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Focke-Wulf Fw 56 Stößer

von Roland Sachsenhofer (1:48 Plastic Planet Club)

Focke-Wulf Fw 56 Stößer

Zur Fw 56 „Stößer“

In der österreichischen Militärluftfahrt der Ersten Republik dominierten mit Abstand Kampfflugzeuge aus den Beständen des damaligen faschistischen Italiens. Zwischen all den „Fiats“, Capronis“ und „Romeo-Imans“ leuchten Bezeichnungen von Flugzeuges aus dem benachbarten – aber wahrlich nicht immer befreundeten - Deutschland buchstäblich heraus. Nach einer schnellen Zählung mit Stand 1937 waren von den etwa 26 vom österreichischen Bundesheer verwendeten Flugzeugtypen 19 italienischen Ursprungs, die De Havilland D.H. 60 kam aus Großbritannien und nur ganze sechs Muster stammten aus NS-Deutschland.

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Eine dieser deutschen Konstruktionen war die elegante Fw 56 „Stößer“, die ab dem Frühjahr 1935 für die deutsche Luftwaffe als Standard-Jagdtrainer produziert wurde. In Österreich tat das Muster in den Jagdstaffeln 1, 2 und 3 des Fliegerregiments 1 mit Basis Wien-Aspern Dienst. Verwendet wurden sie in ihrer angestammten Rolle als Fortgeschrittenen-Trainer.

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Der Erstflug der vom Team um Kurt Tank und Rudolf Blaser entworfenen Fw 56 fand im November 1933 statt. Nach eingehender Entwicklung konnte die „Stößer“ ein im Mai 1935 stattfindendes Vergleichsfliegen gegen Konkurrenten wie der Arado 76 oder der He 74 derart eindeutig für sich entscheiden, dass der Großauftrag zur Serienproduktion an Focke-Wulf erging. Bis Ende 1936 wurden in Bremen etwa 514 Exemplare der „Stößer“ produziert.

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Die Rumpfkonstruktion des abgestrebten Hochdecker bestand aus einem stoffbespannten Fachwerk aus Stahlrohr, der vordere Rumpfsektor war mit Metall beplankt. Die Tragfläche zeigte ebenfalls Mischbauweise: große Teile waren aus Sperrholz gefertigt, nur die Hinterkante war stoffbespannt.

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Interessant ist auch ein Überblick über die Flugleistungen: der weitverbreitete 200 PS Argus As10 beschleunigte das agile Flugzeug auf maximal 278 km/h; die Reichweite wird mit 400 km und die Dienstgipfelhöhe mit 6.200 Metern angegeben. Zu den relativ kleinen Abmessungen von 10,50 Metern Spannweiter und 7,70 Metern Länge passt ein Leergewicht von knapp 700 kg, selbst das maximale Abfluggewicht bleibt mit 995 kg unter einer Tonne. Last but not least: der Name „Stößer“ bezeichnet einen Greifvogel, der vielen als „Sperber“ besser bekannt sein dürfte. Dies entspricht der Firmenpolitik, Focke-Wulf Flugzeugen passende Vogelnamen zu geben. Dies verhalf übrigens auch der Fw 190 zur in manchen Ohren seltsam erscheinenden Bezeichnung „Würger“, ein alternativer Name für eine auch als Neuntöter bekannte Vogelart.

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Die Kriegsjahre hindurch wurde der schlanke Hochdecker als Jagdtrainer verwendet, zu Kriegsende verheizte man die letzten Exemplare in tendenziell selbstmörderischen „Störangriffen“. Heute ist kein Exemplar dieses charaktervollen Flugzeuges mehr erhalten.

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Der größte Exportkunde für die „Stößer“ war mit 28 Maschinen Ungarn, Österreich steht mit neun angekauften Exemplaren aber schon an zweiter Stelle. Dieses Land lag zu Beginn der 30er Jahre zwischen zwei rivalisierenden rechten Diktaturen. Mussolinis faschistisches Italien versuchte in diesen Jahren, die Republik Österreich als Pufferstaat gegen das gefürchtete, seit 1933 zur nationalsozialistischen Diktatur gewordenen Deutschland aufzubauen und in Stellung zu bringen.

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Dies bedeutet zum einen die großzügige Lieferung von Militärgütern und Technologien - daraus erklärt sich der eingangs geschilderte Überhang italienischer Flugzeuge - zum anderen förderte und forderte Mussolini aber auch die Etablierung faschistischer Strukturen in der Gesellschaft und Politik Österreichs. Von Seiten NS-Deutschlands wurde dagegen Druck gegen den „Bundesstaat Österreich“ aufgebaut, der im Juli 1934 in einem gewalttätigen Putschversuch der Nationalsozialisten und der Ermordung des selbst autoritär regierenden Bundeskanzler Dollfuss kulminierte. Mit der Unterstützung des faschistischen Italiens stemmte sich Österreich aber vorerst weiter gegen die Annexionsversuche Deutschlands.

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Das Schicksal der zwischen zwei rechten Diktaturen eingekeilten Republik sollte sich erst entscheiden, als Italien in Folge des Überfalls auf das Kaiserreich Äthiopien sowie der Kriegsverbrechen, die es zu verantworten hatte, vollends in internationale Isolation und Ächtung geriet. Mussolini fand in NS-Deutschland einen neuen - seinen einzigen - Verbündeten, ein Pakt, der mit der Propagierung der sogenannten „Achse Berlin-Rom“ 1936 besiegelt wurde. Der Preis für diese neue Freundschaft war allerdings die Selbstständigkeit Österreichs: Mussolini ließ Österreich postwendend fallen und riet der Regierung in Wien, sich rasch mit Hitler zu einigen. So dauerte es nur mehr zwei bedrückende Jahre, bis NS-Deutschland die „Alpenrepublik“ im März `38 annektiert hatte.

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Vor diesem Hintergrund wird die Fw 56 „Stößer“ in den Farben des Bundesheeres zu einem Menetekel sich verschiebender Machtkonstellationen, die bald darauf zur Auslöschung eines selbstständigen Österreichs führen sollten.

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Als kleiner Nachsatz: die hier an der Fw 56 gezeigten österreichischen Hoheitszeichen, die im internationalen Vergleich ja bemerkenswert eigenständige Formen aufweisen, gehen auf diese Jahre zurück. 1935 hatte der in Graz-Thalerhof stationierte Flugingenieur Paul Rosner mit diesem Entwurf einen eigens dafür ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen; unverändert wird dieses Zeichen auch heute noch als Hoheitszeichen des Bundesheeres verwendet.

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Zum Bauprozess

Über die Licht- und Schattenseiten dieses Bausatzes habe ich im ersten Beitrag zur Fw 56 von „Plastic Planet Club“ schon Ausführlicheres geschrieben. Als Pluspunkt möchte ich neben dem Umstand, dass mit diesen Formen es überhaupt erst möglich wird, eine „Stößer“ in 1:48 zu bauen, die prinzipielle Sinnhaftigkeit des Bauteile-Layouts nennen.

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Leider können andere Bausatz-Qualitäten nicht so positiv beurteilt werden. Angesichts der schnell offensichtlichen Tatsache, dass man es mit einem deftigen short-run Angebot zu tun hat, ist die laue Passgenauigkeit vieler Teile nicht überraschend. Mit viel Spachtelmasse, viel Schleifpapier und etwas Einfallsreichtum kann man damit aber durchwegs erfolgreich umgehen.

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Was mir persönlich die Sache schwerer gemacht hat, ist der Umstand, dass viele Teile – gerade auch die fragilen - sehr unsauber gegossen worden sind. Ausuferndes Beseitigen von massiven Überständen und Fischhäuten erhöhen auf Dauer, nicht aber unbedingt die Freude am Projekt. Noch dazu neigt das tendenziell spröde Plastik dazu, bei diesem Tun zu zerbrechen.

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Um mich nicht lange zu beschweren und um auf den Punkt zu kommen: beim ersten Fw 56 Projekt habe ich die Bausatzteile für die „innere“ Abstrebung der Tragfläche noch verwendet, hier dagegen habe ich mich entschieden, diese mit hohlen Messingröhrchen passenden Durchmessers zu ersetzen. Das Ergebnis sieht zumindest so brauchbar aus wie bei der ersten „Stößer“, hat die Freude am Bauen aber wieder wesentlich gehoben, ein paar mutmachende neue Erfahrungen gebracht und den Aufwand entschieden gesenkt.

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Die österreichischen Hoheitszeichen stammen allesamt aus der Restekiste, da die dem Bausatz beiliegenden Decals verdruckt und nicht im Register waren. Die Markierungen an Heck und Rumpf zeigten sich dagegen von guter Qualität und konnten ohne Probleme verwendet werden.

Focke-Wulf Fw 56 Stößer

Zur Darstellung der Metall- beziehungsweise der metallfarbenen Oberflächen habe ich wie üblich auf die Alclad II Farbpalette zurückgegriffen.

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Abschließend darf ich sagen, dass bei aller Freude an der Herausforderung dies wohl die letzte Fw 56 von Plastic Planet Club bleiben wird. Eine „Stößer“ werde ich wohl erst wieder in Form neuer Bausatzformen auf den Werktisch legen. Dies wäre es wirklich wert, denn die „Stößer“ von Focke Wulf ist auch im Modell ein schöner und eleganter Vogel!

Focke-Wulf Fw 56 Stößer

Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates“. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at

Focke-Wulf Fw 56 Stößer

Roland Sachsenhofer

Publiziert am 11. August 2021

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