Kaelble Straßenwalze Typ 8WGvon Holdi Langendorf (1:25 Eigenbau)Das Projekt:
Nach bisher acht Scratchbau-Projekten, die bisher auch alle schon im Modellversium präsentiert wurden, war die Wahl eines weiteren Modells erst nicht einfach. Ich wollte ja gern bei Baumaschinen der 1950/1960er Jahre bleiben. Letztendlich führte mich die Firma Artitec zu dem Modell einer Oldtimer Dreirad Straßenwalze. Das Modell gibt es von Artitec in 1:87. Mein Projekt: Nachbau in 1:25. Dieses Modell hätte auch ein Alleinstellungsmerkmal: keine Firma bietet es in 1:25 an. Zumal sind Straßenwalzenmodelle ohnehin rar gesät. Das Original:
Vorher kurz etwas zum Vorbild. Umgangssprachlich sagt man auch manchmal Dampfwalze. Das ist nicht korrekt, da die 8WG von 1941-1960 produziert und mittels eines 36 PS starken Dieselmotors von Kaelble angetrieben wurde. Die Walzen in der Anfangszeit wurden aber über eine Dampfmaschine betrieben. Von 1924 bis 1964 aber baute Kaelble mit Firmensitz in Backnang dieselbetriebene Walzen. Die 8WG wog 8 Tonnen, wenn die Walzen mit Wasser gefüllt wurden, bei Sandfüllung sogar 10 Tonnen. Aber man konnte auch noch an jedes Rad Gewichtsblöcke anschrauben mit zusammen nochmals 3 Tonnen. Das Fahrzeug konnte maximal 7,4 km/h schnell fahren. Das Aussehen des Typ 8WG blieb übrigens seit den 30er Jahren unverändert:
Der Scratchbau
Ich betrachte mich noch als Oldschool-Modellbauer, da ich ohne 3D-Drucker, CNC-Fräse oder Spritzpistole arbeite. Lediglich Evergreen-Profile, Cutter, Stahllineal, Kleber, Feilen, Farbe und Pinsel kommen zum Einsatz. Leider gab es im Internet nur eine grobe Maßzeichnung und weniger Detailfotos. Also musste aus dem wenigen Material erst einmal eine Zeichnung in 1:25 erstellt werden. Den Bau begann ich mit den Rädern. Um dem Modell auch ein Gewicht zu geben, ummantelte ich die Räder mit zwei Lagen 1 mm dicker Bleifolie. Das war auch von Vorteil für das spätere Weathering. Die Zusatzgewichte wurden in die Räder gesetzt. Die größte Schwierigkeit war hier das Vorderrad, das lenkbar und kippbar gestaltet werden sollte. Detailarbeit war wieder bei den seitlichen Abstreifern gefragt.
Der Rahmen war recht einfach zu produzieren. Das Dach ebenfalls. Detailarbeit war aber gefragt beim Fahrerstand mit den Hebeln und der Instrumententafel. Leider sieht man später bei aufgesetztem Dach recht wenig davon.
Das größte Problem war aber der Motor. Ich konnte und wollte keinen Motor aus der Grabbelkiste nehmen, zumal ich auch keinen Passenden fand. Also rudimentärer Selbstbau aus Profilen. Da man später ohnehin nicht viel davon sieht, war das dann doch nicht so schlimm. Wenn man den Deckel der Motorhaube und die beiden seitlichen Gitter entfernt, kann man ihn aber trotzdem betrachten. Als Zubehör erhielt die Walze noch einen Wassertank hinten und drei Kraftstoffkanister vorn, die allerdings ein 3D-Produkt sind. Weathering
Bei der Farbe war ich mir zu Beginn nicht schlüssig, da die meisten Walzen rot/grün oder in ähnlichen leuchtenden Farben lackiert wurden. In Kassel gibt es aber das Bauunternehmen Hermann Riede, dessen Fahrzeuge dunkelbraun/beige sind. Also eine gedecktere Farbe. Die sollte es werden. Das Modell wurde hellgrau, rostfarbig und dann in dunkelbraun oder beige bemalt. Ich wollte dieses Mal weniger Rostspuren darstellen, also erhielt die Walze nach dem Washing nur eine Verstaubung mit Künstlerkreide. Den Schriftzug stellte ich aus alten Abreibebuchstaben her. Das Diorama
Wer meine bisherigen Modelle gesehen hat, weiß, dass ich kein Modell ohne Diorama baue. Und hier kommt mein Modellbauclub „Stammtisch Nordhessen“ aus Kassel zur Sprache. Dort entstand eine witzige, aber auch etwas makabre Idee mit einem lokalen Bezug. In Kassel gibt es viele Waschbären. Die werden auch hin und wieder mal überfahren. Und dann könnte ja die Spurensicherung der Polizei anrücken…. Und hier griff ich dann doch auf Fremdmaterial in Form von 3D-Drucken der Firma „3drifter-miniatures“ zurück. Dort gab es passende Abgüsse der Personen und des Waschbären. Die Geschichte ist dann folgende. Hinter einem Zaum befindet sich eine Waschbärenauffangstation. Leider ist der Zaun etwas beschädigt und vor dem Grundstück steht auch noch eine übervolle Mülltonne. Das wurde dem geflohenen Waschbären letztendlich zum Verhängnis, als er auf der Straße von der Walze, die gerade zum nächsten Einsatzort fuhr, überfahren wurde. Die Polizei wurde gerufen und sperrte vorn ab. Hinten tat das ein Kollege des geschockten Fahrers mittels eines Leitkegels. Der Fahrer sitzt inzwischen geschockt auf dem Bürgersteig. Inzwischen ist auch die KTU da, nimmt Proben und fotografiert. Ich finde, eine witzige Idee, die aber nicht jedem gefallen könnte….
Die Landschaft wurde auf einer schräg eingesetzten Kapaline-Platte aufgebaut. Teilweise wurde mit echter Erde in Gips oder mit rauer Steinfarbe für die Straße gearbeitet. Der Gullideckel, der nach einer Schachtwartung leider etwas verdreht wieder eingesetzt wurde und die Mülltonnen (aus Bleifolie) und deren Inhalt sind ebenfalls Eigenbauten von mir. Holdi Langendorf, Publiziert am 04. Oktober 2025 © 2001-2025 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |