A/S Trawler HMT Indian Star T.208von Christian Bruer (1:700 HP-Models)Zum OriginalWer das freundliche Grau bei Kriegsschiffen gern einmal gegen eine andere Farbe eintauschen möchte, der ist bei der Royal Navy in der Zeit von 1939 - 1945 gut aufgehoben. Viele Einheiten trugen Tarnanstriche bestehend aus den unterschiedlichsten Farben. Dabei spielen neben grauen und blauen Farbtönen, auch auf den ersten Blick völlig abwegige Farben wie Weiß, eine Rolle. So bei dem speziell für die im Seegebiet der Western Approaches (WA, Bereich des Nordatlantiks zwischen den Britischen Inseln und Island) operierenden Geleitschiffen und Zerstörern entwickeltem WA Schema. Das Schema bestand aus Weiß als Grundfarbe im Mix mit Grün und Blau. Ab 1940 führten viele der im Atlantik operierenden Korvetten und Zerstörer einen in diesen Farbtönen gehaltenen Tarnanstrich. Viele kleinere, im Küstenvorfeld operierenden Einheiten, trugen ebenfalls einen weißen Anstrich in Verbindung mit den Pastell Grün- und Blautönen. Bedingt durch den immens großen Bedarf an Geleitschiffen requirierte die Royal Navy etliche zivile Fischereifahrzeuge und rüstete sie für den Einsatz als U-Jäger (A/S) oder Minensucher (M/S) um. Das hat man bereits im ersten Weltkrieg mit Erfolg praktiziert und auf Basis der Erfahrungen in den 1920er und 1930er Jahren einige dieser Schiffe im Auftrag der Marine bauen lassen. Trawler fuhren vom ersten bis zum letzten Tag des Krieges im Geleitdienst, und das nicht nur im Küstenvorfeld. Zu Beginn des Krieges stellte ein Trawler neben einem Zerstörer oder einer Korvette oft den einzigen Schutz eines Konvois dar. Die Schiffe maßen gewöhnlich ca. 500 ts. bei einer Länge von 50 m. Die Bewaffnung bestand aus einem Hauptgeschütz ca. 3" und mehreren Maschinengewehren. Später führten sie 20 mm Oerlikons oder andere verfügbare Maschinenwaffen. Neben seitlich angebrachten Wasserbombenwerfern befand sich am Heck ein Ablaufgestell. Die Dotation belief sich auf bis zu 50 Wasserbomben. Viele der Trawler verfügten über eine Asdic Anlage in einem fest angeordneten Gehäuse unter dem Bug. Aufgrund der ursprünglichen Verwendung für die Hochseefischerei waren die Trawler seetüchtig Schiffe. Bedingt durch die zusätzlich installierte Bewaffnung und die dafür erforderliche Mehrbesatzung muss der Dienst mitten auf dem Atlantik aber wahrlich kein leichter gewesen sein. Man stelle sich nur einmal vor, am Heck bei Seegang mittels der Winden die mehrere hundert Kilo schweren Wabos nachzuladen. Die A/S Trawler der Royal Navy hatten einige Erfolge zu verbuchen. So waren u.a. die Trawler Northern Chief, Kingston Agathe, Westwater und Windermere am Aufbringen von U-570 beteiligt. Einige U-Boot Versenkungen gehen ebenfalls auf das Konto von Trawlern. Zum ModellTrawler waren und sind weit verbreitete Schiffe. Heute hat sich deren Aussehen gegenüber vor 60 Jahren zwar verändert, es gibt sie aber noch immer. Um 1920-1950 war den Trawlern, egal ob in Deutschland, Frankreich, Norwegen oder Großbritannien gebaut, ein einigermaßen gleiches Aussehen gemein. Trotzdem gab es einige kleine Unterschiede! Gerade zwischen Trawlern, die auf den Britischen Inseln oder in Kontinental-Europa gebaut wurden. Das beschränkt sich im Wesentlichen auf die Anordnung und Ausführung der Brücke und der achteren Aufbauten. Die Brücke war bei den britischen Schiffen etwas weiter achtern angeordnet und nicht so schwer und massiv wie z.B. bei Schiffen, die auf deutschen Werften gebaut wurden. Das Modell des Vorpostenboots VP 1102, der Fischdampfer Lützow, aus dem Hause HP-Modells, stellt einen typischen damaligen Fischdampfer dar. Das Fahrzeug kann sowohl als ziviler Fischdampfer oder als Vorpostenboot gebaut werden. Für den Umbau in einen seiner Britischen Kollegen ist nicht viel erforderlich. Im Grunde muss die Brücke etwas nach achteren verlegt und etwas weniger massiv aus den vorhandenen Teilen neu aufgebaut werden. Das ganze gestaltet sich dann aber doch etwas schwieriger, da die Aufbauten teilweise an den Rumpf mit angegossen sind. Das erschwert das Verlegen der Brücke, da der darunter befindliche Aufbau auch weiter hinten sitzen muss. Als erstes ist daher ein Teil des Aufbaus mittels einer scharfen Vierkantklinge abzutrennen, und die dabei zerstörten Gravuren des Holzdecks neu aufzubauen. Um an den Bereich gut heranzukommen habe ich links und rechts einen Teil des Schanzkleides herausgetrennt. Dieser kann später mittels zwei dünner Polystyrolstreifen wieder aufgebaut werden. Ist dieser Schritt erst einmal erledigt, geht das ganze recht schnell von statten. Basierend auf etlichen Fotos von Trawlern habe ich die Aufbauten umgestaltet. Hierbei fanden sowohl Teile aus dem Bausatz als auch Polystyrolplatten für neue Decks Verwendung. Den recht scharf und elegant geschnittenen Bug habe ich mit Hilfe von Zweikomponenten-Spachtelmasse neu aufgebaut und ihm ein steiles, weniger elegantes Aussehen verliehen. Das ist gerade bei Trawlern zu sehen, die vor 1940 gebaut wurden. Masten, Fotoätzteile und Bewaffnung stammen weitgehend aus dem Zubehör. Für die Masten fand Messingrundmaterial Verwendung. Wanten aus dem Programm von Seemann Ätztechnik stützen den Mast. Die Reling, Bootsgestelle, Davids, Anker sowie das Wabo Ablaufgestell entnahm ich einem WEM Satz für Corvetten. Die Türen und Luken sowie die 20mm Oerlikon stammen von Lion Roar. Das Hauptgeschütz ist ein 3" Geschütz aus dem Bausatz eines Buckley Class Geleiters, welches ich geringfügig modifiziert habe. Die Reling an der Brücke erhielt einen Überzug mit Weißleim, um die dort oft angebrachten Segeltuchabdeckungen zu imitieren. Häufig zu sehen ist ein an Back- und Steuerbord hinter dem Aufbau angebrachtes Deck zur Lagerung von zwei Beibooten. Dieses Deck habe ich mittels Polystyrolplatten und Rundmaterial nachempfunden. Fehlen noch einige kleine Lüfter sowie eine Winde aus dem Programm von Battlefleet Models, das war es dann im Wesentlichen auch schon mit dem Umbau.
Die LackierungVor der eigentlichen Lackierung erhielt das Modell einen Überzug mit grauem Primer. Anschließend lackierte ich das ganze Modell mit Revell Weiß Nr. 5. Dieses Weiß passt meines Erachtens am besten. Das speziell von WEM Colorcoats erhältliche RN White erscheint eher Eierschalenfarben und passt nicht so gut. Revell Nr. 5 ergibt einen Farbton, der nicht unbedingt einem Reinweiß entspricht, und gibt die Grundfarbe für den folgenden Tarnastrich recht gut wieder. Nachdem die Grundfarbe durchgetrocknet war, konnte der Rumpf entsprechend dem Tarnmuster mittels Tamiya Masking Tape abgeklebt werden. Bezüglich des Musters orientierte ich mich an den bereits erwähnten Fotos einiger Originale. Das so abgeklebte Modell wurde nun ein drittes Mal, diesmal mit Blue B6 von WEM, lackiert. Nebend der Tarnung am Rumpf erhielt der Schornstein ein Band in gleicher Farbe. Anschließend konnten die Decks sowie die Details mit Farben aus dem Programm von Valejo Model Color von Hand bemalt werden. Für die Farben der Stahl- und Holzdecks habe ich mir aus unterschiedlichen Grau und Brauntönen die Farben jeweils angemischt. Aufgrund einiger bereits am Modell befestigten Kleinteile ist diese Arbeit etwas zeitaufwendig und mit äußerster Vorsicht durchzuführen. Zum fertigen ModellDas fertige Modell ist auf Ausstellungen Bestandteil des Dioramas "Liverpool Langton und Brocklebank Dock", welches als Gemeinschaftsarbeit von Frank Spahr, Guido Hopp, Torben Keitel und mir entstand. Ein so kleines Modell ist ein wichtiger Bestandteil für das Gesamtbild des Dioramas. Bedingt durch die Vielfalt auf dem Diorama, wird ein Modell dieser Größe allgemein aber nicht als einzelnes Element wahrgenommen, sondern geht im Gesamterscheinungsbild auf. Die folgenden Bilder sollen einen kleinen Eindruck des fertigen Modells wiedergeben und wie es sich im Gesamtkonzept darstellt.
Christian Bruer Publiziert am 29. November 2009 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |