Fairmile MTB-794von Christian Bruer (1:350 White Ensign Models)Zum OriginalDie schnittigen und leistungsstarken Schnellboote sind spätestens seit den 1940er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein Novum im Maritimen Bereich. Großbritannien, Italien und Deutschland begannen bereits in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg mit der Entwicklung und dem Bau von kleinen, leichten, durch Verbrennungsmotoren getriebenen Booten, die in der Lage waren Torpedos zu tragen und ins Ziel zu bringen. Nach dem ersten Weltkrieg fanden die schnellen Boote Einzug in den sportlichen und privaten Bereich der betuchten Gesellschaft. Im zweiten Weltkrieg spielten die schnellen Waffenträger eine große, wenn auch nicht entscheidende Rolle. Der nächtliche Einsatz in den Küstenvorfeldern der jeweiligen Gegner brachte viele Erfolge, aber auch viele Verluste. In der Kriegsmarine setzte sich der Typ des reinen Torpedoträgers durch, wohingegen die Britische Marine neben dem Torpedoträger, kurz MTB, auch reiche Rohrwaffen tragende Boote, kurz MGB – Motor Gun Boat, einsetzte. Das hier gezeigte MTB-794 ist ein Motor Torpedo Boat des Typs D der Firma Fairmile Marine Company. Die markant aussehenden Boote wurden ab 1942 in einer Stückzahl von 228 Stück gebaut. Die gut 35m langen Boote waren mit zwei 6pdr, teilwiese vier 20mm Oerlikon, vier .303 Vickers MG und bis zu vier Torpedorohren schwer bewaffnet, aber mit ihren rund 30Kn langsamer als die vergleichbaren, aber leichteren deutschen Boote. MTB-794 wurde 1944 gebaut und hat den zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden. Über den Verbleib des Bootes ist nichts bekannt. Fairmile D, MTB-794Gekauft hatte ich mir den Bausatz bereits 2006 in Telford. Eigentlich nur als Projekt für zwischendurch gedacht, dauerte es letztendlich gut dreieinhalb Jahre vom erstem Handgriff am Modell 2009 bis hin zum fertigen Diorama. Der Bausatz enthält alle zum Bau erforderlichen Teile und ist insgesamt stimmig. Leider scheint die Form bereits abgenutzt, da alle Kanten und Übergänge an Rumpf und Aufbauteilen sehr verwaschen sind. Ich habe daher als erstes alle ohne großen Aufwand zu ersetzenden Teile vom Rumpf abgetrennt, neu aufgebaut und den Rumpf gleich auf Wasserlinie herunter geschliffen. Die Aufbauteile aus Resin wurden dabei ersetzt oder wo möglich optimiert. Die PE Teile sind hervorragend und ließen sich ohne Probleme biegen, anpassen und verbauen. Vorsicht ist allerdings geboten, da die PE Teile extrem fein sind. Einige Teile, wie die 20mm Zwilling, wurden durch Teile aus dem Programm von L'Arsenal ersetzt, oder wie die Aufnahmen der .303 Vickers MG selber gebaut. Der zweidimensionale PE Mast wurde nicht verwendet sondern ein neuer, aus einem 0,5 und einem 0,3mm Messingdraht bestehender Mast, aufgebaut. So stand bereits nach kurzer Zeit ein im Rohbau fertiges, recht ansehnliches Modell auf der Helling. Was jetzt aber damit tun? Das Boot einfach nur ins Wasser zu setzen erschien mir zu langweilig. Irgendetwas musste dazu, ein anderes Boot? Ein Leuchtturm und ein Stück Küste? Auf eine Helling an Land ging leider nicht mehr, da der Rumpf bereits herunter geschliffen und das Boot so weit fertig war. Aufgrund keiner zündenden Idee landete das Modell erst einmal in die Vitrine und fristete dort sein Dasein rohbaufertig aber unlackiert. 2011, also gut zwei Jahre später, viel mir beim Stöbern in einem Eisenbahn Fachgeschäft ein Mauersegment und feine strukturierte Matten zur Darstellung von Kopfsteinpflaster auf. Da ich mir mittlerweile einige Fahrzeuge aus dem Programm von GHQ zugelegt hatte, die maßstäblich zwar nicht ganz passen, aber eine gute Bereicherung zur Darstellung kleiner Hafenszenen bieten, geisterte mir eine noch verschwommene Idee im Kopf herum. Kurzum, die Zubehörteile waren schnell gekauft und zu Hause angekommen das unfertige Boot gleich wieder aus der Vitrine genommen. Nach etlichen Stellproben und Herumprobieren fand sich schließlich die nun im Diorama umgesetzte Szene des von einem Kai ablegenden Bootes. Im Laufe des Baus entwickelte sich die Szene weiter und zu dem Gebäude kamen der Holzsteg und der kleine Leichter hinzu. Mittlerweile kam auch Farbe auf das Boot, wobei ich die Farben aus dem Programm von WEM verwendet habe. Das Modell ist mit der Airbrush lackiert, ausgenommen das Deck. Hier wurde mit dem Pinsel gemalt. Nach dem das Boot fertig lackiert vor mir stand, zeigte sich sehr deutlich die markante Einfassung an den Torpedorohren. Unter Berücksichtigung der bisher in das Modell gesteckten Arbeit war ich mit dem Aussehen der Bausatzteile erheblich unzufrieden. Nach Erstellung einer kleinen Maßskizze und nach einem Anruf bei BMK, Burkhardt Masch, war das Problem gelöst und bereits wenige Tage später lagen neue gedrehte und vorn auf ca. 40° abgeschrägte Messingrohre auf meinem Bastelltisch. Am hinteren Ende wurde Polystyrol Rundstand angeklebt und halbrund verschliffen. Die Einfassung der Rohre entstand aus gezogenem Gussast. Zusätzlich erhielt jedes Rohr noch einen Druckluftbehälter samt Halterung. Das Boot erhielt abschließend eine dezente Alterung mittels Ölfarben sowie eine Takelung aus gezogenem Gussast.
Gebäude und DioramaParallel zum Bau des Bootes waren mittlerweile der Kai sowie das Gebäude und der Steg entstanden. Ebenfalls waren die GHQ LKW fertig bemalt. Der Kai besteht aus mehreren übereinander verklebten Polystyrol Platten. Die Kaimauer aus dem Eisenbahn Zubehör ist vorgesetzt und an den Enden verspachtelt und verschliffen. Als Einfassung für die Straße dienen 0,75mm starke Polystyrol Platten als Bürgersteig, bzw. als Abschluss wasserseitig. Die Straßen-Imitation ist selbstklebend und wurde entsprechend zugeschnitten und eingepasst. Das Gebäude besteht ebenfalls aus Polystyrol Platten in den Stärken 0,5 – 1,2 mm. Die Fenster sowie die Tür sind ausgeschnitten und mit dünnen Polystyrol Streifen eingefasst. Das Gebäude ist innenseitig schwarz bemalt, die Fensteröffnungen sind mit kleinen, aus Druckerfolie ausgeschnittenen „Fenstern“ hinterlegt. Darauf geklebtes Transparent-Papier imitiert Gardinen. Die Fensterrahmen bestehen aus dünnen Streifen Tamiya Tape, die entsprechend farbig behandelt wurden. Das Dach selber ist wiederum ein entsprechendes Zubehör aus dem Eisenbahnzubehör. Bleibt als größeres Bauteil noch der Steg. Dieser entstand ebenfalls aus Polystyrol, wobei hier dünne Streifen als Bohlen auf eine 0,5mm starke Trägerplatte geklebt wurden. Die Stützen aus 1,5mm Rundmaterial tragen den Steg. Der Leichter ist ein Eigenbau, wobei mir ein Modellbaufreund einige Abgüsse erstellt hat. Individuell bau- und veränderbar stellt der hier dargestellte Leichter einen Typ mit eigenem Antrieb in Form eines kleinen Dieselmotors dar. Zur Be- und Entladung ist vorn ein kleiner Mast mit Ladebaum geriggt. Als Abschluss waren noch diverse Kleinteile zu konzipieren und zu bauen, die letztendlich das Diorama erst richtig zum Leben erwecken. Dazu gehören die Laternen, das Geländer entlang des Kais, sowie das Mauerstück mit Torbogen. Das betreten des Kais ist über ein Podest mit angesetzter Treppe möglich. Diese entstanden aus dünnen Polystyrol Resten und einigen Fotoätzteilen aus der Grabbelkiste. Der Kai ist auf eine Rahmenplatte, bestehend aus einer mit Kunststoff beschichteten MDF Platte aufgeschraubt. Auf die Oberfläche ist auch direkt das Wasser aufgebracht, welches nach der bewährten Spahrschen Stippelmethode entstand. Boot und Leichter sind jeweils mit Anschlussacryl eingefasst und befestigt. Die kleinen Wellen entstanden ebenfalls aus Anschlussacryl und Watte.
BilderserieDer Bau hat sich zwar kaugummiartig gezogen, aber schließlich ist man als Modellbauer ja nicht auf der Flucht. Am Ende zählt der Spaß an der Konzipierung und am Bau und final natürlich das Ergebnis.
Christian Bruer Publiziert am 13. August 2013 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |