Panavia Tornado IDS43+46 "White Tiger", AG 51 "Immelmann"von Henriette Koslowski (1:48 Eduard Bausätze)Das VorbildDer Tornado IDS mit der Kennung 43+46 flog 2002-2003 beim AG 51 "Immelmann" und war anlässlich eines Tigermeets mit Tigermuster versehen. Der Spitzname war "White Tiger". Berühmtheit erlangte die 43+46 bei einem Zusammenstoß mit einem VW-Bus. Das ModellDas Modell basiert auf dem Revell-Tornado, der erstmal 2014 auf den Markt kam. Eduard hat die Spritzgussteile zusammen mit eigenem Zubehör und Decals in einen Karton geworfen und als "Limited Edition" verkauft. Die Auswahl der durch Decals darstellbaren Varianten empfinde ich als sehr gelungen. Der Bausatz selbst erweckt den Eindruck, als seien hier grundsätzlich entweder mehrere Entwickler mit unterschiedlicher Motivation dran gewesen oder der oder die eine Entwickler/in hätte irgendwann keine Lust/Zeit/Geld mehr gehabt. Insgesamt trifft der Bausatz den Tornado besser als der HobbyBoss-Bausatz es tut und er verfügt über eine deutlich zeitgemäßere Detaillierung (inkl. der Gravuren) als der alte Italeri-Bausatz. Nichtsdestotrotz wurde hier einiges an Potenzial verschenkt. In einigen Bereichen schwingt der Bausatz sich zu Höhen auf, die vor zehn Jahren für den Preis in einem Spritzgußbausatz nicht vorstellbar waren (Cockpit, Flügel, Schubumkehr, Luftkanäle) und die (mich) auch heute noch zu begeistern wissen. In anderen Bereichen wurden Details komplett weggelassen (Fahrwerksschächte, Luftbetankungssonde) oder falsch bzw. schlampig wiedergeben (Scheinwerfer, Pitot-Rohre). Außerdem ist die Finne oben arg tropfenförmig und die Frontscheibe erscheint manchmal etwas zu niedrig. Die Finne habe ich einfach durch Schleifen in Form gebracht, die Frontscheibe wurde nicht modifiziert. Die Flügeltaschen sind deutlich besser als das, was der 1:72er Bausatz an dieser Stelle anbietet - aber dennoch nicht zufriedenstellend. Also habe ich mir selbst welche gezeichnet und gedruckt. Leider sind mir die "Querrillen" dabei zu präsent geraten; das muss ich bei Zukünftigem verbessern. Der Revell/Eduard - Bausatz ist vor allem durch seine zersplitterte Aufteilung eine Herausforderung für mich gewesen, das habe ich etwas unterschätzt. Außerdem habe ich vermutlich nicht die beste Montagereihenfolge gewählt. Allerdings glaube ich auch, dass die Passgenauigkeit insgesamt bereits durch den Verschleiß (?) der Spritzgussform gelitten hat. Des Weiteren sind an einigen Stellen Häute und minimale Gußfehler vorhanden. Mein Modell besteht aus Teilen des Eduard-Bausatzes und des GR.4-Bausatzes; möglicherweise wirken sich die Fertigungstoleranzen unterschiedlicher Lose auch bei solch komplexen, mehrteilen Formen gravierender aus. Ähnlich wie beim 1:72er Pendant muss auch hier das Bugfahrwerk 1-2 mm eingekürzt werden, wenn eine nicht ausgefederte Maschine dargestellt werden soll. Da die deutschen Tornados anscheinend meistens mit einer Pfeilung von 45° geparkt werden (passen vermutlich sonst nicht mehr durch die Sheltertore?), habe ich die Flügel meiner 43+46 ebenfalls dort fixiert. Dadurch ist natürlich die Möglichkeit der Darstellung der aufwändigen Hochauftriebshilfen nicht möglich. Aber die Außenlasten sind dadurch näher am Rumpf und lassen den Vogel kompakter und kräftiger wirken. Die 43+46 war außerdem häufig mit einem Sidewinder-Dummy zu sehen. Diesen habe ich gezeichnet und mitsamt Abdeckkappe gedruckt. Leider hat Revell die seitlich neben dem Cockpit und vor den Lufteinläufen angebrachten Staurohre nicht gut getroffen: die Proportionen sind völlig daneben. Diese Teile wären eigentlich prädestiniert für die Darstellung durch Photoätzteile. Leider legt Eduard sie auch ihrem Bausatz nicht bei. Tatsächlich scheint es auf dem gesamten Zubehörmarkt keine solchen Teile zu geben. Also war auch hier selbst drucken angesagt. Gleiches gilt für die charakteristischen, länglichen Elemente ober- und unterhalb der Luftbetankungssonde. Das Instrumentencluster des WSO könnte auch ein paar mehr Details vertragen. Und da ich eigentlich zuerst eine GR.4 mit TARDIS bauen wollte, hatte ich bereits eh schon ein Cluster fertig, der dann lediglich für den IDS angepasst werden musste. Die rechte Kanonenbucht ist meine hochskalierte 1:72er Kanonenbucht - ergänzt um weitere, maßstabsgerechte Details und etwas modifiziert, damit sie gut in das 1:48er Revell-Modell passt - gleiches auch für die CSAS-Bucht und deren Klappen. Das Staurohr sowie die kleinen AoA-Fühler sind von Master, die Decals ein Mix von Revell und Eduard. Was macht jetzt den Eduard-Bausatz aus? Drei Bögen Decals, Sitze und Räder aus Resin, zwei Ätzteilplatinen und Maskierschablonen für die Haube erfreuen zunächst das Bastlerherz. Die schwarzen und weißen Decals sind für mein Empfinden gut bis sehr gut gedruckt. Keine Rasterung, satt deckend und scharf. Aber sobald Rot ins Spiel kommt, wird´s mies. Ich habe zwei Sätze Decals, also sechs Bögen hier liegen. Bei allen wurde Rot mit Versatz auf Weiß gedruckt. Dadurch haben alle Stencils einen einseitigen, weißen Schatten: unbrauchbar! Dafür ist der Trägerfilm, auch wenn er wohl ursprünglich nicht wirklich für Decals gedacht war, sehr gut für Decals geeignet. Superdünn, anschmiegsam und man kann ihn nach dem Antrocknen noch abkratzen. Die Sitze von Revell sind so gut, dass ich keine Notwednigkeit sah, die Resin-Sitze zu verwenden. Die unbedruckten Ätzteile sind nett (Spiegel, Antennen, LAU-7 Schienen, Außenlastträgerdetails) - aber jetzt auch nicht unbedingt notwendig. Die bedruckten Ätzteile sind leider, ähnlich wie die des 1:72-Pendants, in einem viel zu hellen Grau gehalten. Lediglich das Gurtzeug sorgt für eine deutliche Aufwertung der Sitze. Da die Hauptfahrwerksschächte von Revell quasi leer sind und ich mir bereits welche in 1:72 gedruckt hatte, wollte ich diese zunächst nur hochskalieren. Als ich dann aber die Aufhängung des Revell-Fahrwerks verstanden und mir die zweigeteilten Beine angeschaut habe, war klar, da muss was besseres her. Die Scheinwerfer sind von Revell so dermaßen lieblos gestaltet, dass man kaum glauben kann, das die aus dem gleichen Bausatz mit den tollen Sitzen, Flügeln und der Schubumkehr kommen sollen. Also fix gezeichnet und gedruckt - mit Nut, um transparente, ausgestanzte Scheiben mit 3 mm Durchmesser aufzunehmen. Hat besser geklappt als erwartet. Die Farben sind ein Mix aus Revell, Tamiya, Xtracrylix und AK. Außerdem kam Wassermalfarbe sowie Humbrol- und Revell Email-Farben für Washings zum Einsatz. Alles, was nach Metall aussehen soll, ist mit Alclad und einem Chromfilzstift gemacht worden. Eine weitere Herausforderung, die ich gar nicht auf dem Schirm hatte, waren die Tigerstreifen auf den Tanks. Ich bin, da der Rumpfrücken und die Haube (welche ich mir problematischer vorgestellt habe als sie letztendlich war) als Decal beiliegen, davon ausgegangen, dass die Streifen auf den Tanks ebenfalls als Decal vorhanden sind - tun sie aber nicht. Ist vielleicht auch schwierig wegen der Rundung; allerdings kriegt man das mit so dünnen, weichen Decals vermutlich gut in den Griff. Mein erster Versuch war ein sehr vorbildgetreues Nachmalen der Streifen mittels Pinsel. Dabei hatte ich das Muster auch sehr gut getroffen. Leider waren die Fabrkanten zu hart und das Schwarz (auf dem weißen Tank) deckte nicht immer gleichmäßig. Nach mehreren partiellen Verbesserungsversuchen war klar, dass mir das freihändige Airbrushen der Streifen eindeutig die Grenzen meines Umgangs mit der Airbrush aufzeigten. Am Ende habe ich die Tanks schwarz lackiert, die Streifen mit Patafix/Klebegummis maskiert und dann mit Weiß wieder drüberlackiert. Das Ergebnis ist weniger vorbildgetreu hinsichtlich des Musters, aber dafür deutlich passender zum Erscheinungsbild der durch Decals dargestellten Tigerstreifen. Henriette Koslowski Publiziert am 21. Oktober 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |