KPz 70von Hauke Ahrendt (1:35 Dragon)
Das Vorbild
In den 60er Jahren war klar geworden, dass aufgrund der damaligen Bedrohungslage aus dem Osten ein Nachfolger für den gerade erst eingeführten Leopard 1 und die zu diesem Zeitpunkt verwendeten M48 entwickelt werden musste. Auch bei den Amerikanern gab es Bedarf einer Nachfolgeentwicklung für die seinerzeit genutzten Panzer.
Damals wie heute muss eine lange Entwicklungszeit bis zur Truppenreife berücksichtigt werden. Gemessen an der Forderung an die Prototypenlieferung zum Projektstart konnte die Entwicklung die Erwartungen erfüllen. Heute hat man dagegen ja eher den Eindruck, dass trotz erheblich besserer konstruktiver und entwicklungstechnischer Hilfsmittel (ich denke nur an 3D-CAD gegenüber dem Zeichenbrett) diese Möglichkeiten nicht gerade zur Beschleunigung beitragen, wenn man an den Puma, den Eurofighter, NH 90 und den A400M denkt. Sicher sind heutige Waffensysteme auch etwas komplexer als früher. Aber früher waren die Erprobungen der E-Stellen (heute WTD) deutlich stressiger, der Spruch „what ever you built we can break it“ hatte da noch seine volle Gültigkeit, heute sieht das etwas anders aus.
Das Projekt Kpz 70 zielte, dem Namen nach schon ersichtlich, auf den geplanten Beschaffungszeitraum ab, also die 70er Jahre. Die Kooperation mit den Amerikanern bedeutete zunächst unterschiedliche strategische und bewaffungstechnische Vorstellungen in einem Konzept zu vereinen. Im Konzept konnten die verschiedenen Vorstellungen aber schließlich vereinheitlicht werden. Die strategischen Unterschiede waren in Beweglichkeit und Panzerung zu finden, die sich im Grunde ausschließen. Aber auch da hat man sich einigen können. Beeindruckend ist die niedrige Silhouette in Anbetracht des Fahrzeugs. Das wird deutlich, wenn man die Silhouetten damals aktueller Panzer mit dem Kpz 70 vergleicht.
Ein Novum war und ist das absenkbare Fahrwerk, dass das Feuern auch aus geneigten Hinterhangstellungen zugelassen hat. Seinerzeit war das Fahrwerk noch kompliziert und wäre ggf. kritisch in Bezug auf die Einsatzbereitschaft, Wartung etc. geworden, aber in den Erprobungen hat es grundsätzlich funktioniert. Genial insbesondere für die damalige Zeit allemal, und etwas Vergleichbares wüsste ich bis heute im Panzerbau nicht zu finden. Insbesondere für amerikanische Verhältnisse extrem gering ist die Besatzungszahl von nur drei Mann, die zudem alle im Turm untergebracht waren, auch der Fahrer. Im Jahr 1967 wurden je ein amerikanischer und deutscher Prototyp ausgeliefert. Bis 1969 wurden je Nation insgesamt sieben Fahrzeuge verschiedener Entwicklungsstadien geliefert, mit denen die Erprobungen durchgeführt wurden. Das Projekt wurde dann wegen der Kostenentwicklung eingestellt, Deutschland ist 1969 aus der Entwicklung ausgestiegen, die Amerikaner haben das Projekt alleine und ohne abschließenden Erfolg noch zwei Jahre fortgesetzt. Erkenntnisse aus der Entwicklung konnten später in Deutschland aber in die dann gestartete Entwicklung des Leopard 2 und auf amerikanischer Seite in den M1 einfließen.
Einige der Prototypen stehen in Deutschland und Amerika in Museen (in Deutschland Koblenz und Munster), zwei deutsche Protoypen wurden erheblich umgebaut und für die DRK Studienfahrzeuge VT1-1 und VT1-2 verwendet, auch diese beiden Fahrzeuge sind erhalten geblieben (Koblenz und WTD91 Meppen). Der Verbleib von den anderen drei Fahrzeugen in Deutschland ist mir nicht klar, aber da die Fahrzeuge teilweise für Komponentenerprobungen der Leopard 2-Entwicklung gedient haben sollen, könnten diese irgendwo als solche Erprobungsträger in der Industrie geendet sein. Das Modell
Das Modell ist etwas weniger detailliert als man es von anderen Dragon-Modellen gewohnt ist, allerdings ist es schon etwas her und vor meiner Bundeswehr-Modellbauphase gewesen, dass ich zuletzt Dragon-Bausätze genutzt habe. Also entspricht meine Vorstellung von Dragon-Modellen eher den bauteilreichen Panzer IV-Bausätzen. Außerdem hat Dragon es bei diesem doch recht einmaligen Modell versäumt, sich auf eine der Versionen festzulegen, die für die Bundeswehr im Erprobungseinsatz waren. So ist leider ein Hybrid entstanden, den es so nicht gegeben hat bzw. zumindest weder das Fahrzeug in Munster oder Koblenz richtig darstellt, vielleicht aber einen der anderen fünf deutschen Panzer. Das ist aber ja schon durch diverse Bausatzvorstellungen bekannt geworden. Ich habe es so gelassen, da sich die schlurige Vorbildrecherche auf das Heck beschränkt und man es nicht so wahrnimmt. Außerdem liegt mein Schwerpunkt ja nicht so sehr auf Prototypen, und wer nicht so genau hinsieht bzw. sich nicht so auskennt, merkt es eh nicht. Der Wiedererkennungseffekt ist bei dem Modell in jedem Fall gegeben.
Auch hat Dragon darauf verzichtet, die sonst schon fast zum Standard gehörenden Teile zum optischen Finisch beizufügen – ich denke da an Ätzteile für Lüftergitter etc. Hier wird man sicher kreativ sein müssen, ich denke nicht, dass hier der Aftersale-Markt übermäßig aktiv wird. Lediglich gedrehte Rohre gibt es von ABER. Wie sinnvoll und notwendig das ist muss man selbst bewerten. Ich fand das Bausatzrohr ausreichend.
Ich habe den Bausatz ursprünglich als Basis für einen Umbau zum DRK VT1-1 oder VT 1-2 als Ergänzung zu meinen GVT 04 verwenden wollen, das dann aber wegen des zu erwartenden Aufwandes verworfen. Daher ist das Modell ohne Korrekturen aus der Box gebaut. Lediglich etwas Detaillierung wie Gitterabdeckung der Motorlüfter oder Kleinigkeiten an der Luke der Mk habe ich vorgenommen. Außerdem glaube ich mich zu erinnern, dass im Bausatz die Lukenhälften in der Anleitung vertauscht sind. Doch da der Bau schon über zwei Jahre zurückliegt keine Gewähr für diese Aussage. Auch habe ich eine andere RKL (von Perfect Scale) verwendet, da mir die Geometrie des Bausatzteiles in keiner Weise passend aussah. Und da es sowieso kein Klarmaterial war, war das dann egal. Die Antennen stammen von Schatton.
Das Modell baut sich aber insgesamt gut, die Bauanleitung ist übersichtlich und die soweit gut detaillierte DS-Kette hält den Aufwand klein. Das Material ist bekanntermaßen recht flexibel und, da kein Kettendurchhang dargestellt werden muss, in der Verwendung unproblematisch. Auch die Lackhaftung ist soweit gut. Nachteilig ist es nur, dass die Kette am Treibrad etwas durchbiegt.
Die Lackierung erfolgt zwangsläufig in Gelboliv. Als Decals reichen die eisernen Kreuze. Auf Nummernschilder und MLC-Kennzeichen habe ich verzichtet, da ich auf den spärlichen Vorbildfotos der Erprobungszeit keine finden konnte. Zur Darstellung eines der verbliebenen Museumsfahrzeuge sind die Decals im Bausatz auf jeden Fall enthalten. Hauke Ahrendt Publiziert am 14. September 2016 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |