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T-54B

Auf dem Weg nach Saigon, 1975

von Stefan Szymanski (1:72 MIG Productions)

Der kleine T-54 in voller Pracht
Der kleine T-54 in voller Pracht

Zum Vorbild

Bei dem T-54 handelt es sich um einen mittleren Kampfpanzer, der in der Sowjetunion entwickelt und ab 1947 gebaut wurde und bis dato immer noch in vielen Dritte-Welt-Ländern im Einsatz ist. Mit etwa 40.000 gebauten Exemplaren ist der T-54 einer der meistproduzierten Panzer der Welt und wurde später durch den weiterentwickelten, aber optisch sehr ähnlichen T-55 abgelöst. Die Hauptbewaffnung besteht aus einer 100 mm-D-10T-Zugrohrkanone, sowie einem koaxialen MG und einem 12,7 mm FlaMG DschK-38/46. Der T-54B war als erster sowjetischer Panzer bedingt nachtkampffähig. Dies wurde durch nachtsichttaugliche Ziel-Optiken, sowie zwei Infrarotscheinwerfern an der Turmfront und an der Kommandantenluke ermöglicht.

Die größten Einsatze des T-54 fanden während des Vietnam-Krieges statt. Dabei mussten die Nord-Vietnamesen durch die schlechtere Ausbildung viel Lehrgeld bezahlen und verloren allein bis 1972 ca. 400 T-54. Erst bei der finalen Offensive 1975 konnten die nordvietnamesischen Panzerverbände erfolgreich als Speerspitze agieren, wobei es auch ein T-54B war, der am 30. April 1975 die Tore des Unabhängigkeitspalast in Saigon durchbrach und damit das Ende des langjährigen Vietnam-Kriegs besiegelte…

Das noch unlackierte Modell. Sowohl die Abschleppseile als auch Ätzteile sind Bestandteile des Kits
Das noch unlackierte Modell. Sowohl die Abschleppseile als auch Ätzteile sind Bestandteile des Kits

Der Bausatz

Die Veröffentlichung des T-54B von Ammo/ MIG hat damals für viel Furore gesorgt und das zu recht. So handelt es sich hier um einen Spritzgussbausatz auf dem neusten Stand der Technik, der durch die Details und Passgenauigkeit absolut überzeugen kann. Einige Photätzteile, Abschleppseile aus gezurrten Draht, sowie ein üppiger Decalbogen runden den Gesamteindruck absolut positiv ab. Ebenso erwähnenswert ist die sehr ausführliche Bauanleitung, in der man u.a. viele Originalbilder des T-54B vorfindet...

Zuzügliche Detaillierungsarbeiten waren nur noch im Innenbereich einer Luke von Nöten
Zuzügliche Detaillierungsarbeiten waren nur noch im Innenbereich einer Luke von Nöten

Der Bau

Der Zusammenbau des Panzers ging auf Grund der schon erwähnten guten Qualität zu Anfang zügig voran. Der Teufel steckte aber im Detail. So wunderte und ärgerte mich im Lauf des Baus zum Teil schon die gut gemeinte, aber schwer handelbare „Überdetaillierung“. So waren manche Teile so klein ausgeführt, dass man mit Augen, Fingerfertigkeit und Pinzetten fast an seine Grenzen kam. Als Beispiel will ich hier die Fertigung der Schutzbügel für die Frontscheinwerfer (TP2) und die Halterung für den Scheinwerfer an der Kommandantenluke (TP3) nennen. Natürlich sollte dabei nicht unerwähnt bleiben, dass es sich hier um Ätzteile handelt, aber auch diverse Spritzgussteile (z. B. D35 oder B4) fielen sehr klein aus. Ohne eine spitze Pinzette ging hier nichts. Waren diese Teile aber erst mal montiert, wertet es die Gesamtoptik des Modells natürlich ungemein auf.

Das weitere Gepäck, welches  u.a. auf der Rückseite des Turms Platz findet, stammt aus dem verwendeten ParacelMiniatures-Set
Das weitere Gepäck, welches u.a. auf der Rückseite des Turms Platz findet, stammt aus dem verwendeten ParacelMiniatures-Set

Wirklich gespannt war ich bei der Laufketten-Montage. So liegen dem Bausatz zwei Lehren bei (C2 und C3), mit denen sich Ketten, Umlenk- und Treibrad komplett montieren lassen, so dass man die komplette Einheit nach der Lackierung ohne Probleme am Chassis des Modells anbringen kann. Eins vorab: es funktioniert fabelhaft und man kann sich nur wünschen, dass diese Technik viele Nachahmer findet. Trotzdem habe ich hier aber auch den größten Kritikpunkt, der sich auf die Bauanleitung bezieht. So findet man hier keine eindeutigen Hinweise auf die jeweilige Laufrichtung der Ketten. So kann es eben schnell passieren, dass man die jeweiligen Einzelglieder in falscher Laufrichtung montiert und dann passt gar nichts mehr. Auch lässt sich dieser Fehler nur noch schwer beheben und natürlich erwähne ich diesen Bestand nicht ohne Grund, denn genau dieser Fehler passierte mir. Da die Teile an den jeweiligen Rädern schon komplett verklebt waren, war dieser Fehler nicht mehr reparabel und damit eine Kette komplett ruiniert. Gott sei Dank verfügte ich über zwei Kits des T-54, so dass ich mich beim anderen Kit bedienen konnte. Nur muss ich nun schauen, ob ich entweder eines neuen Spritzlings A habhaft werde oder den zweiten Kit zum „Ausschlachten“ nutze. Also Obacht geben bei der Kettenmontage!

Die beiliegenden Lehren erleichtern ungemein die Montage und Lackierung der Laufketten
Die beiliegenden Lehren erleichtern ungemein die Montage und Lackierung der Laufketten

Ansonsten bereitete der Zusammenbau keinerlei erwähnenswerte Probleme. Ich verzichtete auf die Benzinfässer am Heck und montierte stattdessen nur die dafür vorgesehenen Halterungen. Da ich die Luke des Schützen ebenfalls geöffnet darstellen wollte, war hier noch ein wenig Eigenarbeit in Form einer Verriegelung und Griffs nötig.

Ammo/MIG gibt dem Modellbauer die Möglichkeit, sämtliche Scheinwerfer geöffnet oder geschlossen darzustellen. Ich entschied mich hier für die geschlossene Variante und montierte hier auch nicht alle Scheinwerfer. So sieht man auf diversen Originalbildern immer wieder, dass gewisses Equipment am Panzer gar nicht mehr vorhanden ist. Auch entfernte ich hier eine vordere Kettenabdeckung mit Hilfe einer Säge und Feile...

Probesitz der ParacelMiniatures-Figuren
Probesitz der ParacelMiniatures-Figuren

Die Farbgebung

Relativ schnell war mir klar, dass bei den möglichen Varianten die vietnamesische „832“ mein Favorit war. Ein T-54B, der im Jahr 1975 im Bereich Saigon im Einsatz war.

Der fertig lackierte und gealterte T-54B
Der fertig lackierte und gealterte T-54B

Für das typische „Ostblock-Grün“ verwendete ich die MIG-Farbe 083 „Zashchitniy Zeleno“. Im Vorfeld hatte ich schon einiges über die MIG-Farben gehört. So ist immer wieder die Rede davon, dass sich diese nur schwer per Airbrush verarbeiten lassen. Das kann ich absolut nicht bestätigen. Das Handling und der Farbauftrag gestalteten sich ähnlich leicht, wie bei den Vallejo-Produkten, die ich ansonsten immer bevorzuge. Es sollte bei den MIG-Farben nur beachtet werden, dass diese vor der Nutzung überdurchschnittlich gut geschüttelt werden müssen.

Da die Blätter mir hier noch zu knallig erschienen, wurde diese später mit Hilfe diverser Filter farblich abgeschwächt
Da die Blätter mir hier noch zu knallig erschienen, wurde diese später mit Hilfe diverser Filter farblich abgeschwächt

Mit diversen Filtern und Ölfarben verlieh ich dem Modell die gewisse Alterung. Dabei kamen auch Pigmente (vorwiegend „Vietnam Earth“ und hellere Brauntöne) zum Einsatz. Nach Abschluss aller Farbarbeiten, konnten nun die einzelnen Komponenten (Chassis, Turm, Ketten und Laufräder) zusammen gebaut werden.

Gerade in Nahaufnahmen zeigt sich immer wieder, dass sich die Mühe der Alterung absolut lohnen
Gerade in Nahaufnahmen zeigt sich immer wieder, dass sich die Mühe der Alterung absolut lohnen

Zu guter Letzt brachte ich noch einige Palmenblätter (von Style Design) am Modell zwecks Tarnung an. Auch hier orientierte ich mich wieder an diversen Originalbildern, auf denen man immer wieder eine sporadische Tarnung in Form von einigen Ästen und Blättern vorfindet...   

Da auf Originalbildern die T-54 immer ziemlich ramponiert aussahen, wurde eine der vorderen Kettenabdeckungen mit Feile und Säge entfernt
Da auf Originalbildern die T-54 immer ziemlich ramponiert aussahen, wurde eine der vorderen Kettenabdeckungen mit Feile und Säge entfernt

Der Bau des Dioramas

Dieses mal sollte eine asphaltierte Landstraße im Focus stehen, eingerahmt von ein wenig Vegetation, einen Strommast und einen typisch vietnamesischen Kilometer-Stein.

Gesamtansicht des kleinen, schlichten Dioramas
Gesamtansicht des kleinen, schlichten Dioramas

Am Anfang des Dioramas stehen immer die Planung (mit Hilfe eines Blattes), sowie ein wenig Holz
Am Anfang des Dioramas stehen immer die Planung (mit Hilfe eines Blattes), sowie ein wenig Holz

Für die Straße nutzte ich eine 1 mm dicke Korkplatte, die ich mir passend zurecht schnitt und an den Rändern ausfranste, um einen realistischen Übergang vom Asphalt zum Naturboden zu erzeugen. Diese Korkplatte wurde nach der Aufbringung auf der Dioramenplatte mit Primer großzügig versiegelt und anschließend geschliffen, um die typische Korkstruktur zu verblenden.

Die passend zurecht geschnittene Korkplatte diente als Grundlage für die Straße
Die passend zurecht geschnittene Korkplatte diente als Grundlage für die Straße

Die Korkplatte wurde leicht erhöht aufgeklebt, so dass das Gelände zu beiden Seiten der Straße leicht abschüssig wirken soll
Die Korkplatte wurde leicht erhöht aufgeklebt, so dass das Gelände zu beiden Seiten der Straße leicht abschüssig wirken soll

Mit Vogelsand und Heilerde wurde das restliche Gelände gestaltet. Anschließend wurden der Kilometerstein und der Strommast ins Gelände eingearbeitet. Beide stammen aus dem Hause StyleDesign und sind, wie viele andere neue Produkte des gleichen Herstellers eine Bereicherung für den Dioramenbau.

Die nackte Strukturierung. Die Korkplatte wurde verschliffen. Zudem sind schon Vogelsand und Heilerde zum Einsatz gekommen. Auch der Kilometerstein hat schon seinen Platz gefunden
Die nackte Strukturierung. Die Korkplatte wurde verschliffen. Zudem sind schon Vogelsand und Heilerde zum Einsatz gekommen. Auch der Kilometerstein hat schon seinen Platz gefunden

Gerade beim Gelände kamen vorwiegend Pigmente als Farbgebung zum Einsatz
Gerade beim Gelände kamen vorwiegend Pigmente als Farbgebung zum Einsatz

Bei der Farbgebung der Bodenstruktur arbeitete ich vorwiegend mit Pigmenten, mit denen sich gerade die typisch vietnamesische Landschaft sehr gut gestalten lässt. Der Strommast und der Kilometerstein erhielten ebenso ihre Farbgebung und Alterung, wobei ich gerade beim Kilometerstein mit sehr dünnen Farbschichten arbeitete, um die feine Strukturierung der Schrift nicht verschwinden zu lassen. Der Bezug auf Saigon deckte sich dabei hervorragend mit der ausgewählten Version des T-54, der eben im Bereich Saigons im Einsatz war.

Das fertige Diorama
Das fertige Diorama

Nun wurde noch die Vegetation gesetzt, wobei Produkte von MIG/Ammo, StyleDesign und FredericusRex zum Einsatz kamen. Dabei ließ ich die Vegetation im Bereich des Mastes üppiger ausfallen, während ich den vorderen Bereich des Dios eher spärlich „bepflanzte“, um nicht die Sicht auf den besagten Kilometerstein zu nehmen, den ich für einen kleinen „Eye-Catcher“ halte. Mit passenden Grün-Tönen und einigen Filtern wurden die Pflanzen dabei noch farblich angepasst.

Zu guter Letzt nebelte ich das ganze Diorama noch dezent mit Tamiya „Buff“ ein, um der ganzen Szenerie einen staubigen „Touch“ zu verleihen. Besondere Aufmerksamkeit ließ ich dabei der Straße zukommen...

Anscheinend wird die Besatzung des Panzers vom Vietcong über diverse Feindaktivitäten aufgeklärt
Anscheinend wird die Besatzung des Panzers vom Vietcong über diverse Feindaktivitäten aufgeklärt

Die Figuren

Bei den Figuren griff ich bei der Panzerbesatzung auf einen Set von ParacelMiniatures zurück. Diese Figuren sind einzigartig, da es ansonsten einfach nichts zu diesem Thema (nordvietnamesische Panzerbesatzung) gibt. Die Detaillierung ist sehr gut, wobei hier aber trotzdem einiges an Versäuberungsarbeiten nötig ist. Auch lässt sich eine diese Figuren nicht so wie auf dem Cover-Bild verwenden. Der vorhandene Rumpf, der eher an eine Büste erinnert, lässt sich leider nur so platzieren, dass der Kopf gerade eben aus der Luke schaut. Auch kommt mir die vollständige Figur ein wenig groß vor, gerade für einen Vietnamesen. Nicht, dass es direkt aus den Rahmen schlägt, aber man muss diese Figur schon als lang/ schlaksig betrachten. Ebenfalls zum Set gehören einige Ausrüstungsgegenstände, die ich schon im Vorfeld am Panzer platziert hatte. 

Ein kleines, schlichtes Diorama, welches aber den Betrachter trotzdem einige „Eye-Catcher“ bietet
Ein kleines, schlichtes Diorama, welches aber den Betrachter trotzdem einige „Eye-Catcher“ bietet

Bei den Vietcongs kam ein betagter Set von CMK zum Einsatz. Hier kann man die Detaillierung als ausreichend bezeichnen. Das meiste muss man hier mit der passenden Bemalung rausholen. Besonderes Augenmerk galt dabei der Darstellung der typischen Sandalen, die damals aus alten Autoreifen gefertigt worden sind.

Um einen weiteren „Eye-Catcher“ zu platzieren und gleichzeitig die Szenerie etwas aufzulockern, kam nun noch ein Fahrrad zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein Produkt von Brengun, welches komplett aus Ätzteilen zusammengebaut werden muss und definitiv auch bei der Bemalung eine richtige Herausforderung war...

Die Gepäckstücke und Tarnung (durch Blätter) bieten einen schönen Kontrast zum einheitlichen Grün des Panzers
Die Gepäckstücke und Tarnung (durch Blätter) bieten einen schönen Kontrast zum einheitlichen Grün des Panzers

Fazit

Man muss den T-54 von MIG/Ammo schon als sehr hochwertig bezeichnen, gusstechnisch auf dem neusten Stand der Technik. Eine ausführliche Bauanleitung, viele Variationsmöglichkeiten, sowie Ätzteile etc. zeigen auf, wie man sich einen Kit als Modellbauer wünscht.

Aber gerade auch die hohe Detaillierung und die vielen Kleinteile machen den Kit für Einsteiger nur bedingt empfehlenswert. Man sollte schon eine gute Portion Erfahrung mitbringen, um hier zu einem Erfolgserlebnis zu kommen. Gerade als Einstieg würde ich hier eher den gleichnamigen Kit von Trumpeter empfehlen, den ich ebenso schon gebaut habe (als SLA-Version) und der auch über eine gute Detaillierung verfügt.

Für den versierten Modellbauer ist der MIG/Ammo-Kit aber eine absolute Bereicherung und lädt nahezu dazu ein, mehrere Versionen dieses Panzers zu bauen. Wem dabei die beiliegenden Decal-Versionen nicht reichen, dürfte mit Sicherheit auf dem Zubehörmarkt fündig werden. Immerhin zeichnet den T-54 mittlerweile eine über sechzigjährige Einsatzzeit aus. Da dürfte es mehr als genug Möglichkeiten geben, eine passende Version für seine eigenen Belange zu finden...

Gerade solche Kleinigkeiten wie ein Fahrrad können eine Szenerie ungemein aufwerten
Gerade solche Kleinigkeiten wie ein Fahrrad können eine Szenerie ungemein aufwerten

Stefan Szymanski

Publiziert am 07. Januar 2021

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