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Trebuchet

von Alexander Bähr (1:72 Eigenbau)

Trebuchet

Historie

Das Trebuchet stellt zweifelsohne einen der Höhepunkte mittelalterliche Kampfmaschinen dar. Aus dem Trabatium mit fixiertem Gegengewicht hervorgegangen, entwickelte man im 12. Jhd. rasch das Trebuchet mit hängendem Gegengewicht. Das hatte den unschätzbaren Vorteil, dass die strukturelle Belastung beim Schuss und dem anschließenden Ausschwingen durch das bewegliche Gegengewicht aufgenommen wurde. Somit konnten die Maschinen bei gleicher Beladung und Geschossgewicht (bis 125 kg) punktgenau bis auf 200 m Entfernung treffen. Manche Städte ergaben sich bereits beim Anblick dieser Maschinen. Wo das Trebuchet erfunden wurde, weiß man nicht genau. Definitiv jedoch im Orient und dort wahrscheinlich im Ostrom.

Trebuchet

Das Modell

Inspiriert durch eine tolle Dokumentation über den Bau und den Test eines Trebuchets und eines Trabatiums startete ich eines Weihnachtens mit dem Bau der Maschine aus Lindenholzleisten. Diese gibt es in jedem gut sortierten Bastelladen und sie sind bestens geeignet, da sie Waschungen gut aufnehmen.

Die Vorlage für die Maschine war in Wikipedia schnell gefunden. Diese basiert auf der Beschreibung des Baus eines Trebuchet von Villard de Honnecourt. Die Zeichnung auf Wikipedia selbst entstammt einem franz. Buch des 18 Jhd. In ACAD skaliert und ausgedruckt, konnte ich die Maße abgreifen. Hilfreich ist es, die verschiedenen Ebenen der Aussteifungen auf Millimeter aufzuzeichnen. So können die Leisten einfach auf Maß gebracht werden. Daher stand der Rohbau bereits nach vier Tagen Bauzeit. Die weitere Detaillierung betraf Bolzen, Blechschuhe am Wurfarmlager, Gurte und das Biegen der Ausleger zum Spannen des Wurfarmes. Für letztere wurde eine Holzleiste einige Minuten lang weich gekocht und dann auf einem vorbereiteten Nagelbrett in Position gebogen und gleichsam durch die Nägel fixiert. Ich gönnte der Maschine den Luxus einer metallenen Umlenkrolle aus dem Schiffsmodellbedarf.

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Trebuchet

 

Das Wurfnetz gehörte zu den schwierigsten Abschnitten. Um das "Wurfnetz" des Zvezdamodells wurde mittels verdünntem Weißleim mit dickerem Garn und mit Mull das neue Wurfnetz hergestellt. Abschließend erfolgte die Takelage und als kleiner Gimmick ein Windsack in den Farben der Palaiologen und ein Fahne aus der Epoche als selbst hergestelltes Abziehbild auf dickerer Alufolie.Das Holz erhielt einige Waschungen aus Siena und Umbra gebrannt und abschließend einen leichten Überschliff. Die metallenen Teile (Plaste) wurden entsprechend bemalt und gealtert.

Trebuchet

Das Diorama

Da die Wurfmaschine mit beweglichem Gegengewicht womöglich eine oströmische Entwicklung war, lag der Entschluss nahe, das Trebuchet in oströmische Dienste zu stellen.Nachdem 1204 im 4. Kreuzzug Konstantinopel erobert und geplündert wurde, gründeten die Lateiner auf dem europäischen Reichsgebiet das lateinische Kaiserreich. Ostrom war auf das Kaiserreich Nicaia in Anatolien beschränkt, zumal sich Trapezunt und Epirus selbständig machten. 1261 konnte nach langwieriger Reconquista Konstantinopel im Handstreich von Michael VIII. Palaiologos genommen werden, weil die lateinische Besatzung auf Kriegszug unterwegs war. Unter seiner Herrschaft gelang es Ostrom wieder zu stabilisieren, bevor es nach seinem Tod endgültig dem Ende 1453 entgegen taumelte.

Trebuchet

Auf der Suche nach passenden Rittern stieß ich auf Zvezdas ausgezeichnete russische Ritter, die mit Änderung der Schilde fabelhaft byzantinisch aussahen. Die Standarte entstand im Eigenbau und bekam den byzantinischen Doppeladler als Abziehbild spendiert. Für die restliche Mannschaft des Trebuchets mussten Preisers Panzersoldaten herhalten. Sie wurden ummodelliert, erhielten Kettenhemden, Turbane, Helme, Vollbärte, im Wind flatternde Haare und Tuniken. Das Pferd entnahm ich der makedonischen Kavallerie Italeris und spendierte ihm andere Beine sowie Mähne und Schweif aus feinstem Polyester - gefunden in einer Schnur in Omas Gartenschuppen. Bemalt wurde mit Humbrol und Revell sowie mit Farben von Games Workshop.

Die Szenerie wurde auf einem Bilderrahmen hergerichtet. Zwei Strategen besprechen siegesgewiss die anstehende Belagerung, während sich ein Soldat da nicht so gewiss ist. Die Mannschaft des Trebuchets muss noch ein paar Steine nachlegen und hat den Steinlieferdienst bestellt. Zum Abschluss wurde ein Streifen Papyrus aus geschnitten und mit Pinsel in Griechisch und Deutsch der letzten Restauration Ostroms 1261-82 gedacht.

PS: Mittlerweile hat Fridericus rex genau dieses Trebuchet als lasergeschnittenen Bausatz im Angebot.

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Trebuchet

 

Alexander Bähr

Publiziert am 07. Januar 2014

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