Convair F-106 Delta Dartvon Arne Goethe (1:72 Meng Model)Zum Vorbild
Ultimate Interceptor! - das sollte die F-102A werden und wurde es nie. Ihre Aerodynamik und ihr Triebwerk gaben das nicht her. Der Rumpf mit der typischen Wespentaillie nach Flächenregel wurde neu entwickelt, dazu das stärkere J-75 Triebwerk brachten das Ganze schliesslich auf das geforderte Tempo.
Und da Convair soviel neu entwickelt hatte, nannte man das Flugzeug nicht mehr F-102B, sondern F-106A "Delta Dart". Im Dezember 1956 fand der Erstflug statt. Bei den Besatzungen wurde das elegante Flugzeug schnell zur "Sexy Six". Das ganze Konzept drehte sich dabei um den MA-1 Rechner, über den sich die F-106 von den SAGE-Leitzentren an die befürchteten Bomberströme heranleiten ließ. Diese sollten dann nicht nur im modernen Luftkampf mit den Falcon-Lenkwaffen bekämpft werden, sondern auch recht brachial mit der Nuklearbestückten AIR-2 Genie-Rakete. Letztere wich dann später doch der im Waffenschacht einbaubaren M61 Kanone.
Diese als "Six Shooter" bezeichneten Flugzeuge zeigten bei Übungen und Wettkämpfen dann nebenbei auch noch unerwartet gute Dogfightqualitäten. Die F-106 wurde in 277 Exemplaren gefertigt, dazu kamen 63 Doppelsitzer als Trainer. Ihren Dienst versah die "Sexy Six" ab 1959 zuverlässig, aber, da nicht exportiert und nicht im Ausland stationiert, eher unscheinbar. Fast 30 Einsatzjahrte schaffte das schöne Flugzeug dabei, 1988 wurden die letzten Exemplare ausgemustert. Der Bausatz
Es gibt im Modellbau Neuheiten die es dauernd gibt, Neuheiten die es das erste Mal gibt und Neuheuten die es nach 50 Jahren gibt. Letzteres betrifft die F-106 im 72er Ma?stab. Ja, so lange musste dieses Vorbild auf eine neue 72er Umsetzung warten. Bis dahin gab es das altbekannte Modell von Hasegawa, welches bis auf die nicht ganz korrekt getroffene Heckform ja gar nicht mal so schlecht ist.
Meng ist noch relativ neu auf dem Modellbaumarkt, mit der F-106 brachte man einen teuren, aber doch lang erwarteten Bausatz heraus. Die "Delta Dart" hatte es mir schon immer angetan, ich musste den Bausatz natürlich haben. Der Inhalt stellte sich mir auch nach den zweiten Blick als überraschend umfassend und hochwertig dar: Einzelteile für alle Nachrüstungen und Waffenoptionen, tolle Details und Oberflächen vom allerfeinsten, dazu erfreuliche Beigaben wie der Transportwagen für die Genie-Rakete und Behälter für die Falcon-Lenkwaffen. Dazu noch eine geätzte Leiter - damit ging der Preis dann für mich auch in Ordnung. Mein Modell
Der Zusammenbau verlangt sauberes Vorgehen und auch Recherche am Vorbild, denn Meng nimmt den aufmerksamen Modellbauer förmlich mit auf eine Zeitreise durch die gesamte Einsatzzeit der "Sexy Six". Meng bietet mehrere Darstellungsvarianten an: mit geöffnetem Radar, mit offenem oder geschlossenem Waffenschacht, beides mit Genie/Falcon - oder M61/Falcon Bewaffnung und natürlich geöffnter Haube.
Die Genie und ihr Transportwagen ist so gut gestaltet, das ich mich für die Darstellung als "Six Shooter" mit M61 Kanone entschieden habe. Der ganze Waffenschacht ist ein Hingucker, eigentlich sollte man das Modell vor allem von unten präsentieren. Und wenn man das macht, dann empfehle ich wärmstens die Resin-Farhrwerksschächte von Meng dazu: Es sind die mit Abstand besten Resinteile, die derzeit am 72er Markt verfügbar sind. Ja, damit hängt man sogar die Tschechen ab! Hier wurde offenbar mit 3D-Scanner und bester 3D-Drucktechnik gearbeitet, denn sämtliche Leitungen und deren Lage entsprechen 1:1 dem Original. Diese Teile zu verbauen, verlangt aber entsprechende Modellbauerfahrung, denn die Materialstärken von Schacht- und Tragflächenteilen müssen stark ausgedünnt werden.
Unpassend zum Modell präsentiert sich der Decalbogen. Zu dick, zu lieblos. Den lassen wir links liegen, der Zubehörmarkt hilft hier gut weiter. Dabei natürlich gut auf Zeitraum des jeweils dargestellten Vorbildes und die entsprechenden Bausatzoptionen achten! Meine „Sexy Six“ sollte eine der „Green Eagles“ der 49th FIS werden. Decals dafür kommen von Superscale mit dem Bogen 72-877.
Viele Delta Darts hatten farblich gestaltete Seitenruder. Wem es bis jetzt nicht aufgefallen ist (gute Zeichnungen zeigen es), dem fällt es jetzt auf: Meng hat hier ein Fehlerchen gemacht. Am Vorbild ist das Ruder durchgehend von gleichbleibender Breite, am Modell aber wird es nach unten hin einen Millimeter breiter. Fällt kaum auf, aber wenn wenn entsprechende Decals nun richtig gedruckt sind, dann kann das schon recht ärgerlich sein. Abhilfe schafft eine Neugravur oder farbliches Vertuschen. Für was ich mich wohl entschieden habe?
Für mich war der Bau dieses Modells eine schöne Sache mit viel Bastelspaß. Es ist wirklich beeindruckend, was man an Detailtreue, Vielfalt und Recherche in einen Bausatzkarton verpacken kann, wenn man es nur will und richtig hinschaut. Die 35€ dafür gehen völlig in Ordnung. Preiswerter und auch als Doppelsitzer gibt es die "Sexy Six" inzwischen auch von Trumpeter. Hier liegt es im Auge des Betrachters, welches letztlich das jeweils geeignetere Modell ist. Meng hat neben dem Fahrwerksschacht übrigens noch ein Resinset für Cockpit und Avionikschächte im Angebot. Einen ausführlicheren Baubericht gibt es wie immer auf meiner Website.
Arne Goethe, Publiziert am 18. Januar 2019 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |