McDonnell Douglas F-15E Strike Eagle336. FS Rocketeers, „Memphis Belle III“, Katar 2003von Arne Goethe (1:72 Great Wall Hobby)„No pound for air-to-ground“ – das war eine der Zielvorgaben bei der Entwicklung der F-15. Das war nötig, als Luftüberlegenheitsjäger kam es u.a. auf Wendigkeit und Agilität an. Als es später um einen modernen „Strike Fighter“ – sprich Jagdbomber – ging, wurde die doppelsitzige B/D-Variante zum Ausgangspunkt für die F-15E. Die F-15E zeichnet sich durch eine hohe Waffenlast und modernste Ausrüstung und Elektronik aus, welche vor allem für die Luft-Boden-Rolle optimiert ist. Der „Klassiker“ bei den 72er Bausätzen war lange Zeit der auch heute noch als gut einzustufende Bausatz von Hasegawa. Der beruhte direkt auf dem Doppelsitzerbausatz und nahm deshalb diverse Detailfehlerchen mit, was bei der sonst hohen Qualität aber nur dem absoluten Kenner auffällt. Die Bausatzhersteller hielten sich dann recht lange zurück, hier etwas Neues auf den Markt zu bringen. 2017 erschienen dann gleich zwei neue Bausätze, G.W.H. und Academy nahmen sich nun zeitgleich der „Strike Eagle“ an. 72001 ist die Bausatznummer, die G.W.H. für den Bausatz der F-15E vergeben hat, also der erste dieses Herstellers in diesem Maßstab. Da war ich schon gespannt auf den Inhalt. Die absolut toll detaillierten Teile haben mich regelrecht geblendet. Mit 112 Teilen ist das für eine F-15 in 72 gar nicht so viel, der moderne Formenbau macht hier vieles möglich. Dennoch, der Rumpf ist ziemlich „zersprengt“ und angesichts des doch komplexen Zusammenbaus ist hier eine hohe Passgenauigkeit gefordert. Die vielen tollen Oberflächendetails, aufwändig gestaltete Teile für Cockpit, Schubdüsen und Fahrwerke aber machen Lust und Laune auf den Zusammenbau und lassen den recht hohen Preis in den Hintergrund treten. Das Cockpit ist hervorragend gemacht, im Zusammenspiel mit den Decals für die Instrumente werden selbst die Ätzteile von Eduard getoppt. Diese habe ich nur für das Gurtzeug verwendet. Der Rumpf mit seiner imposanten, sehr komplexen Trennung von Hinter- zu Vorderrumpf mit den dabei integrierten Lufteinläufen kann einem schon Angst machen, aber es passt dann doch alles ganz gut zusammen. Für die Lufteinläufe liegen schöne Rampen mit toll dargestellter Perforation bei, noch schöner, da deutlich sichtbarer: Die Lufteinläufe können in abgesenkter Position dargestellt werden. Hier aber heißt es aufpassen: Am Boden sollte dazu schon die Besatzung an Bord sein, denn abgesenkte Lufteinläufe bedeuten hier auch laufende Triebwerke. Deren Schubdüsen sind hervorragend gestaltet. Die anfängerfreundlich gemachten Stellgestänge zeugen von hoher Formenbaukunst, ich habe sie aber doch durch Ätzteile aus einem alten Eduard-Set ersetzt. Ein wenig über die Politik von Eduard bei den Ätzeilen kann man sich da schon ärgern: da hat man oft viele sinnfreie Teile, aber nur wenig Brauchbares. Sinnvolle Elemente verteilen sich da oft auf mehreren, separat erhältlichen und mitunter schon recht alten Sets. Dieser Ärger war nur nebenbei und ganz klein, der große kam beim genaueren Ansehen der Haube und der Bugsektion. Es ist mir völlig unverständlich, wie ein Hersteller zu solch toll und filigran gestalteten und mit modernstem Formenbau gefertigten Teilen eine Cockpithaube mitliefert, die man sich so auch selber feilen kann. Über eine Materialdicke von bis zu über einem Millimeter und eine völlig falsche Form habe ich mich hier wirklich gewundert. Da wurde bei allen Details genau hingesehen, und dann solch eine verhunzte Haube! Steckt man jetzt noch das Radom an den Bug, dann fragt man sich, ob irgendwann bei G.W.H. das Geld oder die Lust alle war oder ein Praktikant die Hand im Spiel hatte. Die ganze Form von Radomspitze bis zum Windshield ist falsch. Zu kurz und ohne die für die F-15 typische Formgebung. Um es gleich zu sagen: den Bug hat weder Hasegawa noch Academy so richtig getroffen. Was bei dem einem zu kurz und zu wuchtig, ist beim anderen zu lang und zu schlank. Hier aber ist nicht einfach etwas falsch, sondern völlig daneben. Ich habe das Radom zersägt, verlängert, verspachtelt und neu in Form geschliffen. Das Windshield wurde dünner geschliffen und dessen Überstand an der Vorderseite genutzt, um hier den typischen Anstieg von Radom zum Windshield aufzuspachteln. Blieb noch die Haube. Mit dem Bausatzteil ist wirklich nichts anzufangen, da die Form völlig daneben ist. Allerdings sei noch angemerkt, das G.W.H. dazu einen wirklich tollen inneren Haubenrahmen liefert. Auf diesen habe ich mir die Haube aus einem Hasegawabausatz adaptiert. Ob ich das jetzt als Tipp vermarkten soll? – man braucht ein Teil aus einem Bausatz um selbiges aus einem teuren Bausatz zu korrigieren… Nun, ich verweise da mal auf die von Revell vertriebenen Bausätze der F-15E aus dem Formentausch von Hasegawa, da wird es etwas preiswerter. Was bleibt noch? – die Fahrwerke sind sehr gut und problemlos, ebenso die FAST-Packs. Die Außenlasten sind gut und zahlreich. Lackiert wurde mit Farben von Mr.Hobby. Der Decalbogen ist leider übermotiviert und der Trägerfilm zu dick. Wer diese Decals nutzt, sollte die zu Gruppen zusammengefassten Elemente weitestgehend ausschneiden. Ich habe nur die toll gedruckten Elemente für das Cockpit genutzt, da stört kein dicker Trägerfilm. Die von mir verwendeten Decals sind ein Mix von Hasegawa – und dem 72-021 Bogen von TwoBobs. Am Ende weiß ich bis heute nicht, was ich zu diesem ja nicht gerade preiswerten Bausatz und zu 72er F-15E-Bausätzen im Allgemeinen wirklich sagen soll. Für ein stimmiges Ergebnis muss man hier schon etwas Eigeninitiative reinstecken, die der alte, bald 30 Jahre alte Hasegawa-Bausatz nicht unbedingt nötig hat. Bei dem Academy-Bausatz sieht die Bugform auch nicht gut aus und diverse Bereiche fallen deutlich ab. Gerade neu ist die F-15E jetzt nochmal von Revell aus eigener, neuer Form erschienen. Vielleicht sollte man einfach diesen Bausatz empfehlen… Arne Goethe, Publiziert am 20. Mai 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |