Kleinst-U-Boot Seehundund andere Kleinkampfmittelvon Michael Kayser (1:72 Eigenbau)
Das Buch über die Marine Kleinkampfmittel von Harald Fock birgt für mich immer wieder reizvolle Themen. Die als Anlagen im Buch beigefügten Zeichnungen ermöglichten meinem Vater und mir, die Modelle im Maßstab 1:72 zu bauen. An Hand der zahlreichen Fotos konnte man die Weiterentwicklung der Typen betrachten. So hat man z.B. die Möglichkeit, den Typ „Seehund" mit oder ohne Korddüse zu bauen. Alle hier gezeigten Modelle sind aus Holz geschnitzt und gedrechselt. Die Klein-U-Boot-Typen „Hecht, Seehund, Biber und Molch" wurden in Spantenbauweise erstellt. Viel Schnitzerei und Schleifen war angesagt. Das weiche Abachiholz musste immer wieder an Druckstellen gespachtelt werden.
Etwas einfacher dagegen waren die bemannten Torpedos „Hai, Marder und Neger" so wie die Torpedobewaffnung zu bauen. Hier kamen Rundhölzer aus dem Baumarkt zum Einsatz. Die Seiten- und Tiefenruder sind beweglich. Bei allen Modellen einschließlich der Torpedobewaffnung wurden die Schrauben und Propeller aus Aluminiumfolie geschnitten. In den Jahren 1944 bis 1945 wurden vom Typ Biber 324 Stück, Molch 363 Stück, Hecht 53 Stück und Seehund 285 Stück gebaut.
Um billige Abwehrwaffen zu erhalten hatte man die bemannten Torpedos entwickelt. Bei der Torpedowaffe Neger handelt es sich um einen von der deutschen Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg eingesetzten bemannten Torpedo, einen sogenannten „Ein-Mann-Torpedo". Der Name Neger geht auf den Marinebaurat Richard Mohr (Mohr = Schwarzer und im damaligen Sprachgebrauch Neger bezeichnet) als geistigen Vater dieser Waffe zurück. Entwickelt wurde er ab 1943 von der Torpedoversuchsanstalt (TVA) Eckernförde. Der Neger bestand aus zwei übereinander angeordneten elektrisch angetriebenen G7e-Torpedos. Im oberen Torpedo gab es ein winziges Cockpit mit einer Plexiglashaube, in dem ein mit Atemgerät und Armbandkompass ausgerüsteter Steuerer Platz hatte, während der untergehängte zweite Torpedo mit einer Sprengladung ausgestattet war. Das gesamte Fahrzeug war bis auf den unteren Torpedo unbewaffnet. Über ein einfaches Kimme-Korn-Visier in und vor der Glaskuppel konnte das Ziel angepeilt werden. Der Neger offenbarte allerdings schon bei seinen Testfahrten, die durch Johann-Otto Krieg durchgeführt wurden, unzählige Mängel. Dazu zählte in erster Linie, dass der Neger nicht tauchen konnte. Trotz rascher Umbauversuche konnte dieses Problem nicht zufriedenstellend gelöst werden. Da die Plexiglashaube des Neger über der Wasseroberfläche schwamm, war sie sowohl in der Nacht wie am Tag wie eine markante Leuchtboje weithin sichtbar. Selbst bei fahlem Nachtlicht konnte der Neger durch das sich auf der Haube brechende Licht mühelos erkannt werden. Man versuchte deshalb, sich mit einer List zu behelfen: Da die Neger-Piloten ihre Plexiglashaube wegen der Notwendigkeit zur eigenen Orientierung nicht verdunkeln konnten, sollten sie bei künftigen Angriffen Attrappen aussetzen, die nur aus einer runden Plexiglaskuppel bestanden, an der ein Gewicht hing, um die Kuppel auf dem Wasser tanzen zu lassen. Der Kuppel wurde ein Gesicht aufgemalt oder der Inhalt wurde mit einem Gummikopf ausgefüllt. Allerdings hatte die geringe Größe des Neger auch einen Vorteil. Er konnte nur schwer von feindlichen Ortungsgeräten wie Radar und Sonar erfasst werden, wohl aber durch Sichtung. Da er, wie erwähnt, nicht bzw. in späteren Bauausführungen kaum tauchfähig war, wurden die Einsätze ausschließlich nachts durchgeführt. Etwa 80 Prozent der Besatzungen kamen bei diesen Einsätzen ums Leben, meist durch Ersticken, technische Probleme und feindliches Abwehrfeuer. Insgesamt wurden im Laufe des Krieges etwa 200 Exemplare hergestellt. Im März 1944 stand der erste Versuchs-Neger zur Erprobung bereit. Der erste Einsatz fand bereits einen Monat später statt, als 37 dieser Einheiten im Raum Anzio-Nettuno gegen alliierte Schiffe eingesetzt wurden. Der Einsatz war jedoch verfrüht und ein Misserfolg. Keines der Neger-Geräte kam zum Schuss.
Der bemannte Torpedo Marder war ein Kleinkampfmittel der deutschen Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg und eine Weiterentwicklung des Neger. Gebaut wurden die ersten Einheiten im Frühjahr 1944 durch die Torpedoversuchsanstalt (TVA) Eckernförde. Ihren ersten Einsatz, der jedoch enttäuschend verlief, erlebten die Marderpiloten vor Sanremo (Mittelmeer) im Zuge der alliierten Invasion in Italien sowie bei der alliierten Landung in der Normandie. Allerdings erfolgte beim Marder infolge seiner hohen Verluste keine konsequente Weiterentwicklung und er war bis Kriegsende nur noch sporadisch an Einsätzen im Mittelmeer sowie in Norwegen beteiligt. Der Marder bestand aus zwei Torpedos (Typ G7e), die untereinander gehängt wurden, wobei nur der untere Torpedo eine Sprengladung mit sich führte. Im oberen Torpedo befand sich ein oben mit einer Plexiglashaube abgeschlossenes Cockpit, in dem ein Fahrer Platz hatte und eine kleine Tauch- und Regelzelle eingebaut war. Das gesamte Fahrzeug war bis auf den unteren Torpedo unbewaffnet. Über ein einfaches Kimme-Korn-Visier (es wurde später die Zieloptik Hase verwendet) in der Glaskuppel konnte die Kombination aus Trägertorpedo und scharfem Torpedo auf ein Ziel ausgerichtet und der untere Torpedo ausgelöst werden. Bei guter Sicht konnte der Fahrer den Torpedo auch unter Wasser auslösen, was den Vorteil hatte, dass er nicht zum Oberflächenläufer wurde.
Der Hai war eine Weiterentwicklung des Marder und wurde von Dr. Cornelius im Frühjahr 1945 als „Ein-Wege-Gerät" konzipiert. Im Grunde genommen war der Hai keine Neuentwicklung, sondern vielmehr ein überlanger Marder, der aus einem Bug- und einem Heckteil mit zwei dazwischenliegenden Torpedomittelteilen bestand. Unter dem Rumpf war ein hängender Torpedo G7 befestigt. Aufgrund technischer Weiterentwicklungen wurde im Vergleich zum Vorläufer eine Verdoppelung der Batteriekapazität erreicht. Dies erlaubte dem Hai eine geringfügig höhere Geschwindigkeit sowie eine größere Reichweite. Zusätzlich verfügte der Hai über ein Zusatz-Tiefenruder zum kurzzeitigen Tauchen sowie das Suchgerät Hase. Nach Fertigstellung eines Prototyps wurde dieser bis zum 8. Mai 1945 ausgiebigen Tests unterzogen. Bis zur bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht war man sich jedoch einig, dass der Hai aufgrund seiner Überlänge wenig seetauglich und dadurch auch schlecht zu manövrieren war. Es erfolgte keine Serienfertigung mehr. Der Prototyp wurde bei Kriegsende zerstört, um ihn nicht in Feindhand fallen zu lassen. Quelle: Wikipedia
Biber Michael Kayser Publiziert am 06. Februar 2012 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |