Saab J 29F TunnanÖsterreichische Luftstreitkräfte - "Fliegende Tonne"von Roland Sachsenhofer (1:48 Pilot Replicas)
Ich darf den Bericht mit einer kleinen biographischen Notiz eröffnen: Die Saab J29 ist einer der ersten Jets, die ich als Kind in den späten 60er Jahren bewusst wahrgenommen habe. Vor diesem nostalgisch angehauchten Hintergrund war ich besonders motiviert, als der schwedische Hersteller „Pilot Replicas“ eine „Fliegende Tonne“ in 1:48 engkündigt hatte. Diese Motivation schlug sich wenig später auch im Erwerb von drei Bausätzen nieder, die ich als Triplett gleichzeitig bauen wollte.
Im Folgenden stelle ich das erste fertiggestellte Modell dieser kleinen Serie vor: die Saab J29F 29559 „Rote E“ der 2. Staffel des Jabogeschwaders ist eine Maschine mit einem ganz besonderen und nicht undramatischen Schicksal. Doch bevor ich darauf zu sprechen komme, möchte ich noch ein paar Worte zum bemerkenswerten Modellbausatz verlieren.
Pilot Replica sorgt gleich beim Öffnen der Schachtel für durchaus angenehme Abwechslungen zur üblichen Kost. Der bullige Rumpf etwa wird anstelle der üblichen zwei Halbschalen durch fünf große und mehrere kleine Bauteile gebildet. Die Sinnhaftigkeit des Layout weist auf Modellbauerfahrung des Designers hin.
Alle Teile begeistern mit einer feinen Oberflächenstruktur von bester Qualität. Da die Außenhaut einer „Tunnan“ ja wahrlich nicht einfach eben ist, hätte man mit ein paar versenkten Panellinien kein recht überzeugendes Erscheinungsbild erreichen können. Hier aber ergänzen sich überlappende, versenkte und erhabenen Strukturen zu einer glaubhaften Wiedergabe der recht rustikalen Oberfläche dieses Jets der ersten Generation.
Der Zusammenbau folgt in durchdachten und sinnvollen Schritten, durch die man mit der auf wertigen Kunststoff gedruckten Bauanleitung schnörkellos geführt wird. Alles in allem darf man von einem raschen und unproblematischen Bauvergnügen sprechen. Diese Geradlinigkeit beinhaltet aber auch den Aspekt, dass das Innere des Cockpits wie der Fahrwerkschächte nicht über ein vernünftiges Maß hinaus detailliert erscheinen.
Die J29 in den Farben der österreichischen Fliegertruppen ist natürlich eine Spielwiese für die Darstellung von „NMF“ Oberflächen. Hier habe ich wieder meine bevorzugten Metallfarben von Alclad angewendet: in mehreren Schichten und mit viel Abkleben versuchte ich dem lebhaften Metallkleid der „Fliegenden Tonne“ nahe zu kommen.
Den Decals gebührt ebenfalls höchstes Lob: selbst die großflächigen österreichischen Hoheitszeichen ließen sich ohne Probleme verarbeiten und schmiegten sich, die chemische Hilfestellung von Weichmacher und Fixierer willig annehmend, problemlos in die Vertiefungen und an die weichen Konturen der „Tonne“.
Seit einigen Modellen ist diese J29 übrigens wieder einmal ein Flugzeugmodell, das ich gänzlich „aus der Schachtel“ gebaut habe. Selbst die Sitzgurte stammen aus dem Bausatz. Alles in allem ein Sorglos-Paket der Oberklasse! Die auf manchen Bildern zu sehende Einstiegsleiter stammt aus dem Angebot von Maestro Models.
Wie weiter oben angesprochen habe ich für meine erste J29 eine Maschine gewählt, die ein dramatisches Ende genommen hatte. „Red Echo“ war am 20. Oktober 64 bei einem Trainingsflug von ihrer Basis Linz Hörsching aufgrund eines schadhaften Radiokompasses vom Kurs abgekommen. Pilotiert wurde sie dabei von Fluglehrer Alfred Erdler, der sich im Verband mit „Yellow F“, gesteuert von Flugschüler Johann Kemetinger, befand. Die beiden hatten sich schlussendlich soweit verflogen, dass Erdler wegen Treibstoffmangel eine Notlandung anordnen musste.
Die beiden Maschinen kamen in der Nähe der Ortschaft Orech westlich von Prag auf einer Ackerfläche zu Boden. Mit unglaublichem Glück überstanden beide Piloten die Notlandung, die mit ausgefahrenen Fahrwerken durchgeführt wurde, heil. Die beiden J29 mussten jedoch abgeschrieben werden: sie hatten sich beide überschlagen und waren schrottreif. Nähere Details und Bilder kann man bei Interesse diesem Link entnehmen.
Wie schon zu erkennen war, bin ich von diesem Modellbausatz sehr angetan- und das bezieht sich beileibe nicht nur auf das interessante Vorbild. Leider ist der Bausatz nicht mehr ganz einfach zu erhalten, nichtsdestotrotz empfehle ich ihn uneingeschränkt allen, die am Vorbild oder an einem abwechslungsreichen und motivierenden Bauvergnügen interessiert sind!
Wenn Ihr Euch nach dieser Vorrede selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zum Baubericht auf Scalemates. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 08. Juni 2019 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |