Lockheed YF-22 ATFvon Michael Eilers (1:72 Italeri)Zum VorbildDie Geschichte des Originals fing schon vor rund einem halben Jahrhundert an: 1969 begannen erste Studien der US Air Force mit der Überprüfung, ob die Tarnkappentechnik beim nächsten Luftüberlegenheitsjäger angewendet werden kann. Die Studien nannten sich „Advanced Tactical Fighter“ (ATF), was mit „fortgeschrittener taktischer Jäger“ übersetzt werden kann. 1975 erstellte die Air Force eine grobe Planung, welche eine Erprobung von Prototypen in den Jahren 1977 bis 1981 vorsah. Es kamen jedoch Zweifel an der Stealth Technik auf, die erst mit Lookheeds „Have Blue“-Programm beseitigt wurden; aus dem Have Blue-Programm ging übrigens die F-117A Nighthawk hervor. 1981 forderte die Air Force die Flugzeughersteller auf, ihre Vorschläge einzureichen: Das Kampfflugzeug sollte Boden- und Luftziele ungefährdet von Flugabwehrraketen auch im sowjetischen Hinterland bekämpfen können. Dieses Ziel erforderte zwingend Supercruise- und Stealth-Eigenschaften. Darüber hinaus wurde eine hochintegrierte Avionik gefordert, um Piloten zu entlasten und so eine Effizienz im Kampf zu steigern. 1983, also drei Jahre vor dem Entwurf der Flugzeugzelle, beschäftigte sich die Air Force mit der Entwicklung der Triebwerke. Die Konzerne General Electric und Pratt & Whitney erhielten im gleichen Jahr den Auftrag, ein geeignetes Triebwerk zu entwerfen. 1985 forderte die Air Force die Hersteller auf, bis zum Ende des Jahres Angebote für ein Kampfflugzeug abzugeben, welches Mitte der 1990er Jahre die F-15 „Eagle“ und die F-16 „Fighting Falcon“ ablösen sollte. Ein Jahr später entschloss sich die Air Force zu einer grundsätzliche Planänderung: Die Entscheidung über den Gewinner des Wettbewerbs sollte nicht mehr ausschließlich am Boden erfolgen, sondern auf Basis einer Flugdemonstration, die bis Ende 1991 stattfinden sollte. Aus diesem Wettbewerb ging – gegenüber den konkurrierenden YF-23 – die YF-22 „Lightning II“ von Lockheed hervor, die letztendlich am 23. April 1991 von der Air Force als Sieger benannt wurde. Quelle: Wikipedia Der Bausatz......aus dem Hause Italeri wurde 1991 herausgebracht. Bei mir schlummerte der als „gebraucht“ gekaufte Bausatz schon rund zwei Jahre im Vorratsstapel, aber jetzt war die Zeit reif – es musste ein schnelles Erfolgserlebnis her, da sich andere Projekte schon länger ziehen und dieser übersichtliche Baukasten schien für dieses Vorhaben der passende zu sein. Der Bausatz ist schon älter und so ist es nicht verwunderlich, dass es einige erhabene und einige versenkte Panellines gibt, was dem Spaß am bauen und lackieren aber nicht mindert. Die GrundsatzentscheidungZu Anfang stand schnell fest, dass der Flieger seine bestechende Optik in Reinform präsentieren soll, also „im Flug“, ohne ausgefahrenes Fahrwerk. Erst in diesem Zustand kann das Modell in aller Deutlichkeit zeigen, was das ATF-Design ausmacht: Keine stealth-störenden Außenlasten, viele parallele Flächen (vgl. untere Rumpfseiten zu Seitenleitwerk), viele parallele Kanten (vgl. Tragflächenvorder- und Hinterkanten zu den Kanten am Höhenleitwerk und darüber hinaus eine Cockpitverglasung, die eine sehr gute Rundumsicht ermöglicht. Mit dieser Entscheidung reduzierte sich die Anzahl der Bauteile noch einmal drastisch auf nur 29! Da ich keinen Geisterflieger haben wollte, spendierte ich noch einen Piloten von PJ Production, somit sind es genau 30 Bauteile. Auf der Suche nach einem durchsichtigen Stab, auf dem das Flugzeug später aufgesteckt werden soll, wurde ich bei einem lokalen Gemischtwarenladen fündig. Wie sich herausstellte, handelt es sich um einen Umrührstab aus Glas, der an einem Ende eine Abflachung hat. Die Variante mit Abflachung gefiel mir und damit auch die Idee, diese Abflachung im Inneren des Modells als Verdrehsicherung zu nutzen. Wie man auf dem Bild erkennen kann, erhält die Bombenschachtabdeckung ein „Schlüsselloch“ und der Bombenschacht-Boden einen Schlitz, in dem die Abflachung letztendlich hineinragt. Beide Öffnungen sind etwas versetzt, so dass der Flieger nachher schrägt in der Luft präsentiert wird. Der Bau...…begann mit dem Pilotensitz, bzw. mit der Cockpitwanne und es zeigte sich anhand der vielen ungeschickt platzierten, weil sichtbaren Auswerfermarken, dass der Bausatz schon älter ist… bzw. der Formenbauer vielleicht auch nicht so talentiert war, wie es damals schon andere gewesen sind. Aber das meiste kann man mit überschaubarem Aufwand beseitigen – was natürlich meinem ursprünglichen Plan, ein „schnelles Erfolgserlebnis zu haben“, nicht entgegenkam. Cockpitwanne und der Großteil des Pilotensitzes sollten laut Bauanleitung in FS36440 „Möwengrau“ lackiert werden. Das passt über überhaupt nicht zu dem, was man auf Originalfotos erkennen kann – hier werden deutlich dunklere Grautöne, bzw. schwarz verwendet. Der weitere Bau ist erfreulicherweise unspektakulär. Bei den Lufteinlässen und im Außenbereich der Tragflächen musste etwas gespachtelt werden, aber auch der Aufwand hielt sich in Grenzen, bzw. dabei habe ich es auch belassen. Potential zum Aufarbeiten „bis zur Perfektion“ hätte es durchaus noch gegeben, denn es sind so einige Senkstellen am Modell zu finden. Die meisten davon sind recht unauffällig, die größten befinden sich an der Bombenschachtabdeckung unter dem Rumpf. Der fertig bemalte Pilot wurde testweise auf seinen Arbeitsplatz gesetzt und die Cockpitverglasung aufgesetzt. Jetzt zeigte sich, dass der Pilot viel zu tief sitzt, kaum über die Instrumentenverkleidung schauen kann – Abhilfe schaffte ein Stück Kunststoff-„Sitzkissen“, womit der Pilot etwas höher kam. Schlussendlich sitzt er mitsamt dem Schleudersitz aber immer noch zu tief. Hier ist offensichtlich bei der Konstruktion des Bausatzes etwas schief gegangen und hätte man es früher gewusst, hätte man die Cockpitwanne mitsamt dem Schleudersitz etwas höher legen können. Jetzt wurde die Cockpithaube mit Revell Contacta Clear angeklebt, einem Leim, der beim austrocken keine Schlieren auf der Innenseite der Verglasung hinterlassen soll – im Gegensatz zu manch anderem Kunststoffkleber. Man kann alternativ auch Weißleim nehmen. Das Einzige, was noch fehlte, waren die Positionsleuchten im äußeren Bereich der Tragflächen. Diese wurden aus alten Spritzgußteilen aus der Restekiste mit wenig Aufwand nachgebildet. Weiterhin wurde das im Original mit vielen Sensoren gespickte Staurohr bei der sehr vereinfachten Italeri-Ausführung ergänzt. FarbenrätselDie Lackierung wollte ich mit den Schubdüsen beginnen und wegen der besseren Zugänglichkeit wurden auch die Seitenleitwerke noch nicht angeklebt. Italeri empfiehlt für die vier Teilbereiche zwei verschieden Farbtöne: „Gun Metal“ und Magnesium. Nach dem Studium diverser Originalbilder schien der Bereich aber vier abgestufte Varianten von „metallischen“ Farbtönen zu haben und daher später beim Betrachten des fertigen Modells interessanter zu sein. Also wurden entsprechende Farbtöne aus unterschiedlichen Farben zusammengemischt und aufgetragen. Nach dem Abkleben der Düsen und Ankleben der Seitenleitwerke sowie der Cockpitverglasung war das Modell bereit für die Außenlackierung. Italeri empfiehlt für den vorderen / oberen Rumpfbereich FS36320 „Kompassgrau“. Nach dem Lackieren kam mir der Grauton aber zu bläulich vor. Ein erneuter Abgleich mit Originalfotos zeigte, dass das Original in nur zwei Grautönen und nicht drei, wie Italeri empfiehlt, lackiert wurde. Das Modell wurde daraufhin in dem Bereich überlackiert. Dazu wurde Mr. Hobby H338 „hellgrau“ mit Mr. Hobby H53 „neutral grau“ leicht abgetönt, so dass der Farbton FS36375 „Schattengrau“, bzw. dem Farbton auf den Originalbildern, entsprach. Der hintere / obere Rumpf- und Leitwerksbereich wurde in FS36118 „dunkelgrau“ lackiert; dafür wurde ein Mix aus Vallejo 71.120 „engine grey“ (3 Teile) und 71.001 „weiss“ (1 Teil) verwendet. Aber obacht – wieder hat sich ein Fehler in der Italeri-Anleitung eingeschlichen: die nach außen zeigenden Flächen der Seitenleitwerke werden auch in dem helleren „Schattengrau“ lackiert und nicht in dem dunklen FS36118. Nach einem Überzug aus Klarlack wurden die Decals aufgebracht. Hier wurde ich positiv überrascht, da diese dünn ausfallen, recht robust aber trotzdem wunderbar anschmiegsam waren. Eine erneute Schicht Klarlack schützte die Decals und es wurden mit verdünnten Ölfarben die Panellines und andere Details weiter herausgearbeitet. Beim erneuten Abgleich des Modells mit Originalbilder fiel leider auf, dass der Decal-Schriftzug „U.S. Air Force“ auf der Oberseite des rechten Flügels beim Original überhaupt nicht existierte. Also wurde hier kurzerhand auch nachgearbeitet… Mission failed?Nachdem nun alle Arbeiten erledigt waren, der schützende, finale Klarlack durchgetrocknet, kam meine Lieblingsarbeit: das Demaskieren letzter Bauteile, in diesem Fall die Kabinenhaube. Nach und nach wurden die Klebestreifen entfernt – doch oh Schreck, von innen hatte sich ein milchiger Schleier niedergeschlagen. Natürlich ist man in einem solchen Moment geschockt, zumal in diesem Fall die Kabinenhaube auch dermaßen gut angeklebt wurde, dass sie nicht mehr zerstörungsfrei entfernt werden konnte, um von innen den Schleier weg zu polieren. Auf der anderen Seite legte sich mein Frust überraschend schnell, da dass Gesamtbild dieses außergewöhnlichen Designs begeisterte. Somit bleibt die YF-22, trotz leichtem Makel, in meiner Sammlung erhalten. RandnotizMir ist aufgefallen, dass ich das Projekt schlussendlich dann doch nicht nur „schnell und einfach“ durchgeführt hatte, alleine die Anzahl der Farben schien immens zu sein – im Vergleich zu der Anzahl der Bauteile. Wurden schlussendlich womöglich mehr Farben als Bauteile eingesetzt? Nach sorgfältigem Nachzählen kam ich auf insgesamt 23 verschiedene Farben, inklusive dem Klarlack, exklusive der Ölfarbe… es waren also nicht mehr Farben als Bauteile...Michael Eilers Publiziert am 09. November 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |