McDonnell Douglas A-4G SkyhawkNo. 885, RAN 805th Squadron, HMAS Melbourne 1980von Roland Kunze (1:48 Italeri)Zum VorbildDie HMAS Melbourne war ein leichter Flugzeugträger der Majestic-Klasse, der zunächst als HMS Majestic ab 1943 für die Royal Navy gebaut wurde; der Bau ist aber zum Kriegsende unterbrochen worden. Später hat man den Träger an Australien verkauft, wo er im Jahr 1955 für die australische Marine in Dienst gestellt wurde und bis 1982 im Einsatz blieb. Zwischen Dezember 1967 und Februar 1969 erfuhr die HMAS Melbourne im Trockendock in Garden Island eine grundlegende Überholung und Modernisierung, um neue Grumman S-2 Tracker und McDonnell Douglas A-4G Skyhawk an Bord nehmen zu können. Die A-4G basierte auf der F-Variante und war mit einer leicht veränderten Avionik sowie der Fähigkeit zum Betrieb von AIM-9 Sidewinder Luft-Luft-Raketen ausgestattet. Im Lauf der Jahre waren insgesamt 20 A-4G Teil der Luftgruppe des Trägers, sie wurden hauptsächlich zur Luftverteidigung der Flotte eingesetzt und nahmen an Übungen im gesamten Pazifikraum teil. Die australischen Skyhawks sahen während in ihrer Einsatzzeit keine Kampfhandlungen, ein geplanter Einsatz für den Vietnamkrieg wurde abgesagt. Zehn A-4G verunglückten während des Dienstes, wobei zwei Piloten ums Leben kamen. „885“ war eine Maschine des ersten Loses, das im November 1967 an die RAN geliefert wurde, am 21.10.1980 ging sie als letzte A-4G aufgrund eines Versagens des Katapultes verloren. Die Skyhawk stürzte ins Wasser, der Pilot konnte vom Bordhubschrauber gerettet werden. Nach der Außerdienststellung der HMAS Melbourne im Jahr 1982 hatte die Royal Australian Navy keinen Bedarf mehr an den A-4G, und zwei Jahre später verkaufte man die zehn verbliebenen Maschinen an die Royal New Zealand Air Force. Zwischen 1986 und 1991 wurden diese Flugzeuge aufgerüstet und in A-4K umbenannt. Sechs ehemalige A-4G gingen 2012 an Draken International und sind seitdem im Einsatz, um militärische Trainingsübungen der Vereinigten Staaten zu unterstützen. Quelle: Wikipedia Die IntentionAls Kind hatte ich sowohl das historische Revell-Modell im Maßstab 1:50 als auch die 72er A-4 von Matchbox gebaut und damals Gefallen an dem kleinen Flugzeug gefunden – allerdings mehr an den Versionen ohne „Kamelhöcker“. Das Thema A-4 lag dann viele Jahrzehnte lang auf Eis, aber nachdem ich die Italeri-Bausatz“neuheit“ entdeckt hatte, war ich doch neugierig, was sich dahinter verbergen würde. An eine echte Neuheit glaubte ich wenig und wurde hier auch nicht „enttäuscht“: tatsächlich hat der Hersteller den rund 45 Jahre alten ESCI-Kit in eine Schachtel mit neuem Deckelbild verpackt und mit aktueller Bauanleitung und neuem Decalbogen aufgepimpt. Die Decalversionen sind allesamt interessant, aber um die nicht mehr zeitgemäße Rumpfdetaillierung etwas zu kaschieren, sollte es für mich eine der Varianten mit „buntem“ Tarnkleid werden. Letztendlich entschied ich mich für die australische A-4G und war wiederum neugierig, was sich aus dem alten Kit machen lässt. Mein ModellQualität und Ausführung der Bauteile wurde hier schon besprochen, den Bau des Modelles bin ich nach dem beckenbauer´schen Motto „schau mer mal“ angegangen. Ganz dem Zufall überlassen wollte ich das Bauergebnis dann aber doch nicht: zur Detailverbesserung habe ich mir von Eduard den Schleudersitz sowie den Ätzteilsatz, von Aires die Fahrwerksschächte und die Exhaust Nozzle von Quickboost zugelegt. Insgesamt war dies nochmals eine Investition etwa in Höhe des Kaufpreises des Bausatzes. Obwohl alle Zurüstsätze auf die Hasegawa-Kits zugeschnitten sind, passen die Teile auch hier recht gut. Begonnen hatte ich klassischerweise mit dem Cockpit: die farbig bedruckten Ätzteile sind für die Detaillierung in diesem Bereich auf jeden Fall eine Verbesserung und stellen die dafür vorgesehenen verhältnismäßig einfach gestrickten Italeri-Decals fraglos in den Schatten. Ähnlich verhält es sich mit dem Schleudersitz: dieses Etwas, das mit den Bausatzteilen zu erstellen wäre, verdient die Bezeichnung eigentlich nicht und ist kein Vergleich zu dem Resinteil, das hier eine absolute Bereicherung ist. Lediglich der Steuerknüppel und die Cockpitwanne wurden aus dem Bausatz verwendet, vorbildgerecht ausgestaltet und um die Sektion hinter der Schottwand erweitert, die aus Evergreen-Profilen entstand. Korrekt auf den Resin-Bugradschacht montiert, passt diese Baugruppe ohne Nacharbeit nahezu perfekt in die Rumpfschalen. Die Lufteinläufe habe ich für ein realitätsnaheres Aussehen durchbrochen. Hier gilt es lediglich, die beiden Rumpfschalen an den entsprechenden Stellen aufzufräsen und die beiden Teile für die Einläufe passgenau einzusetzen, aber letzteres müsste sowieso geschehen. Aus einem alten Harrier-Bausatz hatte ich noch das Teil für die Einlaufschaufeln da, es wurde der Rumpfkontur grob angepasst und eingesetzt, damit ein wenig Innenleben vorhanden ist. Viel sieht man davon hinterher aber nicht mehr, da stört es auch nicht, dass das Teil eigentlich viel zu groß ist. Für den Triebwerksauspuff verwendete ich im Wesentlichen die Bausatzteile – nur das Endrohr erhielt aus dem Resinteil den Boden mit dem Turbinenrad. Die Spritzrahmen haben die betagten Formen in relativ gutem Zustand verlassen; bezüglich der Passgenauigkeit gibt es wenig zu meckern. Die Rumpfschalen lassen sich trotz des verbauten neuen Innenlebens recht unproblematisch zusammenkleben, die meiste Spachtel- und Verfugungsarbeit fällt am Seitenruder an, dessen rechte Seite sich aus den beiden Rumpfhälften zusammenfügt – mit einer fetten senkrechten Naht, die ordentlich Spachtelmasse schluckt. Als Buggewicht habe ich auch hier wieder verbrauchte Luftgewehrmunition verwendet. Da bereits von Anfang an feststand, das Modell mit geöffneter Cockpithaube zu bauen, wurden bereits hier die Aussparungen für die Scharnierschenkel der Haube eingearbeitet. Der „Knubbel“ unter der Nase fällt für die G-Version weg, dies ist in der Bauanleitung aber nur anhand des farbigen Dekorationsschemas erkennbar, ein entsprechender Hinweis in den Baustufen fehlt – hier gilt: Aufpassen, gut recherchieren und vorplanen! Mit dem Einbau der Resin-Radkästen in die Tragflächensektion musste in die Rumpfsektion eine Aussparung eingebracht werden: hier sind die Schächte für die Maschinenkanonen enthalten, die die Teile der Hauptfahrwerksschächte auf die Rumpfmitte zu breiter werden lassen. Die Tragflächenoberseiten passen wiederum gut auf die Unterseite, lediglich beim Zusammenfügen von Rumpf- und Tragflächensektion gibt es an den Übergängen auf der Unterseite etwas mehr zu spachteln und zu schleifen. Entsprechendes Abkleben mit Tesa Krepp haben die empfindlichen erhabenen Strukturen in diesem Bereich geschützt. Nun konnte die Lackierung erfolgen. Hier erweisen sich die in einem Stück vorhandenen Hauptfahrwerksklappen als Vorteil: sie dienen so als perfekte Abdeckung der bereits fertig bemalten Fahrwerksschächte. Für den als Außenlackierung vorgesehenen FS-Ton 35622 gibt es keine Entsprechung in der Italeri-Palette, hier musste also selbst recherchiert werden, was nicht so ganz einfach war. Zwischen der Farbdarstellung in der Bauanleitung, Vorbildfotos und der Bildschirmdarstellung von FS 35622 gibt es erhebliche Abweichungen und Unterschiede, letztendlich habe ich mich für Humbrol Matt 122 entschieden. Einfacher war es bei FS 35237, hier war Revell Matt 57 der Farbton der Wahl. Obwohl die Maschinen auf Vorbildfotos sehr gepflegt und sauber aussehen, wollte ich mit entsprechendem Pre-und Postshading etwas Leben in die Farbflächen bringen. Zunächst habe ich eine Grundierung mit Revell Seidenmatt 352 aufgebracht, das Preshading erfolgte mit Revell Matt 74. Auf die freihand mit der Airbrush aufgetragene zweifarbige Grundlackierung erfolgte dann mit den mit Dunkelblau abgetönten Tarnfarben ein Postshading. Auf einer Schicht Klarlack, die auch die Basis für die Decals bildete, wurden die Panellines mit Plakafarbe betont. Die Gravuren auf den rohen Teilen hatten zunächst einen anderen Eindruck vermittelt, aber am Ende kamen als Ergebnis doch recht feine Panellines heraus. Bei den Decals fällt als allererstes auf, dass es keine Bilder für den roten Rand an den Triebwerkseinläufen gibt, nur die roten Dreiecke mit den Warnhinweisen sind vorhanden – und das bei allen Versionen, die diese Kombination verwenden. Wie sich Italeri vorstellt, das zu lackieren, bleibt wohl deren Geheimnis. Allerdings lassen sich bei der Marines-Version Streifen bzw. Farbflächen klauen, die man dafür verwenden kann – was ich schließlich auch getan habe. Diejenigen, die die Marines-Maschine bauen wollen, haben da leider die A....karte gezogen... Jedenfalls lassen sich die Decals sehr gut verarbeiten und reagieren hervorragend auf Micro Sol; sie schmiegen sich sehr schön an und sehen am Ende aus wie auflackiert. Das macht sich sowohl bei den Bildern an den Triebwerkseinläufen als auch bei den Hoheitszeichen auf den Tragflächenoberseiten, die auf den Vortex-Generatoren plaziert werden müssen, bemerkbar. Abschließend kam eine Versiegelung mit Humbrol Seidenmattlack darüber. Auch wenn für „Standard“-Skyhawks die beiliegende Beladung durchaus passend sein mag, finde ich sie für die G-Version, die auf der HMAS Melbourne die Rolle als Flottenverteidiger inne hatte, nicht stimmig. Vorbildfotos zeigen australische A-4 so gut wie immer mit Zusatztanks, ich habe mich für einen einzelnen am mittleren Pylon entschieden. Die Form des Tankendes musste dafür modifiziert werden, für den Pylon habe ich entsprechende Aufhängungen scratch gebaut. An den Außenflügelstationen wurden – ebenfalls nach (allerdings schon älteren) Vorbildfotos - AIM-9B Sidewinder aus dem Hasegawa-Weapons Set C montiert, die Startschienen kamen aus der Grabbelkiste. Ob Ende der 1970er Jahre von der australischen Marine modernere Sidewinder-Versionen verwendet wurden, ließ sich nicht ermitteln. Die Innenflügelpylons habe ich mit den beiliegenden LAU-3 bestückt, die durch Vorbildfotos zwar nicht belegt sind, aber dennoch könnten sie eine mögliche Option für die G-Version gewesen sein. Das Bausatzfahrwerk ließ sich relativ problemlos in die Resin-Fahrwerksschächte montieren. Beim Hauptfahrwerk war keine Änderung notwendig, es ließ sich 1:1 aus der Box verbauen. Die Fahrwerksbeine zeigen zwar recht wenig Struktur, was mit der Bemalung aber etwas kompensiert werden kann. Als Ergänzung kamen Bremsschläuche aus Messingdraht hinzu. Am Bugfahrwerk mussten einige wenige Änderungen ausgeführt werden: das Fahrwerksbein erfuhr eine Kürzung unter dem T-förmig ausgebildeten oberen Ende und erhielt einen neuen Passzapfen. Weiterhin war eine Verjüngung des waagerechten Abschnitts der Lenkstange notwendig, damit sie in den Fahrwerksschacht passt. Das Auftrennen der Fahrwerksklappen – besonders der des Hauptfahrwerkes - bedarf einiger Sorgfalt, um Kanten und Farbschicht an den Trennstellen nicht zu verletzen. Montieren lassen sie sich gut, einzig die hinteren Hauptfahrwerksklappen haben keine Montagepunkte, hier gilt es etwas zu balancieren. Weiter ging es mit den Rumpfanbauteilen. Ich traute es mir nicht wirklich zu, auf den weiß lackierten Fanghaken die schwarzen Kringel freihand zu malen. Für gleichmäßig breite Banderolen hatte ich aus den schwarzen Flächen für die Walkway-Decals, die für diese Version nicht zu verwenden sind, entsprechend breite Streifen geschnitten und für den Fanghaken verwendet. Die Bausatzteile für die Bordkanonen habe ich am Spritzrahmen gelassen und durch selbst gebaute aus Messingrohren und entsprechend zugerichteten Kunststoffteilen ersetzt. Einigermaßen herausfordernd war die Montage der Vorflügel. Die drei jeweils einzeln zu verbauenden Streben im richtigen Winkel – sowohl horizontal als auch vertikal – zu verkleben und das Ganze dann auch noch passend an die Tragflächen anzubringen, war ein ziemliches Geäffele. Grundsätzlich sind auf jeden Fall die äußeren Streben zu lang (beim Anbau in der vorgesehenen Länge würden die Vorflügel viel zu weit vor der Tragfläche stehen) und müssen um ca. ein Drittel der Länge eingekürzt werden. Auch die Instrumentenabdeckung im Cockpit erfuhr eine Aufwertung: neben dem Ätzteil für das HUD kam nach Vorbildfotos noch weitere Instrumentierung darauf. Das Ganze wurde mattschwarz lackiert und mit einem hellen Grau trockengemalt. Auf die beiden Instrumente rechts und links neben dem HUD habe ich Decals aus der Grabbelkiste platziert. Nach dem Montieren der HUD-Scheibe konnte dann das bereits vorlackierte (ließ sich Dank der erhabenen Gravuren gut von Hand mit dem Pinsel malen) vordere Teil des Canopys montiert werden. Die Klapphaube musste mit Scharnierschenkeln, die aus Sheetmaterial erstellt wurden und die in die zuvor in den Rumpf eingebrachten Aussparungen passen mussten, erweitert. Die mattierten Bereiche auf der Haube sind sehr vage und wirken nicht stimmig, also habe ich nach Vorbildfotos maskiert und lackiert. Ätzteile wie Verschlusshaken und Rückspiegel ergänzen das Teil, das schließlich in geöffnetem Zustand montiert wurde. Jetzt konnten letzte Außendetails angebracht werden. Die große Antenne hinter dem Cockpit musste ich ersetzen und in der Form anpassen, die angegossene stimmt nicht mit dem überein, was auf Vorbildfotos zu sehen ist. Ebenfalls nach Originalfotos habe ich das Staurohr gebaut und backbords vorm Cockpit die AoA-Sonde - ein Ätzteil aus der Grabbelkiste - angebracht. Zu guter Letzt konnte die Tanksonde lackiert und montiert werden, ein sehr exponiertes, empfindliches Teil, das der Aussie-Skyhawk aber nun den letzten Schliff verleiht. FazitNun ja, hat man erst mal Blut geleckt, macht dieser Kit aus alten Formen durchaus Spaß. Er hat zweifellos seine Vorzüge, die zwar die Schwächen nicht kompensieren können, aber mit den verwendeten Zurüstteilen relativiert sich das wieder etwas. Gerade für die A-4G, die als Flottenverteidiger genau genommen komplett aus dem, was der Bausatz bietet, herausfällt, gilt es einiges an Recherchearbeit zu leisten und umzusetzen. Ich denke, insgesamt ist eine stimmige A-4G gelungen und mir gefällt diese Skyhawk in ihrem Down under-Outfit sehr gut in meiner Vitrine!
Die Aufnahmen vom fertigen Modell sind draußen bei eisigen Temperaturen entstanden... ich hoffe mal, der kleine Australier hat sich dabei keine kalten Füße geholt...! Roland Kunze Publiziert am 30. Dezember 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |