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Kleinst-U-Boot Seehund

Die letzten verzweifelten Befehle der Admiralität!

von Theo Peter (1:72 Revell)

Angetautes Marinekleinkampfmittel U5022 im Kieler Hafen.
Angetautes Marinekleinkampfmittel U5022 im Kieler Hafen.

Zum Original:

Mit dem Bau und Einsatz der Kleinstunterseeboote versuchte das Deutsche Reich die drohende Niederlage im Seekrieg noch zu verhindern. Die deutsche Kriegsmarine verlor gegen Ende des Zweiten Weltkriegs fast jedes zweite ihrer auslaufenden konventionellen U-Boote (wie die berühmten Typ VII U-Boote). Waren die U-Boote zu Beginn des Krieges eine der schlagkräftigsten Waffen der deutschen Kriegsmarine, die oft im Rudel operierten und den Alliierten gigantische Verluste brachten, wurden die Boote für die Besatzungen gegen Ende des Zweiten Weltkrieges durch gegnerische Entwicklungen wie Sonar, Radar, Wasserminen, Wasserbomben, Luftaufklärung und der Entschlüsselung der Enigma zu schwimmenden Todesfallen. So veranlasste die Admiralität (Leitung der Kriegsmarine) die Entwicklung von kleinen, leisen, für das Sonar nicht ortbaren U-Booten. Das führte zu Entwicklungen von maritimen Kleinstkampfmitteln wie Seehund, Molch, Marder, Grundhai, Hecht uvm.

Blick auf das hervorragend gelungene Modellwasser von NOCH
Blick auf das hervorragend gelungene Modellwasser von NOCH

Das erfolgreichste der Kleinst-U-Boot-Typen war der mit einem Elektromotor ausgestattete Seehund. Um einsatzfähig zu sein, benötigen die Seehunde zwei Matrosen. Einen Steuermann, der mit zwei simplen Kompassen, einem Tiefenmesser, einer Horcheinrichtung sowie dem Sehrohr das Fahrzeug steuerte, und einen Maschinisten, der auch für den Einsatz der beiden Torpedos verantwortlich war. Insgesamt wurden 285 Seehunde fertiggestellt. Die Boote versenkten 93000BRT (=Bruttoregistertonnen) feindliche Schiffe und den französischen Zerstörer La Combattante. Die Einsatzfahrten konnten bis zu sieben Tage dauern und stellten enorme Anforderungen an die physische und psychische Leistungsfähigkeit der beiden Besatzungsmitglieder. Hauptsächlich operierten die Boote in der Deutschen Bucht und im Ärmelkanal. Aufgetaucht waren die Boote 8 Knoten, getaucht 6 Konten langsam. Das hier dargestellte U-Boot stellt die U5022 in deren Heimathafen 1945 Kiel dar.

An der Kaimauer sind bereits die Torpedos für die nächsten U-Boote bereit gestellt.
An der Kaimauer sind bereits die Torpedos für die nächsten U-Boote bereit gestellt.

Zum Bau des des U-Boots XXVII B von Revell:

Schon lange schwebte mir die Idee, ein Diorama mit einem U-Boot zu bauen, im Kopf herum. Da auch dieses Diorama in meinem Lieblingsmaßstab 1:72 sein sollte und mir die Bausätze der "großen" U-Boote schlicht zu groß und zu teuer waren, musste die Idee sehr oft nach hinten verschoben werden. Doch dann fand ich beim Stöbern im Internet 1:72 Bausätze von sogenannten Marinekleinkampfmitteln - und so wachte die Idee des U-Boot Dioramas wieder auf! Doch als ich den Karton öffnete war ich sehr enttäuscht. Erstens machte sich Revell nicht mal die Mühe, das ICM Logo vom Spritzling zu entfernen, noch waren Klarsichtteile enthalten (die benötigten Klarsichtteile sind ebenfalls in grauem Spritzguss gegossen!). Dennoch begann ich mit dem Bau. Passgenauigkeit und Qualität waren in Ordnung, wobei hier und dort dennoch gespachtelt werden musste. Gebaut war das aus nur wenigen Teilen bestehende Boot in nur zwei Stunden. Als zusätzlich Detaillierung wurde ein Front-Rammschutz aus einem gezogenem Gussast angebracht. Die Bemalung erfolgte mit matten Revellfarben und dem Pinsel. Nach dem Grundanstrich folgten die Decals. Die Nassschiebebilder waren Revell-typisch von hervorragender Qualität. Die Alterung erfolgte mit Hilfe des Trockenmalverfahrens und einem Washing mit matten, sehr stark verdünnten Revellfarben und dem Pinsel. Details wurden mit zahlreichen Metallfarbtönen an dem U-Boot und den Torpedos angebracht. Zum Schluss erhielt das U-Boot noch eine Flagge der Kriegsmarine und einige der Flutschlitze wurden geöffnet. Als finaler Schritt wurde die leider nicht transparente Glaskuppel mit Revellsiber lackiert.

Zur gleichen Zeit macht der Kaleu das Kleinkampfmittel an der Kaimauer fest.
Zur gleichen Zeit macht der Kaleu das Kleinkampfmittel an der Kaimauer fest.

Zum Bau des Dioramas:

Das Diorama zeigt eine Szene aus dem letzten Kriegsjahr, bei dem die U5022 im Hafenbecken von Kiel mit neuen Torpedos ausgerüstet wird, nachdem das Unterseeboot zuvor von einem fast sieben Tage langen Einsatz zurückgekehrt war. Sogar ein Admiral der Marineleitung ist am Kai eingetroffen, um die meist jungen Matrosen zu motivieren, den fast aussichtlosen Kampf wieder aufzunehmen und die Kampfmoral aufrecht zu erhalten. Das Diorama wurde auf einer ca. 35x35cm großen quadratischen Kartongrundfläche aufgebaut. Als erstes wurden die einzelnen Diorama-Ebenen mit weiteren Kartonteilen dargestellt. Ein Lagergebäude/Werkstatt, indem die Torpedos, Treibstoffe, Ersatzteile sowie das komplette Werkzeug gelagert wurden, stammt von MiniArt und ist von hervorragender Qualität. Eigentlich verdient dieses Gebäude einen eigenen Beitrag auf Modellversium. Der komplette Baubericht des 1:72 MiniArt Gebäudes ist im Beitrag "Zugkraftwagen Sd.Kfz.7 (8t) - 1938 Kriegsvorbereitungen" nachzulesen.

Hochrangige Mitglieder der Admiralität sind am Pier vorgefahren, um den Durchhaltewillen der Matrosen zu steigern!
Hochrangige Mitglieder der Admiralität sind am Pier vorgefahren, um den Durchhaltewillen der Matrosen zu steigern!

Die Kaimauer wurde mit dünnen Kartonstreifen verkleidet. Die Poller, um die Schiffe anzutauen, wurden mit dünnen Drahtstiften dargestellt. Die Straße wurde wieder einmal aus Strukturpapier von Faller gebastelt. Der Hafenkran, der zum Verladen der Torpedos diente, stammt vom HobbyBoss Kit "Munitionsschlepper PzKpfw.IV". Der Verladekran wurde auf einen Getränkedrehverschluss geklebt und mit neuen Seilen (Nähgarn) und neuem Ausleger (gezogene Gussäste) ersetzt. Der Meeresboden wurde aus Styrodur geschnitzt. In das Material wurde eine Vertiefung für das U-Boot geschnitten und anschließend mit einer Weißleim-Vogelsandmischung bestrichen. Das Ganze wurde mit Wasserfarben in schwarz und grün bemalt. Einige braune Pigmente (fein geriebene Erde) sollen das Wasserbecken später realistischer wirken lassen.

Das Kleinkampfmittel Seehund wurde mit dem Trockenmalverfahren und einem Washing gealtert.
Das Kleinkampfmittel Seehund wurde mit dem Trockenmalverfahren und einem Washing gealtert.

Nachdem das U-Boot und das Ruderboot an den späteren Stellplätzen angebracht und fixiert waren (Vertauung der Boote erfolgte mit Nähgarn und Weißleim), wurde das Hafenbecken Schicht für Schicht mit transparentem Modellwasser (Water-Drops colour) von NOCH gefüllt. Die Wasseroberfläche wurde im Anschluss mit dem Föhn und einem Holzstäbchen bearbeitet. Die Kaimauer wurde durch drei alte Reifen als Anprallschutz für die anlegenden Boote detailliert. Der 1:72 Citroen Traction Avant 11CV der Marineführung stammt von ACE und wurde bereits auf Modellversium veröffentlicht. Dennoch wurde eine Dachreling aus gezogenen Gussästen, ein Dachkoffer von Preiser und zwei Fahrzeugfahnen für hochrangige Marinesoldaten am Fahrzeug angebracht. Zusätzlich wurde eine Gallionsfigur auf dem Kühlergrill angedeutet. Ebenso wurde das Fahrzeug nochmals neu verspachtelt und komplett überarbeitet/neu bemalt.

Die Wasseroberfläche wurde mit dem Föhn und einem Holzstäbchen bearbeitet.
Die Wasseroberfläche wurde mit dem Föhn und einem Holzstäbchen bearbeitet.

Die hervorragend detaillierten Figuren stammen von CMK (Marinefiguren aus Resin) und wurden mit dem Pinsel bemalt. Zahlreiches Zubehör, wie beispielsweise die Palette mit dem Torpedo (Italeri auf Streichholzpalette) oder die Planen und Fässer aus der Restekiste, lassen das Diorama noch realistischer Wirken. Aus demselben Grund wurden zahlreiche Marine-Propagandaposter am Modell angebracht. Die Ruderboote stammen von der "1:72 Maritime Line" von CMK und sind von hervorragendster Qualität. Das Ziel meiner Displays ist es, dem Betrachter auch beim zweiten oder dritten Betrachten neue, noch nicht entdeckte Details zu zeigen.

Vorbereitetes Hafenbecken vor dem Eingießen des heißen Modellwassers.
Vorbereitetes Hafenbecken vor dem Eingießen des heißen Modellwassers.

Fazit:

Endlich kann ich euch ein lang geplantes und nun endlich vollendetes Projekt zeigen. Das Diorama ist wieder in meinem Lieblingsmaßstab 1:72 und es kommen wieder Modelle vor, die bereits zuvor in anderen Dioramen zum Einsatz kamen. Nach dem Ablichten der Displays werden "fast" alle Dioramen wieder in ihre Einzelteilen zerlegt, um in weiteren Displays wieder verwendet zu werden. Außerdem wurde wieder einmal über den Tellerrand geschaut und ein Modell einer für mich neuen Modellbausparte gebastelt. Mit der Verarbeitung der NOCH Water Drops im Backofen wurde außerdem eine neue Modellbaumethode erprobt, die sicherlich wieder zum Einsatz kommen wird. Die Verarbeitung der extrem heißen Masse erfordert eine gute Vorbereitung. Ebenfalls kann es passieren, dass das Plastikmodell beim Eingießen der heißen Plastikmasse schmelzen oder verformt werden kann. Für die Verarbeitung der Masse bleiben einem gerade mal drei Minuten Zeit, danach wird das Material zu zähflüssig und es kommt zur Fadenbildung. Eigentlich rechnete ich damit, dass der komplette Raum nach flüssigem Plastik riecht. Doch diese unangenehme Nebenwirkung blieb komplett aus. Ich kann jedem Modellbauer nur empfehlen, hin und wieder die Lieblingsmodellbausparte zu verlassen und die Nase in neue Sparten, Methoden oder sogar Maßstäbe zu stecken. In diesem Sinne "Frohes Basteln" und ich hoffe mein Ausflug in die maritime Modellbausparte und das daraus entstandene Diorama gefallen euch!

Blick auf die zahlreichen Details des scratch gebauten Hafenkrans und des U-BootsGlück gehabt! Durch die heiße Masse wurde das Revellmodell nicht verformt!Sehr realistische Wassereffekte - sei es die Wassertiefe, Wasseroberfläche als auch die Wasserfarbe!Leider liegt dem Kit die Glaskuppel nicht als Klarsichtteil bei.Links im Hintergrund ist der scratch gebaute Kran, der zum Torpedotransport dient, zu sehen.Im offenen Gewässer stellt dieses Gefährt tatsächlich nur eine Nussschale dar! Ein Höllenfahrtskommando!Einige Details des Displays, die erst auf den zweiten oder dritten Blick auffallen!Alte Reifen dienen als Anprallschutz für Schiffe und U-Boote.Umgebauter 1:72 CV11 von ACE und hervorragend detaillierte 1:72 CMK Marine-SoldatenEin weiterer Kapitän erläutert dem Admiral die "Einsatzmöglichkeiten" dieser Mini-U-Boote.Fast wie in der Realität spiegelt sich die Wasseroberfläche am U-Boot.Blick auf das GesamtdioramaHervorragend detailliertes Resin-Ruderboot in 1:72 von CMK Maritime LineZahlreiche Marine-Propagandaplakate im Hintergrund lassen das Display noch realistischer wirken.

Blick auf die zahlreichen Details des scratch gebauten Hafenkrans und des U-Boots

Blick auf die zahlreichen Details des scratch gebauten Hafenkrans und des U-Boots 

Theo Peter

Publiziert am 27. Januar 2016

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