Es mussten versenkte Gravuren sein, um das Metallfinish realistisch erscheinen zu lassen. Die Würfel vielen somit zu Gunsten des Bausatzes aus Portugal.

North American T-6G Texan

Die Darstellung der Steuerflächen mittels einer sehr stark ausgeprägten, gewellten Oberfläche entbehrt jeder Grundlage, denn so, wie bei diesem Bausatz, sehen die mit Stoff bespannten Pendanten der Originale vielleicht im Flug aus, und das nur bei Pionierflugzeugen.

Der Bauweise der 30er und 40er Jahre entsprechend wurde der Stoff im Bereich der Rippen mit einem einige Zentimeter breiten Stoffstreifen verstärkt und mit diesem zusammen an der Rippe fest genäht. Mehrere Farbschichten sorgten für Versiegelung und eine erstaunliche Steifheit der gesamten Oberfläche.

Dem radikalen Planschleifen der Steuerflächen stand somit nichts im Wege, welches gleichzeitig dünne Hinterkanten „produzierte“. Anschließend sorgten zwei vorsichtige „Schnitte“ mit einem scharfen Skalpell im Abstand von ca. einem halben Millimeter an der Stelle der Rippe sowie ein vorsichtiges Verschleifen für eine neue Rippenstruktur. Zu aller Letzt entstand die Nähnaht mit einem Nietenroller, der allerdings einen etwas kleineren Zahnabstand als sein großer „Bruder“ für die Blechoberflächen aufwies.

North American T-6G Texan

Um die großen Oberflächen nicht zu „tot“ erscheinen zu lassen, kam der Gedanke, auch bei diesem Projekt den Nietenroller einzusetzen. Eine für diesen Zweck geradezu hervorragende Vorlage in Form einer Zeichnung aus der Feder von Paul R. Matt war zur Hand, das „Nietenrollen“ begann und der Schrock bekam einen großen Schreck!!

Im direkten Vergleich mit der sehr guten Unterlage von Paul R. Matt offenbarten sich viele Schwächen des Bausatzes, in den Proportionen, in der Aufteilung der Blechstöße, in der Platzierung sowie Größe der Wartungsklappen, welche im Vergleich mit Originalfotos bestätigt werden konnten. Der Bausatz glich einem ganz großen Katzenjammer und wies derart grobe Schnitzer auf, dass der „Portugiese“ kurz davor war, sein Dasein im Mülleimer zu beenden!

Mein Rettungsanker hieß „Ich hasse aber das Neugravieren!!!!“, und so musste irgendwie eine neue Motivation her! Ungeachtet der besten Vorsätze, das Modell aus dem Kasten zu bauen, führte der geplante, geradlinige Weg letzten Endes doch über viele Umwege zum Ziel. Ungeachtet der großen Mühe nach dem Motto „Augen zu und durch“, musste sich die Texan doch viele Korrekturen gefallen lassen: wie z.B. das Ausdünnen der ca. 1 mm dicken Hinterkanten der Steuerflächen und der Motorverkleidung, das Abtrennen der Höhenruder sowie neue, dünnere und vor allem runde Stößel für den Motor, von den Sitzen ganz zu schweigen.

North American T-6G Texan

Abweichend von der Regel „alle anderen Farben zuerst“ wurde das Abblendpanel vor dem Cockpit ganz zum Schluß mit sehr dunklem Grau lackiert und mit Mikromesh 2400 an den Kanten verschliffen. Der Effekt ist interessant und kann am Beispiel eines der Modellfotos gut eingesehen werden.

 

Um noch mal auf die Reihenfolge der Farben zurück zu kommen. Manche Farben, wie z.B. das Interiorgreen für die Kanzel, müssen vor dem Metalizer verarbeitet werden. Auf einem der Baustufenfotos ist das Prinzip des Maskierens mit Tamiya-Tape gut zu sehen, bei dem wegen des störenden Sprühnebels nur die Verstärkungsleiste unmittelbar unter der Kanzel sowie das Blechsegment bis zum nächsten Blechstoß dem Interiorgreen „überlassen wurden“.

North American T-6G Texan

Die Glasteile sind ziemlich dünn und ganz brauchbar, erlauben aber dennoch nicht eine echt wirkende, zusammengeschobene Darstellung. Aus diesem Grunde lag es nahe, das Cockpit geschlossen darzustellen, um das „blanke Nichts“ im Innern zu kaschieren.

Auch die gut gemeinte und erhabene Darstellung der Kanzelstreben schadet mehr als sie nützt, denn als Führung für die Skalpellspitze beim Maskieren mit Bare Metal Foil taugt sie nicht viel. Ungeachtet der Mühe waren viele Ausrutscher nicht zu vermeiden und sind auf den Fotos leider gut sichtbar.

Wie es sich aber für ein echtes Gesetz von Murphy gehört, war das ganze Ausmaß dieser Misere erst nach dem Abziehen der Bare Metal Foil erkennbar.

North American T-6G Texan

Das Cockpit glänzt durch die Instrumentenbretter, deren Struktur laut Bauplan mittels Lasertechnik erstellt wurde. Im krassen Gegensatz dazu stehen die Sitze und die sonstige Detaillierung, die praktisch nicht vorhanden ist.

Die Verwendung dieser Sitze gliche einem Rückschritt in die 70er Jahre zu den Anfängen des anspruchsvollen Modellbaus, deswegen kamen die sehr schön modellierten Universalsitze von True Details zum Einsatz. Ansonsten ist das Cockpit OOB bis auf den Überrollbügel, der neu aus 1 mm starken Rundstäben und einem abgerundeten Plättchen entstand.

North American T-6G Texan

North American T-6G Texan

Alle in Korea eingesetzten Texans behielten das ursprüngliche „Naturmetall-Schema“ bei. Abgesehen davon erhielten alle Maschinen einige farbenfrohe Elemente in Form einer gelb-schwarzen bzw. einer gelben Motorverkleidung (T-6D Sprüher bzw. T-6F der 6147th) bzw. eines roten Spinners und Tragflächen- bzw. Leitwerksspitzen in Weiß/Rot/Blau im Fall der 6148th TCS.

North American T-6G Texan

Beim Durchblättern der Unterlagen fiel die Wahl auf eine LT-6G mit der Nummer 93559, die mit der Rumpfnummer LTA-559 im Einsatz war und mittels eines guten Fotos auf der Seite 53 im Heft aus der Serie In Action dokumentiert ist.

Roter Spinner, Räder ohne „Deckel“ mit sichtbaren Speichenfelgen, eine Antenne zwischen den Fahrwerksschächten, eine TACAN-Blattantenne hinter der Kanzel (schwarz/weiß/rot mit einer Basis aus Aluminium?) sowie die beiden Drahtantennen sind auf den Fotos gut zu sehen, nebst den vorgenannten, dreifarbigen Spitzen der Tragflächen und des Seitenleitwerkes.

North American T-6G Texan

Bedingt durch die geradezu katastrophale und an eine feine Orangenhaut erinnernde Oberfläche des Bausatzes und die vielen gespachtelten und ausgebesserten Stellen musste eine neue Technik für das Naturmetallfinish der Texan her.

Die bis dato für beinahe alle Fälle ausreichenden zwei BSH – „Spezial-Mischungen“ in Form von ca. 40% Gunze Sangyo Alminute + ca. 60% Alumetalizer von Testors für feine Bausatz-Oberflächen wie z.B. Starfighter sowie 50% Sealer + 50% Alumetalizer von Testors für „schwierige“ Fälle bzw. mit Aluminiumfarbe lackierte Flugzeuge wie MiG-21, BT-1 oder F3F wurden miteinander kombiniert.

Die nun für die Texan konzipierte „Mischung 3“, bestehend aus ca. 40% Alumetalizer von Testors, 40% Sealer von Testors mit ca. 20% Gunze Sango stainless steel, hat sich als erstaunlich in ihren Eigenschafen erwiesen. Die meisten Riefen und die Orangenhaut verschwanden durch die Füllwirkung des Sealers bzw. die Oberfläche wirkte sehr fein, obwohl sie unmittelbar nach dem Spritzen einen stumpfen Eindruck machte.

Nach kurzem Überschleifen mit Mikromesh Körnung 3600 kam allerdings der gewünschte Glanz, der mit einem Q-Tipp im Bereich der Blechstöße und Nietenreihen sehr feinfühlig variiert werden konnte.

North American T-6G Texan

Sowohl der Ölkühler- wie auch der Vergasereinlaß hatten einen „Boden“, der allerdings dem Rotstift zum Opfer fiel. Ein Stück Plastik und Sekundenkleber helfen.

North American T-6G Texan

Als Antrieb diente der Texan der R-1340 von P&W mit 550 PS.

Der gut gelungene Motor läßt jedoch den Zündring vermissen. Bei der LT-6G Version befand sich im Gegensatz zu den früheren Varianten die Zündanlage vorne. 1 mm starker Lötdraht sowie 0,4 mm starker Draht sind hierfür die optimalen Materialien.

North American T-6G Texan

North American T-6G Texan

Weder die Lage unter dem Flügel noch die Größe der Aufhängung der Rauchraketen waren auf den mir zur Verfügung stehenden Fotos genau erkennbar, so dass Improvisation gefragt war. Summa summarum sind die Rauchraketen doch ein wenig zu groß geraten...

North American T-6G Texan

Wie bereits eingangs erwähnt, bestand die typische Bewaffnung eines Mosquito aus zwölf Stück 2,5“ (2,5 Zoll = ca. 6,35 cm) smokerockets, die zu dritt an den vier äußeren Lastenträgern befestigt wurden.

Die Vision, zwölf gleiche Bauteile mit insgesamt 48 Flossen aus dem Nichts anzufertigen, schien nicht sehr einladend, und so begann das Grabbeln in der Grabbelkiste und in Bausatzresten.

Glücklicherweise blieben als Erbe von zwei vor Jahren aus Hasegawas P-51 in 1:48 gebauten Rennmustangs genug Raketen über, die mit einem Durchmesser von ca. 2 mm auf den ersten Blick recht passend erschienen.

2,5 Zoll mal 2,54 cm/Zoll geteilt durch 48 macht 1,32 mm, aber anscheinend, aus Unlust vor dem Scratchen, wollte ich es nicht wahrhaben und habe so lange gemessen und gerechnet, bis 2 gleich 1,32 war. Als Endergebnis wirken nun die Raketen viel zu groß aber: WAS SOLLS!

North American T-6G Texan

Die Raketen wurden gekürzt sowie mit einem 1 mm starken Drahtstück als Verbindung zwischen dem Kopf und dem „Rest“ versehen. Die Lastenträger entstammen einer A-4E von Monogram, wurden ein wenig gekürzt und auf einer Seite der Tragflächenkrümmung angepasst. Die Dreifachträger hingegen bestehen aus 1 mm starken Plastikteilen mit abgerundeten Vorderkanten, die im Winkel von 90° bzw. 45° zueinander verklebt wurden. Alle am Nachbau Interessierten sind am besten beraten, wenn sie die Maße aus dem Foto durch 1,5 teilen.

North American T-6G Texan

Positionslichter aus eingefärbtem 5-Minuten Epoxi an der Spitze bzw. aus klarem Resin an der Oberseite (Cutting Edge) sowie Draht für Querruder-Anlenkung helfen das Gesamtergebnis zu verbessern.

North American T-6G Texan

Bernhard Schrock, August 2003
Bernhard Schrock, August 2003

Verglasung aus Tesafilm sowie Maskierung mit Tamiya-Tape. Mangels geeigneter Linse von MV-Products wurde ein zu einer Linse getriebener Alublech-Kreis mit 5-Minuten Epoxi gefüllt.

 

Ungeachtet der schlechten Passgenauigkeit sowie der vielen erforderlichen Zusatzarbeiten war es doch interessant, dieses Modell zu bauen. Zumal eine FAC-Texan in 1:48 sicherlich nicht auf vielen Ausstellungen zu finden sein wird. Bis auf die versenkten Gravuren hat der „Portugiese“ letzten Endes doch kaum etwas dem alten, guten Monogram voraus! Sollte bei BSH wieder mal eine Texan auf dem Basteltisch landen, wird es garantiert die von Monogram sein!

Bernhard Schrock

Publiziert am 11. November 2009

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